@Eiskalt @hallo-ho Es mag ja so sein, dass sich Erfahrungen über Generationen in den Genen manifestieren. Allerdings scheint mir deratiger Biologismus die Gefahr zu beinhalten, eine Vielzahl (unerwünschter) Verhaltensweisen genetisch zu begründen. Wir erinnern uns an Sarrazin. Der Schritt zur Eugenik ist dann nur noch ein kleiner. Bereits in den vergangenen zwei Jahrhunderten versuchten interessierte Kreise abweichendes Verhalten als "ererbt" zu deklarieren - mit allen schrecklichen Konsequenzen.
Im Bereich der Suchterkrankungen habe ich mich früher mit Studien zu dem Thema herum geschlagen - und glücklicherweise auch mit der Kritik daran. Denn eine Reduzierung auf (allein) genetische Bedingungen liesse sowohl die gesellschaftlichen, d.h. politische/kulturelle/soziale/ökonomische/militärische Aspekte ausser acht bzw. erklärt sie als zu vernachlässigende Grösse.
Die individuellen Aspekte und die Freiheit der Entscheidung fielen ebenfalls unter den Tisch. Der "Erbkranke" hat dann eben Pech gehabt. Kann man nichts dran ändern. Selbst schuld. Vor allem muss man nichts daran ändern, im Falle von Suchterkrankung eben Präventionsprogramme und Therapieangebote, politische Beschränkungen hinsichtlich Werbung, Preisgestaltung, Verfügbarkeit, Legalität etc. Da sind dann Wirtschaft und Staat fein raus. Spart eine Menge Geld.
Als Mann mag ich zwar das Fremd-Gen haben wie Frauen das Shopping-Gen, aber die positiven wie negativen Erfahrungen der Vorfahren, ob nun Hunger, Krieg, Unterdrückung, Vertreibung etc. habe ich dann doch wohl nicht genetisch unverrückbar angelegt bekommen. Und selbst wenn: Ich habe einen (noch) nutzbaren Verstand, um bei mir selbst unerwünschte Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern.
Ich will nicht alles auf meiner Väter Väter Väter... (vgl. "Life of Brian") abwälzen - auch wenn es das Leben vielleicht einfacher machen würde.
Fazit: Ich stehe (ausschliesslich) genetischen Erklärungen für individuelle wie gruppenspezifische Verhaltensweisen ausgesprochen skeptisch gegenüber. Merke: Die gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis von heute ist der verlachte Irrtum von morgen.