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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

79 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Ddr Mauerfall ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 14:15
@knopper
Österreich habe ich nur zum Vergleich der Sprache wegen genommen.
Ansonsten kann man das natürlich nicht vergleichen.

Aber ja, ich habe die DDR als ein anderes Land wahrgenommen.
Ich hatte ja als Kind auch keinerlei politischen Einblicke.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 14:23
@knopper
Berlin befand und befindet sich immer noch umgeben vom Land Brandenburg. Den Entenschnabel kenne ich sehr gut, wohnte dort ums Eck. Heute erinnern noch Schilder an die Mauer.
Ansonsten mag es für dich komisch klingen, aber ja, die DDR war für mich nicht das Deutschland, in dem ich lebte und aufwuchs.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 14:43
@knopper
Super Foto, Danke dafür. Kannte ich so auch noch nicht, dass die Häuser teilweise sooo eng beieinander standen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 15:37
allein der name: "antifaschistischer schutzwall"!


wer waren denn diese "faschisten" eigentlich?
die, die 'raus wollten oder solche, die mal vorbeischauen wollten...

(oder die Bonner Ultras)

:D


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 15:52
@Schwarzlicht

jo wie gesagt kannte es ja bis vor kurzem auch noch nicht.

...grade noch was gefunden! Steinstücken bei Potsdam.

Hier war es aber Westberlin was "drinnen" lag, und außen rum halt DDR!


1200px-Aerial view of the Berlin WallOriginal anzeigen (0,4 MB)


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 15:58
@knopper
Die DDR war sogar noch weit fremder als zb Österreich oder Holland, Frankreich, Italien etc. Mit denen gab es Schüleraustausch, man fuhr dorthin in Urlaub etc. Die DDR war irgendwie ganz weit weg. Da gab es quasi als Teenie keinen Bezug. Ok es gab legendäre Europacup Spiele wie Dresden gegen Uerdingen 😊
Westberlin war ein Sonderfall, da dort eine ganz eigene Szene war, die besonders im kreativen Bereich herausstach. Unter anderem auch dadurch, dass es dort keine Wehrpflicht gab, zog das eine Menge Künstler und Alternativvolk an, es gab eine grosse Hausbesetzerszene, Bowie, Iggy Pop, Depeche Mode, die Einstürzenden Neubauten, Noise Records im Metal Bereich, die frühen Acid House und Post Industrial Parties, durch die später das Fundament für die Love Parade gelegt wurde, das Atonal Festival, dazu das klassische Westberlin mit Kudamm, Harald Juhnke, Berliner Weisse, Bahnhof Zoo, dem Sound (Disco), Kreuzberg, KdW, Rudolf Hess mit seinem Knast und Hertha BSC...
Es gibt wohl auch heute noch einige Berliner, die dieser Zeit hinterhertrauern, als Berlin noch keine, immer teurer werdende, Hipster Stadt war.

In Ost-Berlin hab ich zum ersten Mal eine Parade russischer Soldaten gesehen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 16:20
Zitat von abberlineabberline schrieb:Die DDR war sogar noch weit fremder als zb Österreich oder Holland, Frankreich, Italien etc. Mit denen gab es Schüleraustausch, man fuhr dorthin in Urlaub etc. Die DDR war irgendwie ganz weit weg. Da gab es quasi als Teenie keinen Bezug.
hm ok, und dabei war es ja teilweise so dicht an dicht wie in Berlin. Auch war es ja so dass man durch die DDR fahren musste um erstmal hinzukommen.
Ich weiß nicht wie das dann ablief aber es müssen ja täglich tausende PKW's auf den DDR-Autobahnen unterwegs gewesen sein... Autobahnen die halt "durch Deutschland" führten. Daher war ich halt etwas überrascht.
Zitat von abberlineabberline schrieb:es gab eine grosse Hausbesetzerszene, Bowie, Iggy Pop, Depeche Mode, die Einstürzenden Neubauten, Noise Records im Metal Bereich, die frühen Acid House und Post Industrial Parties, durch die später das Fundament für die Love Parade gelegt wurde, das Atonal Festival, dazu das klassische Westberlin mit Kudamm, Harald Juhnke, Berliner Weisse, Bahnhof Zoo, dem Sound (Disco), Kreuzberg, KdW, Rudolf Hess mit seinem Knast und Hertha BSC...
jo ich weiß. Ist alles irgendwie sehr kultig, besonders David Bowie und die "Berliner Zeit". Hab ich mich auch mal irgendwann näher mitbefasst.
Und ja es war eine ganz eigene Szene, das hört man immer wieder. Ich kenne es aber halt nur aus der Perspektive Dokus / Erzählungen / Bilder usw...
Ich hoffe irgendwann wird mal eine Zeitmaschine erfunden...bin mir recht sicher dass dann sehr viele diese Zeit wohl mal live erleben würden wollen.
Eine Zeit die eigentlich sehr kritisch und schlimm war...aber ab 1990 kam dann halt nicht mehr so viel aufregendes, sag ich immer. Weiß nicht die 90er waren dagegen irgendwie "tot".
Und mal ganz ehrlich gegen die heutige Probleme wie bspw. der Klimawandel wirkt der kalte Krieg und die mauer eher wieder lächerlich und klein....denn bspw. ein vollständiges "rückgängig machen" ist beim Klimawandel schon jetzt nicht mehr möglich!
Aber wie gesagt nur meine Perspektive.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Es gibt wohl auch heute noch einige Berliner, die dieser Zeit hinterhertrauern, als Berlin noch keine, immer teurer werdende, Hipster Stadt war.
ja...also ich weiß nicht, ob es dazu nicht auch ein wenig stilisiert wird bzw. als Nicht-Berliner haut man das ja immer leicht raus. Für mich ist es ne "Hippster Veganer-Studentinnen Stadt" :D, ja (kleiner Eigenbegriff :D )

Genauso wie die 3 Westberliner "Problembezirke" Kreuzberg, Wedding und Neukölln :D ...das Bild was ich da so im Kopf habe ist halt recht eindeutig...ich möchte es hier nicht weiter ausführen.

