@Optimist Die Geschichte Deutschlands zeigt, dass des öfteren Menschen nach Deutschland geholt wurden, die subjektiv oder objektiv in Not waren - und denen man dann mehr oder weniger gut geholfen hat. Ob es sich dabei um Auslandsdeutsche, Sozialismus-Flüchtige, Boat-People oder Kriegsopfer handelt.
Ich denke, dieses Land ist reich genug, um vielen Menschen in Notsituationen zu helfen.
Die Argumentation Deines fiktiven "B": Es müsste erst allen menschen ordentlich dreckig gehen, damit sie Revolution machen" kenne ich noch von der RAF unseligen Angedenkens.
Natürlich ist die Förderung von Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsprojekten originäre Aufgabe des Staates. Da wir in den letzten Jahrzehnten aber einen deutlichen Rückgang von Fördermitteln feststellen müssen, bleibt entweder, alles liegen zu lassen, oder aber sich privat zu engagieren. Der Verzicht auf staatliche Förderung bewahrt einem zusätzlich noch eine grössere Unabhängigkeit.
Ist halt Pflästerchen kleben am verwesenden Leichnam des globalisierten Spätkapitalismus. Das weiss ich auch.
Ob "Spenden" zwangsläufig systemstabilisierend sind - und kein Geld geben hingegen revolutionär, wie einige gern sagen, erinnert mich fatal an die These der RAF: Widersprüche zuspitzen, dann klappt's auch mit der Revolution.
Ich bin inzwischen der Meinung, dass es nur gerecht ist, wenn ich einen grossen Teil des von mir erarbeiteten Geldes in politische, soziale und kulturelle Projekte stecke.
Ich könnte natürlich sagen, das Geld, das ich in ein Dorf in Nicaragua stecke, dessen EinwohnerInnen ich mich aus meiner Zeit dort sehr verbunden fühle, ist systemstabilisierend, wenn die Leute dort davon eine Schule bauen, eine Wasserleitung und sich Generatoren anschaffen. Ich könnte natürlich auch sagen: Eine Schule ist besser als keine Schule. Sauberes Wasser ist besser als keins und Strom ist besser als Finsternis. Oder wäre Unwissenheit, verdrecktes Wasser und Dunkelheit revolutionär, zumindestens revolutionsfördernd?
Sollte man illegalisierten afrikanischen Migrantenkindern in Paris lieber keinen Sprachunterricht und keine warmen Mahlzeiten, keine Gesundheitsversorgung zukommen lassen, weil es revolutionärer ist, sie sprachlos, hungrig und krank sein zu lassen?
Sollte man keine Frauenhäuser in Schleswig-Holstein und Hamburg mitfinanzieren, weil es revolutionärer ist, wenn Frauen von ihren Partnern vergewaltigt und zusammengeschlagen werden?
Sollen Obdachlose in Dublin lieber auf der Strasse liegen, weil Schlafplätze, Therapieangebote bei Suchtproblemen oder kostenlose Gesundheitsversorgung konterrevolutionär sind, weil sich nur der erheben kann, der nichts zu verlieren hat?