MarinaG. schrieb:..
Ich grüße Euch! Da dieser Thread moderativ geschlossen wurde, ich die Thematik als solches jedoch sehr interessant finde, möchte ich hier einen neuen Versuch mit diesem Thema starten. Das Internet gehört mittlerweile ja ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Es macht die Dinge insofern leichter, als dass zahlreiche Dienste es ermöglichen, die alltäglichen Dinge besser zu koordinieren, Informationen aufzufinden, sich folglich autodidaktisch und via zahlreicher professioneller Onlineangebote zu bilden, Recherchieren usw. usf.. Man kann unkompliziert quer über den Erdball Kontakte knüpfen und aufrecht erhalten, die Welt wird kleiner, (be)greibarer und beherrschbarer - sollte man meinen.
Doch so, wie jede Medaille zwei Seiten hat, so hat diese auch das Internet. Entfremdung, Hate Speech, Vereinsamung, Verschwörungstheorien und Falschinformationen sind allgegenwärtig. Das Darknet bietet darüber hinaus noch mehr Unerfreuliches. Das wäre die allgemeine Seite. Und ich bin mir sicher, fast jeder der hier hereinliest, könnte mich an dieser Selle noch ergänzen und verbessern. Doch auf diese, die allgemeine Seite, möchte ich eigentlich nur peripher hinaus. Worum es mir geht, ist das Persönliche. Die Veränderungen, die das Internet in unserem persönlichen Verhalten hervorruft und, wie wir das Netz im Alltag nutzen.
Ich war, zu Anfangszeiten der allgemeinen Internetnutzung, also etwa Anfang der 2000er, für etwa 1 Jahr das, was ich selbst als absolut onlinesüchtig definieren würde. Diese neue Möglichkeit der Kommunikation, brachte mich dazu, mich in jeder freien Minute mit meinem Piepsemodem einzuloggen. Allerdings war das nicht einmal das Schlimmste / Extremste, selbst wenn mein Haushalt liegen blieb, ich begann die Nächte durch zu machen, zu viel zu trinken und eine allgemeine Verwahrlosung, im Sinne dessen, dass die tägliche Dusche auch gerne mal unterblieb, sich breit machte. Die nächste Stufe (und damit die Steigerung) bestand dann darin, dass ich gedanklich so sehr von meinen Online"bekannten" vereinnahmt war, dass ich 24/7 darüber nachdachte; ich träumte sogar davon. Ich sprach von nichts Anderem, dachte an nichts Anderes, ich telefonierte mit den Leuten, zum Teil traf man sich - ich verliebte mich unglücklich (okay, das war Einbildung, ich war wirklich über den Jordan, meine Fresse).
Nun hatte ich das Glück, dass ich selbstständig arbeitete und mich so noch immer irgendwie durchmogeln konnte. Irgendwann war ich indes an dem Punkt, dass ich einen derartigen Arbeitsstau angehäuft hatte, dass ich meinen Auftraggeber anrufen musste und ihm gestehen, dass ich das nicht geschafft hatte, zeitlich. Der war nicht nur not amused, der war fuchsteufelswild und drohte mit harten Konsequenzen. Da begann mir zu dämmern, dass ich gerade dabei war, mein Leben mit Karacho vor die Wand zu fahren. Ich zog den Stecker und stellte mich dem, wovor ich da so extrem geflohen war; meinem Alltag und dessen Ödnis.
Gut, langer Rede kurzer Sinn:
- Kennt Ihr ebenfalls solche Geschichten; vielleicht sogar von Euch selber?
- Wie handhabt Ihr Euren Internetkonsum?
- Was würdet ihr als (noch) gesund / normal und was als pathologisch / übersteigert / süchtig ansehen?
- Was sind die Prämissen, unter denen Ihr Internetsucht definieren würdet?
- Was meint Ihr, was bringt einen zu einer exzessiven Onlinenutzung und ab welchen Punkt seht Ihr persönlich diese für Euch als problematisch an?
Ja - soweit erst einmal. Über Eure Rückmeldungen würde ich mich freuen.
LG Mina
Hallo MinaHarkness,
bei Absatz 1 stimme ich Dir vollkommen zu. So ist es und so sehe ich das auch.
Beim zweiten Absatz kann ich Dir nur bedingt zustimmen, denn, es stimmt schon,
dass das Internet auch zwei Seiten hat und man diverse Nachteile bzw. Probleme nicht von der Hand weisen kann, aber im Grunde geht es doch um den einzelnen Menschen, ob er sich davon "negativ" beeinflussen lässt. Die Tatsache, dass es zwei Seiten gibt, bedeutet doch nicht automatisch, dass das Internet den User xyz tatsächlich negativ beeinflusst oder dieser sich beeinflussen lässt. Demnach macht dies Menschen, die smart durchs Leben gehen, wenig aus. Ich weiß aber, was Du meinst. Zum Thema "Darknet" muss ich Dich allerdings aufklären, da nicht alles, was für kriminelle Zwecke missbraucht wird, automatisch schlecht/illegal oder "unerfreulich" ist oder dies der Grundhintergedanke war!
