Die Sache mit der Disziplin

Doors schrieb am 03.01.2023:I

Doors schrieb am 03.01.2023:Ich mache mir einen Plan über das, was getan werden muss - und dann tue ich das auch. Ob es nun Spass bringt oder nicht.

So sieht es aus. Anders geht es nicht, wenn man möglichst viel von der eh immer kürzer werdenden Lebenszeit sinnvoll nutzen will. Allerdings leben wir in dem glücklichen Umstand das im Grunde jeder für sich selbst entscheiden kann was für ihn "sinnvoll" ist und was nicht.

Basierend auf diese Erkenntnis ist es mir auch relativ egal, was andere mit ihrer Zeit anfangen, solange sie mir dadurch nicht schaden, oder versuchen, mir mit etwas was ihnen als sinnvoll erscheint, in meinen Augen aber völlig sinnlos ist - meine Zeit zu "stehlen". ( z. B. Nachbarschafts-Tratsch ^^)

Dieser von mir praktizierte Lebensstil hat mir zwar den Ruf des "größten Ego-A....loch" weit und breit eingebracht...aber das ist mir egal.

Meiner moralischen Verpflichtung zu helfen, wenn Hilfe wirklich nötig ist ( voraus gesetzt sie wird auch angenommen ) bin ich mir bewusst, das wird ebenso diszipliniert umgesetzt wie die vielen Belanglosigkeiten im Alltag, die eben " sein müssen" ( Stichwort "Hygiene-Macke" ) oder die mir reine, egoistische Freude bereiten.

Seevan schrieb am 21.10.2022:Ob es um den Gang zum Sport, das durchziehen einer gesünderen Ernährungsweise oder das regelmäßige Meditieren geht immer wieder komme ich an den Punkt an dem ich in alte Routinen zurückfalle.

Ehrlich gesagt bin ich kein besonders disziplinierter Mensch. Ich schiebe auch gerne Aufgaben (Großputz, Steuererklärung, etc.) vor mir her. Wahrscheinlich ist es eine Charaktereigenschaft, die man kaum ändern kann. Ich lebe damit. Allerdings bedrücken mich diese unerledigten Dinge auch. Man denkt halt immer dran, dass man doch noch XY erledigen muss.
Ich glaube das Geheimnis ist, dass man einfach mal anfangen muss die Dinge zu erledigen. Ich merke dann immer, "so schlimm war es doch nicht". Und eine erledigte Aufgabe verschafft einem auch ein gutes Gefühl.

Das gilt prinzipiell auch für Dinge wie gesunde Ernährung, Sport oder meditieren. Beim Sport kann ich bedingt mitreden. Ich habe früher Fussball gespielt. Da gab es feste Trainingszeiten. Ich hatte auch nicht immer Lust. Aber wenn man sich aufraffte, hat es dann doch Spass gemacht. Ich würde hier empfehlen, dass man sich einer Trainingsgruppe anschließt. Man hat einfach mehr Druck den Hintern hochzubekommen, wenn Trainingspartner auf einen warten. Was gesunde Ernährung angeht weiss ich keine gute Taktik. Da ist es vielleicht auch die Frage, ob man sie unbedingt will. Gewohnheit ist vielleicht gut. Man muss sich weiter wohl erst mal beim Einkauf zwingen, Chips und Schokolade liegen zu lassen. Wenn man nichts ungesundes im Haus hat, dann kommt man nicht in Versuchung.

Doors schrieb am 03.01.2023:Zuerst die Arbeit, dann kein Vergnügen

Das ist bei AD(H)S so.
Es erfolgt kein Zufriedenheitsgefühl.
AD(H)S - das (u.a.) Belohnungsdefizitsyndrom.

Wie formulierte es Eni van de Meiklokjes mal so treffend:

"Die Wohnung ist gemacht, du sitzt dann da und fühlst dich... -Brandenburg."

(Wahrscheinlich weil Brandenburg so wüst und leer sein soll.)

Und nach der Aufgabe ist vor der Aufgabe.

In den 70ern war vieles noch nicht da oder leichter. Du brauchtest nicht alle 4 Wochen deine Apps aktualisieren und nicht unter hunderten Strom, Bahn -Internet-Tarifen entscheiden.
Und dann die ewige Selbstoptimierung. Sei es beim Essen, Sport, Bildung etc.
Und die Unwelt ist voll von Ablenkreizen.

Also ich komme da nicht mehr mit.
Mir hilft nur strikter Minimalismus.