Aber weiß nicht ob das früher mal "besser" war bzw. nie so schlimm wie es teilweise dargestellt wird. Gut, da wohnen will ich aber trotzdem nicht. :D


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 17:18
@knopper
Naja, um mit dem Auto von Westdeutschland durch die DDR nach Westberlin zu kommen, durften nur bestimmte Transitstrecken genommen werden, soweit ich weiss und es durften wohl auch keine größeren Rastpausen gemacht werden, nicht von der Strecke abgewichen werden etc. Da wurde auf die Minute kontrolliert, das Auto auf Flüchtlinge durchleuchtet uswusw. Und die Grenze samt Todesstreifen, bewaffneten Zöllnern
etc war ja nicht gerade schön.
Und ob der kalte Krieg gegenüber dem Klimawandel als klein zu betrachten war, weiss ich nicht. Das war schon nicht ohne.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 17:29
Ich war 14 als die Mauer fiel und haben im West-Berliner Süden gewohnt ein Steinwurf weit von der Mauer. Die Situation Mauer war für mich ein Normalzustand den ich in dem Alter noch nie hinterfragt hatte. Urlaub hieß immer mindestens eine Stunde an der Grenze darauf warten das man durch die Kontrollen kam( zu Pfingsten waren es einmal 6 oder 7 Stunden ) .Aber das war halt so, ich hab das nicht anders gekannt.

Den 9 November habe ich nicht mitbekommen, erst am nächsten Morgen habe ich im Radio gehört das die Grenze offen ist. Wir haben uns vor Freude gar nicht mehr eingekriegt. Meine Großeltern sind 1957 mit Ihren beiden Kindern aus der DDR geflohen und ich habe viele Verwandte im Raum Dresden und in Sachsen- Anhalt. In den folgenden Wochen hatten wir jedes Wochenende Besuch oder waren irgendwo zu besuch. Ich habe Familienmitglieder kennengelernt von denen ich bis dahin nur gehört hatte.

Plötzlich hatte die Stadt ein Umland, es war als ob man irgendwo im Urlaub war, man konnte ohne Stundenlanges fahren auf der Transitstrecke irgendwo hin.
Was aber blöd daran war alle Wandertage von der Schule mussten jetzt nach Ostberlin gehen, das war von der Schule so bestimmt worden. Da war nichts mehr mit spiel und Spaß am Tegler See oder im Britzer Garten, nein Musseumsbesuch in Ost-Berlin. Damit war das natürlich total blöd :D

Aus heutiger Sicht finde ich vieles was für mich vor dem Mauerfall einfach so normal war beklemmend. Dinge die ich als Kind mitbekommen habe, habe ich im Laufe der Zeit neu eingeordnet. Die Hubschrauber die Täglich mehrmals den Grenzstreifen abgeflogen haben, die Jeeps mit Soldaten die öfters mal eine Strasse weiter durchgefahren sind aber auch Bemerkungen meiner Oma ob wohl Dinge im Paket bleiben oder über das Klicken in der Leitung beim Telefonieren.
Als Insulaner eingemauert in der Stadt zu leben, ist heute eine merkwürdige Vorstellung, aber West-Berlin war groß genug um nichts zu vermissen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 04:26
Zitat von knopperknopper schrieb:Also ich muss sagen das überrascht mich nun doch ein wenig. Ware das denn tatsächlich so?
Ja, und ob. Viele Westdeutsche kannten ja "Ausland," meist handelte es sich um das europäische Ausland. Und ob man nun nach Österreich, Italien, Frankreich, die Niederlande oder England fuhr, trotz unterschiedlicher Sprachen, unterschiedlichem Geld usw. fand man immer vieles, was einem bekannt war. Ob nun das Eis in Deutschland Langnese oder in Österreich Eskimo hiess war egal, es war das gleiche. Coca Cola gab es in allen Ländern. In Italien fuhren mehr FIATs als in Westdeutschland, aber es gab genug davon zu Hause, dass man sie sofort erkannte und sie nicht exotisch waren. Und so weiter und so weiter. Man fuhr über die Grenze und wedelte mit dem Ausweis und das war's. In Italien hatte man genauso wenig Angst vor der Polizia Stradale wie in Österreich vor der Gendarmerie oder in Bayern vor der Polizei, man fuhr ein wenig schneller als erlaubt und hoffte nicht erwischt zu werden, aber wenn, dann zahlte man halt. Ob man nun in Italien war oder in der Schweiz, überall erzählte der Marlboro Mann von der weiten Welt und Meister Proper hielt die Küche sauber. Die wenigsten von uns realisierten, dass Nutella tatsächlich ein italienisches Produkt war welches durch Ferrero auf den deutschen Markt gebracht worden war usw. Es gab es einfach in den Supermärkten aller Länder und so konnte man es zum Frühstück auch in Bibione oder in Rimini haben. Davon gingen wir im Urlaub aus. Gerne probierte man mal was anderes, in Wien z.B. eine "Schartner Bombe" anstatt die heimische Zitronenlimonade, aber man ging davon aus, überall etwas gleichwertiges kaufen zu können.

