Ich finde, man ist gesellschaftlich soweit, dass man irgendwie in allen Bereichen das Maximum aus sich herausholen soll/kann und der Druck steigt:
- Arbeit: Man soll den höchstmöglichen Schulabschluss und Abschluss erreichen und sich ständig beruflich optimieren
- Freizeit: Es gibt so viele Freizeitangebote und es ist wichtig, dass man seine Freizeit sinnvoll nutzt und viel macht und
einigen trendigen Hobbys nachgeht
- Status: Es sollte ein Eigenheim sein (in manchem Kreisen), oft auch mit äußerst großzügig berechneter Wohnfläche und
pfiffigem Garten, jeder Erwachsene ein Auto, interessante Urlaube, neue hochwertige Kleidung
- Umfeld: Man sollte möglichst auf Augenhöhe heiraten (bei Frauen ist es auch in, einen beruflich erfolgreicheren Menschen
zu heiraten), interssante und viele Freunde haben ....
-Ich: Zu dem Maximum an Bildung sollte man optimal gut aussehen (gesund und nachhaltig ernährt, modisch gekleidet sein,
nicht nur beruflich, sondern auch bei aktuellen Themen "auf der Höhe der Zeit" ....
Es verursacht Stress, v.a., wenn du Kinder hast und dann in einem Mütterwettberb bist, wer das begabtere, schulisch erfolgreichere etc Kind hat ... furchtbar.
Ich glaube, das Problem ist, dass man selbst im Laufe seines Lebens seine Maßstäbe massiv ändert. Bei mir war es zumindest so - Im Studium war ich das erste Mal in den Semesterferien im Ausland und hatte einen Vollzeitgastrojob. Ich lernte die Landessprache und wohnte bei einer total netten, fürsorglichen Familie. Im Sommer rollte der Laden, in dem wir arbeiteten und oft war es so, dass man sehr viel arbeiten konnte und urplötzlich hatte ich so viel Geld wie niemals zuvor zur Verfügung. Im Studium war ich oft einsam - in die Familie total integriert .... und die Arbeit machte auch Spaß - weil die Kollegen so nett waren, es einfach "neu" für mich war ... ich war eine Weile lang echt drauf und dran, in Deutschland alles hinzuwerfen und neu durchzustarten ....
Nach heutigen Maßstäben bin ich natürlich sehr froh, dass ich das nicht gemacht habe - ich hätte nicht ewig bei der Familie leben und mich dort andocken können ... im Winter wäre ich arbeitslos gewesen und der Job wäre auch Dauer auch tröge gewesen ... Ob ich so dauerhaft ungelernt im Ausland glücklich gewesen wäre - ich weiß es nicht. All das wusste ich aber vor 20 Jahren gar nicht so wirklich ...
Das mit der Irin von
@Doors und den Bauklötzchen stimmt natürlich - die Gesellschaft ist aber äußerst irritiert, wenn du es mit weniger Bauklötzchen auch schaffst, dir etwas aufzubauen oder glücklich zu sein.
epikur schrieb:Lebe im Verborgenem in deinem Garten.
Ist nicht nur ein sehr schönes Zitat - ich glaube, man ist so damit beschäftigt, all den oben genannten Zielen nachzuhetzen, dass man sich oft selbst ein wenig verliert ... vermutlich ist weniger viel mehr.