@naas irgendwie habe ich das Gefühl, dass Du das Prinzip einer Versicherung völlig missverstehst. Eine Versicherung ist kein "Ansparen" auf entsprechende Auszahlung, sondern die Absicherung von seltenen, aber großen Risiken. Der Gedanke, dass auf ALG I "Du Dich selbst finanzierst, weil Du dafür ja eingezahlt hast" und "Du ein Recht darauf hast, wenn der Job Dich zu sehr belastet", wäre etwa vergleichbar mit dem Hausbesitzer, der seine Bude anzündet, wenn ihm die Arbeit für die Instandhaltung des Hauses zuviel wird und dann das Geld von der Feuerversicherung beansprucht, "weil er hat dafür ja auch eingezahlt". Oder des Autofahrers, der den Wagen, der zuviel Reparaturen benötigt, an den nächsten Baum setzt, und dann Geld von der Kasko will, "weil er hat ja dafür eingezahlt"...
Die Idee, dass bei einer Versicherung jeder das wieder rausbekommen sollte, was er eingezahlt hat, ist falsch. Dann wäre es keine Versicherung, sondern ein Sparvertrag. Für Dinge, wo sowas das Ziel ist, sind Versicherungen viel zu kompliziert.
Versicherungen sind immer dann sinnvoll, wenn es um die Absicherung von sehr seltenen, dann aber sehr teuren Risiken geht. Dh. das Feld, wo Versicherungen am sinnvollsten sind, ist das, wo 99 Versicherte am Ende draufzahlen, weil der Versicherungsfall nie eintritt, aber einer dadurch geschützt ist vor einer existenzvernichtenden Belastung, die vielleicht 90 mal so hoch ist wie das, was er eingezahlt hat...
Eine Arbeitslosen
versicherung funktioniert nur, wenn die Versicherten alles dazu tun, dass der Versicherungsfall nicht eintritt (und dafür sorgen eben die Bedingungen für den ALG I Anspruch) und wenn der Großteil der Versicherten mehr einzahlt, als je daraus entnimmt, um eben in den Fällen, wo ein Versicherungsfall eintritt, denjenigen vor schweren Belastungen schützen zu können.
Dieses Missverständnis ist übrigens auch, woran unser Rentenversicherungssystem krankt: das war auch mal als Versicherung angelegt. Als Versicherung gegen das Risiko, nach Renteneintritt noch sehr lange ohne Erwerbseinkommen zu leben. Das funktioniert aber nur, wenn die Mehrheit der Versicherungsnehmer eben deutlich früher sterben. Die Erwartung, als Rentner das eingezahlte Geld im Regelfall "zurückzubekommen", ist falsch. Wenn es darum ginge, sind langfristige Anlagen der bessere Weg. Eine Rentenversicherung kann nur funktionieren, wenn die Mehrheit der Versicherungsnehmer aufs ganze betrachtet dabei draufzahlen, damit eben Versicherungsleistungen möglich sind für die, die dann doch älter werden. Als unser Rentenversicherungssystem aufgelegt wurde, war das auch noch der Fall, viele Arbeitnehmer starben noch vor dem Renteneintrittsalter und die durchschnittliche Lebenserwartung nach Renteneintritt lag bei rund 5 Jahren. Schon der Erfinder unseres heutigen Rentensystems Wilfried Schreiber hatte damals (1955) geschrieben, dass spätestens 1970 das Renteneintrittsalter auf 67 und später auch auf 70 erhöht werden müsse (wenn die Kriegsgeneration, die aufgrund der Gesundheitsbelastungen des Krieges eine niedrigere Lebenserwartung hatte, weggestorben wäre und die Nachkriegsjahrgänge ins Rentenalter kämen)