martenot schrieb:Das ist bei mir genauso. Und bei anderen Süchten funktioniert es auch nicht richtig, weil ich da einen Mechanismus in mir habe, die verhindert, dass ich zu stark reinrutsche:
Richtige Abhängigkeiten infolge des Missbrauchs entstehen normalerweise auch aus ner komplizierten Gemengelage und dann fast immer im Verbund mit anderen, wo mehrere widrige Umstände oder Vulnerabilitäten schon gegeben sind und dann eben im Zusammenspiel wirken. Ein Komplex. Mit der bloßen, auch wiederholten "Stoffzufuhr" ist das in seltensten Fällen getan, auch wenn Horrorgeschichten mit "Haschischspritzen" mitunter anderes glauben machten. Ich schreibe Missbrauch, weil das als mögl. Nebenwirkung bei bestimmten (regulär verwendeten) Medikamenten natürlich was anderes ist, dann spricht man aber auch eher nicht von Sucht.
Zum Thema würd ich sagen nein, es ist gewissermaßen genau andersrum. Rauchen gibt dir das Gefühl, unglücklicher zu sein, sobald du nicht mehr oder nicht genug kriegst, also fast permanent. Nicht das Rauchen macht glücklich sondern seine Entzugssymptome unglücklich, und ungehalten. Wirkt wie Haarspalterei, ist es aber nicht und die Unterscheidung m.E. ganz wichtig, weil der perfide Mechanismus praktisch jeder Sucht. Darum ist das aus der Raucherperspektive auch sehr bald nicht mehr, als wenn's einem was Spezifisches gibt, sondern so dass da was fehlt, sobald die letzte Kippe aus ist. Es ist wie hungern, darum ja schmachten, eine ewige Hast nach dem nötigen "Pegelstand", was soll daran glücklich sein? Darum und nicht von ungefähr steht jede eig. Sucht/Abusus im Rang einer
Erkrankung, eben Sucht-Erkrankung, d.h. Leidensdruck per definition. Wir sprechen hier nicht von einer nur mehr (schlechten) Angewohnheit, ich hoffe das ist allgemein angekommen.
Meine Empfehlung an hartnäckigere Leidtragende ist erstens runter vom Kaffee. (Reduzieren) Und zweitens Substitute. Ja, Nikotin-Ersatz. Klappt nicht bei jedem, ist auch Geschmackssache, aber ich glaube tendenziell unterschätzt und manchmal vorschnell verworfen. Nicht unbedingt Pflaster, es sei denn ihr seid so 70 und habt über 55 Jahre zwei
Stangen am Tag verblasen.
;) Aber es gibt ja nun in jeweils verschiedenen "Stärken" Kaugummi, Lutschtabletten, Spray und sogar Inhalationslösung. Wirkt alles gleich, schmeckt/riecht auch ähnlich. Wer wie gesagt richtig hart und lang dabei war, muss es anfänglich ggf. sogar mit Pflastern kombinieren. Nur ist das selbst dann ein echter Fortschritt, wenn man's nicht gleich ganz überwindet sondern eben erst mal umsteigt; man reduziert dabei aus prakt. Gründen aber quasi automatisch, weshalb es sich auch super eignet für die, die lieber versuchen gemächlich runter zu regeln. Erstens ist es schon lange deutlich günstiger, jedenfalls wenn ihr sonst "richtige" Zigaretten raucht und die auch nicht billiger kriegt. Zweitens aber viel wichtiger, obwohl gesundheitlich nat. immer noch eine Belastung, ihr tut eurem Körper damit (schon) einen riesen Gefallen. Und dann ist man den Gestank los, was man auch sehr schnell zu schätzen lernt. Von den Menschen herum nicht zu reden. Auf keinen Fall aufgeben falls es mal Rückfälle gibt, das ist normal und kann für sich genommen Lerneffekt haben. Ich hab selbst schließlich nur zwei Großpackungen davon gebraucht (ca. 200 Pastillen), die zweite wurde nicht mal leer. Davor standen über die Jahre bestimmt 50 allein ernsthafte Versuche, immer nur Tage durchgehalten, Tränen, Qual, Frust. Hätte das viel eher so machen sollen. Diese Kaugummis gibt's schon seit den 70ern oder so.