Ganz ganz anders die DDR: Zwar schienen die Menschen dort die gleiche Sprache zu sprechen, aber das war's dann schon. Nirgends winkte ein Marlboro Mann. Nirgends gab es Coca Cola. Langneses Cornetto war unbekannt. Keine Pizza an der Ecke, kein Gyros im Restaurant. Alle fuhren merkwürdig tuckernde Plastikautos in der gleichen Farbe. Vor den Volkspolizisten hatte man Angst und fuhr daher viel angespannter über die Autobahn. Die Grenze schüchterte ein, die Posten mit ihren Kalaschnikoffs, die Mauer, die Zäune, das gab es eben am Brenner oder am Rhein nirgends. In den Geschäften gab es nichts exotisches: es gab Äpfel und Blaukraut, aber weder Bananen noch Ananas noch Nutella noch Haribo oder sonst irgendwas, was man wiedererkannt hätte. Nur extrem seltsam aussehende stonewashed jeans, die man zu Hause niemals angezogen hätte.

So wirkte die DDR im Vergleich zum restlichen Europa auf einen westdeutschen Teenager wie wirkliches "Ausland." Da war einfach nahezu alles anders. In Österreich, wo die Menschen auch so ähnlich sprachen wie zu Hause, war auch alles andere sehr ähnlich. In der DDR war so gut wie nichts ähnlich.

Daher ja: wer nicht gerade zur Generation gehörte, die den Mauerbau bewusst miterlebt hatte, oder sehr intensive Verwandtschaftsbeziehungen über die Mauer hinweg pflegte, für den war die DDR "Ausland." Viel mehr Ausland als England, wo Generationen von westdeutschen Schülern so wie ich auch einen Schüleraustausch erlebt hatten, oder wie Italien, wo an der Adria im Sommer eh gefühlt zehnmal mehr Deutsche anzutreffen waren als Italiener.

Allerdings kannten wir im relativ grenznahen Westen noch Pittiplatsch und Nabnab. Und das Sandmännchen. Die waren sozusagen "gesamtdeutsch."

Daher stimme ich hier zu:
Zitat von abberlineabberline schrieb:Die DDR war sogar noch weit fremder als zb Österreich oder Holland, Frankreich, Italien etc. Mit denen gab es Schüleraustausch, man fuhr dorthin in Urlaub etc. Die DDR war irgendwie ganz weit weg. Da gab es quasi als Teenie keinen Bezug.
Zitat von knopperknopper schrieb:Autobahnen die halt "durch Deutschland"
Na ja, von der "DDR" hat man da ja kaum etwas gesehen, wenn man nach Berlin fuhr. Man durfte das ja nur auf der "Transitstrecke" tun, die man nicht verlassen durfte. Man sah die Grenze in all ihrer "schrecklichen Schönheit" (das hatten wir den DDR-Bewohnern voraus, die ja selbst nie dahin durften) und man sah Autobahn, die durch die Pampa führte. Alles was man von der DDR sah waren Trabbis. Und Intershops. Und Volkspolizei Radarfallen.

Als Westdeutscher machte man meistens einmal einen Tagesausflug nach Ostberlin, wenn man schon in Berlin war. Da sah man dann ein wenig DDR, aber weiter als bis zum Alex kam man normalerweise auch nicht. Die "wirkliche" DDR sah man nur, wenn man Verwandte besuchte, aber die meisten Westdeutschen in meiner Generation hatten schon keine Verwandten mehr dort. Wurde man dann mit dieser DDR konfrontiert, staunte man nur: verfallene Häuser, Kopfsteinpflasterstrassen in erbärmlichem Zustand, russische Soldaten und Panzer, alles grau und über allem eine schrecklich miefende Smogwolke aus Braunkohleheizungen und Trabbigemischauspuffen. Das kannte man weder von zu Hause noch von Italien etc. Das war "exotisch."


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 07:46
@Rick_Blaine
Dem kann ich so nur zustimmen. Wobei ich selbst bei Pittiplatsch und Sandmännchen passen muss. Ich hatte nie Ostfernsehen und hab erst 1990 erstmals von diesen Dingen gehört. Und gab mich geärgert, dass das Westsandmännchen nicht mehr kam. Dafür gab es plötzlich neue Bands zu entdecken 😊


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 07:54
Zitat von abberlineabberline schrieb:Die DDR war sogar noch weit fremder als zb Österreich oder Holland, Frankreich, Italien etc. Mit denen gab es Schüleraustausch, man fuhr dorthin in Urlaub etc. Die DDR war irgendwie ganz weit weg.
Genauso habe ich das auch erlebt und empfunden.




Ich kann mich noch an die Transitstrecke nach Berlin erinnern, die man nicht verlassen durfte, dadurch hat man dann auf der Durchreise durch die DDR auch nicht wirklich etwas von ihr gesehen. Für mich war die DDR fremder, als andere Länder, die ich ungehindert bereisen konnte.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 10:04
@Himmelsbesen
@abberline
@Rick_Blaine

hm ok. Und wie war das ganze eigentlich mit der "Hauptstadtfrage"?
Heißt war auch da Bonn sozusagen fest in Stein gemeißelt, also dass es quasi sehr, sehr lange die Hauptstadt bleiben wird oder lernte man schon in der schule dass es quasi nur ein Provisorium ist und die eigentlich deutsche Hauptstadt ja Berlin ist?

Denn so war es ja immer gedacht. Hätte jetzt auch n faden Beigeschmack gehabt wenn es nach der Wiedervereinigung Bonn geblieben wäre, so nach dem Motto "jetzt gehört ihr zu uns, und "unsere Hauptstadt" ...ist jetzt auch eure, keine Diskussion!" :D von daher konnte es eigentlich nur wieder Berlin werden. Logo!
Für mich ist daher Bonn auch ein Symbol der deutschen Teilung bzw. ein Überbleibsel, da ja noch vieles da ansässig ist.
oder sah man das im Westen anders? Wie war da das Gefühl?


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 11:18
Nachdem ich die Fluchtbewegungen aus der DDR im Sommer 1989 via Ungarn und CSSR schon argwöhnisch beobachtete, war mir schon klar, dass "irgendwas" passieren würde. Eine Wiederholung von 1953 vielleicht? Ein neuer Ungarn-Aufstand? Okkupation wie im "Prager Frühling"?

