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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

79 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Ddr Mauerfall ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Sharasa Diskussionsleiter
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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 22:26
Ich weiß nicht genau ob das Thema hier hin gehört oder unter Politik fältt oder ob es dieses Thema schon gibt.

Wer erinnert sich damals vor 30 Jahren an den Mauerfall in der DDR? Selbst habe ich nicht soviel davon mitbekommen, da ich selbst genug Probleme hatte. Wer von Euch erinnert sich daran? Was ging in Euch vor und was denkt Ihr so heute darüber? Wie habt Ihr das Ganze erlebt?

Erzählt doch einfach mal. Mich würde es sehr interessieren.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 22:37
Keine Ahnung, da gab es mich noch nicht. Heutzutage ist solch eine Mauer und die damit verbundene Trennung eines Landes natürlich nur noch sehr schwer vorstellbar.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 22:50
Meine Eltern haben das ganz und gar unaufgeregt zur Kenntnis genommen, so jedenfalls meine Erinnerungen. Und ich als Teenie?
Wir sind kurz darauf mit dem Trabbi nach Hamburg zu Bekannten geknattert, das war schon extrem aufregend. Irgendwer schenkte mir einen kleinen rosa Plüschhasen und bei unseren Bekannten gab es diesen Fleischsalat aus der Dose und ich erinnere mich an Sprühsahne. Hammer! Diese erste Zeit war sehr aufregend, danach ging es leider nur noch bergab.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 22:57
Kann nur aus meiner (BRD) Sicht sprechen. Wir haben damals die aktuellen Entwicklungen in der Schule, in Politik, eingebaut und besprochen. War da in der 8\9 Klasse, wenn ich richtig rechne. Fand den Gedanken immer völlig surreal, daß da einfach eine Mauer gebaut worden war, die Deutschland teilte. Und als die Mauer fiel, fand ich das schon sehr berührend. Im TV die Menschen zu sehen, die endlich raus konnten, sich in die Arme fielen usw.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 22:59
Ich war noch nicht ganz acht Jahre alt, als die Mauer fiel. Meine Mutter ist am 09.11.1959 geboren und wir feierten gerade groß ihren 30 Geburtstag, von irgendwo (ich glaube aus dem Küchenradio) kam der Hinweis, dass sich da was tut, und wir saßen dann mit Familie und Freunden vor dem Fernseher. Verstanden hab ich damals nur, dass da was ganz Großes vor sich geht. Da der 09.11. vorwiegend mit negativen Ereignissen besetzt war, war es für meine Mutter etwas sehr besonderes, dass dieses Ereignis auf ihren Geburtstag fiel und das Land im Freudentaumel war.
Zwar sind wir Wessis, aber da mein Vater lange in West-Berlin gelebt hatte, kannten meine Eltern die DDR und auch das geteilte Berlin.
Zum ersten Mai sind wir dann auch nach Berlin gefahren. Meine Mutter ist bestimmt 18 Mal unter dem Brandenburger Tor hergelaufen und hat immer gerufen „Ich hätte NIE gedacht, dass ich hier mal einfach so durchgehen kann!“


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 23:33
Als die Mauer fiel, war mein erster Gedanke... Schade, dass das meine Oma nicht mehr miterlebt hatte.

Die Mauer war wie in Stein gemeißelt ... unvorstellbar, dass das Ganze "friedlich" abgehen könnte.

Es war "unwirklich" als es in den Nachrichten kam und dass es ohne Blutvergießen überhaupt möglich war.

Die ehemalige DDR war eine Diktatur und in einer Diktatur aufzuwachsen würde, ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

10.11.2019 um 23:47
hallo zusammen,

schwierig zu sagen, ich war damals 17. Die Nacht vom 9/10 November habe ich verschlafen, sah erst am nächsten Morgen was passiert war.

Dazu muss ich aber auch sagen, ich hatte keine Beziehung zur DDR. Ich wohne weit westlich, hatte weder Verwandte noch Bekannte dort, die DDR war für mich einfach Ausland wie jedes andere Land auch. Ich bin mit der Trennung aufgewachsen und es war völlig normal.

