Kein Bedürfnis weit zu reisen - verpasst man wirklich so viel?

@CthulhusPrison

Hört sich alles nach den typischen Touristenfallen an und einiges lässt sich bestimmt vermeiden.

Wer in den typischen Touristenhotels in Spanien am Buffet z.B. nach Schnitzel, Spaghetti oder Kroketten oder Beilagengemüse greift, bekommt oft nur ungenießbaren Matsch, während die landestypischeren Gerichte wesentlich besser schmecken.
Die Sauberkeit von Hotels kann man ganz gut im Vorfeld anhand der Berichte im Netz abschätzen, das kostet natürlich ein bisschen Zeit, sich damit zu beschäftigen.-

Auch die großen Wahrzeichen sind oft nur Abzock/Abfertigungseinrichtungen. In der Hochsaison auf den Eiffelturm, Madame Tussauds oder eben zu den Pyramiden, das wird schnell zur Tortur. Wenn man nicht in der Nebensaison dort hinkommt, am besten auslassen.

Stan_Marsh schrieb:Wenn man nicht in der Nebensaison dort hinkommt, am besten auslassen.

Ich bin schon lange dazu übergegangen, die meisten Touristen-Hotspots auszulassen. Für mich sind sie sowieso in vielen Fällen nicht wirklich interessant, und sobald da irgendwo eine Schlange steht (oder man wochenlang im Voraus Zeitkarten buchen muss), lässst mein Interesse meistens stark nach.

Stan_Marsh schrieb:Die Sauberkeit von Hotels kann man ganz gut im Vorfeld anhand der Berichte im Netz abschätzen, das kostet natürlich ein bisschen Zeit, sich damit zu beschäftigen.-

Das stimmt. Zu der Zeit gab es aber leider noch kein Internet. Da war ich noch ein Kind. Da konnte man sich wahrscheinlich nur auf die Aussage des Reisebüros verlassen. Das war in den 90iger Jahren.

@CthulhusPrison
Bin selber kein großer Türkei Fan, aber übertreib mal nicht. Ich habe in der Gastronomie in Deutschland auch einiges gesehen und erlebt, was auch wirklich nicht appetitlich war, aber pauschalisieren tue ich auch nicht. Wenn man keine Lust auf das Reisen hat, kein Problem, Corona hat in Deutschland vielen " Urlaubs- Hassern" in die Hände gespielt, leider lassen sich einige davon beeinflussen, es gibt viele Länder, die auf haben, also Leute, lebt euer Leben, die Zeit kommt nicht zurück

filiz schrieb:Bin selber kein großer Türkei Fan, aber übertreib mal nicht. Ich habe in der Gastronomie in Deutschland auch einiges gesehen und erlebt, was auch wirklich nicht appetitlich war, aber pauschalisieren tue ich auch nicht.

Hätte ich gewusst, dass dieser verkorkste Satz von mir eine Diskussion lostritt, hätte ich mein Zeug vorher nochmal gelesen. Das war nur meine Erfahrung die ich gemacht habe. Sollte nicht pauschal sein.

CthulhusPrison schrieb:Da konnte man sich wahrscheinlich nur auf die Aussage des Reisebüros verlassen

Ja, früher war man deutlich weniger flexibel. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei Reisen aller Art.

Eine günstige Pauschalreise für Strandurlaub gebucht und der Transferbus von Flughafen zum Hotel kommt ewig nicht?
Statt bis tief in die Nacht genervt zu warten um unausgeschlafen dann den ersten Urlaubstag anzutreten hab ich mir mal direkt am Flughafen spontan ein kleines Auto gemietet. 30 Minuten später waren wir im Hotel, konnten noch in Ruhe Abendessen und ein, zwei Cocktails an der Poolbar trinken und waren grade auf dem Weg ins Bett, als unsere Mitreisenden endlich ankamen, 20 Leute nachts um 1 Uhr an der Rezeption, da kommt Freude auf.

Das Hotel, die Umgebung, der Strand doch nicht so toll wie versprochen? Kann man sich die ganze Woche drüber aufregen oder mal schnell die nächste Bushaltestelle auskundschaften und zu einem schöneren Strand mit dem Bus fahren und sich dort auch ein nettes Restaurant suchen.