Mein ADS-Gehirn zündet leider nicht bei drögen Alltagsdingen. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Daher habe ich ein riesen inneren Schweinehund.
Wenn ich dann mal in die Gänge komme, finde ich dann kein Ende, weil, wenn ich Pause mache, nicht mehr hochkomme.

Palfrader schrieb:Ich glaube das Geheimnis ist, dass man einfach mal anfangen muss die Dinge zu erledigen. Ich merke dann immer, "so schlimm war es doch nicht". Und eine erledigte Aufgabe verschafft einem auch ein gutes Gefühl.

Genau das. Ich bin stets glücklich über Dinge, die ich erledigen muss und die ich erledigt habe.

Und gerade bei der Steuererklärung empfand ich es so, dass es gar nicht so schwierig war. Man muss sich einmal überwinden und das durchziehen.

Und nach 2 Wochen hatte ich bereits den Bescheid vom Finanzamt im Briefkasten!

Palfrader schrieb:Ich glaube das Geheimnis ist, dass man einfach mal anfangen muss die Dinge zu erledigen. Ich merke dann immer, "so schlimm war es doch nicht". Und eine erledigte Aufgabe verschafft einem auch ein gutes Gefühl.

So geht es mir auch. Bei mir ist es paradox. Ich arbeite sehr viel und ich habe Schiene A und Schiene B. Die laufen parallel - ich habe in meinen 50 Lebensjahren nicht herausgefunden, was Dinge in welche Schiene bringt:

Schiene A: Ich erledige diese Dinge sofort, Premium und 125%. Ich arbeite nebenberuflich als Fachbuchautorin und die meisten Aufträge von dort fallen in Schiene A. Wenn sie ein Konzept wollen, sprudeln zehn aus mir heraus.

Schiene B: Ich schiebe Dinge auf. Auch wenn sie seit Wochen auf meiner to do Liste stehen und nur drei Minuten dauern würden. Derzeit müsste ich eigentlich einen Tisch für eine Familienfeier reservieren. Wenn ich motiviert bin, dann hat das Restaurant nicht offen. Da habe ich so ein unerklärliches Aber, das ich nur mit sehr viel Anlauf überwinden kann. Meistens fasse ich solche Dinge auf meiner to do Liste zusammen und erledige sie dann - in wenigen Minuten. Nachdem sie mich wochenlang belastet haben. Danach schäme ich mich ein wenig.

Und dann gibt es noch Schiene C: Ich erledige Dinge zu 98%. Dann traue ich mich nicht, so für beendet zu erklären. Daher sage ich mir "das ist so schon ganz gut, ich schaue morgen nochmal drüber". Dann mache ich das nicht. Dann kommt die deadline und ich gebe ab. Ist immer okay, man findet noch ein bis zwei Fehler, die ich selbst auch gefunden hätte, wenn ich nochmal drüber geschaut hätte.

Geht es jemand auch so?

Hyperborea schrieb:Mir hilft nur strikter Minimalismus.

Für mich geht es auch nur mit dem Lebensstil des Minimalismus. Bin froh, dass ich den Minimalismus als Lösungsansatz entdeckt habe und profitiere jetzt, wo ich gesundheitlich nicht auf der Höhe bin, sehr davon.

MissMary schrieb:Schiene A: Ich erledige diese Dinge sofort, Premium und 125%. Ich arbeite nebenberuflich als Fachbuchautorin und die meisten Aufträge von dort fallen in Schiene A. Wenn sie ein Konzept wollen, sprudeln zehn aus mir heraus.

Schiene B: Ich schiebe Dinge auf. Auch wenn sie seit Wochen auf meiner to do Liste stehen und nur drei Minuten dauern würden.

Dazu las ich kürzlich etwas in einem verwaisten Forum für Antriebslose und schlimmer. Fand ich gut analysiert, warum solche kleinen Aufgaben immer wieder verschoben werden und ihre späte Erledigung dann einen spürbaren Entlastungseffekt bringen. Darin liegt die Chance. Vielleicht bringt Dich das weiter:
http://selbstbestimmtleben.forumprofi.de/t121f14-Ein-Sack-voll-Angst.html

Ich frage mich wie viele Personen schon mit ihren Neujahrsvorsätzen gebrochen haben. Letztes Jahr hat mir eine Kollegin erzählt sie will jetzt aber wirklich wirklich endlich 30 kg abnehmen und hat einen Personaltrainer engagiert und eine strikte Diät ab Jänner geplant. Das Ganze hat sie ca. vier Wochen durchgezogen mit dem Ergebnis, dass sie sich einen Muskelfaserriss zugezogen hat, weil sie übertrieben hat und dann erst recht nichts mehr machen konnte und jetzt wieder gar keine Lust hat.
Was ich damit sagen möchte: auch kleine Schritte bringen einen zum Ziel. Wer mit dem Kopf durch die Wand will und sich nur zu was zwingt macht das nicht lange.