Noch wenige Monate vorher hätte ich jeden für bekloppt erklärt der an eine Wiedervereinigung geglaubt hätte. Und ich glaube nach wie vor, hätte das 10 Jahre früher stattgefunden hätte es keine Wiedervereinigung ergeben. Breshnev hätte Panzer geschickt, Gorbatschow nicht.

Hier linksrheinisch waren Frankreich, Luxemburg, Belgien näher als die DDR.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 01:33
tja...ich habve natürlich auch keine direkten Erinnerungen daran, sondern kenne es nur aus Erzählungen.
Hab den Jahrgang der noch Erinnerungen hat "knapp verpasst"
...das müssten die Jahrgänge 80, 81 und evt. noch 82 sein. 84, so wie ich, war halt zu jung um da irgendwas zu realisieren.
Für mich gab es nie eine Mauer oder Grenze es gab halt nur meine Heimatstadt, mein Kindergarten und mein Zuhause das war halt so mein Bereich als Kind :D

Da diese Heimatstadt aber nah an der Grenze liegt ergab es sich halt dass wir im Dezember 89 dann mal rüber fuhren.
Ist nicht weit, keine halbe Stunde mit dem Bus und man ist in Niedersachsen.
DA sind allerdings noch schwach Erinnerungen vorhanden ....das war für mich halt ein ganz normaler Tagesausflug und ich nervte wohl ein wenig meine Eitern wann wir denn wieder zuhause wären :D :D .. ich wollte also schnellstmöglich wieder zurück. So jedenfalls die Berichte.

Aber so ist halt das denken als Kind...man lebt in seinem kleinen Kosmos und die große Welt interessiert einen noch nicht so.
So richtig setzt die Erinnerung dann erst als ab 1990, 1991 also als es schon immer heiß "zu DDR-Zeiten".... heißt ich kenne es quasi nur so.

Ok ein paar dunkle Erinnerungen aus dem Kindergarten gibt es noch, aber das war halt ganz normal Kindergarten...keine Diktatur oder so nein, nein. Es wurde halt gesungen, gebastelt und Mittagsschlaf gemacht.
Zitat von IlvarethIlvareth schrieb:Meine Mutter ist bestimmt 18 Mal unter dem Brandenburger Tor hergelaufen und hat immer gerufen „Ich hätte NIE gedacht, dass ich hier mal einfach so durchgehen kann!“
da muss ich sagten dass dies immer noch etwas besonderes ist, auch für mich. Man kennt halt die ganzen Dokus und Berichte usw... und wenn man dann selber durchgeht nimmt es einen schon mit.
Das Brandenburger wird immer mit der deutschen Teilung verbunden sein, ebenso wie die Bernauer Straße, wo ja noch ein Stück Mauer steht. Die Bilder gingen halt in die Weltgeschichte ein...


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 04:16
Ich empfand die Mauer als etwas sehr reelles. Als Westdeutscher konnte ich zwar "rüber," empfand das aber immer als etwas exotisches, im Vergleich zu den "normalen" Urlaubsfahrten nach Italien, Frankreich, Österreich usw. wo es zwar noch Grenzkontrollen gab, aber man einfach nur mit dem Ausweis wedelte und durchgewunken wurde.

Eine Fahrt nach Berlin dagegen bedeutete oft stundenlanges Warten an der Grenze, und man hatte immer einen gewissen Grusel. Noch mehr, wenn es wirklich in die DDR ging, Visum, Anmelden bei der Volkspolizei mit Eintrag ins Hausbuch, dann Zwangsumtausch, dann wieder Abmelden, dann die Fahrt zur Grenze mit dem üblichen Grusel und der Hoffnung, dass die DDR Zöllner nicht verlangten, die Rückbank auszubauen... und kaum war man wieder in Bayern, wurde das Tempolimit wieder missachtet. Vorher war man ganz brav mit 100 herumgetuckert.

Das war das West-erlebnis.

