Tussinelda schrieb:die angebliche Farbenblindheit ist Ignoranz. Die Menschen haben eine Hautfarbe und diese ist ein Teil von ihnen. Also so zu tun, als sähe man die nicht, ist erstens gelogen und zweitens kann das nur jemand sagen, der diese Hautfarbe nicht hat. Denn eben wegen dieser - weil sie sichtbar ist - werden diese Menschen diskriminiert, sind sie Rassismus ausgesetzt. Diese sogenannte Frabenblindheit ist Rassismusförderlich. Denn dann tut man so, als haben alle Menschen die gleichen Chancen und würden gleich behandelt und man setzt sich nicht mehr mit Rassismus auseinander.
Und wenn man denkt, man müsse sich nicht mehr hinterfragen, dann geht man davon aus, man spräche, agiere und denke diesbezüglich immer "richtig". Würde mich wundern, wenn das jemand von sich behaupten könnte.
Es gibt keine Rassen, wissenschaftlich gesehen. Warum sollte ich also z. B. bei einem guten Freund von mir, dessen Eltern aus unterschiedlichen Kontinenten kommen (Schweiz und Afrika) mit der Lupe untersuchen, was seine Hautfarbe genau für mich zu bedeuten hat. Er ist nicht brauner als meine italienische Nichte. Er ist wirklich sehr gutaussehend mit seinen Rastalocken, exotisch, dachte ich, bis ich seinen Schweizer Vater sah, dem er wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt. Er ist viel mehr Schweizer als ich, schon fast spießig.
Eigentlich hoffte ich, dass mit der Wahl von Obama ins US-Präsidentenamt endlich alle diese Farbunterscheidungen aufhören. Der Konflikt, den "Gemischte" durchmachen, ist nicht klein. Das wissen wir von Obama. Auch bei meinem guten Freund ist das spürbar. Er leidet nicht an seiner Hautfarbe, sondern an Menschen wie Dir, die ihn in eine Schublade stecken. Er ist nicht weiß, er ist nicht schwarz. Er ist er, das reicht.
Ich finde, Du hast überhaupt nicht verstanden, was Rassismus wirklich bedeutet. Ich möchte z. B. nicht auf meine weiße Haut reduziert werden. Ich wurde als Kind oft deswegen gehänselt, weil ich in der Sonne nur wenig Farbe annehme. Am Kiosk kaufte ich mir ein schwarzes Barbie, weil das so schön braun war, wie ich es hätte sein sollen, um akzeptiert zu werden. Schwarze Kinder machen es umgekehrt. Nur weil die Welt diese Unterschiede macht. Wir haben dasselbe gedacht als Kind: Ich bin nicht gut genug. - Es gibt keinen Unterschied. Hören wir endlich auf, Menschen in Hautfarben einzuteilen. In meinem Pass steht nicht unter Eigenschaften: weiß. In den USA wäre das wohl so, das ist eine rassistische Kategorie.
Und wenn ich mit jemandem rede, der eine andere Hautfarbe hat, möchte ich nicht das Gefühl haben, dass er oder sie mich nicht als zugehörig betrachtet. Glaubst Du ernsthaft, dass es außer der Hautfarbe, die eine reine Pigmentierungsthematik ist, tatsächlich einen Unterschied gibt zwischen einem weißen und einem schwarzen Menschen? Davon habe ich nichts bemerkt, wenn ich mit schwarzen Kindern spielte und sie betreute. Sie haben mich ebenso geliebt wie die weißen Kinder und mir von sich erzählt.
Der Unterschied zwischen Mann und Frau erscheint mir größer als unter den Ethnien. Und trotzdem: Ich komme mit Männern genauso gut klar wie mit Frauen. Nur fühle ich mich einer schwarzen Frau ähnlicher als einem weißen Mann, obwohl ich auch viele männliche Anteile habe. Das weiß ich einfach aus meinen Gesprächen mit schwarzen Frauen, es gibt diese weibliche Sicht auf die Welt, Frauenprobleme, die verbinden. Ich kann mit Männern nicht gleich reden. Im Charakter ähnle ich aber oft mehr den Männern, egal welcher Hautfarbe. Wenn schon eine Kategorie, dann sehe ich noch am ehesten Frauen und Männer, aber Hautfarbe, Ethnie, Herkunft, Religion sind viel weniger relevant, wenn ich mit den Leuten rede. Ich spüre nicht wirklich einen Unterschied im Wesen.