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Wut oder Harmonie?

49 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Leben, Wut, Harmonie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Dr.Manhattan Diskussionsleiter
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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 00:31
Was denkt ihr ? wie kann man sinnvoller leben ?

wir wachsen alle in einer welt auf in der die meisten unglücklich sind.

ich sehe kriege - und Ausbeutung - und Lobbyismus - und Gemeinheiten - und gewaltmedien - und Existenzängste - und leistungsgeselschaft - und massen kontrolle - und Profitgier - und klassengeselschaft - und immer so weiter...

wie sollte man darauf reagieren ?

sollte man eher ein harmonischer einfluss sein ... oder kollektiv wütend werden ?

ich bin mal so mal so.

aber wenn ich sehe was für VERRÜCKTE normen wir akzeptieren - sollte man da nicht sofort vor wut explodieren ?

es ist OK wenn man den mist nicht gut findet.

andererseits seh ich wie gut das meinen Mitmenschen tut wenn ich ihnen mal zuhöre - wenn ich sie verstehe und akzeptiere.

ich weiss es nicht

was denkt ihr ?


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 02:21
@Dr.Manhattan
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:wir wachsen alle in einer welt auf in der die meisten unglücklich sind.
Unglück gehört mit zur Entwicklung des einen Geistes.
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:ich sehe kriege - und Ausbeutung - und Lobbyismus - und Gemeinheiten - und gewaltmedien - und Existenzängste - und leistungsgeselschaft - und massen kontrolle - und Profitgier - und klassengeselschaft - und immer so weiter...
Wo siehst du nur hin? Das was du tatsächlich siehst, sind nur Erscheinungen.
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:wie sollte man darauf reagieren ?
Vollkommen Gleichmütig
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:ich bin mal so mal so.
So wie das Wetter? Sei doch wie der Himmel, der ist immer gleich. Dann gehst du auch in das Himmelreich ein. :)
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:aber wenn ich sehe was für VERRÜCKTE normen wir akzeptieren - sollte man da nicht sofort vor wut explodieren ?
Man könnte es. Doch meinst du nicht auch, das die verrückte Normen aus Gefühlen wie Wut, Angst, Neid entstanden sind? Man würde den verrückten Normen nur gleichtun, wenn man darauf wütend reagiert.
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:es ist OK wenn man den mist nicht gut findet.
Nein ,das ist nicht OK. Ok ist es erst dann, wenn man nicht seine Finger im Spiel hat. Dann sagt man zu sich alles OK, alles Roger. Ansonsten ist man:
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:ich bin mal so mal so.
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:andererseits seh ich wie gut das meinen Mitmenschen tut wenn ich ihnen mal zuhöre - wenn ich sie verstehe und akzeptiere.
Ja, zuhören und akzeptieren kann sehr heilsam sein.
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:ich weiss es nicht
Doch du weist es. Schon von Anfang an.


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 04:10
....Mensch !
lerne in deiner eigenen kl Welt alles über jeden und lass das Entfernte nicht allzu an dich ran.
Was denkste,
wie mir zu Mute ist, die Abendnachrichten kurz zu hören - wobei ich mich immer öfter erwische, das Programm zu wechseln, da ich diesen abschäumenden Fake nicht für mich ertrage....Zeitung lesen.....blättere ich die ersten 2-3 Seiten durch, hab ich sie zur Seite zu legen, da ich von Wut, Angst, Hass, Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit udgl vielen mehr ich am liebsten weinen würde...
2015 hätte nie passieren dürfen


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 04:47
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:wie sollte man darauf reagieren ?
In dem man den ersten Schritt tut und versucht es besser zu machen.
Immer nur darüber zu schimpfen bringt auch keine Besserung. 

Nein man muss seinen Arsch hochbekommen und den Willen zeigen etwas verändern zu wollen und andere dazu zu bringen es auch zu tun,aus freiem Willen natürlich. 