Ich weiß, worauf Du hinaus möchtest. Waren vorab ein paar Gedanken meinerseits.
Ich kenne das auch. Als ich meinen ersten PC hatte, nutzte ich das Internet auch vollumfänglich. Es war für mich auch neu, quasi 24/7 Online zu sein und alles zu erforschen. Neben 99,99% Pornoseiten und die Möglichkeit, dies 24/7 umzusetzen, hatte ich auch Foren, Chats und Co. für mich entdeckt. Ja, ich kenne auch schlaflose Nächte und fühle mit Dir. Bei mir war es allerdings so, dass dies nur während der Anfangsphase so war, da alles neu und unerschöpflich war. Ich habe schnell die Kurve bekommen, da ich eigentlich keine "Zeit" hatte und diverse Dinge kurz darunter gelitten hatten.
Gut, wenn man es einsieht bzw. noch die Kurve bekommt!
Ja, ich kenne das, da ich dies anfangs auch so, da es neu war, erlebt hatte.
Wobei ich ein Teenager bzw. junger Erwachsener war und dann die Ansicht und die Bedürfnisse wohl anders gelagert waren. Ich "denke", dass man dies als Erwachsener mit anderen Prioritäten anders regelt bzw. sieht.
Also, ich bin bodenständig und habe andere Dinge zu tun. Nebenbei habe ich auch "normale" Verpflichtungen, sodass ich -anders als Teenager/junger Erwachsener- gar keine Zeit mehr hätte, 24/7 Online zu sein, Online-Games zu "zocken", zu chatten, 623 Foren zu besuchen usw. Interessen/Neigungen haben sich auch verschoben. Meine Internetzeit ist heute effizient(er) und somit darauf begrenzt, was ich benötige. Ich bzw. meine Systeme sind zwar fast 24/7 Online, aber nicht ich. Bin ich auf Achse, schaue ich fix nach einer Bestellung oder verfolge ein Paket. Zwischendurch über Mittag fix Online-Banking bzw. per App. Am Nachmittag noch schnell etwas per App bestellt und am Abend Online per APP eine Reservierung getätigt. Hier und da etwas gekauft, ausgemacht, geprüft, Infos ermittelt, gecheckt usw. und das war es. Kurzum: Das, was Du alles unter "Positiv" aufgeführt hast, nutze ich heutzutage mehrmals täglich nebenbei und bin effizient.
Bin ich krank oder habe etwas mehr Zeit, dann schalte ich auch einmal "ab", lese Online, schaue bei Foren (Hobby, Interesse) vorbei oder verbringe hier und da mehr Zeit.
Dies wird aber durch Aktivitäten/Verpflichtungen, die mir wichtiger sind, begrenzt.
Insofern muss ich darauf nicht achten. Es kann auch sein, dass ich einmal eine ganze Woche nicht ONLINE bin. Wobei ich da wiederum einen Unterschied sehe zwischen Banking, Bestellungen, Sendungsverfolgungen usw. und Spaß, Recherche usw.
Pathologisch Verhaltensweisen diesbezüglich oder eine Sucht generell an der Stundenanzahl festzumachen, ist falsch. Gerne wird gesagt, dass x Stunden pro Tag im Altersbereich A "gut" und y Stunden im Altersbereich A "schlecht" sind. Nur, jeder Mensch ist anders und pauschalisieren ist nie gut. Insofern macht es alleine die Zeitspanne nicht aus. Die Frage ist eher, ob der Mensch dahinter leidet, jederzeit die Kurve bekommt und ob andere/Dritte darunter leiden. Wenn der Mensch leidet, ohne das Internet nicht mehr kann (süchtig ist) und Dritte bzw. die Arbeit, Familie usw. darunter leiden, dann ist es definitiv krank.
Es kommt auch darauf an, was sich der Mensch "reinzieht" und "wie" der Mensch damit "umgeht". Wer sich 24/7 irgendwelchen Müll reinzieht, krude Weltanschauungen anschaut und dies nicht differenzieren oder davon lösen kann, der unterliegt einer Gefahr. Problematisch bei einer Sucht ist, dass dies Betroffene zumeist weder einsehen noch erkennen (wollen).
Gefestigte Geister könnten wohl alles in sich reinziehen und bleiben davon unbeeindruckt. Wobei dann die Frage wiederum wäre, warum sich gefestigte Geister solchen Content geben sollten?
Die Gründe für eine exzessive Onlinenutzung sind unterschiedlich. Manche Menschen flüchten, suchen Hilfe/Zuflucht/Freunde? Andere Menschen beteiligen sich am Glücksspiel oder "Games".
LG