ghostcloud schrieb:Nein, du kannst hier auch über deine eigenen Erfahrungen schreiben, wenn du das möchtest.
Okay, dann schreibe ich mal über meine eigenen Gedanken und Erfahrungen. Mein Freundeskreis aus jungen Jahren existiert nicht mehr, außer meiner einer Freundin, die glücklicherweise noch lebt und mit der ich sehr verbunden bin.
Alle anderen sind kaum 30 Jahre alt geworden, durch Krankheiten, Unfälle und einen Mord sind alle früh in ihrem Leben verstorben und bei meinem Mann sieht es ähnlich aus, da sind die letzten Jugendfreunde keine 40 Jahre geworden. Wir sind, zusammen mit meiner Freundin, die übrig gebliebenen unserer Freundschaften.
Ich habe mich da schon so häufig gefragt, warum gerade wir es geschafft haben überhaupt so alt zu werden (kurz vor der 60) und warum all diese Menschen, die uns so verbunden waren, schon so früh sterben mussten.
Dann hört man auch noch so Sprüche wie "Die Besten sterben früh", das hat früher viel mit mir gemacht, Was und wer bin ich da? Bin ich so schlecht,, dass ich deshalb länger leben "muss"?
Das sind Gedanken, die mich glücklicherweise heute nicht mehr quälen, doch es gab Zeiten, da hatte ich sogar ein schlechtes Gewissen, überhaupt noch zu leben, wo doch die anderen es nicht mehr konnten.
Ich finde diese Selbstverständlichkeit, die ich bei anderen manchmal mit bekomme, die davon ausgehen, dass sie alt werden, immer noch etwas irritierend, weil ich halt so häufig mit bekommen habe, dass es anders war. Auch mein Mann und ich sind beide schon kurz davor gewesen, abtreten zu müssen, doch es war uns jedes Mal vergönnt (wenn man es so nennen kann), weiter leben zu dürfen.
Ich bin deshalb dankbar für jeden Tag, den ich erleben darf und lebe mehr im Moment, als dass ich mir über die Zukunft Gedanken mache.
Ich hatte Zeiten, da hat der Tod eine größere Rolle eingenommen in meinem Dasein, als mein eigenes Leben, weil es auch einige Abschiede kurz hintereinander gab. In einem Jahr war ich auf 4 Beerdigungen im Freundeskreis, das war eins der schlimmsten meines Lebens und jedes Mal die Frage, warum lebe ich eigentlich noch?
Ich habe schon oft gehört, dass sich Menschen gefragt haben, warum sie krank geworden sind und sterben müssen, bei mir war es eher anders herum. Doch eines habe ich gelernt, es bringt nichts das zu hinterfragen, eine Antwort gibt es nicht wirklich.
Bis dahin, wo es uns alle irgendwann einmal selbst trifft, sollten wir unser Leben leben, so gut es geht und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du noch einiges erleben kannst und noch schöne Erfahrungen machst und nicht nur der Tod dein Leben nun schon bestimmt. Und so wie du von dir schreibst, machst du das, in meinen Augen jedenfalls, so gut, wie es den Umständen entsprechend möglich ist.
Das zeigt mir selbst dann auch, dass das Leben gelebt werden sollte und nicht damit verbracht werden sollte, auf den Tod zu warten, zu viel darüber zu grübeln, weil er unumgänglich ist. Tot sind wir alle noch lange genug, bis dahin ist Leben angesagt.
Alles Gute und viel Kraft für dich, kann ich nur immer wieder schreiben.