T.Rick schrieb:Polizei ist nämlich nie da, wenn man sie mal brauchen täte.
Das ist ein Stichwort, was ich hier gerne mal aufgreife.
Vielleicht trübt mich meine Erinnerung, aber jeden Fall machte ich diese Beobachtungen aber seit der Kindheit nicht mehr. Ich kann diese Erinnerung natürlich nur auf gewisse Orte beziehen und was andere später aus ihrer subjektiven Sicht wahrnehmen und etwa im Internet wiedergeben.
Kurzum: Kein Anspruch auf Richtigkeit, ich war als Kind nicht omnipräsent überall in DE unterwegs. Mit dem Disclaimer aussen vor:
Ich meine als Kind, wo ich auch viel unterwegs war, öfter etwa in meinem Viertel Polizisten zu Fuß gesehen zu haben. Ich entsinne mich grob nur noch konkret an einen Fall wo es ein etwas älterer Herr war und wo ungefähr ich dem über den Weg lief. In dem Viertel war keine Polizeiwache in der direkten Nähe. Soll heißen, mit höchster Wahrscheinlichkeit lief er Streife, so er da in der Nähe keinen Termin in Uniform irgendwo wahrnahm. Er grüßte auch, glaube ich.
Daraus schlussfolgere ich in Kombination mit Aussagen in etwa Polizeiforen oder von Ottonormal im Internet, dass die wahrgenommene Präsenz der Polizei zu nicht gerade kleinen Teilen zurückging. Das senkt das Sicherheitsempfinden und bestärkt abstrakt wie real gewisse Taten und Täter. Heute nehme ich Polizei auf Streife im Kern nur noch im vorbeifahrenden Streifenwagen war. Das nimmt man sicherlich auf der Straße selbst war weil die Autos hervorstechen, sind es aber doch am Ende nur kurze flüchtige Momente. Früher hätte dir theoretisch auch in ruhigeren Gegenden an irgendeinem beliebigen Straßenzug ein Polizist zu Fuß entgegenkommen können.
Sicherlich gibt es in bestimmten Gebieten oder herausgehobenen Orten immer noch solche Polizisten. Aber mir hilft kein Vergleich wie "Ja in Hamburg im Kiez anner Reeperbahn gibts das noch" wenn die dortige Davidwache eh fußläufig erreichbar ist und wenn dafür anderswo in vielen kleineren bis mittleren Städten die "Fußpräsenz" massig zurückging oder gänzlich dem KfZ wich.
Viele Länderpolizeien haben glaube ich gar nicht das Personal, quasi parallel zu den "motorisierten Streifen" überall verteilt Polizisten zu Fuß auf Streife zu schicken bzw. die mit nem Wagen in ein Viertel zu schicken wo sie dann aussteigen und ein Areal zu Fuß abdecken. Die Präsenz scheint einfach viel geringer in der Wahrnehmung.
Hier muss man unterscheiden zu etwa Einkaufsspassagen oder "besonderen Orten". Da nehme ich plakativ nochmal die Reeperbahn. Davon rede ich aber nicht, ich rede halt auch von irgendwelchen Wohnvierteln in ruhigeren aber städtischen Gebieten.
Wie passt das jetzt zum Thema? Kurzum: Ich denke, der "Rückzug aus der Fläche" macht zumindest die Polizei auch in den Köpfen mancher zu einer Anomalie, als dass sie Teil eines sogar lokalen Stadtbildes (und dies wahrnehmbarer und nahbarer zu Fuß, als im vorbeifahrenden Auto!) wären und damit eher und auch nahbarer in junge wie ältere Köpfe verankert werden. In Problemgebieten sieht man jene ggf. eher, das wirkt dann aber reaktiv.
Ich rede wirklich davon, dass man auch ohne "Kriminalitätsbelasteten Schwerpunkt" da auch mal Fußstreifen wahrnehmen kann. Aber das kostet halt Personal. Was es wiederum wohl nicht in ausreichender Zahl gibt, als dass man jene dahinschicken kann. Weil es bequemer / effizienter ist, bei überschaubarem Pool die Leute halt "greifbar" in Autos zu packen damit sie bei Notrufen schnell reagieren können.
Und das müssen sie auch - freuen würde ich mich aber über mehr wahrnehmbare "Lokalsheriffs", die im Idealfall auch nicht ständig wechseln sondern beständig bleiben. Das schafft real wie auch im Sicherheitsempfinden Synergieeffekte. Es geht auch nicht darum, an jeder zweiten Ecke einen Polizisten haben zu wollen der mit Argusaugen alles beobachtet. Aber mehr lokale Präsenz hilft meines Erachtens quasi immer.
Und gerade bei Heranwachsenden mit Problemumfeld, um nochmal mehr gen Thema zu kommen, wird das Bild etabliert, dass diese Teil der Gesellschaft sind und nicht nur eine fremde Anomalie oder gar Feindbild, entstanden durch fehlende nicht-kritische oder konflikthaltige Berührungspunkte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hat Polizei mehr Personal in der Fläche, wird vermutlich abstrakt auch hier und da der Grundrespekt etwas steigen, weil im wahrsten Sinne näher am Bürger. Mehr empfundene Verzahntheit. Abstrakt weniger Anomalieempfinden. Erhöhter Grundrespekt.
Es wird immer Ausnahmen geben und mehr lokale allgemeine Präsenz oder auch Nahbarkeit kein Allheilmittel sein. Das darf man natürlich nicht erwarten, das wäre utopisch.
Aber es kann halt helfen. Ganz zu schweigen von verbesserter Reaktionszeit vor Ort.