Dazu kam bei mir, dass ich in der DDR zwei extrem gute Freundinnen kennengelernt hatte, sie wohnten in einem kleinen Dorf bei Magdeburg, und dadurch bei mir die Realität der Mauer ganz hart durchschlug: sie konnten sich einfach nicht vorstellen, wovon ich erzählte, ich konnte nicht einmal einfach alles mitbringen, was ich ihnen gerne mal schenken wollte, und vor allem: sie durften nie auf "meine Seite." Es war immer einseitig und umständlich. Während meiner Besuche in der DDR lief alles ganz locker, ich stellte fest, dass die Menschen dort auch glücklich sein konnten, auch leben konnten, nicht immer und überall vor der Stasi Angst hatten - im Gegenteil, sie machten recht offen Witze über diese Leute: "schau mal, da vorne wohnt unser Stasimensch. Der weiss jetzt schon, dass Du wieder hier bist. Morgen früh kommt der dann vorbei und fotografiert Dein Auto vor unserem Haus..."

Aber es gab freilich auch ganz ernste Momente: Ein Jahr vor dem Fall der Mauer diskutierten wir ganz offen über die Idee, irgendwie über Ungarn oder sonstwo heimlich über die Grenze zu machen... die girls sahen das ganz ernst als Alternative an, obwohl es eben sehr gefährlich gewesen wäre. Sie wollten unbedingt raus aus der DDR. Das war etwas, was ich einfach nicht nachvollziehen konnte, da ich mich nicht in ihr Leben dort hineinversetzen konnte. Allerdings sah ich auch keine andere Möglichkeit, ich hatte es nie für möglich gehalten, dass die Mauer eines Tages mal fallen könnte.

Und dann kam der November 1989. Ich sah im Fernsehen, was ich niemals für möglich gehalten hatte. Es war faszinierend und vollkommen irreal. Und eine Woche später tuckerten die Freunde mit ihrem Trabbi schliesslich vor meinem Haus in Bayern herum. Es war einfach nur supertoll. Immer noch irreal.

Und dann wurde alles irgendwie normal. Wir besuchten uns gegenseitig wann immer wir wollten, die eine zog dann sehr schnell nach Hamburg, ihrer Traumstadt, die andere blieb in der DDR und es war nicht anders als ich es mit meinen vielen Freunden im Westen gewohnt war.

Irgendwann war ich dann auch mal wieder in Berlin und fand das recht verwirrend: die Mauer war einfach weg. Man wusste gar nicht mehr so genau, wo sie gewesen war.

Da ich auf diese Weise einen sehr persönlichen Bezug zu den Vorkommnissen hatte, werde ich sie nie vergessen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 07:24
Ich war 17, am 9. November habe ich gar nichts mitbekommen (wohnte in West Berlin). Am nächsten Morgen saß ich im Bus auf dem Weg zur Arbeit und las in der Zeitung eines Mannes mit und hab es da gelesen. An meiner Arbeitsstelle war die Aufregung groß es haben sich alle gefreut.
Da ich keinerlei Bezug/Verwandtschaft in der DDR hatte und Berlin nur mit Mauer kannte, war mir das alles relativ egal.
Ein Lehrer meiner Berufsschule hat seine Angst geäußert, jetzt könne „jederzeit irgendjemand vor der Tür stehen“. Wer weiß, was dort für eine Geschichte hinter steckte...


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 10:14
Zitat von Mrs.RollinsMrs.Rollins schrieb:Da ich keinerlei Bezug/Verwandtschaft in der DDR hatte und Berlin nur mit Mauer kannte, war mir das alles relativ egal.
:D da muss ich mal nachfragen bzw. das finde ich immer interessant. Also klar du hattest keine Verwandtschaft, dennoch lag lag Westberlin quasi in der DDR, also mitten drin.
hat man dann von dem außen rum quasi überhaupt nichts mitbekommen? Ich meine Berlin bestand ja dann auch noch aus dem Ostteil mit seinen Stadtteilen usw...
Wie war das wenn da irgendwas passiert ist? War das so als wenn in der eigenen Heimatstadt was passiert, oder so als wenn das weit weg wäre...in einem anderen Land halt?
Also als bspw wenn heutzutage irgendwas in Prenzlauer Berg passiert, ein Mord oder so, dann erzählt man sich ja evt. davon in Grünau oder Schöneweide oder was weiß ich :D
War das damals auch schon so? Oder war Westberlin wirklich extrem vom Rest? Immerhin lag es ja näher an der DDR als an Westdeutschland.

