@Arwen1976 Arwen1976 schrieb:haben die Bilder aus dem Mittelmeer bisher etwas an der Situation geändert?
Glaubst Du wirklich, wenn die Bild und Krone dieses Foto auf ihre Startseiten drücken (ich sage es nochmal: die Krone gehört zum Springerverlag), wird dies etwas daran ändern?
Den Leuten etwas bewusster machen?
Außer, daß die Menschenwürde, die diesen Menschen schon lange vorher genommen wurde, ein weiteres Mal auf dem Transport und noch einmal während ihrem elendigen Ersticken in dieser Bude, nochmals mit Füßen getreten wird? Nur, mit dem Unterschied, daß sie sich endgültig nicht mehr dagegen wehren können?
Braucht jemand wirklich solche Fotos auf der Startseite oder der gedruckten Ausgabe, um das Ausmaß einer Problem- und Thematik zu begreifen, die seit Jahren besteht?
Die etliche Male in abgeschwächter Form auch in der Tagesschau zu sehen war?
Ich glaube nicht.
Genau das ist das Problem: In abgeschwächter Form. Und offenbar bringt es rein gar nichts in abgeschwächter Form. Es wird alles weichgespült, die Problematik ist zwar jedem irgendwie bewusst, aber wer wird wirklich berührt von der abgeschwächten Form? Es kommen tagtäglich schlimme Nachrichten, wir sind alle zu abgestumpft und das Leid viel zu weit entfernt, um eine emotionale Bindung dazu aufzubauen. Möglicherweise löst ein Foto mehr emotionale Bindung aus. Ob es etwas bringt? Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nur, dass die abgeschwächte Form bisher rein gar nichts gebracht hat. Im besten Fall wird ein größerer öffentlicher Druck aufgebaut.
Ich meide die Bildzeitung, es interessiert mich nicht, was dieses Blatt schreibt, ich klicke hier nicht mal die Links in den Threads an – und es gibt hunderte Links. Es ist mir auch völlig egal, aus welcher Motivation heraus die Bild das Foto veröffentlicht hat (ich vermute, keine gute), und trotzdem finde ich die Konfrontation in diesem Fall gut.
Für mich haben die Opfer ihre letzte Würde bereits verloren, als sie aufeinandergestapelt in diesem metallenen Sarg verreckt sind. Es war kein Sterben, es war ein Verrecken. Ein veröffentlichtes Foto kann ihnen keine Würde mehr nehmen, sie ist längst verloren. Das Einzige, was man noch tun kann, ist die Würde von abertausend anderen Flüchtlingen zu retten. Und wenn das durch den Tod dieser Opfer gelingt, ein Foto vielleicht mehr Menschen erreicht als ein bloßer Text, dann hatte ihr Tod wenigstens einen Sinn.
@vielefragenvielefragen schrieb:ich brauche die bilder aufgedunsener opfer nicht, um endlich mitgefühl zu haben, mir gelingt das auch aufgrund der worte.
brauchst du bilder, die die toten ihrer würde berauben, um funktionieren zu können wie ein mensch mit gefühl?
ich brauche ehrlich gesagt bilder, die den so schrecklich verstorbenen wenigstens nach dem tod das maß an würde zugestehen, das in ihrem oder unserem kulturkreis für die verblichenen üblich ist.
wenigstens das kann man ihnen gönnen.
Das waren weder die ersten noch sind es die letzten Opfer. Und genau darum geht es mir. Es wird weiter und weiter und weiter und weiter gehen und die Frage ist, was kann man tun, um das zu verhindern.
Deutschland ist definitiv abgestumpft und ja, wenn du mich fragst, braucht es solche Bilder, damit die Menschen "fühlen". Das sehe ich jeden Tag, wenn ich die Straße betrete. Jeder ist sich in Deutschland selbst der nächste und jeder hat Angst, von seinem eigenen Wohlstand ein bisschen was abgeben zu müssen.