Hier das, was ich schrieb, aus einer Schnittmengenerfahrung heraus, die sich auf meine Sinne, meinen Menschenverstand und Gespräche mit den Leuten stützt:
Flüstertüte schrieb:Ausserdem hält sich meine Empathie für Leute in Grenzen, die anscheinend körperlich und geistig fit genug sind, sich teilweise in Entourage von mehreren anderen Gleichgesinnten und einigen Hunden locker und flockig in Fussgängerzonen, Bahnhöfe, auf Supermarktparkplätze oder Parks zu hocken und zu betteln, anstatt zu arbeiten.
Nun splittere ich deinen post, da mir die Botschaft an mich nicht ganz klar ist:
sunshinelight schrieb:Es mag zwar so scheinen, dass es so einfach wäre, aber im Grunde kann nicht jeder das machen, was er auch möchte, weil es für viele Berufe bestimmte Anforderungen gibt und da somit schon die Freiheit beschränkt ist.
Du hast eine merkwürdige Vorstellung von der Beschneidung der Freiheit... oder verstehe ich das falsch? Du bist also der Meinung, es ist unzumutbar, sich damit zu arrangieren, dass man aufgrund mangelnder Fähigkeiten oder einem Mangel an Förderungsmöglichkeiten innerhalb deines Traumjobs, keine Stelle für dich findet? Was ja nun mal nicht Prio Nr. 1 bei der Integration in den Arbeitsmarkt ist, zumindest schuldet dir da der Staat ja nix, hättest ja beizeiten eine entsprechende Ausbildung machen können, oder könntest es auf eigene Rechnung noch eine Weiterqualifizierung machen, zur Not mit einem Nebenjob selbst finanziert, wie viele andere auch.
ansonsten, ganz klar, ich arbeite auch nicht in meinem Traumjob, muss aber trotzdem arbeiten, oder nicht?!
Was ist deine grundsätzliche Aussage? Schei**e, das Leben ist kein Wunschkonzert? Oder wie?!
sunshinelight schrieb:Sie entscheiden sich dann anders und für sie zahlst du auch keine Steuern, denn das Jobcenter würde wieder nur Freiheiten einschränken und dich einfach in die nächstbeste Arbeit stecken, was für einige harte Arbeit bedeutet, aber trotzdem ein Leben am Existenzminimum.
Jupp, wie zum Beispiel für mich, und viele andere, die ich kenne und deren Antwort nie der, in ihrer Selbstwahrnehmung oft romantisch verkitschte, Ausstieg aus den gesellschaftlichen Pflichten wäre, um stattdessen im Planwagen durch die Prärie zu ziehen und zu betteln. Das käme denen sicher auch manchmal in den Sinn, aber sie können und wollen das schlicht und ergreifend nicht. Löblich, nicht von jedem in Zuckerwatte gepackt werden zu wollen.
Man sollte bei allem Verständnis für seine eigenen Stolpersteine, nicht in wehmütige Verweigerung des Lebensnotwendigen untergehen. In einem Land wie Deutschland, in dem sich am laufenden Band Türen öffnen, wo andere zugehen, und es an einem selbst liegt, sofern man nicht schwer und arbeitsunfähig krank ist, durchzugehen oder eben nicht, weil einem die Türklinke nicht griffig genug erscheint?!?
sunshinelight schrieb:Wer sagt denn, dass es immer um Schicksal und Schuld gehen muss (wo aber auch öfters das Eine das Andere nicht ausschließt), ein freier Mensch kann seinen Weg doch gehen, egal, wie er aussehen mag. Keiner bittet nach nem roten Schein oder zwingt dich, etwas zu geben. Er fordert nichts ein, er bittet darum. Er will auch gar nicht bewertet werden, das einzige, was er möchte, ist, dass man ihm vielleicht 'n 50 Cent-Stück in den Becher legt.
Ich nicht, ich rede von dem Lebensnotwendigem, arbeiten zum Selbsterhalt! Wie frei bist du denn, wenn du dir ohne offensichtliche Not, aber mit guter Laune, das Geld für ein Fahrticket zum nächsten Bahnhofsbettelplatz oder eine Dose Hundefutter erbetteln musst?
Andere Frage: Wie dreist, wenn du noch nicht einmal hinterfragst, ob derjenige, der dir etwas einkauft oder in den Beutel schmeißt, selbst am Monatsende von seinem bisschen noch was hat für ein Ticket zur Arbeit. Ach nee, so weit gehts dann nicht! Aus den Augen aus dem Sinn, oder?! Gegen Ende des Tages, haben manche Gruppen, gerade die mit Hunden, mehr netto im Klingelbeutel, als andere am Tagesende von ihrer Arbeit übrig.