Das fasziniert mich halt son wenig…. Also dieser Inselcharakter von Westberlin.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:- im Gegenteil, sie machten recht offen Witze über diese Leute: "schau mal, da vorne wohnt unser Stasimensch. Der weiss jetzt schon, dass Du wieder hier bist. Morgen früh kommt der dann vorbei und fotografiert Dein Auto vor unserem Haus..."
ich sags mal so...die "Stasimenschen" waren auch nur Menschen, Menschen mit Gefühlen evt. mit Gewissensbissen usw... Klar die richtig linientreuen standen voll dahinter, also hinter dem System und für manche brach dann evt. eine Welt zusammen.
Ich schätze aber, dass es nur wenige waren, selbst die oberen wussten dass das alles abstrus war und Ausmaße angenommen hatte die nicht mehr lange so zu halten waren.
Ich denke mal dass da nach der Wende durchaus so mancher tief durchgeatmet hat "endlich ist es vorbei"...aber gut das sind jetzt nur Mutmaßungen.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Irgendwann war ich dann auch mal wieder in Berlin und fand das recht verwirrend: die Mauer war einfach weg. Man wusste gar nicht mehr so genau, wo sie gewesen war.
jo...es ist halt eine Stadt, die zusammengehört. Und klar die Mauer hätte durchaus noch länger stehen können wenn die Umstände nicht so gewesen wären....
Man weiß ja inzwischen, dass auch vom Westen nix großes kam um diesen Zustand mal zu beenden, konnten sie auch gar nicht da auf beiden Seiten immer die Siegermächte dahinterstanden. Nur mit deren Einverständnis ging es schließlich.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 11:00
Ich war 5 als die Mauer fiel. Kann mich nur daran erinnern, dass ich mit meiner Mutter mal auf so einer Art Lichterdemo war (dass es eine Demo war, hab ich natürlich erst im nachhinein erfahren). Fand das als Kind ganz schön.
Auch ein Westpaket, das uns mal erreichte. Mit Gummibärchen und der Kassette "Rübezahl", die ich jahrelang garnicht hören konnte, weil wir keinen Kassettenrecorder hatten.
Schokolade, die nicht so süß war und trotzdem bombe schmeckte.
Da ich noch zu klein war, habe ich natürlich nur die Vorteile wahrgenommen - ich muss sagen, ich hatte wirklich eine schöne Kindheit bis dato.

Und dann wurd's komisch. Man ging auf einmal über die ehem. Grenze, tauschte Geld um und es gab sogar echte Barbies und nicht diesen Ost-Abklatsch. Die Lehrerinnen und Lehrer waren wohl erst einmal überfordert mit der Situation (und den neuen Lehrplänen), denn ich lernte - O-Ton Mutter - die ersten Jahre erst einmal so ziemlich garnix.
Und dann verließen immer mehr Nachbarn die Gegend, Neue kamen hinzu. Das Dorfleben inmitten der Großstadt war keins mehr, es wurde mehr und mehr anonymer.
Und dann noch die Sache mit der Arbgeitslosigkeit. Treuhandanstalt und Co.

In der Schule wurde die DDR erst einmal garnicht behandelt. Dafür 3 Mal der 2. Weltkrieg. Hat mich gestört. Irgendwann dann doch ein Ausflug in ein ehemal. Stasi-Gefängnis und heute Museum. Ne Gruppenarbeit zum Thema - das war's dann auch.

Ich mache definitiv die hohe Arbeitslosigkeit nach der Wende und auch die schulische Nicht-Aufklärung bezüglich der DDR als Ursache für den großen Rechtsruck in den neuen Bundesländern verantwortlich.
Brandenburg und Sachsen waren schon immer braun - das hab ich sogar als Kind schon gewusst. Und dennoch wurde nix gemacht oder nach Lösungen gesucht. Der Osten wurde einfach fallengelassen und jetzt wundert man sich über die Auswüchse, die das Ganze annahm und weiterhin annimmt.
Kein neues Phänomen - leider!
Zitat von knopperknopper schrieb:ich sags mal so...die "Stasimenschen" waren auch nur Menschen, Menschen mit Gefühlen evt. mit Gewissensbissen usw...
Hahaha, genau! :D
"Die haben ja nur ihren Job gemacht." Und abends haben sie dann bitterlich geweint, weil sie man wieder nen Systemkritiker gefoltert haben oder ein Familienmitglied haben auffliegen lassen....


