So, jetzt geht's hier mal ein Stück weiter.
Eigentlich wollte ich das etwas Größeres aufarbeiten, evtl. auch im Bereich Wissenschaft. Nun ist das aber ein Freizeitvergnügen und kann nicht zu einem unbezahlten Nebenjob werden. Es gibt aber aktuell einen großen Aufhänger für ein ganz zentrales Thema. Das schmeiße ich jetzt einfach mal hier rein. Man hätte auch den Keto-Thread reaktivieren können, aber sei's drum.
Eine extrem wichtige Studie wurde gerade mit zentralen Ergebnissen veröffentlicht (bzw. vorveröffentlicht, weil noch zahlreiche gewonnene Daten aufbereitet werden). Der Link zur letzten Version ist mir irgendwie gerade abhanden gekommen, da will ich nichts Falsches posten ... aber die Ergebnisse werden auch gleich gezeigt.
Das Resultat, um das es mir hier geht, ist die Erkenntnis, dass auch extrem hohe LDL-Cholesterinwerte auch über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren beobachtet keine Auswirkung auf atherosklerotische Plaques haben.Was ist hier die Relevanz davon? Keto und Low Carb führen zu einem höheren Fett-Anteil in der Nahrung (mehr oder weniger, manche pushen es bewusst, was aber so nicht sein muss), vor allem auf Seiten der gesättigten Fettsäuren in Butter, Fleisch - den tierischen Nahrungsmitteln halt. Daraus ergibt sich die Kritik, das sei ungesund und führe zu einem hohen Risiko qua Cholesterin. (Gilt natürlich auch mit Blick auf die gesamte
so genannte "Ernährungsberatung" heutzutage).
Bei vielen Menschen, die auf Low-Carb oder Keto gehen, steigen die Cholesterin-Werte. Das wird natürlich aus konventionellem Blickwinkel von der Medizin kritisch gesehen. Andere sagen, das ist unbedenklich, weil sich der Stoffwechsel umstellt. Dazu gibt es ein
Lipid Energy Model, das eine Erklärung hierfür liefert. Klammern wir das vorerst mal aus. Es gibt eine kleine Gruppe von Menschen, hierfür wurde die Bezeichnung Low Mass Hyper Responder (LMHR) geschaffen, bei der die C-Werte extrem in die Höhe schießen, wobei diese Menschen alle besonders schlank, athletisch und gesund sind.
Die Studie hat diese Gruppe unter die Lupe genommen und mit einer anderen Studie vergleichen, die eine Kohorte von "Normalos" abbildet. Ich reduziere das alles bewusst, damit es im Rahmen eines einzelnen Forumsbeitrages zu erfassen ist. Im Hintergund gibt es natürlich einen Berg an Informationen und Diskussionen. das Studiendesign war sehr hochwertig. Jeder Teilnehmer wurde erfasst und medizinisch untersucht, sodass individuell Ursachen und Wirkungen bzw. hier Nicht-Wirkungen dokumentiert sind. Das Phänomen der LMHR-Kohorte für sich ist noch nicht in der Tiefe geklärt; hier geht es aber lediglich darum, extrem hohe LDL-Werte für den Vergleich zur Verfügung zu haben.
Jetzt würde ich mal die zentralen Findings rüberkopieren, aber leider findet sich die Verwaltung hier noch nicht damit zurecht, dass auch die Wissenschaft heute über X kommuniziert. Daher gebe ich das mal aus dem Gedächtnis wieder:
- No significant difference in coronary plaque burden in both groups
- No relationship of LDL-C elevations and plaqueIch blende dazu mal einen Screen aus der Studie ein, die das eindrucksvoll zeigt:
Original anzeigen (0,5 MB)Die linke Seite zeigt die Ergebnisse für die "LMHR-Freaks", die rechte Seite die für die "Normalos".
Auf der X-Achse finden sich die einzelnen Teilnehmer (n=80); jeder hat einen grünen Balken, der auf der rechten Skala den TPS abbildet, also den Plaque-Score, den Grad der Verkalkung. Ab ca. 40 geht das überhaupt erst los. Rund die Hälfte haben überhaupt keine Verkalkung und bleiben damit weiß.
Jetzt wird es mit dem blauen Graph so richtig interessant: Das ist der mittlere LDL-Wert jedes einzelnen Studien-Teilnehmers - auf einer Linie mit dem TPS.
Die Erkenntnis ist ziemlich klar offensichtlich: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen LDL, sei der Wert auch noch so hoch, und dem TPS.Hier das Video, in dem Dr. Ken Berry als Host sowie Dave Feldman und Nick Norwitz das Ganze besprechen. Ich hoffe, mein Link springt an die richtige Stelle, es sollte 0:37:17 sein. (Edit: die Grafik kommt dann ca. 1 min. später.)
https://www.youtube.com/live/rL9uabr-TeA?si=fpxzuOYLGF50nW-m&t=2237Weitere Links bei den Video-Infos.
Fürs Erste reicht das erst mal
:) Ich habe, wie gesagt, versucht, es stark zu vereinfachen. Es ist ein nicht unbedeutender Mosaikstein eines möglichen Paradigmenwechsels in der Ernährungswissenschaft, der sich von verschiedenen Seiten aus ankündigt.