Optimist schrieb:wie recht du hast (mit deinem gesamten sehr guten Beitrag auch).
Früher war es noch alles gemäßigter. Aber wie mit allem im Leben, gilt heutzutage für manche wahrscheinlich "höher, schneller, weiter" ... und auch lauter.
Danke :-). Ich denke, man kann sich heute eben auch mehr leisten ... und tut das auch. Man kann es den Leuten nicht verübeln - jeder mag einen gewissen Lebensstandard. Früher wurde das eben über verfügbares Einkommen und Geld geregelt. Ich weiß noch, wie ich vor Neid grün wurde, als die Nachbarn in die USA flogen ... während ich mit 15 noch nicht mal das Meer gesehen hatte. Pro: Standurlaub kann sich nun jeder leisten. Contra: Es leisten sich viel mehr Leute, d.h. Umwelttechnisch kommen wir da ans Limit.
Das Problem ist, dass es mit der Anzahl der Leuten, die in unserem Land leben nun eben an Grenzen kommt. Welcher Dissens herrscht, sieht man ja auch nun im Lockdown. Es gibt Leute, die jedes Schlupfloch suchen und finden und alles für sich in Anspruch nehmen, was geht (und was nicht geht). Dafür müsste man eine harmonische Lösung finden - was schwer ist, weil auch die Voraussetzungen so schwierig sind - selbst wenn jeder ein CO2 Kontingent hätte - wenn ich mir z.B. keine Wohnung in Arbeitsnähe leisten kann muss ich halt mit dem Auto fahren - jeder hat eben andere Möglichkeiten.
Viele Sachen, die früher selbstverständlich waren, gibt es nicht mehr - wir wurden als Kind abends mit der Milchkanne zum Bauern geschickt und bezogen von da auch Eier, Kartoffeln, Bratwürste, Brot ... Das hat unfassbar viel Verpackungsmüll gespart und unsere Dorfgemeinschaft gestärkt. Was passierte? Der Hof wurde nicht in der Form weitergeführt, da ist nun ein Reiterhof drin, weil es sich nicht mehr gelohnt hat.
Optimist schrieb: Denke mal, das liegt daran, dass immer mehr Kick gebraucht wird, um vielleicht irgendwelchen Frust abbauen zu können oder sich irgendwelche Glücksmomente zu verschaffen (so ähnlich wie das bei manchen auch beim Sex der Fall ist, da reicht dann eben auch kein "Blümchensex" mehr ;) )
Der gesamte Freizeitbereich ist zu einer Freizeitindustrie geworden - die momentan ja auch schmerzlich vermisst wird. Einerseits natürlich gut, weil man selbst auch unendliche Möglichkeiten hat, sich zu entfalten und Dinge auszuprobieren - Arbeitsplätze schafft es auch. Andererseits steigt eben auch der Druck, etwas zu machen, cool zu sein, gut auszusehen ... wenn du arbeitest, heim gehst und deine Hobbys Spazieren gehen und gärtnern sind gilst du schnell als langweilig.
Ich bin immer wieder beispielsweise bass erstaunt, wie voll die Cafés der Innenstadt an normalen Wochentagen sind - da gibt es Brunch für 15€ und das scheint super angenommen zu werden. Ich persönlich würde nie 30€ für ein Frühstück für zwei ausgeben - aber auch da liegen die Prioritäten anders (bin halt auch Schwäbisch erzogen :-)).
Optimist schrieb:das wundert mich auch immer, dass gerade Hartz4-Empfänger manchmal so viel Geld für sowas übrig haben (ich kenne mindestens 3, welche die anderen Jahre für ca. 200 Euro eingekauft hatten).
Ich denke, es gibt einfach ein paar Gesellschaftsgruppen, die das als "einen draufmachen" sehen und "einmal im Jahr sollte man sich was leisten". Während der Oberstudienrat den Kick beim Skifahren in der Berghütte bekommt oder beim Anhören des Neujahreskonzerts finden es andere halt toll, 100€ zu verböllern (sehr klischeehaft gesprochen).
Bishamon schrieb:In Deutschland steigt die Anzahl der Haustiere. Der Trend geht zu Zweithaustieren ...
Ist das auch "brauchen immer größere Kicks"?
Das ist ein neues Problem - v.a., weil die Haustiere oft nach kurzer Zeit wieder "entsorgt" werden. Auf meinem Weg zur Arbeit fahre ich täglich an einem Kunstsee vorbei - durch einen Park. Die Anzahl an Wasserschildkröten, Goldfischen etc, die da nun schwimmen, ist wirklich beängstigend. Unsere Nachbarin rettet Hauskatzen - unfassbar, was es da für Geschichten gibt. Und wann war das, als Leute einen lebenden Hamster in den Briefkasten eines Tierheims warfen?