@Rao Ich halte mich nach persönlicher Einschätzung eher für einen "Gutmenschen" als für einen Schlechtmenschen. Wer die Welt, so, wie sie ist, nicht in Ordnung findet und für verbesserungswürdig und -fähig hält, der ist gezwungen, zu denken, zu reden UND zu handeln. Das war in meinem Leben stets meine Maxime. Dass man sich damit keine Freunde macht, und eher viele Feinde schafft, war und ist mir klar. Die praktizierte Feindschaft reichte von der simplen Beleidigung bis zum Beschuss mit 120mm-Mörsern. Ich halte es da mit dem ollen Chinesen, der einst schrieb:
"Ich bin der Meinung, daß es für uns - sei es für den einzelnen, für eine Partei, eine Armee oder eine Schule - schlecht ist, wenn der Feind nicht gegen uns Front macht, denn in diesem Fall würde es doch bedeuten, daß wir mit dem Feind unter einer Decke steckten. Wenn wir vom Feind bekämpft werden, dann ist das gut; denn es ist ein Beweis, daß wir zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich gezogen haben. Wenn uns der Feind energisch entgegentritt, uns in den schwärzesten Farben malt und gar nichts bei uns gelten läßt, dann ist das noch besser; denn es zeugt davon, daß wir nicht nur zwischen uns und dem Feind eine klare Trennungslinie gezogen haben, sondern daß unsere Arbeit auch glänzende Erfolge gezeitigt hat."
Soviel zum Thema Zustimmung und Gegenwind.
Ich habe auch in meinem Leben nie die Augen vor dem Bösen verschlossen oder anderen nichts Böses gewünscht. Ganz im Gegenteil - und beim blossen Wünschen ist es (zum Glück für mich) nicht geblieben.
Ob sich nun beispielsweise Faschisten durch Gospelgesänge ("We shall overcome some day"), Lichterketten, Händchenhalten und massiven Drohungen mit Jutebeuteln und Vollkornmüsli von ihrem Denken und Tun, das da erwiesenermassen letztlich auf Unterdrückung, Ausbeutung, Krieg und Völkermord hinaus läuft, abhalten lassen, wage ich angesichts der Geschichte dieses Kontinents im 20. Jahrhunderts doch ernstlich zu bezweifeln.
Vielleicht muss man rechtzeitig reagieren und ihre Saat am Aufgehen hindern, so lange sie noch nicht alles überwuchert hat, bevor man sie hinterher erst wieder unter grossen Opfern flächendeckend wegbomben oder mit dem T34 plattwalzen muss, ohne lange Schuldige, Mitschuldige und Unschuldige sortieren zu können. Das wäre wenigstens eine Lehre aus der Geschichte.
Ein mir sehr nahe stehender Mensch sagte einmal, die besten Voraussetzungen für effektive antifaschistische Arbeit böten ein hohes Gebäude und ein gutes Gewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer.
Trotzdem halte ich mich für einen Gutmenschen - denn gut ist bekanntlich, wer Gutes tut. Praktizierte Hilfe für Schwache, Ausgebeutete, Unterdrückte, Verfolgte ist die eine Front - der Kampf gegen Starke, Ausbeuter, Unterdrücker, Verfolger die andere, eben so wichtige Front. Das Eine muss für mich das Andere nicht ausschliessen - und darf es auch nicht. Das wäre nur halber Kram.
Die von Dir beschriebenen Personen würde ich nicht als Gutmenschen bezeichen, sondern eher als dumm, faul, feige und letztlich in ihrer Harm- und Wehrlosigkeit als Helfershelfer der von mir als bekämpfenswert angesehenen Kräfte bezeichnen.
Es gibt in Auseinandersetzungen kein unbeteiligtes Zuschauen in der Hoffnung, dass man verschont bliebe. Dazu empfehle ich als Lektüre "Die Gewehre der Frau Carrar" von Bert Brecht.