Jedenfalls erwischte mich die Nachricht von der Grenzöffnung auf dem falschen Fuss - auf dem Gasfuss auf der Autobahn. Ich stellte mir vor, wie 17 Millionen "rübermachen" würden.

Mit einer Wiedervereinigung hat im Westen ausser ein paar Träumern spätestens seit dem Mauerbau niemand mehr gerechnet. Jedenfalls mit keiner friedlichen. Damals ging mal realistischerweise von einem Familientreffen im nuklearen Massengrab aus.
Bis 1989 hätten wir ja schliesslich noch aufeinander geschossen, wenn man es uns befohlen hätte. Das ist vorbei und auch gut so, auch wenn traditionsbewusste Bajuwaren es bedauern, dass sie schon seit 1866 nicht mehr auf Preussen schiessen dürfen.
Aber bitte: Konsequenterweise war es das Bundesland Bayern, das seinerzeit gegen das Grundgesetz stimmte.

Und dann kamen sie: 17.000.000 Menschen ohne Demokratie-Erfahrung oder -Verständnis, mit dem nahezu nahtlosen Übergang von NSDAP- zu SED-Diktatur, jede Menge ehemalige Mauermörder und Stasischnüffler, Nachbarschaftsdenunzianten und Parteikarrieristen mit unverständlicher Sprache (Wenn der Dispatcher zur Ketwurst greift und sich der ABV aus der Plasteflasche Letscho auf die Krusta schüttet) , anderer Religion (meist keiner) und seltsamen Gebräuchen (Jugendweihe, FKK) überfallartig über unser Land - aus rein wirtschaftlichen Interesse: "Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr!" skandierten diese Barbarenhorden seinerzeit, nachdem sie schon ihren Staat ruiniert hatten.

Ich kann mich noch gut an die innerdeutschen Ressentiments von 1989/90 erinnern, als die BRD rd. 17 Millionen "Zonis" übernahm und sich fürchteten vor den Kosten, den Lohndrückern, den "roten Socken", den Stasi-Schergen und Mauer-Schützen, den "Wirtschaftsflüchtlingen", die der harten DM nachliefen. Ich habe damals im Grentzgebiet in der Nähe von Lauenburg gewohnt, als sich die dort Lebenden darüber beschwerten, dass die DDRler alles wegkaufen und klauten wie die Raben.

Ich mag Deutschland halt so sehr, dass ich mir gleich mehrere davon gewünscht häte. Vielleicht wäre aus einer gewandelten DDR ja doch noch das bei ihrer Gründung von vielen erhoffte "bessere Deutschland" geworden. Die Chance ist seit dem Anschluss vertan.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 12:13
@knopper
Für mich war Bonn ganz normal die deutsche Hauptstadt. Ich kann ja nix anderes. Und als die Wiedervereinigung kam, gab es durchaus auch Diskussionen, ob es wirklich nötig sei, dass die ganzen Ministerien etc nach Berlin umziehen sollten, da der Kostenaufwand doch recht hoch war.
Die SPD unter Lafontaine wollte damals sowieso eine langsamere Einheit, also dass beide Staaten erst einmal eine Weile nebeneinander existieren sollten.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 12:57
Zitat von knopperknopper schrieb:Und wie war das ganze eigentlich mit der "Hauptstadtfrage"?
Für mich persönlich gab es die Hauptstadtfrage vor der Wiedervereinigung nicht.
Ich bin 1964 in Westdeutschland geboren worden und somit habe ich immer in der BRD gelebt. Für mich war Bonn die Hauptstadt, ich kannte es nicht anders.
Zitat von knopperknopper schrieb:Heißt war auch da Bonn sozusagen fest in Stein gemeißelt, also dass es quasi sehr, sehr lange die Hauptstadt bleiben wird oder lernte man schon in der schule dass es quasi nur ein Provisorium ist und die eigentlich deutsche Hauptstadt ja Berlin ist?
Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es eines Tages eine Wiedervereinigung geben könnte und das wurde mir auch in der Schule nicht vermittelt, dass es diese Möglichkeit geben könnte, somit wurde Bonn auch nicht als Provisorium empfunden.

Dass es eine Wiedervereinigung geben könnte, ist mir erst in den letzten Monaten davor überhaupt bewusst geworden, bevor die Grenzen dann tatsächlich geöffnet wurden bzw. in der ersten Zeit danach.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 14:12
Zitat von SophiaPetrilloSophiaPetrillo schrieb:Die Mauer war wie in Stein gemeißelt ... unvorstellbar, dass das Ganze "friedlich" abgehen könnte.
So in der Art habe ich das auch erlebt.
Als "Baujahr 82er" habe ich natürlich noch nicht soviel mitbekommen, aber ich hatte Eltern, die zwar nicht politisch engagiert waren, sich aber dennoch gern wussten, was so um sie herum passiert und denen es auch stets wichtig war uns so kindgerecht wie eben möglich zu vermitteln wie die Welt in der wir leben aussieht, dass längst nicht jeder es so gut hat wie wir und das DDR-Regime direkt nebenan diente durchaus mal hier und da als Beispiel, dass Freiheit und "Möglichkeiten" ein hohes Gut sind und in Gefahr geraten können.

Als dann in diesem fast nicht zu glaubenden "Patzer" mal eben so irgendwie nebenbei verkündet wurde, dass jeder DDR-Bürger ab sofort "Reisefreiheit" habe, haben meine Eltern sich zwar sehr gefreut, aber ich erinnere mich auch noch gut daran, dass sie Angst hatten.
Das Echo kam ja auch recht flott, es wurde ja sehr schnell (ich weiß nicht mehr ob von DDR-Politikern oder russischen Instanzen) festgestellt, dass es um des Friedens willen gesünder sei, wenn die BRD Politiker diese Reisefreiheit nicht "überbewerten" und nicht den Fehler machen die Existenz zweier getrennter "deutscher Staaten" in Frage zu stellen.

