Wenn ein Bekannter Suizid ankündigt

@HereIAm12
Also erstmal: Du hast in allen Punkten richtig reagiert!

Ich kenne selbst jemanden der seinen Tod angekündigt hat, jedoch hat er das auch an Bedingungen gekoppelt die ich hier nicht weiter erläutern möchte, doch wenn diese erfüllt sind, so sagt er, gibt es für ihn keinen Grund mehr noch "hier" zu bleiben. Ich muss dazu sagen, dass er am Borderline Syndrom leidet und vor kurzem erst von seiner Frau verlassen wurde, die es nicht mehr ausgehalten hat (Ständige Wechsel der Gefühle, Wutausbrüche, Reue, Selbstverletzungen..). Ich weiß auch nicht was man darauf hin raten soll, ich denke es ist das beste, wenn jeder selbst darüber entscheiden kann solange niemand anderes darunter Schaden nimmt.

@Optimist
War dein Freund schon einmal in Behandlung oder hat er das nie zugelassen?

@Threadersteller

Alles richtig gemacht. Mehr kann man dazu nicht sagen. Aber es tut mir wirklich leid für dich... . Es ist nicht einfach durch so eine Situation durchzumüssen. Ich weiß wovon ich rede.

Durch meinen alten Beruf hatte ich mehrere Male mit solchen Menschen zu tun. Meiner Meinung nach gibt es da zwei Sorten von Menschen (was natürlich nicht die Regel sein muss!), die einen, die ihren Freitod ankündigen und sich dadurch meist eine Reaktion erhoffen. Und die, die niemanden davon erzählen und es einfach tun.

Natürlich dürfte man das nicht so pauschalisieren wie ich jetzt. Aber ich denke, in den meisten Fällen ist es tatsächlich so.

@Eisprinzessin

nain schrieb:War dein Freund schon einmal in Behandlung oder hat er das nie zugelassen?

Ja, hier die Erklärung, weshalb es nichts brachte:
Beitrag von Optimist (Seite 2)

@HereIAm12

Da gibt es keine Konsequenzen für dich. Wenn jemand dir schreibt, dass er sich das Licht auspusten will und du daraufhin die Polizei informierst, machst du alles richtig.
Eher würde die betreffende Person Schwierigkeiten bekommen.
Davon abgesehen: mach dir keine weiteren Gedanken drüber. Es ist nicht dein Problem, wenn, mehr oder weniger entfernte, Bekannte zu starke psychische Probleme haben. Wenn man kein Spezialist für solche Fälle, sondern nur ein ganz normaler Mensch ist, dann muss man zuerst an sich denken und sich nicht mental angreifen lassen.

Selbst wenn dieser Jo jetzt von einer Brücke springt, ist es nicht dein Fehler und es wäre auch nicht deine Aufgabe gewesen, sowas zu verhindern.

@HereIAm12
Ich sage Dir auch Du hast richtig gehandelt! Ich war auch schon in einer Situation wo ein Partner von mir aus Erpressung sich vor meinen Augen umbringen wollte.... ich hatte aus triftigen Gründen die Trennung verlangt, er neigte zu Gewaltausbrüchen, hat mich mehrfach geschlagen, da bin ich ausgezogen.... eines Abends ruft der an und bittet um eine Aussprache, ich war so dumm und bin in seine Lagerhalle gefahren, er stand auf dem Gabelstapler, hatte ihn bis ganz nach oben gefahren, einen roten Strick um den Hals, hatte Anzug und Fliege an, schick gemacht wie für ne Hochzeit, dann schrie er von oben : Du sollst zugucken wie ich springe und sterbe, Du bist schuld....... ich hab schnell seine Tante angerufen, die hat ihn immer zur Vernunft gebracht, ich war so blöd und dachte echt der springt! Alles nur Show, dieser gewalttätige Psycho lebt immer noch......

Optimist schrieb:käme das nicht einer Art Entmündigung gleich?