Jeder meckert immer nur rum wie scheisse alles ist dann sollte man auch etwas tun.
Abgesehen von alldem jammern viele auf hohem Niveau. 


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 11:51
Schwarz oder weiß, süß oder salzig, heiß oder kalt, hell oder dunkel...

Weder Wut noch Harmonie. Beides kann ohne einander nicht funktionieren.
So wie gut nicht ohne böse (und umgekehrt) Bestand hat.


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 13:10
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:ich sehe kriege - und Ausbeutung - und Lobbyismus - und Gemeinheiten - und gewaltmedien - und Existenzängste - und leistungsgeselschaft - und massen kontrolle - und Profitgier - und klassengeselschaft - und immer so weiter...

wie sollte man darauf reagieren ?
Wenn ich mit den bestehenden Zuständen unzufrieden bin, dann muss ich sie ändern. Meckern oder jammern hilft da wenig. Wenn ich etwas ändern will, dann kann ich das nicht allein, sondern nur mit anderen zusammen, auch, wenn ich nicht alle ihre Ziele oder Vorstellungen hundertprozentig teile, auch, wenn ich sie menschlich nicht unbedingt mag.

Blinde Wut ist dabei ebenso wenig hilfreich wie blöde Harmonie.


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Dr.Manhattan Diskussionsleiter
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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:27
was ändern - ok - und wie ?


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Dr.Manhattan Diskussionsleiter
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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:40
können wir Normalbürger überhaupt etwas tun , als wütend werden ?

wenn alle menschen sich weigern würden zur waffe zu greifen ... hätten die paar Figuren an der spitze 0 macht

aber es ist von vorn bis hinten eine Maschinerie, die die menschen ausquetscht

ihr könnt es jammern nennen , wenn IHR das so seht - ich nenne es ergreifen meiner stimme - denn ohne eine solche Geisteshaltung passiert gar nix

klar ihr habt euer haus und euer Auto - und wollt den Status quo erhalten

aber 99% der menschen leben mMn lebensunwürdig


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:42
@Dr.Manhattan

Wenn mir etwas nicht gefällt, dann muss ich mich fragen, was es ist und beginnen, es in meinem Sinne zu verändern. Natürlich kann ich das nicht allein: Einen Finger kann man brechen - fünf Finger sind eine Faust!

Aus der Erkenntnis, dass etwas so, wie es ist, nicht bleiben kann, darf und soll, entstanden und entstehen noch immer politische, soziale, kulturelle Bewegungen.

Wären seinerzeit alle Proleten mit einem Sechzehnstunden-Tag zufrieden gewesen, dann hätten wir ihn hier und heute immer noch. Wären alle mit der Leibeigenschaft zufrieden gewesen, mit einer Diktatur, mit dem Ausschluss von Frauen aus dem politischen Leben, mit der Benachteiligung von Minderheiten etc - dann wären diese nie verschwunden.


Grundsätzlich gilt, was ich schon in anderen Threads gepostet habe:

Wer nun allerdings glaubt, "Demokratie" bestünde darin, alle vier Jahre zwei Kreuze zu malen, weil das die individuelle intellektuelle Höchstleistung darstellt, der hat das Wesen der Demokratie nicht mal im Ansatz begriffen.

Demokratie heisst mitmachen, engagieren, das Maul aufreissen, mitarbeiten, mitgestalten, Protest artikulieren, Widerstand leisten...

Das kann nicht alle vier Jahre in der Wahlkabine funktionieren. Wer seine Stimme abgibt, der hat nichts mehr zu sagen!

Es geht nicht ums Delegieren, sondern ums Organisieren. Natürlich ist es bequemer, vom warmen Kneipentisch morgens um vier bei zwölften Bier hektisch und elektrisch zu meckern "Ihr da Ohm macht doch watt ihr Volt!"

