Vorbild Polen - Sollte Abtreibung wieder verboten werden?

@Kältezeit
Ich finde diese differenzerende Sichtweise sehr durchdacht.

Dennoch berücksichtige ich auch mitunter Angstzustände aufgrund der körperlichen Veränderung.
Ich möchte es mir nicht einmal ausmalen wie es sich anfühlt, wenn man ein Kind in sich trägt aber bei meinem Geschlecht ist das glücklicherweise nicht notwendig.
Ich fühl mich ja schon unwohl bei Bäuerchen und könnte wahnsinnig werden, wenn ich mal Sodbrennen habe.

Aber ein lebendiges Etwas in mir rumtreten zu fühlen wie einen Bandwurm?

In der Hinsicht beeindrucken mich Frauen, die dieses Gefühl als großartig beschreiben und damit ganz locker umgehen können.
Klar, es würde keinen von uns geben, ohne Geburt (zumindestens noch oO).
Also ist es seit Jahrtausenden ein ganz normaler Vorgang.

Dennoch, wenn ich eine Frau wäre die ein Kind erwartet würde mir der Arsch auf Grundeis gehen.
Umso mehr ein Grund warum ich froh bin dieses Gefühl nicht kennen zu lernen.

Wenn ich eine Frau allerdings schwängern würde, dann würde ich sie wohl schlimmer bemuttern als ihre eigene Mutter.
Ich stelle es mir schon als lustig vor meine Wange auf das Bäuchlein meiner Frau zu legen und von einem winzigen Fäustchen geboxt oder Fuß getreten zu werden. ^^

Aber selbst diesen Zustand zu durchleben... Ich kann mir schon vorstellen, dass manche Frauen enorme Angst davor haben und die psychische Belastung nicht ertragen.
In der Hinsicht emfpinde ich es als Quälerei diesen Frauen ebenfalls die Abtreibung zu verweigern.

Ich denke für eine gute und glückliche Schwangerschaft gehört auch eine gewisse Reife und bestenfalls noch die Unterstützung eines treuen Partners.
Oft sind diese Bedingungen nicht gegeben, was einer werdenden Mutter vielleicht mehr abverlangen kann als sie erträgt.

@Kältezeit

Man muss niemandem Honig ums Maul schmieren noch muss man jemandem die Moralkeule schwingen. Jede Frau sollte es für ihre Vagina feststellen und fertig. So ein Abbruch ist zudem nicht mal billig, zumindest hier in Österreich. Jedes Mal 500-600€ als Verhütungsmittel? Naja ich weiß ja nicht ..

@Kältezeit
Naja wenn man sich Polen anguckt mit ihren Gesetzen und Gesetzesentwürfen dann sollte man eher grundsätzlich gegen den Verbot sein. Also umgekehrt. Wenn man sich dann auch noch dazu die politische Situation dort anguckt, meeeh...
http://www.dw.com/de/massenproteste-gegen-strengeres-abtreibungsgesetz-in-polen/a-43111984

Dieser sieht vor, dass künftig auch schwer kranke und missgebildete Föten nicht mehr abgetrieben werden dürfen.

Na super. Und so wie ich das schon vorher gelesen habe wären damit die Schwangerschaftsabbrüche quasi faktisch verboten.

Im Falle Deutschlands oder Österreichs müsste man wohl darauf hoffen, dass solche wie die Identitären an die Macht kommen oder sonstige Gleichgesinnten oder auch Kirche damit es cirka so eine Lösung gibt wie es die polnischen Politiker und Befürworter wollen.

Ich finde die Fristenregelung die wir haben ist doch eh passend und die Frau wird nicht "bedrängt" oder gar gezwungen ein Kind zu gebären.

Die ganzen Befürworter in Polen und ihre Regierung sollen wenn sie so ein Maul haben und vor allem wenn sie noch Männer dazu sind dann mal eine Menge Geld spenden und an die Frauen überweisen. Wenn ich mich recht erinnere waren 800.000 bei so einer Petition für die Abtreibungsverbote. Geht schon, alle 800.000, jeder soll 10-50€ spenden, bei 800.000 Leuten wären das 8.000.000 € bis 40.000.000€ + der Staat soll was dazu spenden und die Kirche. Machen sie aber nicht weil ihnen die Frauen scheiß egal sind. Es geht ihnen ja eh nur im die Politik, eine sehr gefährliche Politik. Ganz widerlich.

