@SomayyehDu musst nicht gleich beleidigend werden, ich habe dich auch nicht beleidigt. Aber deine wütende Reaktion gibt mir erneut recht.
Auch der erneute Vorwurf macht es nicht besser. Ich bin keinesfalls wuetend. Dezent genervt? Jop. Wuetend? Nein - zumindest noch nicht.
"beleidigend" finde ich es darueberhinaus durchaus, wenn du die User hier mit einem Nazi-Mob in Verbindung bringst, denn genau das war deine Anspielung.
Mit der Aussage: "Reise doch bitte mal in meine Heimat und nenne unseren Revolutionsführer eine Hure(
wie ihr eure Regierungschefin in Heidenau und Dresden)".
Natuerlich hast du klargestellt, dass du den User nicht in Person meinst, aber es aendert nunmal wenig daran, dass du diese Verbindung gesetzt hast. Genauso steht das Wort "Wutbuerger" eher nicht fuer die lokale Haekelverein. Sowas stoesst mir DEUTLICH mehr auf, als jemanden als Idioten oder als Enddarmausgang zu bezeichnen.
Noch - auch wenn es dich kaum interessieren duerfte - geniesst du bei mir das privileg, von mir nicht bis ans Ende aller Tage als Social Justice Warrior abgestempelt worden zu sein, bei denen die Art der "verbalen Kriegsfuehrung" (also im wesentlich alles, was ich im Rant oben geschrieben habe) unlaengst ins Blut uebergegangen ist und es als vollkommen valides und legitimes Mittel angesehen wird, Leuten ueber irgendwelche herbeifantasierten Irrwege einen Stempel aufzudruecken, um dann gegen den Stempel anstatt gegen die Aussagen selbst argumentieren zu koennen, aber solche Verbindungen wuerde ich mir ab jetzt sparen.
und wenn man es auf ähnliche Fällle abstrahiert, wie du es forderst ist es trotzdem ok, sich mit einem beliebigen Ansinnen, an Autoritäten zu wenden. Man muss den Anfragen ja nicht stattgeben.
Wieso sollte man etwas abstrahieren, wenn man keiner Frage nachkommen will - und wenn man es doch aus genau dem Grund tut, wie kann es dann die direkte Antwort geben, dass es okay zu sein hat? Rechtlich hast du freilich recht, aber die moralische Instanz, die das bewertet, existiert nicht. Gerade an dem Punkt liegt doch erst das Potential das Threads ueberhaupt und genau das Potential wurde mit dem Wut-Vorwurf abgewuergt.
Im Einzelfall macht die Frage nach dem "Ansinnen" freilich nicht viel Sinn. Gerade wenn man erst vom Einzelfall wegabstrahiert, macht die Frage nach der zugrundeliegenden Motivation und wie man sie einordnen moechte, ploetzlich sogar sehr viel Sinn.
Jetzt kann man fragen:
"War das Motiv der Anfrage rein individuell / persoenlich (sei es Abneigung gegen das Lied, boese Kindheitserinnerungen, was auch immer)" vs. "ist die Anfrage moralisch motiviert?". Der erste Punkt ist langweilig, laesst sich nirgends einordnen, man kann nichts damit machen. Aber was ist mit dem zweiten? Daraus ergibt sich an der Stelle eine ganze Palette an Fragen:
Aus Sicht der agierenden Person:
* Wird hier die eigene Moral als ueberlegen der umgebenden betrachtet?
* Woraus ergibt sich die Ueberlegenheit?
* Kann daraus eine allgemeine Verpflichtung abgeleitet werden?
* Ist es moralisch korrekt, basierend auf der eigenen, (angeblich) ueberlegenen Moral ueberhaupt irgendein Ergebnis einzufordern bzw. danach zu fragen?
* Muesste man zuerst versuchen, die eigene Moralvorstellungen unters Volk zu bringen, anstatt die Abkuerzung ueber die Anfrage zum Ergebnis zu waehlen?
* Muss ich mir ueberhaupt irgendwelche Fragen stellen, bevor ich agiere, oder ist es der Job aller anderen, sich um meine Aktion Gedanken zu machen?
Genauso kann sich hier die hypotetische Gegenseite fragen:
* Ist es sinnvoll, auf ein durch Moral motiviertes Anliegen ueberhaupt einzugehen?
* Kann aus einer von Moral getriebenen Beschwerde eine Agenda abgeleitet werden?
* Wenn ja, mit welchen Konsequenzen kann oder sollte ich rechnen?
* Wessen Moral geht vor? Wie bewerte ich, welche ueberlegen ist?
Und sicherlich viele mehr - die Fragen wuerden mir nur spontan einfallen. Dass keine der Fragen die Woerter "Buergermeister", "Frau", "Veganer", oder "Lied" enthaelt, liegt dabei daran, dass diese Details auf der Meta-Ebene nicht die geringste Rolle spielen.
Das haette genauso ein erzkonservativer Christ sein koennen, der das Bild von ein paar schwulen Jungs nicht mehr sehen wollte. Oder ein erzkonservativer Moslem, der eine Burkapflicht auf dem Marktplatz einfordert, oder ein radikaler Anti-Kapitalist, der sich darueber empoert, dass die Angestellten der Dorf-Buecherei den Job nicht ehrenamtlich tun. Spielt alles keine Rolle, da fuer jeden erdenklichen Fall die selben Regeln gelten und jede Antwort auf die gestellten Fragen fuer jeden dieser - und aller anderen - Faelle identisch gelten wuerde. Oder auch nicht - spaetestens bei einer solchen Frage waeren die Grenzen des Threads aber wohl thematisch gesprengt.
Der Thread selbst war darueberhin nochmal anders aufgezogen, denn es wurde gefragt, ob man bei uns nicht viel zu schnell ueber viel zu unwichtigen Bullshit weint. Auch hier gaebe es einige Fragen, ueber die jenseits jedweder Wut haette geredet werden koennen:
* Sollten wir alle mal lernen, etwas mehr die Fresse zu halten und etwas weniger rumheulen, wenn das Staubkorn im Schuh drueckt?
* Ist das ueberhaupt ein Problem? Nimmt es zu?
* Wie geht man mit Menschen um, die sich bei jedem Wehwehchen wie ein gebrechliches Rehlein auffuehren?
Und klar, man kann jede einzelne dieser Fragen auch einfach abschneiden, indem man "Wutbuergertum" als Motivation hinter der Fragestellung selbst annimmt.
Pegida??
Oder der KKK, oder Omas Buchclub, oder die ESA, oder wer auch immer just in diesem Moment so die Kanzlerin als Hure bezeichnet und ganz boese und wuetend auf Veganer, Minderheiten oder gar vegane Minderheiten ist. Das ist wirklich nicht der entscheidende Teil des Posts gewesen.