Es geht darum, Politik nicht Politikern zu überlassen, sondern selbst Politiker zu sein, in dem man Politik macht. Politik entsteht überall da, wo mehr als ein Mensch zusammen kommt: In der Schule, in der Uni, im Betrieb, im Stadtteil, in der Gemeinde, im Verein, in der Schülervertretung, im Studentenausschuss, im Betriebsrat oder der Jugendvertretung, im Elternbeirat von Kita und Schule, in Bürger- und Stadtteilintiativen, in kulturellen, politischen, sportlichen und religiösen Vereinigungen, im Gemeindeparlament, auf Bezirks-, Kreis-, Landes- und Bundesebene.

Man muss nur anfangen, sich und seine Interessen zu vertreten. Sich nicht (ver)treten lassen, sondern seine Belange selbst in die Hand nehmen - und zwar in den vier Jahren zwischen dem Kreuzchenmalen.

Aber jammern und wehklagen wie die alten Waschweiber ist natürlich einfacher, billiger und weniger zeitaufwendig. Und wenn's mal nicht so klappt, wie man sich die Sache vorstellt, sind natürlich "die da oben" schuld - man selbst niemals, denn wer nichts tut, der macht auch keine Fehler.


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:42
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wandermönch schrieb:
ich sehe kriege - und Ausbeutung - und Lobbyismus - und Gemeinheiten - und gewaltmedien - und Existenzängste - und leistungsgeselschaft - und massen kontrolle - und Profitgier - und klassengeselschaft - und immer so weiter...
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:was ändern - ok - und wie ?
Was du nicht ändern kannst, solltest du lernen zu "akzeptieren"
Oder wie denkst du könntest du Lobbyismus bekämpfen?
Oder Gewaltmedien?

Du hast dir zu viele baustellen aufgetan wenn du das alles ändern wolltest.
Mach es halt in deinem kleinen Rahmen den du hast, besser ...für Dich zufriedenstellend.
Und dann ist gut.
Wenn du aber deinen Focus andauernd auf deine gelisteten Themen lenkst, wirst du leider nicht glücklich, weil du offenbar sensibel bist und dir den Mist auch noch reinziehst.


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:44
@Lemniskate
@Dr.Manhattan


Auch das "Grosse Ganze" zerfällt bei näherem Hinsehen in viele kleine Einzelteile. Der Bau der Pyramiden erfolgte Stein für Stein. Der lange Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.


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Dr.Manhattan Diskussionsleiter
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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:50
@Lemniskate
@Doors

ich persönlich denke ja ... es braucht eine Gegenbewegung zur aktuellen geselschaft

und das mein ich völlig gewalt frei ... sogar unpolitisch

es braucht einflüsse auf unser wesen die uns hin zum guten wenden

Figuren die uns andere werte als die der härte und des erfolgs beibringen

es braucht noch nicht mal wut

das ist eben der weg der harmonie

sei ein vorbild

und natürlch versteh ich als Mystiker den zauber der Akzeptanz und hingabe

aber dann kuck ich mir China an ... die haben die traditionelle Religion fast völlig abgeschafft

ehrlich gesagt - ICH hab keine Ahnung - ich bin kein studierter - ich kann auf Demos gehen - und solche threads verfssen - und vielleicht den grünen wieder meine stimme geben - aber das wars auch schon

ein neuer mensch muss geboren werden

aber wo genau man in dieser Maschinerie ansetzen muss - keine Ahnung - ich finde die medien sollten ihren bildungsauftrag gewissenhaft ausführen - mit werten die jedem menschen ein glückliches leben versprechen


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:52
@Dr.Manhattan

Ich will mir weder von Medien noch von der Politik noch von irgendwem sonst vorschreiben lassen, was sie für mich für ein "glückliches Leben" halten. Das entscheide ich schon gern selbst.

"Unpolitisch" ist übrigens immer auch politisch.