Ja sorry auch, das ich das hinterfrage, ohne direkt wieder ein Mitleidsfass wie dieses aufzumachen:
sunshinelight schrieb:eine Grundsicherung, 400€ im Monat, ist jetzt auch nicht die Welt. Dennoch hat ein Mensch Bedürfnisse und irgendwie das Recht auf ein Leben neben dem Satt sein.
sunshinelight schrieb:Wo müssen Menschen mit Gebrechen ran? Eine Quelle dazu wäre angebracht.
jo, nett dass du die Rentenversicherung ansprichst, kenne da auch jemanden, der sich ein Leben lang den Poppes aufgerissen hat, nix vom Staat gekriegt bzw. immer bereit sich selbst in Arbeit zu bringen, etliche schwere Gebrechen von Unfall und Maloche, ohne Schmerzen nicht mehr leben kann, aber weiterkämpft, abgespeist erst kürzlich von LVA und RVA mit dem einem Bildungsgutschein, wie sie vom Arbeitsamt oder JC gerne vergeben werden, nach dem sein erster Antrag auf eine ordentliche Umschulung abgelehnt wurde. Der kann in seinem Beruf nicht mehr, rein theoretisch hat er ein Anrecht auf eine anständige Umschulung, stattdessen ein Bildungsgutschein, für den er wieder bei Arbeitsamt vorstellig werden muss, sprich er wird quasi genötigt sich mit allen Eventualitäten und auch Forderungen an ihn dort wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen, damit er überhaupt etwas bekommt, schön rauskicken aus dem System der Rentenversorgung. Habe dem gerade erst einen Widerspruch geschrieben. Der Mensch hat hier ein Leben lang gearbeitet, gezahlt, auch in die Rentenversicherung, ist mit 47 Jahren nicht zu alt und bereit weiterzuarbeiten, während andere teilweise mit geringsten Benachteiligung ein Leben lang in Grundsicherung hängen, ohne auch nur versucht zu haben zu arbeiten... Jo einfach tolle Freihheiten, die manche anderen erarbeiten, nicht wahr?!
sunshinelight schrieb:Naja, Vorausgesetzt ist bei der Rentenversicherung, dass du mindestens 5 Jahre arbeiten warst, ansonsten gehst du in die Grundsicherung. Da muss auch kein Erwerbsunfähiger ran.
Jetzt fragst du dich vermutlich, warum nimmt derjenige das nicht in Anspruch?
Na, vielleicht tut er das. Vielleicht sehen manche auch deswegen so gepflegt aus, aber mal im Ernst, eine Grundsicherung, 400€ im Monat, ist jetzt auch nicht die Welt. Dennoch hat ein Mensch Bedürfnisse und irgendwie das Recht auf ein Leben neben dem Satt sein.
Aber keiner deiner angesprochenen Leute mit Gebrechen muss ran.
Zu sagen, dass manche immer Ausreden benutzen würden, ist häufiger eine Ausrede der Gesellschaft, um sich nicht tiefer mit den Problemen, die Deutschland hat, zu beschäftigen und dass es auch noch Menschen gibt, die sich mit deutlich mehr Problemen beschäftigen müssen als man selbst.
Was theoretisch Rechte sind, geht im Verwaltungsakt deutscher Institutionen und Versicherungen leider für viele hier nicht so ohne Weiteres, oft muss man die Zeit und die Kraft und die Muße aufbringen, sich sehr intensiv mit seinen Rechten (auch im verwaltungsjuristischen Sinne) auseinanderzusetzen, mehrfach Anträge stellen, nicht bei jedem steht eine Organisation, eine freundlicher und empathischer Behördenmensch, ein für sie gerade kostenloser Übersetzer etc pp. im Hintergrund, manche kämpfen teilweise Jahre für die Anrechnung verschiedener Prozentstati bei unterschiedlichen körperlichen Beeinträchtigungen... ohne Menschen wie mich und manch andere, die sich ehrenamtlich immer wieder hinsetzen und für und mit diesen Leuten, die durch das System fallen, ausbaldowern, Anträge und Widersprüche aufsetzen, sie zu Behördengängen begleiten, hätten die schon aufgegeben, sich aber trotzdem nicht bettelnd niedergelassen. Die wollen ein aktiver Teil der Gesellschaft bleiben.
Manchmal hängt es vom Bundesland und der Füllung der öffentlichen Töpfe ab, wie schnell und wie gut jemand bekommt, was ihm zusteht.
Theoretisch wissen viele, die nix tun eine ganze Menge, und fordern von den Praktikern im Alltag auch noch unverfroren Belege, und natürlich "das, was ihnen zusteht". Guter Witz, bei manchen Leuten von "zustehen" zu reden, die noch nicht mal nötig hätten zu betteln, weil sie ohnehin versorgt werden... fragt sich wie lange noch, wenn das Geld der öffentlichen Hand knapp wird.
Die Bettler, die das aus Selbstverwirklichung und Freiheitsdenken machen, können sich ja mal vor das Parlamentsgebäude in Berlin setzen, mal sehen, wie lange sie dort die Richtigen anbetteln.
;)sunshinelight schrieb:Zu sagen, dass manche immer Ausreden benutzen würden, ist häufiger eine Ausrede der Gesellschaft, um sich nicht tiefer mit den Problemen, die Deutschland hat, zu beschäftigen und dass es auch noch Menschen gibt, die sich mit deutlich mehr Problemen beschäftigen müssen als man selbst.
So so, was sind denn die Probleme, die Deutschland hat, die hier thematisch reinspielen, ausser den offensichtlichen, dass es vielen angeblich so geschundenen Verweigerern offensichtlich hier noch viel zu gut geht, sonst würden sie sich nämlich mal am hintern kriegen, anstatt Hippie oder Wohlstandspunk zu spielen, ohne das es Not täte.
Wie gesagt, mein Mitleid gilt da eher anderen, wirklich bedürftigen Menschen, u.a. denen, die ich oben ansprach.
Eine Frage an dich, falls du sie beantworten möchtest:
Wie alt bist du und arbeitest du auch?
@sunshinelight