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 11:14
Ich war damals erst 6 Jahre alt.

Ich hab das damals noch nicht so richtig verstanden. Weiß noch, wie wir in der Tagesschau gesehen haben, wie sie alle gefeiert haben. Meine Mutter war damals ganz gerührt und ich hab mich gefragt, was die für ein Drama machen, wegen so ner komischen Mauer.

Als Kind, dass im Westen aufgewachsen ist, war es für mich unvorstellbar, dass Menschen, die gar nicht so weit weg lebten, sich nicht so frei bewegen konnten, wie wir das gewohnt waren.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 11:14
@knopper
Ich kannte es doch gar nicht anders, als so aufzuwachsen. Beim Schulausflug nach Ost Berlin war ich krank. Ich kannte nur die Transitstrecke mit den dazugehörigen Kontrollen, die mir als kleines Kind nervig waren wegen der zum Teil langen Wartezeiten. Die Geisterbahnhöfe, durch die die Züge durchzuckelten waren befremdlich. Für mich war die DDR ein anderes Land. In meinem Wohnbezirk verlief die Mauer ums Eck, entweder ich wurde von den Grenzern angepöbelt oder später angemacht. Das waren die hauptsächlichen Kontakte.
Das Stasimitarbeiter auch Menschen waren, mag erstmal richtig sein. Aber ob sie Gewissensbisse und Gefühle hatten? Für die eigenen Kinder vielleicht? Ich habe da eine andere Meinung als du.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 13:48
Ich lebe im Westen Deutschlands und habe das damals anfangs nicht wirklich realisiert, dass die Grenzen geöffnet wurden. Ich konnte das erst gar nicht wirklich glauben und mir auch nicht vorstellen, wie es danach weiter gehen würde. Ob es z.B. wieder ein gemeinsames Deutschland geben wird oder die DDR in anderer, freierer Form bestehen bleibt.

Ich war vorher nur einmal in Ost-Berlin gewesen (Klassenfahrt), habe die DDR nicht wirklich kennen gelernt. Wir hatten Verwandtschaft dort, mit der auch über die Jahre hinweg Briefkontakt bestand (in der Generation meiner Eltern und Großeltern) und als die Grenzen geöffnet wurden, kamen sie auch bald zu Besuch zu uns. Damals habe ich zum ersten Mal in einem Trabi gesessen. Von den Verwandten haben wir dann einiges gehört, über ihr Leben in der DDR. In den Briefen mochte ja keiner wirklich darüber schreiben, weil man nie wissen konnte, ob sie angefangen wurden.
Ich hatte zu Zeiten der DDR eine Brieffreundschaft zu der Cousine (die in der DDR in Dresden lebte) meiner Schulfreundin, die ich persönlich kennen lernen konnte, als wir in Ost-Berlin waren. Sie ist an dem Tag dorthin gereist, damit wir uns treffen konnten. Damals ist mir erst so richtig bewusst geworden, was es bedeutete dort zu leben und welche Freiheiten ich selbst hatte. Mir steht immer noch vor Augen, wie wir uns in den Zug setzten und zurück in den Westen fuhren und die Cousine meiner Freundin am Bahnsteig stand und hinter uns her schaute. Das war ein ganz schreckliches Gefühl, sie dort zurück lassen zu müssen.
Als die Mauer fiel, hatte ich schon länger keinen Kontakt zu ihr, aber ich habe sofort an sie gedacht und ich habe mich für sie gefreut, dass sie nun auch die Möglichkeit hatte zu reisen und z.B. ihre Verwandten im Westdeutschland zu besuchen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

11.11.2019 um 15:50
Ich war 1987 das erste Mal in West-Berlin um eine Freundin zu besuchen welche damals von Zürich nach Berlin übersiedelt ist. Mein damaliger Vorgesetzter hier in der Schweiz hatte Verwandtschaft im Osten und hat mir die Adresse mitgegeben. Sollte ich Zeit haben, soll ich doch mal in den Osten rüberfahren und seiner Cousine Blumen vorbeibringen.

