Die Geschichte von dem Mann aus Belgien kann ich so schlimm nicht finden. Er hatte psychische Probleme und wohl auch den Vorsatz, sich das Leben zu nehmen.
Wahrscheinlich hat ihn der Mut verlassen und er - wer kann denn in seinen Kopf hineinsehen - zog es vor, ein Jahr lang in der Gegend herumzustreunen. Er brauchte die Zeit für sich und hat sie sich genommen.
Nach einem Jahr fühlte er sich wieder besser und konnte gestärkt zurückkehren, ... sein Verhalten mag Außenstehenden rücksichtslos erscheinen. Ich kann aber verstehen, dass psychische Probleme oftmals zu nicht nachvollziehbaren Handlungen führen können.
@sylvana Weil du schreibst, mit dem Umfeld gebrochen, kennst du das Buch "Vermisst" von Christian Mader?
Ein Fall wird in dem Buch geschildert, bei dem ich die Motive des Vermissten sehr gut nachvollziehen kann.
Kurz beschrieben: Die überfürsorgliche, klammernde Mutter, die ihrem erwachsenen Sohn keine Luft zum Atmen lässt. Vater ist, no na net, keiner mehr da, also ist der Sohn Lebensinhalt, Sinn und engste Bezugsperson in einem. Dass der Sohn ständig unglücklicher wird, merkt sie nicht und wenn, ist es ihr egal. Also tut er das für ihn Lebensrettende, er setzt sich ab, befreit sich aus der Umklammerung der Mutter, die ihm jegliche Chance zur persönlichen Weiterentwicklung nimmt.
Die Mutter kommt im Zuge der Vermisstenanzeige in Kontakt mit Christian Mader, der aus dem Verhalten der Mutter sofort schließt, dass der Sohn nicht tot, sondern abgetaucht ist.
Wie er auf dessen Spur kam, kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich glaube aber, der Sohn hat anonym irgend etwas an seine Mutter geschickt und Mader hat daraufhin richtig kombiniert, dass er noch und vermutlich in Deutschland lebt und bei einer Computerfirma arbeitet. Mader rief bei verschiedenen deutschen Computerfirmen an, hatte irgendwann einen Volltreffer und den Mann persönlich am Apparat.
Auf die Frage nach dem Warum hat der Mann die Vermutung von Mader bestätigt. Zu sehr hat ihn seine Mutter mit ihrer Überfürsorge erdrückt, sodass ihm sonst kein Ausweg eingefallen ist, als quasi zu flüchten. Auf Maders Frage, ob er seiner Mutter wenigstens Bescheid geben dürfe, dass er lebt, sagte der Mann, lieber nicht, sie würde sonst alles daran setzen, ihn zu finden und das wolle er nicht.
Eltern, die klammern, die ihren (erwachsenen) Kindern kein eigenes Leben gestatten. Die erwachsenen Kinder wagen es entweder nicht, sich dagegen aufzulehnen oder sämtliche Auflehnungsversuche laufen ins Leere. Also weg, untertauchen, sich nicht mehr melden, sich tot stellen - alles besser, als von den Eltern (es gibt bestimmt auch einige Väter, die nicht loslassen können) kein eigenes Leben gestattet zu bekommen.
Das ist ein Beweggrund, den ich schon verstehen kann.