@Myon-Neutrino Natürlich tobt des Nächtens im Walde die Action - und der Horrorfilm-gestählte Städter fürchtet sich zu Tode.
Ausser Fuchsbandwurm, Zecke, Tollwut und Bache mit Frischlingen droht einem ausserhalb der Jagdsaison im deutschen Wald keinerlei Gefahr - ausser bei Sturm oder Schneelast.
Aber natürlich lauern im Wald lauter gefährliche Irre mit Kettensägen, die unschuldige Kids beim Waldspaziergang foltern und zerteilen, kennen wir aus dem Kino, und das war schon immer realer als die Realität!
Hin und wieder wohnen sie auch in Knusperhäuschen, wie schon die Gebrüder Grimm weit vor der Erfindung des Kinematographen wussten..
Ich habe mich in hiesigen (und anderen europäischen) Wäldern immer sicherer geführt, als in öffentlichen Nahverkehrsmitteln, wo sich schon mal jemand mit irrem Blick an die Kinder wendet und ihnen ins Ohr flüstert: "Ich mach' Euch alle tot."
Aber die Wahrscheinlichkeit, einem irren U-Bahn-Killer zum Opfer zu fallen, liegt deutlich unter der, bei der Hausarbeit zu Schaden zu kommen.
Zecken und Fuchsbandwürmer, Raubtiere, Entführer und Äste, die einem auf den Kopf fallen können: Im Wald ist es gefährlich. Eltern warnen. Kinder haben Angst. Und Lehrer kennen sich nicht mehr aus. Wie heißt der Mann vom Reh? Keine Ahnung.
Sozialforscher nennen das Phänomen Naturverlust, eine Entwicklung, die in allen Industrienationen zu beobachten ist, in den Städten genauso wie auf dem Land. Zwar ist eine Gegenbewegung längst in Sicht, Wildwälder mit Führungen und Waldkindergärten boomen.
Doch wie viel Natur lässt sich erfahren, wenn Eltern ihre Kinder zur Forstexkursion in Schutzanzüge stecken und ermahnen, ja nicht durch Pfützen zu gehen oder einen Regenwurm anzufassen? Woher kommt die Naturentfremdung und wohin führt sie? Pädagogen wie Naturphilosophen sind ratlos.
Bei "Lost Places", also alten Industrieanlagen, Bunkern, maroden Bauten doht die Gefahr für den einzelnen Besucher auch eher von der Bausubstanz als von gefährlichen Bewohnern. Darum sollte man es lieber lassen, zumal Eigentümer das nicht gern sehen, wenn man sich in ihrer mässig gesicherten Immobilie den Hals bricht.