Venom schrieb:Geht schon, alle 800.000, jeder soll 10-50€ spenden, bei 800.000 Leuten wären das 8.000.000 € bis 40.000.000€ + der Staat soll was dazu spenden und die Kirche. Machen sie aber nicht weil ihnen die Frauen scheiß egal sind. Es geht ihnen ja eh nur im die Politik, eine sehr gefährliche Politik. Ganz widerlich.

Es sind ihnen nicht nur die Frauen scheißegal, sondern auch die Kinder. Schiebt sie doch in ein Heim ab, who cares. Als ob alle adoptiert werden und ein lebenswertes Leben führen.

halblang schrieb:differenzerende Sichtweise

"differenzierende Sichtweise".
Mein Fehler.

Btw. dann muss der Staat Verhütungsmittel kostenlos zur Verfügung stellen, aber Moment, Verhütungsmittel sind ja auch nicht gerne gesehen bei den Fanatikern. Hallo Mittelalter

Eya schrieb:dann muss der Staat Verhütungsmittel kostenlos zur Verfügung stellen

Äh, nö. Da verböte er eher das fi... vö... äh hinfallen.

Eya schrieb:Jede Frau sollte es für ihre Vagina feststellen und fertig

So einfach ist es nicht, denn für die Befruchtung ist nicht nur eine Eizelle erforderlich.

halblang schrieb:Ich denke für eine gute und glückliche Schwangerschaft gehört auch eine gewisse Reife und bestenfalls noch die Unterstützung eines treuen Partners.
Oft sind diese Bedingungen nicht gegeben, was einer werdenden Mutter vielleicht mehr abverlangen kann als sie erträgt.

Das stimmt allerdings. Wie gesagt, Abtreibungsverbot Nein. Aber bitte auch keine Verherrlichung dieses Vorganges. Denn man lässt sich nicht einfach nur eine störende Warze wegätzen.

Kältezeit schrieb:Denn man lässt sich nicht einfach nur eine störende Warze wegätzen.

Das stimmt schon.
Meine Bezeichnung der "Kaulquappe" war vielleicht etwas übertrieben, damit wollte ich aber nur ausdrücken, dass man erst ab einem gewissen Stadium von einem Lebewesen sprechen kann.
Immerhin ist eine Hautzelle von uns auch kein Lebewesen, sondern nur der Bestandteil von Einem.

Allerdings wage ich auch nicht zu sagen ab wann (welcher Monat, welche Entwicklungsstufe, was auch immer...) man von einem Lebewesen sprechen kann.
Ich bin kein Mediziner, sondern nur der Meinung, dass Abtreibung generell nicht verboten gehört.

@halblang
Das mit der Verherrlichung war garnicht an dich gerichtet, sondern habe ich es öfters erlebt, wie gering dieser Vorgang geredet wurde. Klar, einerseits aus Selbstschutz, auf der anderen Seite gibt es jene, die schon während des Geschlechtsaktes einen Termin bei ProFamilia ausmachen.

Einmal kann es passieren, aber mehrmals? Es sollte eine Regelung geben, dass ab der 2. Abtreibung die Aufklärung noch verschärft wird. Denn scheinbar sind das dann keine mündigen Wesen mehr und selbstbestimmt schonmal garnicht.

Ich glaub, dass ist einfach das Resultat von konservativen Ansichten. Sie gehen wohl davon aus das mit solchen Verboten Menschen verantwortungsbewusster mit Sex bzw der Verhütung umgehen.
Ich glaube nicht das man Verantwortungsbewusstsein mit Verboten erreicht.

Ich finde unsere Regelung mit Fristen und Beratungszwang voellig in Ordnung.
Und die polnische Regierung hat auch Teletubbies verboten, weil sie schwul sind! Die denken noch in den 30ern!