CthulhusPrison schrieb:Hätte ich gewusst, dass dieser verkorkste Satz von mir eine Diskussion lostritt, hätte ich mein Zeug vorher nochmal gelesen. Das war nur meine Erfahrung die ich gemacht habe. Sollte nicht pauschal sein.

Nein wie gesagt, gegenüber der Türkei stehe ich vor allem politisch sehr kritisch gegenüber, aber ich mag es nicht, wenn man andauernd Deutschland als das " perfekte Land" überhaupt darstellt, unabhangig vom Thema. Ich habe einige Länder gesehen und Deutschland ist nicht das Beste. Aber das ist mein Empfinden.

Ich finde es sowieso inzwischen langweilig innerhalb der Eu Urlaub zu machen. Wahrscheinlich, weil ich bis auf drei Länder alles gesehen habe.

martenot schrieb:Ich bin schon lange dazu übergegangen, die meisten Touristen-Hotspots auszulassen. Für mich sind sie sowieso in vielen Fällen nicht wirklich interessant, und sobald da irgendwo eine Schlange steht (oder man wochenlang im Voraus Zeitkarten buchen muss), lässst mein Interesse meistens stark nach.

Das höre ich öfter. Und in Fällen von angeblich wunderschönen Stränden (Maya Bay in Thailand zum Beispiel), welche dann unter normalen Umständen wirklich über und über mit Touristen voll sind (und auch nicht ansatzweise so geil, wie manche erzählen), gehe ich auch mit. Da bringen mich auch keine zehn Boote (mit nem Pferd wäre es zu umständlich) hin.
Aber zum Beispiel China. Ich konnte da nicht sein, ohne diese verdammte Mauer zu sehen, beziehungsweise darauf zu gehen. Gut, wir waren halt an einem Ort, wo recht wenig Touristen waren, aber dennoch.
Oder Angkor Wat. Oder das Taj Mahal, die Klagemauer, das Tote Meer, Petra, der Grand Canyon, The Peak Hongkong, usw. usf. Ich meine unsere Reisen bestehen auch wahrlich nicht aus dem Abklappern der bekanntesten Touri Spots, aber kannst du Länder bereisen, ohne diese Orte gesehen zu haben?

Ich könnte es nicht.

@Stan_Marsh
Du hast bestimmt einiges erlebt beim Reisen. Hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass der ganze Aufwand es vielleicht erst gar nicht wert ist zu verreisen?

@filiz
Ich finde auch nicht das Deutschland das "perfekte Land" ist. Kein Land ist perfekt. Japan wäre mal ein Land was ich gerne besuchen würde oder die Färöer-Inseln. Finde ich faszinierend. Genauso wie Italien aber da war ich schon mehrmals.

V8Turbo schrieb:Aber zum Beispiel China. Ich konnte da nicht sein, ohne diese verdammte Mauer zu sehen, beziehungsweise darauf zu gehen. Gut, wir waren halt an einem Ort, wo recht wenig Touristen waren, aber dennoch.
Oder Angkor Wat. Oder das Taj Mahal, die Klagemauer, das Tote Meer, Petra, der Grand Canyon, The Peak Hongkong, usw. usf.

Die meisten der genannten Sehenswürdigkeiten sind allerdings groß genug, um auch unberührte und wenig besuchte Stellen zu bereisen. Ich hatte jetzt eher an punktuelle, massiv überlaufende Touristen-Hotspots wie den Eifelturm gedacht. Wenn ich lese oder höre, dass man lange anstehen oder wochenlang im Voraus buchen muss, dann habe ich einfach keine große Lust mehr. Beim Grand Canyon hingegen sollte man wohl durchaus Stellen finden, wo man allein sein kann. Selbst auf dem Hongkong Peak kann man sich unabhängig bewegen, wenn man beispielsweise zu Fuß hoch oder runter läuft.

CthulhusPrison schrieb:Hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass der ganze Aufwand es vielleicht erst gar nicht wert ist zu verreisen?