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Dr.Manhattan Diskussionsleiter
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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:53
@Doors

das ist doch naiv - du bist ein Produkt deiner umwelt


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:57
@Dr.Manhattan
welcher Umwelt?
Doch diese die du dir reinziehst. Deine eigene Umwelt ist dein eigenes Umfeld, und du entscheidest was du in dein Umfeld herein lässt.
Schadhaftest zulassen, in dem du dir die Weltennachrichten anschaust, oder nur schrecken und Horror Bilder...dann ist es doch auch kein wunder das du dich ohnmächtig und gesteuert fühlst.

Du darfst ignorant sein, du darfst auch egoistisch in der Hinsicht sein, Dinge eben als unwesentlich einzustufen.
Wie Wesentlich ist für Dich China und deren Regierung?


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 14:59
@Dr.Manhattan

Ich bin allerdings nicht willenloses Werkzeug meiner Umwelt. Ich forme meine Umwelt.
Entweder bist Du Hammer oder Amboss.



*Im Beitragsarchiv kram*

Unter der grossen globalen sozialistischen Weltrevolution wollte ich es früher, so um 1970 herum, ja auch nicht machen.
Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich daran, dass man nicht jeden retten kann und dass man auch bei der Politik der kleinen Schritte herzhaft auf die Nase fallen kann.

Weil ich zu faul bin, alles noch mal zu schreiben und immer gleiche Fragen nach immer gleichen Antworten verlangen:


Ich habe mit 14 (das war das berühmt-berüchtigte Jahr 1968) angefangen, mich für Politik zu interessieren. Ich wollte wissen, warum es den Menschen in meinem Umfeld schlechter ging als den Pfeffersäcken an der Elbchaussee. Ich habe angefangen, mir Bücher zu besorgen, sie zu lesen und zu verstehen. Ich habe angefangen, Fragen zu stellen, meinen Eltern, meinen Lehrern, meinen Kumpels - und wenn ich mit den Antworten nicht zufrieden war, habe ich versucht, anderswo welche zu finden.

Ich habe mich sehr früh politisch engagiert, und habe, auch wenn ich nicht mehr alle Standpunkte meiner "wilden Jahre" vertrete, nicht aufgehört, politisch zu denken und zu handeln.

Politische Aktivität diente bei mir nicht zur "Beruhigung des Gewissens", sonder erwuchs aus Zorn über alltäglich erfahrene Ungerechtigkeit von Menschen gegenüber Menschen. Eigentlich etwas, was das proletarische Kind in problematischen Wohngegenden irgendwie tagtäglich "automatisch" mitbekommt. Dann kannst Du entweder abstumpfen - oder dich wehren.

Angefangen habe ich in der Schule, als Klassensprecher und im Rahmen der "Schülermitverwaltung" wie man es damals nannte. Man opponiert "gefühlsmässig" gegen Lehrer, Unterrichtsformen und -inhalte. Man erfährt Solidarität - aber auch Verrat. Man hat Erfolge und erlebt Niederlagen. Daran wächst man.

Nach der Schule engagierte ich mich gewerkschaftlich, politisch, zunächst aufgrund von früheren Kontakten in Richtung SDAJ/DKP, schliesslich gab es nach dem KPD-Verbot noch genug "illegale" im Familien- und Bekanntenkreis. Jugendvertretung, Betriebsrat, Wechsel in den im Hafen stark vertretenen Kommunistischen Bund.

Später dann Arbeit mit anderen Jugendlichen, die noch schlechter dran waren als ich, sogenannte Randgruppenarbeit mit Drogenabhängigen, TrebegängerInnen, Kriminellen. War ja irgendwie "mein Millieu".

Im Laufe der Zeit entdeckte ich, dass Schreiben durchaus etwas bewegen kann. Daraus entwickelten sich Reisen in Brennpunkte des Weltgeschehens etc. - vieles davon sollte langjährigen LeserInnen meiner Forums-Beiträge bekannt sein.

Später engagierte ich mich bei der GAL bzw. den Grünen, bei einer Wählergemeinschaft vor Ort und nach 1990 aus "Rache" für den Aufkauf der DDR bei der PDS/Die Linke.

Nun, was habe ich bewegt?