:pony:

KFB schrieb:Das halte ich für fatal und "lol coitus interruptus wird's schon richten, ups" darf kein Grund für eine Abtreibung sein. Fraglich aber auch, wie gut es für das Kind wäre, bei einer solchen Mutter aufzuwachsen

Eya schrieb:Man muss niemandem Honig ums Maul schmieren noch muss man jemandem die Moralkeule schwingen. Jede Frau sollte es für ihre Vagina feststellen und fertig. So ein Abbruch ist zudem nicht mal billig, zumindest hier in Österreich. Jedes Mal 500-600€ als Verhütungsmittel? Naja ich weiß ja nicht ..

Wunderbare Argumente! Wird ja oftmals von Abtreibungsgegnern gebracht, dass Dummheit bei der Verhütung keine Abtreibung rechtfertigt und viele es als eine Alternative zum Verhüten überhaupt sehen. Beides wäre mit diesen Argumenten sauber entkräftigt!

@Kältezeit
Keine Sorge, ich hab mich nicht irgendwie angegriffen gefühlt, wollte mich aber dennoch einfach willkürlich rechtfertigen. ;)


Was die Verhütung angeht...
Ich muss zugeben, dass ich damals zu meinen wilden Zeiten ein ziemlicher Kondom-Muffel war.
Steht zwar "gefühlsecht" drauf, aber das kann man knicken.
Hat man sich den Gummi mal übergezogen, fühlt es sich bei weitem nicht so an wie ohne.

Ich war als Teen immer froh darüber, wenn meine Sexalpartnerin gut verträglich für die Pille war.
Was wiederrum nur meinen sexversessenen und rücksichtslosen Charakter von damals hervorhebt. :(
Immerhin ist die Antibabypille ja auch kein Medikament ohne Nebenwirkungen...

Heutzutage, wenn ich einmal die Frau treffe mit der Sex für mich Sinn macht (weil ich mir tatsächlich eine Familiengründing mit ihr vorstellen kann), würde ich zuerst auch eher auf Oralsex und "Spielsachen" zurückgreifen. Chancen einer Schwangerschaft sind gleich null, Chancen auf einen Orgasmus ihrerseits aber weitaus höher.
Und einen Höhepunkt seines Partners zu verursachen und mitzuerleben ist wohl eines der intimsten und verbindensten Ereignisse überhaupt.
Durch die Methode des Oralsex (in Verbindung mit "Spielsachen" wenn gewollt) sollte eine ungewollte Schwangerschaft nicht passieren, aber die Verbindung auf intimier Basis durch einen Orgasmus durchaus erreicht werden.

Kältezeit schrieb:Einmal kann es passieren, aber mehrmals? Es sollte eine Regelung geben, dass ab der 2. Abtreibung die Aufklärung noch verschärft wird. Denn scheinbar sind das dann keine mündigen Wesen mehr und selbstbestimmt schonmal garnicht.

Sehe ich auch so.
Vor allem weil Sex, nicht immer Sex sein muss. Wie oben beschrieben gibt es auch andere Methoden die Lust zu befriedigen. Vor allem bei frischen Paaren die sich noch nicht so gut kennen, aber körperlich näher kommen möchten ist Oralsex (und eben Spielsachen wie Dildo's bzw. Vibratoren) eine empfehlenswerte Alternative.
Wenn es rein um das "Kommen" geht, muss man nicht immer die Methode anwenden mit der man sich auf fortpflanzen kann.
Vor allem, wenn ein Orgasmus oft nicht erzielt wird.
Dabei ist das ein wichtiger Moment bei einem Paar, gerade weil man jemanden die Erlaubnis gibt die intimen Bereiche seines Körpers zu stimulieren.

Also Aufklärung in der Hinsicht der sexuellen Möglichkeiten die zum gewünschten Ergebniss führen, aber absolut KEINE Schwangerschaft hervorrufen können wären wünschenswert.
Zumal es in der Hinsicht viel Aufklärungsbedarf gibt. Viele Menschen wissen beispielsweise nicht, dass Frauen einen klitorialen und / oder vaginalen Orgasmus haben können.

