Erst mal zur Frage: Habe eine Komplettrenovierung durch das örtliche Handwerk hinter mir und völlig unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Elektriker und Installateur (beide kurz vor der Rente) waren sowohl fachlich toll als auch absolut zuverlässig und haben super beraten. Haben kurz und knapp dargestellt, was es gäbe, warum sie was machen und nicht machen würden und haben 1a Arbeit geleistet.
Einige Gewerke, die nach Stunden bezahlt wurden, haben sehr lange für den Job gebraucht - so lange, dass ich das nicht mehr machen würde - einen Stundenlohn vereinbaren. Würde nur noch einen Festpreis bezahlen.
Der Hit war eine örtliche Fensterbaufirma. Aus einem mir nicht bekannten Grund hat der Vorbesitzer des Hauses alle Fenster bis auf zwei und eine Terassentür austauschen lassen. Ich habe dann eine Fensterbaufirma kommen lassen, mit der ich vor 10 Jahren schon mal zu tun hatte (anderer Besitzer) und die damals top war. Kostenvoranschlag bekommen. Gut. Das Problem war, dass in unserer Wohnung mehrfach Räume getauscht wurden und aus einem nicht mehr nachvollziehbaren Grund die Küche Badmilchglasfenster hatte - die wollte ich auch tauschen lassen (nur die Scheiben). Da war der Kostenvoranschlag jedoch teuerer als für ein gesamtes neues Fenster (!). Drei Rolläden waren auch kaputt und da rief mich der Chef an und sagte, das Problem wäre, dass man nicht an den Rollladen ran käme, wegen der Dämmung am Haus und man den kompletten Laden tauschen müsste - dabei würde man allerdings die Wärmedämmung des Hauses beschädigen. Der Vorbesitzer erzählte, dass ihm (ein anderer Fensterbauer) das gleiche gesagt hatte. Wir ließen also nur die Fenster und die Tür tauschen (erstmals). Die Tür wurde falsch geliefert, was dazu führte, dass uns unser Haus mehrere Tage ein "Loch" in der Wand hatte, das nur notdürftig gesichert wurde.
Irgendwann haben wir bei Youtube gegoogelt und festgestellt, dass man die Rollläden mit einem Trick aushängen kann. Mein Mann redete mit einem Kunden drüber, der meinte, er könnte das - er kam und hatte innerhalb einer Stunde alle Rollläden repariert - obwohl so Allrounder und kein Fensterbauer. Er tauschte uns dann auch noch das Glas im Fenster, was mit Material unter 100€ kostete. Da war ich mächtig sauer, weil wir da schlicht belogen wurden "geht nicht", etc.
Andante schrieb:Und wenn der Azubi in der Berufsschule nicht mitkommt, sind aus Sicht der Eltern immer die Lehrer schuld, nie das Goldkind selbst oder die Eltern, die das Goldkind lieber pennen lassen anstatt es aus dem Bett zu werfen und zur Schule zu schicken.
Ich arbeite an einer weiterführenden Schule - das ist auch im allgemeinen Schulsystem so. Es ist auch so, dass Schüler oft einfach auch ein Strukturproblem haben (Material, Pünktlichkeit, Fehltage) - was aber von den Eltern ignoriert wird, bzw. man denkt, dass sich das mit dem Eintritt ins Berufsleben gibt. Wir hatten schon mehrere Schüler, die dann in der Probezeit wegen "sowas" gekündigt wurden - während uns die Eltern als spießig bezeichnet hatten, dass wir wegen "nur zwei drei Minuten" so einen "Aufriss" machen.
Andante schrieb:Der Azubi, wohnhaft 4 km von der Berufsschule entfernt, erscheint ein paar Tage unentschuldigt nicht zum Unterricht. Auf telefonische Nachfrage der Schule erklärt er, sein Auto sei kaputt, weswegen er nicht kommen könne. Die Schule weist darauf hin, dass es auch das Fahrrad oder den Bus oder eine Mitfahrgelegenheit oder, ganz entsetzlich, Zufußgehen gibt. Der Azubi weist all diese offenbar gegen die Menschenwürde verstoßenden Möglichkeiten kategorisch von sich und erklärt, so lange die Ausbildungsvergütung so niedrig sei, könne er die Autoreparatur nicht bezahlen und eben nicht zur Schule kommen.
In gewissen Kreisen "ganz normal". Unsere Schule liegt im Außenbezirk eines Industriegebietes - da gibt es einen großen Supermarkt. Kürzlich hatte mein Kollege mit einem Elternteil einen Termin um 18.00 Uhr vereinbart und war extra länger an der Schule geblieben, weil das Elternteil angab, er könnte nicht früher kommen (obwohl gar nicht berufstätig, aber das ist eine andere Geschichte). Mein Kollege drückte sich also zwei Stunden an der Schule rum, wartete ab 17.55 an der Tür - rief um 18.15 Uhr an und wurde von dem Elternteil angeschnauzt, als Lehrer hätte man ja genug Zeit, sie würden halt noch im Shoppingcenter in der Schlange stehen - wenn man schon extra kommen müsste, müsse man das halt noch mit dem Wocheneinkauf verbinden.
off-peak schrieb:Wenn der Akademikker erst anfängt, so mit Mitte 20, kann der Handwerker bereits sein Haus gebaut haben (alleine schon vom Handwerk her).
Das Problem ist - je nach Sparte - dass das Einstiegsgehalt von Akademikern wirklich sehr niedrig ist. Ein Freund von uns ins Handwerker - der sagt, wenn die Zahlungsmoral 100% wäre, dann wäre es wirklich gut ... aber er verbringt viel Zeit damit, Geld einzutreiben, was die Kunden nicht bezahlen.