Es gab da also durchaus eine, wenn auch zum Glück recht kurze Phase in der meine Eltern da schon ein Pulverfass gesehen haben, das nicht hochgehen könnte ohne auch den Westen oder zumindest Teile davon zu betreffen.
Das sich das Ganze dann derart friedlich und fast schon unbürokratisch "mal eben so" auflöste, das kam auch mir damals sureal vor, denn meine Eltern hatten zwar nie die Absicht gehabt uns in Panik zu versetzen, aber vor uns eben auch nicht versteckt, das die Lage eine ziemlich lange Zeit nicht sicher war.
Zitat von knopperknopper schrieb:ich sags mal so...die "Stasimenschen" waren auch nur Menschen, Menschen mit Gefühlen evt. mit Gewissensbissen usw...
Du weißt nicht soviel über Deine eigene Geschichte, oder?
Du sprichst hier (ganz besonders, wenn Du Dir mal anschaust wie das mit den IMs funktioniert hat) von Menschen, die nichts besseres zu tun hatten als ihren vorgeblichen Freundeskreis, Nachbar ganz oft sogar Familie systematisch zu bespitzeln und "Fehlverhalten" oder "falsches Gedankengut" zu melden.
In dem Wissen, dass das bedeuten konnte, dass "Republikflüchtlinge" wegen IHRES Hinweises mit ner Kugel im Rücken oder auf Jahre in dunkler Einzelhaft landeten, Kinder aus Familien gerissen wurden um ihre systemtreue Aufzucht durch Zwangsadoptionen sicher zu stellen.
Menschen die von solchen Leuten verraten wurden haben mitunter nie wieder nen gescheiten Job bekommen, keine Auslandsreisen mehr genehmigt, wussten, dass ganze Familien unter dem was diese Spitzel ausgetratscht haben leiden würden.

Und die Motive dieser Menschen waren üblicher Weise die niedersten, die es nur gab.
Politische Systemtreue, "Weil ich es kann." (also anderen das Leben zur Hölle machen, nur weil darum), auch Racheaktionen waren nicht selten.
Grade die IMs wurden in der Regel weder bezahlt und auch Erpressung um Leute für die Stasi spitzeln zu lassen gab es mehr als selten.
Du verteidigst hier also abgrundtief verabscheuungswürdiges Pack, dass anderer Leute Leben ruiniert hat, weil sie es konnten und aus absolut keinem anderen Grund und ohne dass sie Nachteile gehabt hätten, wenn sie sich stattdessen entschieden hätten sich wie anständige, soziale Menschen zu verhalten.

Es gab sogar Grenzposten und zwar nicht wenige, die es mehrfach geschafft haben grade ganz zufällig aufs Klo zu müssen oder die Waffe irgendwie grad zur Seite gestellt hatten um nen Butterbrot zu essen und deswegen bedauerlicher Weise nicht auf nen Flüchtling schießen bzw ihn generell leider, leider nicht erwischen konnten.
Die haben da ganz gewaltigen Ärger riskiert und trotzdem gab es sie und zwar nicht zu knapp.
Aber Stasispitzel waren wirklich das Letzte vom letzten und wer das schön bzw klein redet sollte sich ggf nochmal nen Buch zu dem Thema besorgen.
Zitat von knopperknopper schrieb:Ich denke mal dass da nach der Wende durchaus so mancher tief durchgeatmet hat "endlich ist es vorbei"...aber gut das sind jetzt nur Mutmaßungen.
Jup und Du mutmaßt falsch.
In den meisten Fällen war es genau umgekehrt.
Wie gesagt, Du verteidigst hier ein Pack, dass aus reinem "Spaß" und ohne jede Not Menschen ans Messer geliefert hat, die ihnen vertraut haben.
Nach der Wende, hatten die dann ganz gewaltiges Muffensausen.
Denn sie wussten genau, dass es über viele dieser Tätigkeiten Aufzeichnungen gab und es sehr wahrscheinlich war, dass diese Aufzeichnungen früher oder später zugänglich gemacht werden.

Oft standen die IMs ihren Opfern so nahe, dass die nicht mal im Traum daran gedacht hätten, dass der Mensch, der dafür verantwortlich war, dass:
- geliebte Menschen tot und/oder jahrelang in düsterer Einzelhaft waren
- jemand vom gutem Arzt zum Straßenfeger degradiert wurde
- nach Beantragung eines einfachen Westurlaubes ihre Kinder abgeholt um sie von systemtreuen Familien zwangsadoptieren zu lassen
- usw
mitunter noch Jahre danach mit ihnen Sonntags am Tisch saß, ggf sogar nen paar Krokodilstränen verdrückte, wenn diese verzweifelten Menschen grübelten, wer sie verraten/angeschwärzt haben könnte.