In dem Sinne befürworte ich eine unkonventionelle "Spielart" in sexueller Hinsicht, anstatt auf die altmodische "Steckverbindung" zwischen Mann und Frau zu bauen, wenn man denn nur köperlich näher kommen möchte.


In meinem Fall muss ich allerdings anmerken, dass das intelektuelle Näherkommen (im Sinne von Gemeinsamkeiten wie Hobbies, Vorlieben, etc.) weitaus wichtiger ist und der erste Schritt sein sollte.

Wenn man nur auf schnelle sexuelle Befriedigung aus ist, sollte man lieber sein Geld sparen und ins Puff gehen. Da wird niemand außer die Geldbörse verletzt.
Wobei das für mich kein Thema ist, da eine Prostituierte nicht zu dem Typ Frau gehört mit der ich eine Familie gründen wollte. XD

Kältezeit schrieb:So einfach ist es nicht, denn für die Befruchtung ist nicht nur eine Eizelle erforderlich.

Es ist und bleibt ihre Vagina und ihre Gebärmutter. Was ist daran so schwer zu verstehen?

@Eya
Nichts desto trotz ist es auch die Verantwortung der Frau ob sie überhaupt befruchtet wird.
Da hat @Kältezeit schon recht.

Bei einer Vergewaltigung kann man sich das nicht aussuchen. Nicht nur deswegen zählt es als Verbrechen.

Aber generell gibt es auch andere Methoden der gegenseitigen Lust zu fröhnen, ohne dabei das ungewollte Ergebnis zu erzielen schwanger zu werden.

Edit: Noch dazu ist @Kältezeit nicht für ein Verbot gegen Abtreibung, aber für eine Reglementierung.
Eine Reglementierung muss nicht gleich etwas Schlechtes oder gar mit einem Verbot gleichzusetzen sein.

Eya schrieb:Es ist und bleibt ihre Vagina und ihre Gebärmutter. Was ist daran so schwer zu verstehen?

Ich bin auch eine Frau in deren unterem Körperdrittel eine Eizelle schwimmt und darauf wartet, befruchtet zu werden. Habe aber verstanden, dass das nicht einfach nur durch Handauflegen geschieht.

Und deswegen würde ich solch eine Entscheidung niemals treffen, ohne den Mann nicht wenigstens irgendwie in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen.
Hat nichts damit zu tun, dass man nicht emanzipiert ist (kommt dann gerne als Argument), sondern damit, dass man erwachsen mit einer bestimmten Situation umgeht.

halblang schrieb:In dem Sinne befürworte ich eine unkonventionelle "Spielart" in sexueller Hinsicht, anstatt auf die altmodische "Steckverbindung" zwischen Mann und Frau zu bauen, wenn man denn nur köperlich näher kommen möchte.


In meinem Fall muss ich allerdings anmerken, dass das intelektuelle Näherkommen (im Sinne von Gemeinsamkeiten wie Hobbies, Vorlieben, etc.) weitaus wichtiger ist und der erste Schritt sein sollte.

Ich kann dir hier nur absolut zustimmen.


Wie gesagt, es geht nicht darum eine Abtreibung im äußersten Notfall zu verbieten. Sondern dass einfach auch das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit seinem Körper geschaffen wird. Die Eigenverantwortung stärken - das ist viel mehr Emanzipation, als das Ausschaben eines Embryos in letzter Konsequenz.

@Kältezeit
Im besten Falle bezieht man den Mann mit ein, am Ende entscheidet die Frau allein. Wenn der Mann dagegen ist und sie dafür - bekommt sie es trotzdem. Wenn der Mann dafür ist und sie dagegen, bekommt sie es nicht. Sind beide dafür oder dagegen - Jackpot. Nichtsdestotrotz die schlussendliche Entscheidung obliegt der Frau.

halblang schrieb:Nichts desto trotz ist es auch die Verantwortung der Frau ob sie überhaupt befruchtet wird.

Nein, die Verantwortung tragen beide. Der der in rein steckt und der der empfängt. Ohne eine dieser Komponenten entsteht keine Schwangerschaft. Am Ende fällt die Last am Rücken der Frau ob sie austragen möchte oder nicht. Zum Zeugen jedoch gehören zwei.