Seevan schrieb am 21.10.2022:Habt Ihr für euch selbst gute Wege gefunden die euch mit eurer Selbstdisziplin helfen bzw. diese zu verbessern ?

Im Dezember habe ich eine 12 Tage Stretching Challenge mitgemacht und es hilft extrem, wenn man eine Gruppe hat die einen immer motiviert und man so zu seiner Routine findet. Vielleicht kannst du dir ja jemanden suchen der mit dir zum Sport will? Kann man über Social Media organisieren oder vielleicht direkt übers Fitnessstudio connecten. Mir hat es sehr geholfen jemanden zum Austausch zu haben.

MissMary schrieb:Schiene A: Ich erledige diese Dinge sofort, Premium und 125%.

Ja, manches geht schnell und leicht von der Hand.

MissMary schrieb:Schiene B: Ich schiebe Dinge auf. Auch wenn sie seit Wochen auf meiner to do Liste stehen und nur drei Minuten dauern würden.

Kenne ich auch, die Unzufriedenheit steigt natürlich von Tag zu Tag.
Allerdings ist die Zufriedenheit oft nicht da, wenn ich es dann erledige. Denn hinter den drei Mintuen werden weitere 300 Minuten sichtbar, die mir schlechte Laune machen.
Zum Beispiel, wenn ich einen Schrank auswische und sehe, ich müsste eigentlich alles ausräumen, weil ganz hinten alles noch viel staubiger ist. Oder ich beim Fensterputzen merke, die Rahmen müssten gestrichen werden. Oder oder oder :|
Dann machen die drei schnellen Minuten auch keinen Spaß.

MissMary schrieb:Und dann gibt es noch Schiene C: Ich erledige Dinge zu 98%.

Das kenne ich tatsächlich auch. Ich bringe es fertig und lasse im Flur den letzten Meter ungesaugt. :palm:
Kann ich ja nachher machen :palm: :palm: :palm:
Ich habe keine Ahnung, was mich dann reitet, ich muss ja nachher wieder alles bereitstellen, anmachen etc.
Manchmal schaffe ich es aber, diesen Schweinehund zu überwinden. Ist ein winziger Chihuahua, aber trotzdem nervig :lolcry:

janedoe95 schrieb:Ich frage mich wie viele Personen schon mit ihren Neujahrsvorsätzen gebrochen haben.

Ich frage mich warum gut Vorsätze an ein ganz bestimmtes Datum / Ereignis fest gemacht werden. Wenn ich merke das Änderungsbedarf besteht überlege ich ganz genau deren Priorität - wäge pro und kontra ab, und fange dann sofort bzw. schnellst-möglich damit an, oder ich lasse es gänzlich bleiben.

Solche viel gehörten Sprüche kann man getrost in den Wind schlagen, denn besser ist es doch allemal, es so lange zu versuchen, bis es klappt. Warum aufgeben, nur weil man sich nicht an eine Redewendung gehalten hat? Mumpitz.

Man muss solange Disziplin bewahren bis es zur Gewohnheit wird.

Beispiel : Du willst 3 mal die Woche zum Sport. Die ersten 2-3 Monate brauchst du ein strenges Regime mit Kalender, Alarm einstellen ( 16uhr " halbe stunde bis zum Training) und nach der harten Phase wo du dich immer fast zwingen musst, kommt die Phase der Gewohnheit wo diese Sachen dir eher fehlen würde-

Disziplin fängt im Kopf an , wenn du etwas nicht wirklich möchtest dann wird das auch nichts mit der Disziplin.

Cyanol schrieb:Disziplin fängt im Kopf an , wenn du etwas nicht wirklich möchtest dann wird das auch nichts mit der Disziplin.

:note:

Das unterschreibe ich mal so wie es da steht.

Funzl schrieb:Ich frage mich warum gut Vorsätze an ein ganz bestimmtes Datum / Ereignis fest gemacht werden.

Das verstehe ich auch nicht. Vor allem warum muss ich dass dann immer gleich X Leuten vor (in meinem Fall) Neujahr erzählen? Ich werde nicht schlau aus meiner Kollegin, mit dem Rauchen ist es das selbe. Da gibt es wieder X Termine wo sie starten möchte, alles immer nur Blabla.