Nein, die berühmte Entmündigung gibt es nicht mehr. Jemanden entmündigen ist ja sehr pauschal, das hat man abgeschafft und durch die Betreuung ersetzt. Die wird explizit in der Betreuungsurkunde für die Bereiche festgelegt, in denen es notwendig ist, also finanzielle Angelegenheiten, Gesundheitsfürsorge, Wohnungsangelegengeiten etc. Es gibt auch Bereiche des Lebens, die niemals der Zustimmung des Betreuers bedürfen, die Eheschließung zum Beispiel. Als man das Betreuungsrecht reformiert hat, wollte man weg von „Vorschreiben“ und hin zu „Unterstützen“. Entmündigt und damit quasi zum Kind gemacht wird in Deutschland niemand mehr.
Wer wirklich depressiv ist (und wer sich mit Suizidgedanken trägt, ist depressiv) bekommt einfach krankheitsbedingt nichts mehr geregelt, und da kann unter Umständen eine Betreuung angebracht sein. Zumindest auf Zeit. Denn eine Depression ist reversibel, bei einer Depression verändern sich bestimmte Areale im Gehirn, und auch das bildet sich wieder zurück, man kann sowas im CT sehen. Und wenn die Depression ausgeheilt ist, braucht man auch keine Betreuung mehr, und dann wird es beendet.
Ich kann wohl nachvollziehen, dass die Hemmschwelle sehr hoch ist, das anzustoßen. Besonders, wenn es dabei um relativ junge Leute geht, bei Älteren sieht man das noch etwas entspannter. Es ist auch nur eine Möglichkeit von vielen, was man tun kann. Ich würde mich an deiner Stelle tatsächlich an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Das geht mit Sicherheit auch ohne dass dein Kumpel erfährt, dass du das warst. Es ist ja auch nicht gesagt, dass die sofort bei ihm vorbeischauen. Du kannst dich ja einfach mal beraten lassen, was es so an niedrigschwelligen Hilfsangeboten gibt, ohne dass du sagst, um wen es geht.

Dr.Edelfrosch schrieb:Wie ist denn die rechtliche Lage in solchen Fällen? Wenn ich mich für einen Selbstmord entscheide, hat die Polizei dann das Recht, mich davon abzuhalten?

Sie hat nicht nur das Recht, sondern auch die PFLICHT, es zu tun. Wie im Übrigen JEDER Bürger, was nur leider niemand weiß. Kenntnis über ein solches Vorhaben zu besitzen und NICHT einzuschreiten, kann im Übrigen als unterlassene Hilfeleistung geahndet werden.

Der TE hat definitiv richtig gehandelt und es wäre wünschenswert, wenn alle Menschen diese Geistesgegenwart aufbrächten.

HereIAm12 schrieb:Nun ist meine Frage natürlich, ob das der richtige Weg war oder ob es überhaupt einen richtigen Weg gibt? Wie würdet ihr in dieser Situation handeln? Und gibt es vielleicht auch polizeiliche Konsequenzen für mich, wenn Sie jetzt zu ihm hinfahren und feststellen, dass keine Suizidgefahr besteht?

Es gibt einen richtigen Weg:

Polizei, Feuerwehr oder örtlichen Sozialpsychiatrischen Dienst alarmieren.

Wie Kc bereits andeutete, ist es nicht deine Pflicht, einzuschätzen, ob und wie ernsthaft es dem Bekannten mit seinem Vorhaben ist - das obliegt Fachleuten - sondern seine Ankündigung reicht bereits aus, der einzigen Pflicht nachzukommen, die man in dem Moment hat: die Behörden zu informieren.

Diese Pflicht besteht, wann immer eine Situation "Eigen- oder Fremdgefährdung" beinhaltet - sprich: dein eigenes oder das Leben eines Anderen in Gefahr ist.

Du hast absolut richtig gehandelt und keine juristischen Konsequenzen zu befürchten!

@Ilvareth
Danke dir.

Ilvareth schrieb:Du kannst dich ja einfach mal beraten lassen, was es so an niedrigschwelligen Hilfsangeboten gibt, ohne dass du sagst, um wen es geht.

Ja, das hatte ich mir für kommende Woche auch vorgenommen.
(heute Nacht kam mir dann auch der Gedanke, dass ich ja nicht sagen muss, um wen es sich handelt :) )

@HereIAm12

Du hast richtig gehandelt.Aber wenn er in die Psychiatrie eingeliefert wird,dann geht da wieder so ein Teufelskreis los,den man auch nicht stoppen kann.
Zu meiner Erfahrung,die Leute die vllt 2-3 Mal sagen,daß sie sich umbringen können es doch auch machen.
Die was ständig davon reden,tun es eher nicht,die erpressen nur!

Aber er ist in einer ausweglosen Situation und könnte es in die Tat umsetzen!