Nein, dieses Gefühl habe ich ehrlich gesagt noch nie nachhaltig gehabt. Klar gibt es auch mal einen Tag zwischendurch, wo man sich müde oder überfordert fühlt und denkt "Wäre ich bloß lieber nicht hergereist", aber alles in allem waren es eigentlich alle meine Reisen wert gewesen, sie gemacht zu haben.

martenot schrieb:Die meisten der genannten Sehenswürdigkeiten sind allerdings groß genug, um auch unberührte und wenig besuchte Stellen zu bereisen. Ich hatte jetzt eher an punktuelle, massiv überlaufende Touristen-Hotspots wie den Eifelturm gedacht. Wenn ich lese oder höre, dass man lange anstehen oder wochenlang im Voraus buchen muss, dann habe ich einfach keine große Lust mehr. Beim Grand Canyon hingegen sollte man wohl durchaus Stellen finden, wo man allein sein kann. Selbst auf dem Hongkong Peak kann man sich unabhängig bewegen, wenn man beispielsweise zu Fuß hoch oder runter läuft.

Das stimmt natürlich. Häufig kann man weniger besuchte Orte an den Orten aufsuchen. Oder sie halt antizyklisch aufsuchen. Manchmal geht es aber nicht anders und dann ziehe ich das auch durch. Beispielsweise die verbotene Stadt in Peking.
Wobei man ehrlicherweise auch sagen muss, Orte an denen man wirklich alleine ist, puh, selten erlebt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

@martenot
Dann gehe ich mal davon aus, dass du gerne verreist und somit die Strapazen nie wirklich überwiegen können. Aber wenn man nicht gerne verreist, fallen diese Sachen vermutlich stärker ins Gewicht.

CthulhusPrison schrieb:Dann gehe ich mal davon aus, dass du gerne verreist und somit die Strapazen nie wirklich überwiegen können.

Ja klar, wenn ich nicht gern verreisen würde, würde ich das auch nicht machen. Die Strapazen empfindet man meistens als weniger belastend, wenn man etwas gern macht. Dafür wäre ich ziemlich schnell mit meiner Geduld bzw. meiner Belastungstoleranz am Ende, wenn ich etwas machen müsste, was mir nicht wirklich Spaß macht (z.B. an alten Autos basteln).

CthulhusPrison schrieb:Hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass der ganze Aufwand es vielleicht erst gar nicht wert ist zu verreisen?

Nein, jede Reise war die Reise wert. Manche waren vielleicht interessanter als andere, aber ich hatte bis jetzt immer Glück bzw. war meines Glückes dann im Bedarfsfall selbst der Schmied ;)

Für mich waren meine Reisen auch eine wichtige Erfahrung für meine Entwicklung und mein Selbstbewusstsein und meine Selbstständigkeit.
Zum ersten Mal alleine mit dem Zug in die nächste Stadt und zurück. Zum ersten Mal alleine in einer fremden Stadt eine eigene Wohnung suchen, zum ersten Mal alleine in einem fremden Land eine Wohnung suchen, mit dem Auto und Zelt ohne direktes Ziel durch ein Land fahren, mit dem Rucksack aufbrechen und abgesehen von den notwendigen Tickets (in manchen Ländern muss man bei Einreise vorweisen, dass man auch schon für die Ausreise gesorgt hat) sonst keine genauen Pläne haben und ein Mal um die Erde herum reisen, das sind alles Erfahrungen, die mir in unterschiedlichsten Aufgaben und Herausforderungen helfen.

Wichtig ist, dass man solche Erfahrungen nach und nach erweitert, so dass man immer nur ein bisschen außerhalb seiner Komfortzone agieren muss.

martenot schrieb:Wenn ich lese oder höre, dass man lange anstehen oder wochenlang im Voraus buchen muss, dann habe ich einfach keine große Lust mehr.

Man kann den Eiffelturm ja trotzdem anschauen, man muss nur nicht unbedingt oben gewesen sein. Ich war in den 90ern mal oben in den Abendstunden im Herbst, da war nicht viel los, das war schon toll. Aber stundenlang in der Hitze anstehen um dann 5 Minuten ein Mal durchgeschoben zu werden, muss nicht sein.

Stan_Marsh schrieb:Für mich waren meine Reisen auch eine wichtige Erfahrung für meine Entwicklung und mein Selbstbewusstsein und meine Selbstständigkeit.
Zum ersten Mal alleine mit dem Zug in die nächste Stadt und zurück.

Ja, definitiv. Vor allem, wenn man eben nicht pauschal reist, sondern sich selbst zurechtfinden muss, bzw. sich selbst mit anderen Sitten, Sprachen, Umständen auseinandersetzen muss. Ich finde schon, dass sich dadurch die eigene Perspektive verändert bzw. erweitert.