@janedoe95

Mit dem Rauchen hab ich das auch schon gemacht als ich noch rauchte. Ich hab gehofft, ich würde dann keine Blöße zeigen und eben nicht mehr vor den Leuten rauchen. Nach 2 Rückfällen hat es dann sogar geklappt. An einen bestimmten Termin hatte ich es nicht gekoppelt, sondern eher so : " So nun ist endgültig Schluss"

janedoe95 schrieb:Ich werde nicht schlau aus meiner Kollegin, mit dem Rauchen ist es das selbe. Da gibt es wieder X Termine wo sie starten möchte, alles immer nur Blabla.

In einem ähnlichen Fall sagte man mir einmal, das sind " versteckte Hilferufe nach Unterstützung"..worauf ich mir dann dachte : "Wenn jemand nicht ehrlich genug sein kann, direkt und offen nach Hilfe/Unterstützung zu fragen, kann sein Vorhaben nicht ernst gemeint sein...

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich hab gehofft, ich würde dann keine Blöße zeigen und eben nicht mehr vor den Leuten rauchen. Nach 2 Rückfällen hat es dann sogar geklappt. An einen bestimmten Termin hatte ich es nicht gekoppelt, sondern eher so : " So nun ist endgültig Schluss"

So habe ich es noch gar nicht betrachtet, - danke für die Sichtweise.
Super, dass du es geschafft hast :)

Funzl schrieb:In einem ähnlichen Fall sagte man mir einmal, das sind " versteckte Hilferufe nach Unterstützung"..worauf ich mir dann dachte : "Wenn jemand nicht ehrlich genug sein kann, direkt und offen nach Hilfe/Unterstützung zu fragen, kann sein Vorhaben nicht ernst gemeint sein...

Bei ihr ist es einfach Aufmerksamkeitssucht, ich weiß auch alles über ihre Beziehungen, ihre Familie, Nebenjob usw. usw. usw.
Am Anfang dachte ich auch sie erzählt mir das weil sie mich als Vertrauensperson sieht, aber sie erzählt einfach jedem ALLES. Also ja ich glaube das ist einfach nicht ernst gemeint.

janedoe95 schrieb:Bei ihr ist es einfach Aufmerksamkeitssucht, ich weiß auch alles über ihre Beziehungen, ihre Familie, Nebenjob usw. usw. usw.
Am Anfang dachte ich auch sie erzählt mir das weil sie mich als Vertrauensperson sieht, aber sie erzählt einfach jedem ALLES. Also ja ich glaube das ist einfach nicht ernst gemeint.

Eine bedauernswerte Person....irgendwie

@Funzl
Ja und auch sehr mühsam wenn sie dir das zweite Mal eine Geschichte erzählt weil sie vergessen hat dass sie es schon erzählt hat :D

Frau.N.Zimmer schrieb:Mit dem Rauchen hab ich das auch schon gemacht als ich noch rauchte. Ich hab gehofft, ich würde dann keine Blöße zeigen und eben nicht mehr vor den Leuten rauchen. Nach 2 Rückfällen hat es dann sogar geklappt. An einen bestimmten Termin hatte ich es nicht gekoppelt, sondern eher so : " So nun ist endgültig Schluss"

Habe vor 6 jahren aufgehört mit dem Rauchen von einen Tag auf den anderen und nie wieder geraucht. War das Wochenende danach mit Freunden unterwegs was trinken und in einer Raucherkneipe. Hatte keinen Rückfall.

Es hat jedoch auch nur funktioniert, da ich innerlich vorher schon keine Lust mehr hatte zu rauchen. Das war weniger eine Frage der Disziplin, sondern mehr eine Sache das ich es absolut nicht mehr wollte.

janedoe95 schrieb:Da gibt es wieder X Termine wo sie starten möchte, alles immer nur Blabla.

Gerade wenn man mit dem Rauchen aufhören will, ist es nicht sehr hilfreich, da einen Termin festzusetzen. Man muss das wirklich wollen und wenn man dazu noch nicht bereit ist, dann wird das auch nicht klappen.
Hilfreich ist es schon, wenn einem andere dabei unterstützen, indem sie immer wieder fragen, ob man eh noch standhaft geblieben ist. Und, und das hat mir geholfen, ich habe mir immer ausgerechnet, wie lange ich nun schon rauchfrei bin und dass es verdammt schade wäre, wenn ich mich all die Zeit umsonst gequält hätte. Heute gibt es da ja glaub ich sogar schon Apps.

Hier bei Allmy gibt es glaub ich einige Leute, die mit dem Rauchen aufhören wollen bzw gerade dabei sind. Wäre da ein eigener Beitrag nicht hilfreich, wo man sich untereinander unterstützen kann? Nur so eine Idee...