Nun wie soll ich sagen; ich war 19 Jahre alt, ziemlich naiv und aus der Schule habe ich nur mitgenommen, dass die Amis die Lieben und die Russen die Bösen waren (sehr einfach ausgedrückt, aber damals bekamen wir das so mit auf den Weg) - und die DDR gehörte politisch gesehen zu Russland. Ich hab mich also an einem der Tage an dem meine Freundin weg war, quasi todesmutig in die Zone gewagt. Ich hatte ja keine Ahnung von gar nichts, hab mich einfach mit meinen Blumen am Alex an die Grenze gestellt und so über mich ergehen lassen was da vor sich ging. Kleidungstechnisch habe ich mich - vermeintlich - total unauffällig in Jeans, Jeansjacke, T-Shirt und Addidas-Turnschuhe gepackt (ja - soooo naiv konnte man tatsächlich sein ... aber damals gab es noch kein Google wo man sich schlau machen konnte und für die Schweiz war die DDR so weit weg und wurde eher als Gespenst empfunden). Wie auch immer, auffällig wie ein bunter Hund stand ich irgendwann im Osten drüben und hab mich nach der Adresse welche ich bei mir hatte, durchgefragt. Die Leute starrten mich zwar an, waren aber alle sehr, sehr nett. Angst hatte ich einzig vor den Beamten, die haben mich so böse - oder einfach ernst - angeschaut. Da hat auch ein zaghaftes Lächeln meinerseits nichts gebracht.

Ich hab mein Ziel dann irgendwann gefunden (Altglienicke) und habe dort Menschen kennengelernt die sehr schnell meine Freunde wurden. Zwar hab ich mich gefühlt wie in einer komplett fremden Welt. Im Gegensatz zu dem modernen Zürich war in diesem Ostberlin gefühlt alles vor 30 Jahren stehengeblieben - ich glaube ich hab meine Kinnlade gar nicht mehr hochgebracht. Die Strassen, die Häuser, die Tramhaltestelle, die Autos, die Geschäfte ... das war alles aus einer Zeit weit vor mir - ich habe einfach nur gestaunt.

Wie auch immer, ich war nicht das letzte Mal drüben - habe meine neuen Freunde regelmässig besucht, Pakete geschickt oder ihnen auch mal auf Arbeit angerufen (zu Hause hatten sie kein Telefon ... nur schon das ein Umstand, der mir kaum in den Kopf wollte). Und als dann dieser 9.11.89 kam, sass ich die ganze Nacht vorm Fernseher. Ich konnte mich nicht sattsehen, hab durchgeheult. Diese ganzen traurigen Gefühle die ich immer hatte bei der Vorstellung, dass mich meine Freunde nie würden besuchen können, diese Ungerechtigkeit wie man Menschen so einsperren kann ... all das hat sich in der Nacht gelöst und ich war einfach nur glücklich. Am nächsten Morgen habe ich versucht, die Cousine von meinem Chef auf Arbeit anzurufen ... keine Chancen, die Telefonleitungen waren komplett zusammen gebrochen.

Dazu kommt noch, dass meine Omi Dresdnerin war, meine Mutter dann in Ostberlin aufgewachsen ist und meine Familie erst gegen Ende des 2. WK in die Schweiz geflüchtet sind. Wäre das Schicksal etwas anders verlaufen, hätte es mich allenfalls auch zur DDR-Bürgerin treffen können. Ich denke, darum ist mir die ganze Situation zusätzlich noch sehr nahe gegangen.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 02:34
Tja, der Mauerfall.
Er war für mich damals sehr kompliziert.
Ich war zwölf im November 89. Eigentlich ein Alter, bei dem man den Mauerfall nicht sehr bewusst mitbekommen hat, grad weil wir extrem weit westlich gewohnt haben.