Natürlich wusste dieser Abschaum, dass jetzt nicht nur die Zeit vorbei ist in der sie Familien und Existenzen zerstören können, wann immer es ihnen Spaß macht.
Sie wussten auch, dass die Zeit kommen könnte zu der ihre Opfer Zugang zu ihren Berichten erhalten und die Erkenntnis wer sie da so munter ans Messer geliefert hat diese Leute vermutlich gar nicht fröhlich machen wird.
Denn wie gesagt, dass niemand als Spitzel arbeiten musste und es außer dem Gefühl Macht über das Leben Anderer zu haben auch üblicher Weise keine Vorteile gab war wohl bekannt, dass sie folglich eher nicht mit Vergebung rechnen dürften, sondern damit, dass ihnen nie wieder jemand vertraut war diesen Leutchen nach der Wende durchaus klar.
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:In der Schule wurde die DDR erst einmal garnicht behandelt. Dafür 3 Mal der 2. Weltkrieg. Hat mich gestört.
Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht und leider ist es wohl immer noch so.
In der direkten Folge wächst grade eine Generation heran, die Vieles, was jahrelang praktisch direkt "nebenan" lief für völlig unmöglich hält und die Freiheit die wir genießen mit einer Selbstverständlichkeit behandelt, dass fraglich ist ob diese Leute von großem Wert sein werden, wenn es mal darum gehen sollte sich für den Erhalt dieser Freiheit einzusetzen.
Zitat von knopperknopper schrieb:abberline schrieb:
Ostberlin und die DDR waren für uns im Westen von Deutschland wie ein völlig anderes Land. Genau wie Polen oder die Tschechoslowakei (Tschechien und die Slowakei gab es ja nicht).
Also ich muss sagen das überrascht mich nun doch ein wenig. Ware das denn tatsächlich so?
Naja, wir wussten, dass Brieffreunde aus England und sogar aus den USA und jederzeit besuchen könnten, wenn z.B. die Sache mit den Reisekosten geklärt wäre.
Aber selbst die, die (wie ich) keine Verwandtschaft in der DDR hatten, wussten, dass das bei Freunden und Bekannten die derart nebenan lebten nicht gehen würde.
Teenager im Westen planten Rucksackreisen für "irgendwann mal" indem sie willkürlich den Atlas aufschlugen.
Uns wurde anerzogen auch Politik die "im Sinne des Volkes" zu sein scheint stets kritisch zu hinterfragen.

Wir wussten, dass in der DDR Menschen lebten, die von all dem kaum träumen durften.
In der DDR gab es keine Berichte über das, was Leute die in den Westen fliehen wollten zum Teil auf sich nahmen, was sie riskierten und zurück ließen.
Im Westen war das anders.
Jeder DDR Flüchtling wusste, dass er zumindest aus behördlicher Sicht nicht nur herzlich willkommen war, sondern auch mit Betreten von BRD-Boden niemand ihm die "BRD-Staatsbürgerschaft" verwehren würde.
Wir sahen Bilder in Zeitung und Fernsehen von Leuten die mit der Kleidung die sie am Leib hatten durch Schlamm krochen, durch Flüsse schwammen, Tunnel gruben...
Und unsere Medien berichteten auch von Todesfällen, sei es durch Grenzposten oder Menschen die ertranken, in ihren selbst gebauten Tunneln zu Tode kamen, bei dem Versuch mit selbstgebastelten Heißluftballons oder so zu fliehen den Tod fanden...

Wir wuchsen neben einer Grenze auf von der wir wussten, dass wir sogar gegen pinkeln könnten, während jemand, der sich von der anderen Seite näherte damit rechnen musste erschossen zu werden, um es mal übertrieben auszudrücken.
Ich wusste nicht ob in der DDR das Wort "Todesstreifen" benutzt wurde.
Wir kannten es.

Da musste man nicht einmal zu den Kindern gehören, die regelmäßig Urlaub in der Karibik machen.
Ein einfacher Tagestripp nach Österreich, Frankreich, in die Niederlande und Co machte ganz deutlich, dass die DDR etwas völlig anderes war.
Allein wenn ich mal überlege wie bildhaft ich mich an all das erinnere und ich war 1989 grade 7 Jahre alt.
Weltoffene Eltern hin und her, mit 7 hat man kein echtes politisches Bewusstsein.
Aber trotzdem wusste, ich, dass "da drüben" irgendwas ganz gewaltig nicht stimmt.
Mein Vater war begeisterter Wanderführer und wir verbrachten unseren Urlaub sehr oft im Harz.
Nach der Grenzöffnung und als meine Eltern sich hinreichend sicher waren, dass das Pulverfass entschärft ist wurde mein Rucksack gepackt und mein Vater konnte ENDLICH mit mir zusammen den Brocken besteigen.
Wenn selbst ein Kind in dem Alter in dem ich da war, dann auf dem Wanderweg merkt wie heftig der Grenzstreifen darauf getrimmt war, dass nichts und niemand ihn ungesehen durchschreitet, dann ist das ganz schön real.
Warum es im Auto eines guten Freundes meiner Eltern so "schöne Verstecke" gab wurde mir natürlich erst viele Jahre später klar und dann verstand ich auch, warum im Abstellraum immer ein Klappbett stand, das sehr schnell im Wohnzimmer aufgebaut werden konnte und manchmal Menschen am Frühstückstisch saßen, die ich nicht kannte :).
Zitat von knopperknopper schrieb:...aber trotzdem war es wie ein "Stück" anderes Land, oder wie? Also so vom Gefühl her?
Zitat von knopperknopper schrieb:Nachbarn die in einem anderen Land wohnten? Ich kanns mir nur schwer vorstellen.
Wie gesagt, dass Vieles was für uns absolut selbstverständlich ist für DDR-Bürger absolut undenkbar war, dass wusste jeder, der nen Freund hatte, der Familie "drüben" hatte.
Das unsere Großeltern nur in den Zug steigen und Weihnachten bei uns sind, während das für die Familien deren Großeltern in der DDR leben undenkbar ist, es aber auch bei Kindern klappt, deren Großeltern in der Türkei leben..
DAS kriegen auch recht kleine Kinder mit.

