@cassielDaß der Begriff der Anarchie hier nicht fasst, ist mir bewußt.
Vielen Dank für Deine Ausführungen.
In meinem Eingangspost stelle ich ja gerade diesen Zusammenhang in Frage.
Der Titel mag irreführend sein, doch kommt es meines Erachtens darauf an, was bezweckt wird.
Natürlich kann kein Mensch ohne Regeln leben, bestimmten Regeln muß er sich beugen, um überhaupt existieren zu können.
Ein Mensch, der nicht bereit ist, dazulernen zu wollen, wird mit dieser seiner Einstellung, denn was anderes ist es nicht, nicht weit kommen. Grenzen hätte er sich erschaffen, ohne sich gar bewußt zu sein, welcher Art diese sind, und so wird
er wahrscheinlich an diese stoßen, und reagieren müssen. Es wird ihm nicht die Wahl bleiben, Reaktionen unterlassen zu können. Eine zwischenmenschliche Interaktion gehört zum Überleben dazu, befindet er sich denn in einer Gesellschaft, die Regeln unterworfen ist, um zu "funktionieren".
Daß das Lernen in kleinen Explosionen stattfindet, dazu gibt es sicherlich auch andere Theorien.
Sicher ist, daß man als Individuum zu entscheiden hat, was man zu empfangen bereit ist.
Ob diese Informationen, die man im Laufe eines Lebens annimmt, sich auch als brauchbar erwiesen, ob sie einem wichtig erschienen, ob sie miteinander bestehen können, als daß man sie hat verknüpfen können.
Was das Individuum für sich an Informationen letztlich anzunehmen bereit ist, kann ausschlaggebend für seinen Lernprozess sein. Jeder Mensch hat seine eigenes Bauwerk des Wissens in sich zusammengetragen, und mehr oder weniger
ist er bereit, dieses zu schützen, es zu verteidigen, zu bewahren, auszubauen, bis hin zu einer Grundsanierung.
Oft hat er die Wahl, ist Bauherr und Architekten kann bestimmen und regeln, jedoch müßte er zusätzlich in der Lage sein,
die kontinuierliche Zufuhr von Baumaterial zu stoppen.
Wenn hier von Menschen die Rede ist, die sich keinen Regeln unterwerfen möchten, so ist von Bauherren die Rede, die
sich enstchieden zu haben scheinen, im Chaos zu leben, und man könnte schlussfolgern, als wäre diese Entscheidung
eine selbstzerstörerische. Konditioniertes Verhalten der Mitmenschen entbehrt nicht einer Blindheit für die Eigendynamik
des Individuums. Eigentliches Lernen kann so verhindert werden, für beide Seiten.
Gruß,
q.
Zur bisherigen Handhabung dieses Threads noch folgendes:
>Autopoiesis ist ein Schlüsselbegriff in der soziologischen Systemtheorie von Niklas Luhmann (*1927, †1998). Luhmann übernahm den Begriff Autopoiesis in den frühen 80er Jahren und übertrug das Konzept auf die Betrachtung sozialer Strukturen.
Seine zentrale These lautet, dass soziale Systeme
* ausschließlich aus Kommunikation bestehen (nicht aus Subjekten, Akteuren, Individuen o.ä.),
* sich in einem ständigen, nicht zielgerichtetem autokatalytischen Prozess quasi aus sich selbst heraus erschaffen - daher bezeichnet Luhmann sie auch als autopoietische Systeme.
>Luhmann beobachtete, dass Kommunikation in sozialen Systemen ähnlich abläuft wie die Selbstreproduktion lebender Organismen: Ähnlich wie diese nur Stoffe aus der Umwelt aufnehmen, die für ihre Selbstreproduktion relevant sind, nehmen auch Kommunikationssysteme in ihrer Umwelt nur das wahr, was zu ihrem "Thema passt", was an den Sinn der bisherigen Kommunikation "anschlussfähig" ist. "Sinn" ist für Luhmann ein Mechanismus zur Reduktion von Komplexität: In der unendlich komplexen Umwelt wird nach bestimmten Kriterien nur ein kleiner Teil herausgefiltert; die Grenze eines sozialen Systems markiert somit eine Komplexitätsdifferenz von außen nach innen. (Statt von einem "autopoietischen System" mit einer "Grenze" spricht Luhmann gelegentlich auch von einer "Form" mit einer "Innen-" und einer "Außenseite", wobei er das sehr abstrakte "Kalkül der Form" des Logikers George Spencer-Brown heranzieht.)<wiki.
No More Excuses.