Möglicherweise habe ich damals Jugendlichen geholfen, so etwas wie politisches Bewusstsein zu entwickeln, zu erkennen, dass nur sie selbst sich helfen können: "Hilf' Dir selbst - sonst hilft Dir ein Sozialarbeiter" wie wir damals sagten.

Für die Arbeit im Betriebsrat gilt ähnliches wie für das Engagement in der Schülervertretung: Erfolge und Niederlagen hielten sich die Waage.

Ob ich mit Schreiben etwas bewirkt habe? Na, ich hoffe doch. Sicher habe ich damit keine Leben gerettet, keine Revolution bewirkt - nur Personen und Ereignisse aus dem Dunkel geholt. Ganz egoistisch gesagt, war es natürlich auch für mich spannend und aufregend, auch mit all seinen Schrecknissen. Damals trieb mich offengestanden neben politischem Engagement auch Abenteuerlust in die Welt hinaus.

Konkret als "Erfolge" würde ich werten, dass ich mit daran beteiligt war, die umweltvergiftende Chemiefabrik Boehringer in Hamburg zu schliessen und den Senat zur Sanierung des Geländes zu zwingen.

Auch die Prügeleien an den Bauplätzen der Atomanlagen in den 70/80er Jahren waren meiner Meinung nach nicht ganz umsonst. Wer die Ausbaupläne des sozialdemokratischen Atomprogramms von damals erinnert, wird feststellen, dass nach Brokdorf eigentlich nichts mehr von der ursprünglichen Idee blieb, hunderte von AKW in die Republik zu stellen.

Okay, Hafenstrasse Hamburg, überhaupt die Hausbesetzer-Szene: Hier wurde ein Bewusstsein für Spekulation, Luxussanierung, innerstädtische Vertreibung und letztlich auch alternative Wohnformen geweckt. Lang, lang ist's her.

Arbeit im Gemeinderat. Na ja. Auf dem Dorf ist vieles anders. Vieles läuft informell ab, das ist manchmal gut - manchmal schlecht. Hier einzelne politische "Erfolge" zu benennen und zu gewichten, erscheint vielen schon aus dem Nachbardorf vielleicht lächerlich: sichere Radwege, Ampelanlagen auf Schulwegen, PC-Ausstattung von Schulen, Schaffung von Kitaplätzen, Aufforstung, Renaturierung von Gewässern, Bodenentsiegelung, Verkehrsberuhigung, Seniorenbetreuung, Jugendförderung... Augenblicklich engagiere ich mich beispielsweise in der Flüchtlingshilfe im Landkreis.
Irgendwie alles nichts "gesellschaftsumwälzendes" - aber trotzdem irgendwie notwendig, dass es jemand anspricht, durchsetzt und macht. Die Fragen der menschlichen Gesellschaft sind nicht immer so grundlegende wie Krieg und Frieden oder Kapitalismus vs. Sozialismus.

Ich gebe zu, heute hätte ich wenig Lust, früh um fünf im Winter vor Werkstoren Flugblätter zu verteilen, nächtens auf Brücken herum zu turnen und zu sprühen: "Buback, Ponto, Schleyer, der Nächste ist ein Bayer!" oder mich auf Demos mit Polizisten zu prügeln. Man wird halt alt - und lässt sein Geld arbeiten, in Projekten zu Bildung, Gesundheit, Frauen, Obdachlosigkeit, hierzulande, in Frankreich, Irland und Nicaragua.
Aber ich hoffe, ich habe meinen Kindern mit auf den Weg gegeben:

WER SICH NICHT WEHRT, LEBT VERKEHRT!

Ei' hab' ich noch:

Ich sehe Geld durchaus auch als Waffe im politischen Kampf an.

Ich finanziere von meinen Steuergeldern den Krieg in Afghanistan, d.h. mein Geld tötet dort Menschen. Ich unterstütze durch meine Steuergelder eine korrupte, kriminelle Atomindustrie. Von den Schäden durch meine Konsumgewohnheiten will ich gar nicht erst reden. Mein Telefon tötet Kinder, mein Auto Eisbären und meine Heizung ruiniert das Klima.

