Link: gutenberg.spiegel.de (extern) "Bei mir ist es so, daß ich mich eine Weile sehr intensiv mit den Freimaurern, Zionisten, der geheimen Weltregierung und den Reptiloiden befaßt habe. Dann hatte ich das Gefühl, ich weiß jetzt genug darüber – dabei war es noch lange nicht alles – und seitdem befasse ich mich mit denen fast gar nicht mehr. Es genügt mir völlig zu wissen, daß sie die totale Macht und Kontrolle über alle Menschen wollen, und daß ich da nicht mitmachen will. Die Gedanken, auf denen ich seitdem meinen Fokus habe, sind Wahrheit, Freiheit (auch finanzielle), NESARA, Unabhängigkeit und spirituelle Entwicklung – von mir kriegen die nix mehr. Und ich glaube, das ist bei den meisten Lichtarbeiter genauso."
MammaLucia, Mutter der leuchtenden Fackel, ich möchte Dich mit Geraldo ausdrücklich in Schutz nehmen gegen eine gewisse spaßfaschistoide Art des Mobbings gegen Deine ernsthaften Gedanken und Dein Anliegen.
Du möchtest, habe ich Dich recht verstanden, sagen, es gebe in uns ein Wissen, das wir nur wieder zu entdecken brauchen, um darüber zu verfügen. So weit bist Du in bester Gesellschaft: Platon (zB) dachte ähnlich. Vor und nach ihm dachte noch mancher so. Bei diesem Denken handelt es sich aber nicht um Erkenntnis und Wissen sondern eher um einen Glauben.
Ich hatte daher beim Lesen oft Bewunderung für Deine Geduld und Deine Nachsicht - ja, bis Du diesen soeben zitierten Abschnitt geschrieben hattest, dachte ich manchmal: Hut ab! Eine, die ernsthaft und ziemlich unbeirrbar gegen den Mainstream andenkt und-schreibt, auch wenn sie mitunter etwas zu wenig gelassene Philosophin und zu sehr eifernde Esoterikerin (falls Dir das lieber ist, kann ich Dich auch Dichterin nennen) ist - ich fand manches, was Du schreibst, sehr bedenkenswert und möchte Dir auch ein Kompliment über Deine sorgfältige, nur vielleicht vielleicht etwas zu anstößige poetische Sprache machen.
Als ich jedoch diesen Abschnitt las, ich hatte eben Deine Zen-Fabel auf Deiner Profilseite gelesen, auch die übrigens mit zustimmendem Schmunzeln, fand ich:
Nun hebt sie doch ab. Völlig losgelöst verkündet sie ihre Meinung als allgemeines Dogma. Dabei gehörst Du ja anscheinend keiner Kirche an...
Und Du bist sicher, dass Du nicht der Mensch in der vierten Tunnelröhre Deines Zen-Meisters bist, der weniger lernt als die Ratte? Ganz sicher?
In den meisten Punkten stimme ich der übersichtlichen Auffassung Geraldos in seinem Beitrag vom 26.5. über Glauben, Wirklichkeit und Wahrheit zu. Da Du damit etwas anfangen konntest, haben wir mE eine Gesprächsgrundlage.
Nun etwas Philosophie gefällig?
Etwas Spaß muss sein, daher kommt sie als Rätsel.
Deine schöne Nachdenklichkeit über die Begriffe "Wahrnehmung", "Wahrheit" und "Wirklichkeit" brachte mich darauf.
Es gibt einen Essay aus dem Nachlass von Nietzsche: "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne" (von 1873, er steht im Projekt Gutenberg, Link füge ich an). Nietzsche will damit, etwas verkürzt und vergröbert ausgedrückt, ähnlich Dir, beweisen, dass der Mensch sich nur seine eigene Wahrheit mache, in Wirklichkeit stehe er jedoch immer wieder vor seinem eigenen Spiegelbild, ohne sich darin wieder zu erkennen. Nietzsche wollte damit offenbar, wenn ich das richtig einordne, gegen dieses Wissen apriori zu Felde ziehen, an das auch Platon glaubte. Aber diesen Kontext reime ich mir vielleicht auch nur.
Denn das Licht- und Energiefokussieren Deiner Gurus, selbst wenn Du ihm schon beigewohnt hast, glaubst Du doch wohl selbst nicht? Hoffe ich jedenfalls.
Du bist des Lesens kundig, Du hast neben Deinem etwas zu religiösen Tic (entschuldige, so sieht das in meinen Augen aus, aber wir können es, wie gesagt, meinetwegen auch Poesie nennen) Du hast auch Scharfsinn und Geduld genug, um so einen Essay mit Gewinn zu Ende zu lesen, was man hier beileibe nicht von jedem behaupten kann, der gleichwohl so tut, als hätte er oder sie die Weisheit mit Löffeln gefressen. An einer Stelle irrt Nietzsche jedoch gewaltig, es gibt nämlich doch so etwas wie eine natürliche oder naturgegebene Wahrheit, und nicht nur, wie er sie nennt, "anthropomorphes" Wissen; er steht im Wald (wie Du in der vierten Tunnelröhre Deines Zen-Meisters stehst und auf allgemeine Erleuchtung hoffst wie die Ratte auf den Käse) und erkennt ihn vor lauter Bäumen nicht.
Das heutige philosophische Preisrätsel lautet also:
Wo irrte Nietzsche in seinem Essay?
[Nebenbei bemerkt: Vermutlich ist das der Grund, aus dem Nietzsche sich klug und bescheiden zurückgehalten und den Essay nicht herausgegeben hat - die eigene "Dummheit" darin ahnend.
Während Du hier Deine Essays schon zu Lebzeiten in die Welt setzt - und diese "Dummheit" nicht Deinen Erben überlässt.]
Ich bin gespannt, ob Du liest und denkst und antwortest...
qui tacet consentire videtur