@josie321
Die, die es machen, reden meist auch drüber. Wie ausweglos die Situation objektiv ist, spielt gar nicht so sehr die Rolle für den Betroffenen, eher für die Außenstehenden. Wer suizidal ist, ist in einer aussichtslosen Situation, nicht die Situation macht suizidal.
Klar gibt es eine Menge Leute, die mit den Simuizidabdrohungen erpressen. Denen gehören kräftig die Löffel langezogen. Denn das kostet die, die es wirklich machen, nicht selten das Leben, weil man Androhungen nicht mehr ernst nimmt.

HereIAm12 schrieb am 18.02.2018:Nun ist meine Frage natürlich, ob das der richtige Weg war oder ob es überhaupt einen richtigen Weg gibt? Wie würdet ihr in dieser Situation handeln? Und gibt es vielleicht auch polizeiliche Konsequenzen für mich, wenn Sie jetzt zu ihm hinfahren und feststellen, dass keine Suizidgefahr besteht?

Du hast alles richtig gemacht. Im Gegenteil -wenn dir jemand sowas ankündigt, ist es sogar deine menschliche Pflicht, dies zu melden, bevor es womöglich zum Äußersten kommt (den Ernst der Lage kannst du als Nicht-Psychologe ja nicht beurteilen).
Unbegründet war deine Meldung bei der Polizei ja nicht, und wenn du Screenshots hast, können die ja sehen, dass er dir das geschrieben hat.

Ich hatte das selbst Mal, dass eine Freundin mir geschrieben hat, sie wolle sich vor dem Zug werfen (die Güterzug-Strecke ist direkt hinter ihrem damaligen Haus). Sie hat dann nicht mehr geantwortet, bei Anrufen ging die Mailbox dran.
Ich mit meinen 15 Jahren unter Tränen die Polizei informiert, die sind hin, es stellte sich heraus, dass ihr Stiefvater ihr das Handy abgenommen und sie wohlauf war.
10 Minuten später machte mir ihre Mutter die Hölle heiß, ich wüsste doch genau, dass ihre Tochter sowas niemals tun würde ecetera. Aber ich bereue es nicht. Es hätte ja auch was ganz anders sein können.

HereIAm12 schrieb am 18.02.2018:Nun schrieb er mir wieder und streute immer wieder ein, dass er die Welt eh bald verlassen würde, er eh bald weg wäre und so weiter. Als ich dann nachfragte, ob das konkret heißt, dass er sich umbringen wolle, hat er das bejaht.

Schwer zu urteilen, nicht jeder der sagt er wird sich umbringen meint dies auch so, manche wollen nur Mitleid oder verwenden dies als Mittel zur Erpressung, insofern denke ich hast du durchaus nicht falsch gehandelt

Dr.Edelfrosch schrieb am 18.02.2018:Jetzt mal abgesehen von der persönlichen Einstellung, welche Möglichkeiten hat denn die Polizei, wenn ich denen einen angekündigten Selbstmord melde? Ich könnte mir da zwar vorstellen, das die Polizei kontrolliert, ob die betreffende Person (noch) lebt, aber sehr viel mehr dürften die warscheinlich nicht machen, solange die Person ansonsten klar bei Verstand ist.

Oh ganz einfach,selbstverletzendes Verhalten,Gefahr im Verzuge,die rufen die Feuerwehr und dann nehmen sie dich mit ins Krankenhaus.
Das kannste mit viel Gekreisch haben oder ganz lazycore,dann wanderst du nach ein oder zwei Tagen Beobachtung erstmal in die Psychatrische oder die klinische Psychologie.
Sinnvoll wäre eine Patientenverfügung,die macht schon was her

Wikipedia: Patientenverfügung

Warhead schrieb:Oh ganz einfach,selbstverletzendes Verhalten,Gefahr im Verzuge,die rufen die Feuerwehr und dann nehmen sie dich mit ins Krankenhaus.
Das kannste mit viel Gekreisch haben oder ganz lazycore,dann wanderst du nach ein oder zwei Tagen Beobachtung erstmal in die Psychatrische oder die klinische Psychologie.

@Warhead
Wenn ich also jemandem nicht leiden kann, dann rufe ich also bei der Polizei an und behaupte, die betreffende Person sein selbstmordgefährdend? Und dann kann ich mir schön ansehen, wie dann die Feuerwehr diese dann mit viel Gekreische ins Krankenhaus bringt, wo diese dann ein paar Tage festgehalten wird. Sehr interessant.