Alles, was ich tun kann, ist Pflästerchen kleben, so eine Art moderner Ablasshandel:
Ich sorge dafür, dass die Einwohner eines Kaffs in Nicaragua Strom haben, ihe Kinder Schulbücher und Stifte und alle eine Gesundheitsversorgung. Ein Teil unseres Familieneinkommens geht drauf für Obdachlose in Dublin, für misshandelte Frauen in Schleswig-Holstein, für ein paar BIs, Kultur- und Öko-Projekte. Meine Kids kümmern sich um Flüchtlingskinder, helfen beim Spracherwerb und den Hausaufgaben. Die MitarbeiterInnen der französischen Filiale des Unternehmens meiner Frau sind verpflichtet, einen Teil ihrere Arbeitszeit sozialen Projekten zu widmen, u.a. kümmern sie sich um illegalisierte Flüchtlingskinder, organisieren Bildungsangebote und medizinische Versorgung. Das ist alles scheinbar viel - aber letzlich doch zu wenig.

Betroffenheit allein reicht nicht aus, wenn ihr kein konkretes Handeln folgt, auch wenn es letztlich nur einen gutmenschelnden Alibi-Charakter hat. Derjenige, dem man hilft, dem hat man geholfen, weil es kein anderer tut. Dankbarkeit sollte man für Selbstverständlichkeiten allerdings nicht erwarten.

Früher habe ich von meinem in Doppelschichten im Hafen erarbeiteten Geldern Reisen finanziert, u.a. in den Libanon, nach Algerien, nach Ägypten, um für das, was man heute wohl "Alternativpresse" nennen würde, über Befreiungsbewegungen, Guerilla, Bürgerkriege, Folteropfer und untergetauchte Nazis zu berichten. Weil es sonst vielleicht keiner getan hätte - und weil niemand Geld dafür ausgegeben hätte. Es ging und geht mir nach wie vor darum, mit dem Geld, dass wir mit unserer Arbeit verdienen oder verdienten, politische Ziele zu fördern, zu unterstützen, ob es sich nun um Projekte mit "Unterpriviligierten" hierzulande, um Befreiungsbewegungen in der sogen. "3.Welt" oder humanitäre Organisationen handelt. Geld ist allein Mittel zum Zweck und Waffe im politischen Kampf.


Möchtest Du mehr?


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Dr.Manhattan Diskussionsleiter
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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 15:02
@Lemniskate

ja wir haben relativen einfluss darauf ... aber nur mit einem relativ freien willen

der weg ist das loslassen - dann sind wir wirklich hier - und doch nicht mehr hier

das ist die Paradoxie des erwachens

aber ich mein jetzt rein auf dieser illusionären ebene , die es so vielen unmöglich macht solche Selbsterkenntnis überhaupt zu entwickeln

kuck stell dir vor jemand bekommt ein buch geschenkt ... und wenn er es liest, dann ist er frei. das will aber die geselschaft nicht - also bombardiert sie dich so sehr mit arbeit und müll und Unterhaltung - dass du gar nicht zum lesen kommst

der weg ist also innehalten - und sich mal umsehen - was ist da eigentlich? - ich mein nicht die worte oder formen - sondern die wahre Natur des seins

sie ist überall


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 15:04
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:was ändern - ok - und wie ?
Eben! Viele Dinge lassen sich nicht so verändern, wie man es gerne hätte u. das ist frustrierend.


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 15:04
@Dr.Manhattan


Wer weiss, was sie/er will, der wird nicht umhinkommen, das gesetzte Ziel auch energisch und nachdrücklich anzusteuern. Es bringt nichts, nur darüber beredte Klage zu führen, was alles nicht geht oder was alles schon fehlgeschlagen ist. Neues Land betritt nur, wer abseits ausgetrampelter Pfade bzw. Sackgassen geht.

