fark schrieb:die wollen Grund zum anbauen haben, ein "ordentliches" Dach über dem Kopf und eine saubere Wasserquelle,
Nun ja.
Es wurden irgendwo (weiß jetzt leider nicht genau, wo, ich glaube, in Indien) von einer Hilfsorganisation Toilettenhäuschen ins Dorf gestellt. Die Leute da konnten aber nichts damit anfangen und zweckentfremdeten sie als Scheunen, um zum Toilettengang weiter ihre Felder aufzusuchen, so wie sie es gewohnt waren.
Woran das liegt, weiß ich nicht. Eventuell mangelnde Unterrichtung über die Infektionsgefahren durch fehlende Toiletten. Oder diese Unterweisungen kommen nicht an, weil sie nicht glaubhaft wirken (die Keime sieht ja keiner), oder weil sie vom Westen kommen und Erinnerungen an koloniale Bevormundung wecken. Oder (in Indien), weil die Reinigung von Toiletten Aufgabe von Unberührbaren ist und der "normale" Bauer einer Kaste angehört hat, die nichts mit diesen Leuten zu tun hat und sich deshalb auch nicht um eine solche Ansteckung sorgt.
In einem anderen Dorf wurde mal ein Film gezeigt, der über irgendetwas (Thema habe ich vergessen) aufklären sollte. Er interessierte keinen. Bis auf eine Stelle, in der zufällig ein Huhn durch das Bild huschte. Denn Hühner galten in diesem Dorf als heilige Tiere.
Bitte nicht nach der Quelle fragen. Das stand vor vielen Jahren mal als Beispiel in einer Zeitschrift, die ich nicht mehr habe.
Das Ganze ist eben nicht so einfach. Möglicherweise fehlt in vielen Fällen die gemeinsame Basis zwischen Dorfbewohnern und Entwicklungshelfern. Letztere können kulturelle Besonderheiten wie die Verehrung von Hühnern nicht wissen; für die Dorfbewohner aber war das etwas ganz Selbstverständliches.
Das beste wäre wohl, wenn die Entwicklungshelfer nicht aus dem Ausland, sondern aus dem eigenen Land, am besten aus der gleichen Kultur, gar dem gleichen Dorf, stammen würden. Allerdings wäre die Frage, ob jemand, der in der Nachbarschaft groß geworden ist, ernst genommen wird, wenn er plötzlich jahrhunderte-alte Gewohnheiten in Frage stellt, nur weil er von Fremden gehört hat, dass diese gesellschaftlich oder gesundheitlich schädlich sind.