Aber mein Vater ist in den Sechzigern über die Mauer geflohen und er ist nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Auf ihn wurde geschossen, er hat sich das Fußgelenk stark verstaucht, trotzdem ist er immer weiter.

Er hat es geschafft. Der Preis war extrem hoch, vor Allem für seine Angehörigen.

Wir waren vor der Wende mindestens einmal im Jahr zu Besuch in Ostdeutschland. Ich habe so extrem viel als Kind nicht verstanden, auch weil alle diese Umstände von mir fern gehalten haben.

Ich wusste aber ganz genau, dass sich meine Kousinen und Kousons extrem über die Sachen gefreut haben, die ich mitgebracht hatte.

Ich hab irgendwann ganz bewusst mein Reiseproviant nicht gegessen und getrunken, weil ich wusste, die Kids finden das toll und wollten es gerne haben.

Sa haben dann Coca Cola und Micky Mouse Comics schnell den Besitzer gewechselt. Mir hat es nichts ausgemacht und meine Verwandten haben sich aber extrem drüber gefreut.

Durch die Republikflucht meines Vaters wurde meine Verwandtschaft durch die Stasi extrem überwacht, was mir aber als Kind nie wirklich bewusst war.
Mein Vater hat dies auch von mir fern gehalten. Auch wusste ich lange nichts über seine Flucht, über die Gründe, über die Umstände.

Für mich war es also völlig normal, dass meine Oma uns zwar besuchen durfte, der Opa und Papas Geschwister aber nicht.
Ich habe als Kind all das nicht hinterfragt.

Auch war für mich die DDR nie auch Deutschland, sondern ein anderes Land in der man aber unsere Sprache spricht, wie in Österreich zum Beispiel.


Was mir an den Besuchen in der ehemaligen DDR absolut im Gedächtnis geblieben ist, waren zwei Dinge.
Einmal die extremen Grenzkontrollen, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte und für mich als Kind so viel interessanter, die Rubbelbilder,die ich ausm Westen nicht kannte.

Das waren so Figuren, die man durch rubbeln auf die eigenen Bilder übertragen konnte. Da konnte ich mich als Kind stundenlang beschäftigen.

Ach ja und an die Waldmeisterbrause, die gab es bei uns nämlich auch nicht.


Das tollste was mir aber in Erinnerung geblieben ist, ist das Weihnachten 89. Da waren nämlich Papas Schwester, ihr Mann und die beiden Kinder bei uns zu Besuch.
Es war das größte Fest, das wir jemals hatten.

Für mich und die anderen Kinder war es nur ein rauschendes Fest mit ganz viel Liebe, Geschenken und Süßigkeiten, für die Erwachsenen war es wohl ein Fest der Freiheit und Wiedervereinigung.

Bei den Geschwistern von meinem Vater war die Wende wohl auch absolute Freiheit, denn sie standen seit der Flucht meines Vaters nicht mehr unter Beobachtung der Stasi.


Natürlich habe ich im Nachklang auch viele Ungerechtigkeiten der Wende mitbekommen.
Eine Tante von mir war Lehrerin, ab der Wende sofort arbeitslos, aus der Angst heraus, dass sie immer noch kommunistische Werte vermitteln könnte.

Ihre Tochter war grad mit dem Studium zur Lehrerin fertig, es wurde aber von der BRD nicht anerkannt, sie musste ihr Studium noch mal wiederholen.

Ein prägendes Bild für mich nach der Wende war, dass überall diese bunten Fähnchen hingen, die auf einen Autohändler hin wiesen. In den meisten Fällen Gebrauchtwagen.

Dann noch die ganzen Versicherungsvertreter.
All diese Menschen haben die Naivität der Ostdeutschen so extrem ausgenutzt. Viele sind daran echt zugrunde gegangen.