Denk dran: im Westen ist auch vieles über das in der DDR kein Wort verloren wurde (zumindest nicht, wenn man nicht wusste wer zuhört) nicht nur selbstverständlich besprochen wurden, sondern tauchte auch in den Medien auf.
Zitat von AlienpenisAlienpenis schrieb:wer waren denn diese "faschisten" eigentlich?
die, die 'raus wollten oder solche, die mal vorbeischauen wollten...
Naja, wenn man so ein Arbeiter- und Bauernparadies aufbaut, dann muss man seine Bürger doch auch umfangreich vor dem kapitalistischem Westen schützen!
Wenn man dabei dann auch gleich noch die bedauerlichen Einzelfälle, die dieses Paradies nicht zu schützen wissen davon abhalten kann in den Westen zu "fliehen" in dem diese aufrechten, sozialistischen Genossen doch untergehen MÜSSEN, dann ist doch alles Bestens, aber natürlich war das nicht der Hauptgrund.
Es ging immer nur um das Wohl der DDR-Bürger und darum sie vor Kapitalismus und Freiheit... äh Manipulation zu schützen! und wenn man dazu Minenfelder und Selbstschussanlagen braucht, dann wird das bestimmt gute Gründe haben :)
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Daher ja: wer nicht gerade zur Generation gehörte, die den Mauerbau bewusst miterlebt hatte, oder sehr intensive Verwandtschaftsbeziehungen über die Mauer hinweg pflegte, für den war die DDR "Ausland."
Teilweise auch grade die.
Unsere Eltern waren ja froh, dass sie uns kaum begreiflich machen konnten, dass "direkt nebenan" Menschen leben, die nicht nur nicht einfach mal so zu Besuch kommen können, sondern bereits das Auge des Sauron auf sich ziehen, wenn sie zu laut aussprechen, dass sie es gern mal machen würden oder gar einen Antrag darauf stellten.
Die Generation von der Du sprichst, hat praktisch live mit erlebt, dass die Grenze gebaut wurde u.A. weil dieses "Deutschland ist geteilt, wir meinen das echt ernst!" nicht so wirklich die Wirkung hatte, die erhofft und erwartet wurde.
Wer nah genug dran gewohnt hat, der hat miterlebt wie erst Stacheldraht ausgeworfen wurde.
Wie einige Menschen noch auf die letzten Tage doch lieber ihre sieben Sachen gepackt haben und in den Westen gegangen und da geblieben sind.
Sie haben gesehen wie während und nach dem Grenzbau Wohnungen geräumt, Fenster zugemauert, Häuser abgerissen wurde...
Es kurze Zeiten gab in denen die Haustür im Osten lag, das Fenster im Westen und der letzte Moment zum "Sprung in den Westen" noch genutzt wurde.
Wie zumindest ein ganzer Zug "rübermachte" kurz bevor es die dazu notwendige Strecke nicht mehr gegeben hätte.
Und jeder, der das so mitbekommen hat, der wusste auch oder konnte zumindest wissen, dass die Grenze nach Österreich, Frankreich usw "irgendwie ganz anders" ist.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Wobei ich selbst bei Pittiplatsch und Sandmännchen passen muss. Ich hatte nie Ostfernsehen und hab erst 1990 erstmals von diesen Dingen gehört.
Da haste was verpasst.
Das Ostsandmännchen gehörte wirklich zu den Dingen, die sie uns voraus hatten.
Wir waren nah genug dran und ich habs Ostsändmännchen geliebt, das westliche fand ich hingegen doof.
Außerdem waren die Ostampelmännchen viel toller.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Mit einer Wiedervereinigung hat im Westen ausser ein paar Träumern spätestens seit dem Mauerbau niemand mehr gerechnet. Jedenfalls mit keiner friedlichen.
So ist es.
Die, die politisch nah genug dran waren um mitzubekommen, dass Russland in der DDR immer mehr ein reichlich teures Statussymbol sah von dem sie sich immer unsicherer wurden ob sie es sich weiterhin leisten möchten, die ahnten zwar, dass da irgend etwas brodelte und früher oder später etwas passieren würde.
Für die Meisten war aber klar, dass das bedeueten würde "Da knallt es bald und zwar gewaltig."

Dass dieses Etwas ohne Panzergeschnaube und wirklich, wirklich unschöne Zeiten ablaufen würde, allein der Gedanke war absurd.

Die ganze Art wie die Wiedervereinigung dann ablief, das war für jeden, der den Kopf in den Fakten hatte einfach nur surreal und wer es nicht direkt mitbekam, sondern nur so erzählt kriegte, der hielt das Berichtete zumindest für einen Moment erstmal für einen echt kranken und abgrundtief bescheuerten Scherz.
"Die verkünden Reisefreiheit, dann wird nen bisschen geschnackt und anschließend schüttelt man Hände und unterschreibt Papierkram."
Das war eine "Wende" die SO ganz sicher niemand ernsthaft für möglich gehalten hätte.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 14:39
Zitat von DoorsDoors schrieb:Vielleicht wäre aus einer gewandelten DDR ja doch noch das bei ihrer Gründung von vielen erhoffte "bessere Deutschland" geworden. Die Chance ist seit dem Anschluss vertan.
hätte man durchaus tun können, wenn man die positiven Aspekte der DDR nicht gleich über Board geworfen hätte sondern mit für Gesamtdeutschland übernommen. Das wollte jedoch niemand, weder in Ost noch West.
Gab ja so ein paar Dinge wie bspw. das Schulsystem...nun ja heutzutage diskutiert man immer noch über ein Zentralabitur und jedes Bundesland kocht weiterhin sein eigenes Süppchen. :D "Bildung ist Ländersache" oh ja! ... aber warum eigentlich? :ask: :D

