sundra schrieb am 03.09.2020:Mich würde mal interessieren, woran ihr gemerkt habt, dass Eure Kinder, Tochter oder Sohn, ausziehen wollten. Gab es Vorzeichen oder kam das von jetzt auf jetzt. Haben sich Eure Kinder in der Zeit vor dem Auszug irgendwie verändert oder gab es deswegen sogar Meinungsverschiedenheiten. Hattet ihr das Gefühl, dass die Zeit einfach reif war dafür oder Eure Kinder nur blauäugig ausziehen wollten, ohne an das danach zu denken in Form von Alltag und Realität. Sind sie dann auch tatsächlich ausgezogen oder war das nur ein kurzes Strohfeuer, weil man gerade halt mal Lust darauf hatte. Sind sie sogar wieder bei Euch eingezogen nach einer Weile, weil es vielleicht doch noch nicht der richtige Zeitpunkt war und wie seidihr damit umgegangen. Habt auch ihr Euch neu orientiert mit der neuen Freizeit oder überkam Euch eine Leere. Gerade bei Alleinerziehenden stelle ich mir das nochmal anders vor, wenn die Kinder dann ausziehen.
@sundraAuch ich kann "leider" nur aus (meiner) Sicht des damaligen "Kindes" bzw. "Teenagers" respektive jungen Erwachsenen schreiben.
Inwiefern meine Eltern dies "gemerkt" haben oder es sich "abgezeichnet" hat, kann ich nicht sagen. Ich kann nur schreiben, dass wir Eigenheime besitzen und eine größere Familie sind.
Infolgedessen hatte ich eine ganze Etage für mich. Als Kind dachte ich, dass ich für immer bei den Eltern bleibe und alles so toll rosig ist. Geträumt hat man als Kind auch, dass man irgendwie einen guten Job hat, der angemessen bezahlt wird, und später eine eigene Familie hat; zumindest wurde dies so vorgelebt bzw. ab und an gesagt. Als Kind hat man ja ganz andere Sorgen, Wünsche und Fantasien.
Als dann die rebellische Teenagerzeit kam, hatte ich mir fast täglich gewünscht, endlich ausziehen zu können. Es ist ja nicht nur ein finanzieller Aspekt, der beachtet werden muss, sondern auch die Tatsache, dass man noch nicht volljährig war. Unter 18 und auch als Teenager kann man zwar rechtlich ausziehen, aber es gibt da auch rechtliche Hürden und diverse Bedingungen. Damals war das alles unmöglich. Also blieb nur abwarten und der Groll.
Bezüglich "rebellisch" kann ich ergänzen, dass ich generell ein entspannter Typ bin und auch als Teenager eher der "Ruhige" war. Insofern waren meine Eltern das Problem. Und NEIN, ich habe weder geraucht noch gesoffen. Ich war nicht auf Achse bis in der Früh und ich habe auch stets BEscheid gegeben. Vielmehr waren die Eltern das Problem, da bei Akademikern nur Leistungen gezählt haben und alles andere (Freizeit, Freunde, Hobbys usw.) nicht logisch war bzw. dies unwichtig erschien. Für mich war es der goldene Käfig!
Ich hatte zwar "alles" und eine eigene Etage, aber die Umstände waren bescheiden.
Anfangs dachte ich noch, dass ich in der Etage wohnen bleibe, da hier ja der Mietzins wegfällt und ich hätte lediglich während einer AUsbildung, Arbeit usw. Strom, Wasser, Internetpauschale usw. bezahlt, aber später war dann doch der Drang nach "Freiheit" größer.
Kurzum:
Als Kind hatte man nicht daran gedacht bzw. nur spielerisch "nachgeahmt",
dass man irgendwann als Mann einen tollen Job hat, eine schöne Wohnung oder Haus
und dazu eine tolle Frau und Kinder. Als Mann arbeitet man und sorgt für die Frau.
Als Teenager dachte ich, dass ich, sobald ich fertig mit der Schule, Ausbildung, Studium usw. bin, auf der Etage (Bad, WC, mehrere Zimmer, Flur, EIngangsbereich) wohnen bleibe und mir somit den Mietzins spare. Bisschen Wasser, Heizung, Strom, Internet, Essen. Vom Rest dann Autos kaufen bzw. daran herumbasteln und später für eine Eigentumswohnung bzw. Familie sparen. Zu diesem Zeitpunkt war aber das Thema "Freundin" noch nicht so präsent.
Irgendwie habe ich das Gymnasium nicht gepackt, infolgedessen auch kein Vollabi, und bin auf die Realschule gekommen. Dies war dann für meine Eltern der Supergau. Wie kann ich nur?, in unserer Familie?, was denkt die Verwandtschaft?, was denken Arbeitskollegen?, was denken die Nachbarn? usw.
Und dann gab es jeden Tag "Stress". Ich "müsse" etwas leisten, ich wäre faul, ein Schmarotzer usw. Wenn ich den Abschluss nicht packe und faul sei, fliege ich mit 18 raus.
Die Etage könne man teuer vermieten, so lange ich dort lebe/wohne und nichts "bringe", bringe ich nichts usw. Ja, meine Eltern sind eiskalt und wirtschaftstreu.
Dann kam die erste Freundin und das Theater ging richtig los.
Sie wäre nicht gut genug für mich, sie mag nur in die Familie zwecks Geld/Vorteile usw.
Sie durfte nie bei mir schlafen, also haben wir das immer heimlich gemacht.
Dann gab es wieder Ärger. Ich sollte mich auf die Schule konzentrieren, nicht auf Mädchen/Frauen usw. Blah, blah, blah, blubb. Dann hatte ich oft bei ihr geschlafen, aber ihren Eltern war das auch nicht so recht. Frauen können ja schwanger werden und Jungs wollen nur das Eine. Ich wollte dementsprechend meine Ruhe, etwas mehr Intelligenz erleben und vor allen Dingen "Freiheit" & "Freiraum".
Irgendwann hatte ich dann gesagt, dass man es hier nicht mehr aushält und ich ausziehen werde. Bis 18 habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin vorher mit der Freundin in die erste Wohnung gezogen. Das ging schon. Über das Jugendamt gab es Bedingungen, aber funktionierte einwandfrei. Ich war 16, bin 17 geworden und dann stand schon bald der 18. Geburtstag vor der Tür.
Den Realschulabschluss hatte ich zwar als Schulbester abgeschlossen, aber davon konnte ich mir auch nichts kaufen. Trotz Liebäugelei mit der FOS, war ich bei der Familie unten durch.
Sobald das Thema "Gymnasium" durch war, war ich bei der Familie unten durch.
Der Auszug hat es dann noch getoppt. Eltern zeigten Null Einsicht! Schuld haben immer andere!
Nach und nach hatte ich den AUszugswunsch angekündigt, aber nie wegen finanzieller Probleme und Hürden angehen können. Irgendwann nach Streit x war es mir zu blöd.
Während der Ausbildung und mit der Freundin ging dies dann. Es war alles finanziell knapp, aber die "Freiheit" war unbezahlbar. Später hatte ich dann noch nebenbei gearbeitet und die Mieten waren noch bezahlbar.
Tja, so war das. Für kein Geld der Welt würde ich mich kaufen oder locken lassen.
Was bringen EIgenheime bzw. die Möglichkeit, mietfrei zu wohnen, wenn die Umstände nicht passen. Vor allen Dingen, wenn es dann Vorwürfe gibt oder dies und jenes dann vorgehalten wird. Nee, lieber "frei" und "ehrlich".