Diskussion unter Freundinnen über Männer ausgeartet!
12.08.2019 um 21:54-seductive- schrieb:Mich interessiert es doch nicht, wie die beiden ihre Ehe miteinander führen, sondern mir geht es insbesondere darum, dass die beiden Rücksicht aufeinander nehmen. Sie scheint frustriert zu sein und er auch, weil er nicht das Gefühl hat, sich seiner Frau anvertrauen zu können. Am schlimmsten wäre es, wenn die Kinder quasi täglich auch noch Diskussionen mitbekommen müssten. Wie kann man mit dieser Ignoranz durchs Leben gehen? Respekt, wer das kann, doch ich kann es nicht.Was ein Drama.
Um nicht missverstanden zu werden: Mir gehen Witze über Männergrippe auch ziemlich aufn Sender und das sage ich auch, wenn mir danach ist. Wer's nicht hören will, kann weghören, fertig.
Dennoch halte ich es für recht distanzlos, was du scheinbar gerade dabei bist, zu tun und noch distanzloser, Usern, die ihre Meinung dazu sagen, mal geflissentlich als ignorant darzustellen.
1. Richtig: in einer Freundschaft sollte man sich alles, auch Kritisches sagen können. Geht das nicht, ist es mir der Freundschaft nicht allzu weit her. Kann man damit nicht leben, macht man nen Cut. So simpel ist das.
2. Die Basis einer Freundschaft sollte Respekt sein. Wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung auch. Respekt heißt in erster Linie, dass ich weiß, wo meine Grenzen liegen und dass ich ferner weiß, wo die Grenzen meines Gegenübers liegen. Mir scheint, dass du beide Grenzen nicht wirklich klar sehen kannst - womöglich wegen einer Sorge und Angst, die eher zu dir gehört, als zu deiner Freundin und deren Mann? Think about...
3. It takes two to Tango - immer wieder wahr, diese Weisheit. Eine Partnerschaft wird durch zwei Menschen getragen, nicht nur einer. Der Job eines Partners ist es nicht, die Gedanken des anderen zu lesen, die er nicht offenbart und der Job des anderen Partners ist es nicht, still zu ertragen, was er nicht ertragen möchte. Gut möglich - und by the way: es wäre nicht die erste Ehe, in der das so laufen würde - dass deine Freundin und ihr Mann ihr gegenseitiges, unausgesprochenes Arrangement auf diese Weise miteinander gefunden haben. Die feine Englische ist es schließlich auch seinerseits nicht, mit Dritten über sein "Leid" zu sprechen, während seine Frau davon nichts erfährt^^ Erinnert uns das an irgendwas?
4. Kommen wir aufs Thema Grenzen zurück: Du googlest dir die Finger wund, um über die Depressionen des Partners deiner Freundin zu recherchieren, hast schlaflose Nächte, weil du über deren (!) Problem nachgrübelst und postest im Zustand der Übermüdung hier deren Problem, das du nicht nur zu deinem, sondern auch zu dem deines und ihres Partners machst und findest das nicht seltsam? Mal ganz neutral betrachtet: Das klingt nach Übertragung. Du scheinst dich mit etwas ihres Themas zu identifizieren, das eigentlich dein Thema ist. In dir scheint ein Leid diesbezüglich aufzukommen, dem du Herr werden willst, so mein Eindruck. Es kann sinnvoll sein, das für sich selbst zu hinterfragen, denn sollte es so sein, dann hinterlässt es lediglich verbrannte Erde, wenn man versucht, einen Konflikt, den man selbst mit einem Thema hat, im Außen bei anderen klären zu wollen.
5. Fortsetzung zum Thema Grenzen: Mit dem Ansinnen, dich in das, was du (!) als vermeintlichen ehelichen Konflikt der beiden anderen zu erkennen glaubst, einzuklinken, klinkst du dich gleichzeitig in eine eheliche Dynamik ein, mit der du selbst nichts zu tun hast. Warum willst du das tun? Du beschreibst sehr ausführlich die vermeintliche (!) Hilflosigkeit des Mannes deiner Freundin - wobei mir scheint, dass es hier um die Kontrolle deiner eigenen Hilflosigkeit geht, die du ggf. bzgl. des Themas Suizid hast. Du willst ihn "retten" - so mein Eindruck. Ohne womöglich zu hinterfragen, ob er gerettet werden muss bzw. möchte^^. Leidet ein Mensch - welcher auch immer - im Umfeld unter Depressionen, dann sieht "Hilfe" so aus, dass man ihn dazu anhält, sich in professionelle Hände zu begeben. Der Meinung zu sein, man verstünde ihn viel besser als er sich selbst bzw. besser als seine Frau ihn, nur, weil der eigene Mann ebenfalls unter Depressionen leidet, grenzt an Größenwahn. Und auch, wenn du das weder beabsichtigst noch möchtest, ist es ein Spalten der beiden, das du dann aktiv betreiben würdest.
6. Nochmal zum Thema Grenzen: Es gibt mehrere Modelle funktionierender Ehen. Auch solche, in denen Sprachlosigkeit herrscht. Nicht jede Ehe funktioniert durch Offenheit. Nicht jede (eigentlich eher die wenigsten) wird durch Liebe zusammengehalten. Nicht jede ist symmetrisch, in der beide ihren Teil beisteuern. Manche Menschen wählen sich nicht ohne Grund den Partner, den sie sich wählen. Mit einem Menschen, der jahrelang unter der vermeintlichen Dominanz und Ignoranz des anderen leidet, kann man Mitleid empfinden - man kann aber genauso gut kritisch hinterfragen, was ihn denn jahrelang bei diesem Menschen hält, wenn sein Leidensdruck doch angeblich so extrem ist. Für gewöhnlich findet man auf diese Frage auch triftige Gründe, die einem nicht unbedingt schmecken oder mit der eigenen Weltsicht übereinstimmen müssen, die jedoch aus Sicht des Betreffenden ihre Berechtigung haben. Wann immer man der Meinung ist, ziemlich genau zu wissen, was ein anderer Mensch denke und fühle, ist Vorsicht geboten. Man kann einem Menschen - egal was er sagt - immer nur bis vor die Stirn schauen. Hat man aber den Eindruck, schon in dessen Kopf, Herzen oder gar Wohnzimmer zu sitzen, dann ist das meist ein guter Hinweis darauf, dass man hier eher Einblick in seine eigenen Verstrickungen erhält, als in die Anderer. Auch das wäre lohnenswert, mal kritisch zu durchdenken.