Jede kleinste Einmischung des Bundes in die Bildung der Länder folgt eine empfindliche Reaktion seitens der Länder, aber gut so ist halt das heutige System. :D
Ich gebe zu viele Dinge sind es vermutlich nicht… aber alles jetzt komplett über Board zu werfen nach dem Motto "was sollen wir von denen übernehmen?" war sicherlich auch nicht richtig.
Zitat von HimmelsbesenHimmelsbesen schrieb:Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es eines Tages eine Wiedervereinigung geben könnte und das wurde mir auch in der Schule nicht vermittelt, dass es diese Möglichkeit geben könnte, somit wurde Bonn auch nicht als Provisorium empfunden.
hm interessant. Dann war es von der Warte her ja nicht viel anders als in der Schule bei meinen Eltern zu DDR-Zeiten...da war nämlich von Wiedervereinigung auch nie die Rede. :D
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Du weißt nicht soviel über Deine eigene Geschichte, oder?
Du sprichst hier (ganz besonders, wenn Du Dir mal anschaust wie das mit den IMs funktioniert hat) von Menschen, die nichts besseres zu tun hatten als ihren vorgeblichen Freundeskreis, Nachbar ganz oft sogar Familie systematisch zu bespitzeln und "Fehlverhalten" oder "falsches Gedankengut" zu melden.
Ich meinte damit eher die Mitläufer die zum Teil auch gezwungen wurden bestimmte Aufträge auszuführen. Selbstverständlich wollte ich damit niemanden in Schutz nehmen.
Ich meinte ja nur dass auch einige dabei waren die es halt ansahen als "ihren Job erledigen. " Sie wussten dass es irgendwie ganz falsch war…. Hatten aber keine Eier ihren Job zu kündigen und das alles sein zu lassen.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Es gab sogar Grenzposten und zwar nicht wenige, die es mehrfach geschafft haben grade ganz zufällig aufs Klo zu müssen oder die Waffe irgendwie grad zur Seite gestellt hatten um nen Butterbrot zu essen und deswegen bedauerlicher Weise nicht auf nen Flüchtling schießen bzw ihn generell leider, leider nicht erwischen konnten.
Die haben da ganz gewaltigen Ärger riskiert und trotzdem gab es sie und zwar nicht zu knapp.
ja weiß ich.
Auch welche die mit Absicht danebengeschossen haben, und wo man dann hinterher genau die Flugbahn berechnete und ihm nachwies dass er eigentlich nicht hätte daneben schießen dürfen.
Daraufhin folgte dann gewaltiger Ärger bis hin zu Gefängnisstrafen usw...
Ist eben das alte Prinzip nach dem im Mittelalter noch bestialische Todesstrafen vollzogen wurden… wenn du es nicht machst, dann machen wir das mit dir bzw. dann bist du selber dran.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Jeder DDR Flüchtling wusste, dass er zumindest aus behördlicher Sicht nicht nur herzlich willkommen war, sondern auch mit Betreten von BRD-Boden niemand ihm die "BRD-Staatsbürgerschaft" verwehren würde.
ja richtig. Aber eben genau das zeigt doch wieder dass diese Flüchtlinge sofort als Deutsche angesehen wurden, weil sie halt aus dem anderen Deutschland kamen...und nicht etwa aus dem Ausland.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Nach der Grenzöffnung und als meine Eltern sich hinreichend sicher waren, dass das Pulverfass entschärft ist wurde mein Rucksack gepackt und mein Vater konnte ENDLICH mit mir zusammen den Brocken besteigen.
jo dito!
War bei mir nicht anders :D Mein Vater war mit jedem von uns 3en einzeln oben :D Ich war wohl der Erste. :D War ja von uns hier nur ne Tagestour mitm Rad (mit hochschieben natürlich :D )
Obwohl auch daran keine direkte Erinnerung mehr vorhanden ist.
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Da haste was verpasst.
Das Ostsandmännchen gehörte wirklich zu den Dingen, die sie uns voraus hatten.
Wir waren nah genug dran und ich habs Ostsändmännchen geliebt, das westliche fand ich hingegen doof.
ja, da kannte ich halt NUR das. Das Westsandmännchen habe ich glaube nie gesehn. :D
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Für die Meisten war aber klar, dass das bedeueten würde "Da knallt es bald und zwar gewaltig."
ja muss man sich auch immer wieder vor Augen führen.
Ich glaube es hätte mit ziemlicher Sicherheit auch ein Atomkrieg auf deutschem Boden stattfinden können, das nahm man damals in Kauf.
Deutschland würde in dem Falle wohl heute nicht so aussehen wie heute, und vermutlich würde man sogar schreiben "davon hat sich das Land nie wirklich erholt"... obwohl das jetzt auch nur Spekulation ist.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 14:56
@Fraukie
Wobei man bei manchen Spitzeln auch sagen muss, dass sie quasi gezwungen wurden. Zumindest hab ich das so gelesen. Das betraf nicht die systemtreuen, sondern eher Szeneleute, in deren Szenen die Stasi mitunter schwer reinkam. Punks, Skins, Heavy Metal Fans etc. Da wurde mitunter auch mal nett drauf hingewiesen, dass man besser mal Infos rausrückt, wenn man nicht wollte, dass vielleicht mal Drogen zuhause gefunden wurden und man dafür im Bau landete, oder man kein Bein mehr auf den Boden bekam. Diese Bespitzelungen und Spitzel gingen dann teilweise sogar bis in die syszemkritischen Untergrundbands rein.
Die meisten Spitzel waren aber wohl wirklich überzeugte Systemleute.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

13.11.2019 um 15:44
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Es ging immer nur um das Wohl der DDR-Bürger und darum sie vor Kapitalismus und Freiheit... äh Manipulation zu schützen! und wenn man dazu Minenfelder und Selbstschussanlagen braucht, dann wird das bestimmt gute Gründe haben :)
aus der sicht des damals herrschenden kommunistenpacks sicherlich.
die ostzone hat aber wahrlich keiner gebraucht!
Zitat von FraukieFraukie schrieb:Das Ostsandmännchen gehörte wirklich zu den Dingen, die sie uns voraus hatten.
mein Gott!!!
wenn's nix besseres gab - das ist ja erbärmlich!

:D


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