@keyshan 1. ist die "arabische Gesellschaft" nicht homogen, und in großen teilen unserer sehr viel ähnlicher, als z.B. die japanische, die Du anführst. Nur gibt es mit der japanischen Gesellschaft wenig Reibungspunkte, da wenige Japaner nach Deutschland kommen und ihre Kultur ausleben. Sonst würdest Du Dich über das Frauenbild, die Sexualität, das Geringschätzen des Individuums und noch ein paar Dinge sehr wundern.
2. Wir haben einige Zeit gebraucht, um uns so weit zu entwickeln, wie die Kulturen im arabischen Raum schon waren, und sie zu überholen. Diese Entwicklung fand in großen Teilen gerade wegen der Reibung mit der arabischen Kultur, wegen des Profitierens von deren Vorsprung in Wissenschaft, Wirtschaft und Technik statt.
Man denke nur mal an die Produkte, die über die Seidenstraße nach Europa gelangen. Wissen wir von Produkten oder einer Technologie, die von Deutschland nach Asien gelangte?
3.
keyshan schrieb:Europa und auch das Christentum haben ihre Reformen bereits vollbracht. Und genau das ist der Punkt. Die Arabische Gesellschaft hat noch einen sehr weiten weg vor sich.
Der Punkt ist, dass wir alle Reformen, die der Islam erlebte, ignorieren. Wir reduzieren ihn auf islamistische Strömungen, und nehmen nicht wahr, dass es in den islamischen Ländern längst schon Modernisierungen gab. Nur haben wir der Türkei die Tür vor der Nase zugeschlagen, und lieber irgendwelche Ostblockstaaten in die EU aufgenommen, die jetzt zwar irgendwie christlich, aber dafür tendenziell rechtsradikal sind, noch viel korrupter als die Türkei und obendrein rassistischer. Nur ohne die Aussicht auf Besserung.
Die Gepflogenheiten der Katholiken aus Kalabrien und derer Mafia, die sind in unseren Augen "europäisch". Wenigstens lassen sie uns nämlich mit ihrem kriminellen, menschenverachtenden Mist weitgehend in Ruhe, also müssen wir dazu keine Meinung haben. Da sind die Albaner schon eher ein Problem, weil mehr von ihnen hier auftauchen. Ist das Problem aber, dass es Muslime sind? Nö, jeder Kalabrier könnte genauso kriminell sein.
Ich habe im Urlaub in Griechenland gesehen, dass verheiratete Frauen auf dem Land nur mit Kopftuch und ganz in Schwarz herumliefen, und das ist nur 20 Jahre her.
Diese Entwicklung trauen wir den muslimischen Ländern nicht zu ... das heißt, es hat uns nie interessiert. Die sollen das Öl liefern oder Touristenburgen bauen, politisch stabil sein (ist doch egal, unter welchem Diktator) und Waffen kaufen. Gibt es irgendwo Rebellen, dürfen die auch Waffen kaufen. Und dann bekommt Israel noch Waffen, um sich zu verteidigen.
Hauptsache, die Touristen sind sicher ... hat es je jemanden gestört, dass in Ägypten so viele Menschen Analphabeten sind, dass Frauen beschnitten werden und die Militärdiktatur tut, was sie will? Warum sollte einen das kümmern, wenn man nur mal Urlaub machen möchte? Oder was ist mit Kenia, kümmert es die Strandurlauber, was da so läuft?
Wir greifen ab, was wir bekommen können, und profitieren nach Herzenslust. Wenn uns der menschenverachtende Umgang, den wir dort jahrzehntelang unterstützt haben, hier zu Hause einholt, weil er dort zu Bürgerkriegen geführt hat, dann werfen wir ihnen mangelnde Entwicklung vor.
4.
keyshan schrieb:Du scheinst ziemlich vorbehalten zu sein. Den Kulturkreis ( nicht Religion) der Täter zu kennen ist in diesem Falle schon wichtig. Es ist allgemein bekannt, welchen Stellenwert die Frau im Arabischen Raum hat.
Ich war mal vorbehalten, habe dann aber keine Wahl gehabt, als in eine Wohnung in einem Haus zu ziehen, das in einer türkischen Gemeinde stand. Zufällig war die in Kreuzberg.
Und dann musste ich eine Menge Vorbehalte revidieren. Zum Beispiel gab es einige Familien, die ein absolutes Matriarchat darstellten. Meine Hauswartsfrau war eine respektierte Ratgeberin für viele Menschen im Viertel. Ihre Söhne und der Mann tanzten nach ihrer Pfeife, genauso wie der Imbissbesitzer unter der Fuchtel der Schwester stand, und es auch in einigen anderen Familien passierte.
Es gab auch andere Beispiele. Aber aus unerfindlichen Gründen bin ich dort nie angemacht worden, nie belästigt, nie respektlos behandelt worden. Die Jungs, die mich nach Hause verfolgten, stammten nicht aus dem Viertel.
Statt dessen wurde ich respektiert (trotz wechselnder Freunde und zwischenzeitlichem Single-Dasein, trotz kurzer Röcke), beschützt, freundlich behandelt.
Das Geheimnis ist: Es war eine in 30 Jahren gewachsene, halbwegs funktionierende Gemeinschaft. Die jetzt durch Gentrifizierung und Erhöhung der Mieten für Wohnungen und Läden zerstört wurde. Was eine Gemeinschaft war, ist jetzt über die halbe Stadt versteut und die Läden, die ganze Familien ernährten, mussten schließen, weil der neue Hausbesitzer aus München oder Holland lieber an eine Hipster-Bar vermietet, die mehr bezahlt.
Die sind schon seit zwei Generationen hier, und beziehen Hartz4! Hört man oft.
Dabei haben sich die Großeltern und Eltern noch krummgeschuftet, um ihren Kindern eine Zukunft in Deutschland zu ermöglichen. Aber Deutschland will sie nicht haben. Erst waren es nur "Gast"- Arbeiter, dann brauchte man noch 20 Jahre um zu kapieren, dass die Kinder und Enkel bleiben werden, und jetzt werden sie von den Flüchtlingen überrollt.
Nein, ich bin nicht voreingenommen. Ich musste alle Voreigenommenheit ablegen, weil ich die freundlichsten, tolerantesten, besorgtesten Nachbarn hatte und deren Töchter kennenlerte, die in größtmöglicher Freiheit aufwuchsen.
"Du gehst nicht mit Kopftuch aus dem Haus! Wir haben nicht die Heimat verlassen und uns krummgeschuftet, damit Du herumläufst wie in Anatolien!" bekamen sie zu hören.
Aber so lange das als Einzelfälle abgetan wird und niemand es überhaupt hören möchte, und ein Name noch für eine Religion und rückständige Einstellung steht, müssen wir uns nicht wundern, wenn die nachfolgenden Generationen unsere Kultur ablehnen, weil sie ihnen gegenüber nicht tolerant ist.