Meinen Kindern erzähle ich gern mit kleine Lehrgeschichten. Hier ist eine:

Die Frösche im Milchtopf

Auf dem Bauernhof stand ein Eimer. Zwei Frösche kamen vorbei und waren neugierig, was da wohl im Eimer sei. Also sprangen sie mit einem großen Satz in den Eimer.

Es stellte sich heraus, dass das keine so gute Idee gewesen war, denn der Eimer war halb gefüllt mit Milch. Da schwammen die Frösche nun in der Milch, konnten aber nicht mehr aus dem Eimer springen, da die Wände zu hoch und zu glatt waren.

Der Tod war ihnen sicher.

Der eine der beiden Frösche war verzweifelt. “Wir müssen sterben”, jammerte er “hier kommen wir nie wieder heraus.” Und er hörte mit dem Schwimmen auf, da alles ja doch keinen Sinn mehr hatte.

Der Frosch ertrank in der Milch.

Der andere Frosch aber sagte sich: “Ich gebe zu, die Sache sieht nicht gut aus. Aber aufgeben tue ich deshalb noch lange nicht. Ich bin ein guter Schwimmer! Ich schwimme, so lange ich kann.”

Und so stieß der Frosch kräftig mit seinen Hinterbeinen und schwamm im Eimer herum. Immer weiter. Er schwamm und schwamm und schwamm. Und wenn er müde wurde, munterte er sich selbst immer wieder auf. Tapfer schwamm er immer weiter.

Und irgendwann spürte er an seinen Füßen eine feste Masse. Ja tatsächlich – da war keine Milch mehr unter ihm, sondern eine feste Masse. Durch das Treten hatte der die Milch zu Butter geschlagen! Nun konnte er aus dem Eimer in die Freiheit springen.

Aesop, Griechenland, ca. 600 vor der christlichen Zeitrechnung.


Und noch einen:

Jeder Euro, den wir für lokale Aktivitäten ausgeben, fehlt andernorts. Das ist schon klar. Ein paar Hunderter für eine Stromversorgung in Nicaragua fehlen kranken illegalisierten Flüchtlingskindern in Frankreich. Ein paar Hunderter für Obdachlose in Dublin fehlen einem Frauenhaus in Kiel. Eine Stunde für die örtliche BI fehlt bei einem Artikel über Bandenkriege in Gaza. Eine Spende für den Verein Jordtsand kommt zwar Seevögeln zugute, fehlt aber bei einem Infostand gegen Atomenergie.

Ich fürchte, um die individuelle Abwägung des eigenen Einsatzes seiner Mittel wird man nie herum kommen. Die Verantwortung hat man halt zu tragen. Auch das ist Politik.

Ich werde nicht die ganze Welt retten können.

"Ein Mann traf ein kleines Mädchen, das am Strand auf und ab lief. Ein Sturm hatte über Nacht tausende von Seesternen ans Ufer getrieben. Das Mädchen hob immer wieder welche auf und warf sie zurück ins Meer. Der Mann fragte sie: "Warum tust du das? Hier liegen tausende von Seesternen herum und sie alle werden sterben. Du kannst unmöglich alle retten. Selbst wenn du hier den ganzen Tag Seesterne aufsammelst, es wird letzten Endes keinen Unterschied machen."
"Vielleicht stimmt das, was du sagst...", antwortete das Mädchen, hob einen weiteren Seestern auf und warf ihn sanft zurück ins Meer, "...aber für DIESEN HIER macht es einen Unterschied.""


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Wut oder Harmonie?

21.07.2017 um 15:05
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:kuck stell dir vor jemand bekommt ein buch geschenkt ... und wenn er es liest, dann ist er frei. das will aber die geselschaft nicht - also bombardiert sie dich so sehr mit arbeit und müll und Unterhaltung - dass du gar nicht zum lesen kommst
Ach, die Aktion "Lies!". Wolle Koran geschenkt bekomme?


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