Wenn ich noch an unsere erste Interrail-Fahrt denke (von Deutschland nach Lissabon mit dem Zug), dann vor Ort eine Unterkunft suchen und dabei Portugiesisch radebrechen, fremdes Essen essen, ungewohnte Hitze erleben, etc. Oder meine Reise in die (damalige) Sowjetunion - irgendwie unangenehm und faszinierend zugleich.... oder meine Alleinreise nach Japan - ich erinnere mich noch, wie ich erschöpft vom langen Flug erst einmal geplättet in einer Cafeteria saß und im ersten Moment den Gedanken hatte "Wie bin ich hierher gekommen, was mache ich eigentlich hier?" (hinterher war es eine der interessantesten und besten Reisen meines Lebens).

Stan_Marsh schrieb:Zum ersten Mal alleine mit dem Zug in die nächste Stadt und zurück. Zum ersten Mal alleine in einer fremden Stadt eine eigene Wohnung suchen, zum ersten Mal alleine in einem fremden Land eine Wohnung suchen, mit dem Auto und Zelt ohne direktes Ziel durch ein Land fahren, mit dem Rucksack aufbrechen und abgesehen von den notwendigen Tickets (in manchen Ländern muss man bei Einreise vorweisen, dass man auch schon für die Ausreise gesorgt hat) sonst keine genauen Pläne haben und ein Mal um die Erde herum reisen, das sind alles Erfahrungen, die mir in unterschiedlichsten Aufgaben und Herausforderungen helfen.

Ich wünschte ich könnte das auch so sehen. Für sowas fehlt mir einfach die Motivation und der Wille. Es muss schon einen wirklichen Grund geben bevor da bei mir etwas passiert. Es lohnt sich sonst einfach nicht für mich. Die Strapazen überwiegen da. Zumindest bei den meisten der angesprochen Dinge.

CthulhusPrison schrieb:Für sowas fehlt mir einfach die Motivation und der Wille.

Wie gesagt, mir geht es dafür bei vielen anderen Dingen so, die von anderen Menschen als Hobbys betrachtet werden. Ehrlich gesagt hätte ich einfach keine Lust, tagelang vor einem PC zu sitzen, um bei irgendwelchen Spielen ein bestimmtes Level erreichen zu wollen. Das wäre mir zu anstrengend, und mir fehlt der Antrieb. Oder auch was das Herumschrauben an Autos betrifft, oder Fußball spielen, oder anderen Hobbys: wenn es nicht mein Ding ist, wird mir schnell langweilig, oder ich empfinde es als anstrengend bzw. mühsam.

CthulhusPrison schrieb:Die Strapazen überwiegen da. Zumindest bei den meisten der angesprochen Dinge.

Naja, für mich war das auch nicht einfach vorher und ich hatte oft ein bisschen Bammel. Aber wenn sich dann hinterher herausstellt, dass das alles gar nicht mal so kompliziert ist und man das eben doch relativ einfach schafft, dann ist das ein sehr schönes Erfolgserlebnis.

Man kann sich den Schwierigkeitsgrad und die Strapazen ja auch selbst zurechtlegen. Ich lege z.B. viel Wert auf einigermaßen ordentliche sanitäre Einrichtungen. Wenn ich viel Erholung brauche/suche, dann fahre ich nicht dort hin, wo das zum Problem werden könnte.

Was man allerdings dazu sagen muss ist, dass ich mir das auch leisten konnte, dass ich für Notfälle immer genug Geld in der Hinterhand hatte/habe und meist auch entsprechende Kreditkarten oder Traveller-Checks, damit ich schnell agieren kann. Mietwagen, anderes Hotel, noch einen Flug dazu buchen oder halt sofortige Heimreise antreten, Rückholversicherungen natürlich auch.
Notwendig war es fast nie, aber man fühlt sich dann weniger hilflos und ausgeliefert.

@martenot
Ja das verstehe ich. Aber vermutlich kann man von keinem anderen Hobby behaupten, dass du etwas verpasst hast, wenn du nie oder selten verreist. Autos, Fußball oder PC, das sind ja Hobbys auf die man verzichten kann. Aber kann man das auch vom Reisen behaupten? Es kommt mir auch immer so vor als ob ich etwas verpasse. Auch wenn ich nicht gerne verreise.