Das waren jetzt meine lebendigsten Erinnerungen an die DDR, an den Mauerfall und an die Wende.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 06:46
@knopper
Ostberlin und die DDR waren für uns im Westen von Deutschland wie ein völlig anderes Land. Genau wie Polen oder die Tschechoslowakei (Tschechien und die Slowakei gab es ja nicht). Es gab Deutschland und es gab die DDR für uns. Und DDR hieß fast schon Russland, Stasi, Mauer, gedopte Athleten, Kommunismus, Zwangsadoptionen, Unterdrückung, Schiessbefehl... Kurzum... Feindesland, aus dem die armen Menschen nicht fliehen dürfen. Wie Nordkorea heute quasi.. Zumindest wurde das so in der Schule grob vermittelt.
Und nein, man hat nichts darüber berichtet, wenn zb in Dresden ein Mord geschah. Morde gab es offiziell in der DDR möglichst nicht.
Und die Stasi Leute waren so mitfühlsam wie die Gestapo Leute bei den Nazis.
Ich persönlich war als Teenie überrascht, als ich das erste Mal in Ostberlin war. Das war gar nicht wie in Nordkorea😉


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 14:09
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Auch ein Westpaket, das uns mal erreichte. Mit Gummibärchen und der Kassette "Rübezahl", die ich jahrelang garnicht hören konnte, weil wir keinen Kassettenrecorder hatten.
ja da kann ich mich tatsächlich auch noch an eine Situation erinnern. :D
Zitat von Mrs.RollinsMrs.Rollins schrieb:Für mich war die DDR ein anderes Land. In meinem Wohnbezirk verlief die Mauer ums Eck, entweder ich wurde von den Grenzern angepöbelt oder später angemacht. D
Zitat von troublerin77troublerin77 schrieb:Auch war für mich die DDR nie auch Deutschland, sondern ein anderes Land in der man aber unsere Sprache spricht, wie in Österreich zum Beispiel.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Ostberlin und die DDR waren für uns im Westen von Deutschland wie ein völlig anderes Land. Genau wie Polen oder die Tschechoslowakei (Tschechien und die Slowakei gab es ja nicht).
Also ich muss sagen das überrascht mich nun doch ein wenig. Ware das denn tatsächlich so?
Ich meine der Vergleich mit Österreich hinkt ja nun schon etwas, bzw. wenn man mal die Ganze Situation mal überträgt auf bspw. Wien.
Würde man das nun plötzlich teilen, eine Seite bleibt Österreich und eine Seite wäre deutsch...dann wäre doch diese deutsche Seite doch trotzdem noch irgendwie Österreich oder nicht?

Wie gesagt Westberlin befand sich ja nun physisch vollkommen in der DDR, bzw. war es ja schon irgendwie so, dass es im Bezirk Potsdam lag, hier schön zu sehen:
Spoiler
1200px-Germany2C German Democratic RepubOriginal anzeigen (0,5 MB)


...aber trotzdem war es wie ein "Stück" anderes Land, oder wie? Also so vom Gefühl her?
In einem Bericht kam auch neulich dass es wohl am Anfang, also vor Mauerbau, wohl so war das viele Ostberliner halt in Westberlin arbeiteten, tägliches Pendeln halt. War zu der Zeit das Gefühl evt. noch ein anderes und irgendwie noch "vereinter"?

Des Weiteren gab es ja ganz skurrile Grenzverläufe wie bspw. der sogenannte Entenschnabel.
Dabei handelt es sich um ein Stück DDR, bzw. heute Brandenburg, was nach Westberlin hineinragte. Die Form erinnert an den Schnabel einer Stockente, daher der Name.
Hab ich auch erst neulich entdeckt, kannte ich vorher nicht…bin ja kein Berliner.

hier zu Zeiten der Mauer:

AKG397218Original anzeigen (0,2 MB)

Links, recht Westberlin und drin DDR, bzw. das andere Land. :D War es denn hier auch so dass die Anwohner dass so wahrnahmen, waren quasi die Nachbarn, Nachbarn die in einem anderen Land wohnten? Ich kanns mir nur schwer vorstellen.

…finde ich halt alles irgendwie interessant.


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Mauerfall vor 30 Jahren (DDR)

12.11.2019 um 14:12
Zitat von AniaraAniara schrieb:Heutzutage ist solch eine Mauer und die damit verbundene Trennung eines Landes natürlich nur noch sehr schwer vorstellbar.
Och, für einige größenwahnsinnige, rassistische Soziopathen in fernen Landen offenbar immer doch ganz locker ...


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