@Eisprinzessin
Ich bin ebenfalls Borderliner und mein Rat den ich geben kann ist: Zuhören und Verständnis zeigen das reicht manchmal schon aus. Wenn jemand seinen Suizid an Bedingungen kuppelt dann stehen die Chancen schlecht das er den Selbstmord auch durchzieht. Wer sich umbringen will macht das einfach.

@HereIAm12
Sehr vorbildlich gehandelt. Man sollte sowas immer melden. Das denkbar schlechteste wäre es zu ignorieren oder sich noch darüber lustig machen... hab ich alles schon gesehen.

@HereIAm12
die anderen haben es schon gesagt, aber ich kann dir auch sagen, du hast 100% das richtige getan.

Du wärst vielleicht dein ganzes Leben traumatisiert, wenn er es tun würde und du nichts gemacht hättest. Du hättest vielleicht noch Schuldgefühle.

Auch wenn es nicht so gemeint war, er eventuell nur Aufmerksamkeit wollte, man kann nicht in einen Menschen hinein sehen.
Meint er es ernst was er sagt oder nicht?? man weiß es nicht.

Er ist alt genug um sich der Konsequenzen bewusst zu sein, was eine solche Aussage für Folgen haben könnte.

Du bist nicht für ihn Verantwortlich, hast aber verantwortlich gehandelt, dein best möglichstes getan was du tun konntest.
Alles andere ist Sache der Polizei und Ärzte.

Brauchst dir keine Gedanken zu machen, egal wie es ausgeht... mehr konntest du nicht machen, schon gar nicht wenn man jemanden nicht richtig kennt.

Und ich würde an deiner Stelle den Kontakt komplett abrechen, blocken bei whatsapp. Mach dich nicht kaputt.

Du hast richtig gehandelt.
Ich weiß aus Erfahrung das die Polizei mit einem Arzt vor Ort geht.

Erfahrungen habe ich leider auch machen müssen mit Suizid im Bekannten Kreis.
Die Freundin meiner Freundin war schwer psychisch krank.
Ich war damals 15 Jahre und mir war nicht bewusst das sie sterben wird.

Sie war gerade aus der geschlossenen Psychiatrie gekommen und ist dann verstorben. Von ihrem Suizid hatte sie schon Jahre immer gesprochen.
Nur zum Ende hin hat sie keinen Suizid mehr angekündigt.
Ich glaube das ist das gefährliche.
Menschen die des Lebens müde sind kündigen es nicht mehr an sondern machen es einfach.

@Dr.Edelfrosch

Eine reine Behauptung reicht natürlich nicht aus. Die Polizei Macht sich selbst ein Bild und ruft dann einen Arzt hinzu, erst wenn der auch den Eindruck hat, der Proband sei Suizid gefährdet, dann erfolgt eine Unterbringung in der Psychiatrie.

Dr.Edelfrosch schrieb am 18.02.2018:@teufel666
Jetzt mal abgesehen von der persönlichen Einstellung, welche Möglichkeiten hat denn die Polizei, wenn ich denen einen angekündigten Selbstmord melde? Ich könnte mir da zwar vorstellen, das die Polizei kontrolliert, ob die betreffende Person (noch) lebt, aber sehr viel mehr dürften die warscheinlich nicht machen, solange die Person ansonsten klar bei Verstand ist.

Das kommt sehr drauf an, was man der Polizei sagt und wie man seine Behauptungen untermauern kann.

Ich hatte an anderer Stelle mal erwähnt, dass ich in einem Selbsthilfeforum moderiert habe. Wenn wir Ankündigungen an die Polizei weitergeleitet haben, haben die vor Ort nachgesehen, was los ist. Manchmal ist nichts passiert, manchmal waren die Betreffenden einige Zeit in der Psychiatrie (durchaus auch in der geschlossenen, sofern akut suizidal). Kam immer sehr auf die Situation und die „Einsicht“ der Betreffenden an.

LukeStarkiller schrieb:Wer sich umbringen will macht das einfach.

kreativbinichn schrieb:Menschen die des Lebens müde sind kündigen es nicht mehr an sondern machen es einfach.

Finde ich beides nach wie vor sehr befremdliche Aussagen und dazu noch falsch. Leider tauchen solche Aussagen immer wieder auf.