Fußball: Ein Spiegel der Gesellschaft?
27.01.2017 um 10:18Mann, die Philosophen habens derzeit aber mit dem Fußball.
Noch einer ...
Na ja, das zeigt erst mal, dass er von der Entwicklung nicht so viel Ahnung hat:
Ja, das Jagdgruppen-Phänomen ... das is nu aber auch nicht so neu, der Vergleich, kenn auch andere, aber gut:
Hm, aber was ist mit dem Trainer? Und dem Schiedsrichter?
Hm, auch nicht schlecht:
Insgesamt lesenswert, das Interview.
Noch einer ...
Der Philosoph Peter Sloterdijk über zynischen Fußball und den ewigen Unterschied zwischen Siegern und Verlierern.http://www.zeit.de/2016/53/peter-sloterdijk-fussball-zynismus/komplettansicht
Na ja, das zeigt erst mal, dass er von der Entwicklung nicht so viel Ahnung hat:
Einen Mittelstürmer, der selber viel laufen muss, konnte man sich seinerzeit nicht vorstellen. Überhaupt, was ist mit dem Stürmerprinzip passiert? Heute gibt es bloß noch Arbeitsbienen im vorderen Mittelfeld, die den gegnerischen Torwart hin und wieder stechen. Dass der Fußball zum Schachspiel werden würde, zu einer Art Rasenmathematik, hätte man sich vor Zeiten nicht denken können.Mir haben einige alte Trainer gesacht, das war schon früher so, dass die großen Mannschaften auch deshalb gewannen, weil sie mehr gelaufen sind, nur hat damals niemand gemessen. Und Pele war nicht nur n großer Künstler sondern auch n großer Athlet.
Ja, das Jagdgruppen-Phänomen ... das is nu aber auch nicht so neu, der Vergleich, kenn auch andere, aber gut:
Das Muster trägt seine Plausibilität in sich. Sobald die Jagd in Gang gekommen ist, stellt sich die Sinnfrage nicht mehr. Der Jäger fragt nicht nach Sinn, denn der Sinn der Jagd ist die Beute. Beuteerwartung gehört zu den archaischen seelischen Strukturen des Menschen. Man verlässt das Lager nicht, um mit leeren Händen zurückzukommen.Ok, das ist schon fast genial ... Herberger sachte, der Ball iss rund. Sloterdijk sacht: der Ball iss ambivalent.
Sloterdijk: Der Ball ist ambivalent, er ist das Wild und die Waffe.Da muss man erst mal drauf kommen:
ZEIT: Das Verhältnis zum Ball kann auch von Zärtlichkeit bestimmt sein. Ist er für manche Spieler nicht wie ein Partner, den man eifersüchtig hütet und den man mit keinem anderen teilen möchte?Wie ein Abendmahl, ohne Jesus und Judas, die 2 Sonderschicksale.
Sloterdijk: Man teilt den Ball mit den Mitspielern, man gibt ihn ab, aber man gönnt ihn nicht dem Gegner. Der Fußball inszeniert ein tribalistisches Ritual. Damit wird eine künstliche Stammesgemeinschaft hochgezogen, gegen den Widerstand des anderen Stammes. Mit der eigenen Mannschaft kann man befreundet sein, sie bietet das Format einer überschaubaren Tischgemeinschaft. Denken Sie an das Abendmahl: Sie müssen die zwei Sonderschicksale, die von Jesus und Judas, abziehen, und Sie behalten elf übrig.
Hm, aber was ist mit dem Trainer? Und dem Schiedsrichter?
Hm, auch nicht schlecht:
ZEIT: Um auf den Kleinen Prinzen zurückzukommen: Es gibt zwei Situationen, die für die Deutschen die Fuchs-Situation herstellen, also die Momente, da der Alltag zum Stehen kommt und der Fuchs ungestört umherschnüren kann, nämlich wenn es Fußball im Fernsehen gibt – oder den Tatort. Das entfesselte Spiel in der Arena und das öffentliche Morden. Warum gerade diese beiden Spektakel?Unser täglich Tatort gib uns heute ...
Sloterdijk: Es gibt die Sportmesse, und es gibt die Kriminalmesse. In der modernen Massenzivilisation ist Unterhaltung zum Ernstfall geworden. Wir erleben in unserer Freizeit sehr wenig echte Herausforderungen. Es klagen zwar alle über Stress, aber in Wirklichkeit sind die Stresssysteme des Menschen unterbeschäftigt. Daher suchen wir künstliche stressorische Situationen: Karneval, Kirmes, Tatort, Fußball. 2015 wurden in Deutschland real circa 190 Morde begangen. Ich vermute, das deutsche Fernsehen zeigt an einem einzigen Wochenende 200.
Insgesamt lesenswert, das Interview.