Danke für die Ausführungen
Gerne.
Das ist vielleicht das einzige Argument für die Jagd, dass ich akzeptabel finde.
Würde ich jetzt nicht unbedingt so sehen. In der ursprünglichen Natur ist Jagd sicher auch kein Problem. Damit meine ich nicht irgendwelche Jagdtouristen, die in der unberührten Wildnis auf die Jagd gehen wollen, sondern natürlich die wenigen Menschen, die dort auch leben und sich über die Jagd Fleisch für den Eigengebrauch beschaffen.
Meine Ausführungen zielen aber primär auf die Situation den deutschsprachigen Ländern zu, wo es nur noch wenige unberührte Landschaften gibt. Die Jagd findet also meistens in von Menschen stark beeinflusster Kulturlandschaft statt. In den Alpen hat man Alpwirtschaft, Winter- und Sommertourismus und auch die Wälder in den Mittel- und Tieflagen werden häufig auf verschiedenste Weise genutzt (Holz, Naherholungsgebiet). An die Wälder angrenzend hat man (intensiv) landwirtschaftlich genutzte Flächen und daneben hat man natürlich Infrastrukturbauten wie Autostrassen und Bahnlinien, die die ohnehin schon kleinen Lebensräume der Wildtiere weiter verkleinern und zerschneiden.
Vereinfacht gesagt, der Lebensraum der Wildtiere in unserer Kulturlandschaft ist stark eingeschränkt. Natürlich gibt es Bestrebungen, das zu ändern, z.B. indem "Wanderkorridore" für Wildtiere geschaffen werden oder aber Wälder naturnaher bewirtschaftet werden und so auch als Lebensraum für Wildtiere wieder attraktiver werden. Trotzdem wäre es naiv zu glauben, dass man dadurch wieder mit einer unberührten Natur vergleichbare Zustände erreichen kann.
Also muss man quasi die Populationsschwankungen im Rahmen zu halten, weil sonst der „Kulturwald“ längerfristig absterben würde?
Müssen ist vielleicht etwas überzogen. Man kann auch einfach nur die Symptome dieser Populationsschwankungen bekämpfen und z.B. landwirtschaftliche Kulturen und auch die Verjüngungsflächen für den Wald einzäunen. Der Zunahme an Verkehrsunfällen mit Wildtieren kann man durch eine Anpassung der Versicherungsprämien und lokal durch Geschwindigkeitsreduktion begegnen. Es ist also nicht so, dass man unbedingt "Jagen muss", aber es ist sicher nachhaltiger.
Und zum Punkt mit dem Wald muss man vielleicht auch noch etwas mehr schreiben. Nicht jeder Wald eignet sich als Lebensraum für Wildtiere gleich gut, Fichtenmonokulturen bieten bestenfalls tagsüber Schutz für ein Rudel Hirsche, Nahrung gibt es dort aber kaum. In einem natürlichen Wald, in dem auch verschiedene Baumarten unterschiedlichen Alters stehen, findet der Hirsch schon eher Nahrung, bei einer zu grossen Population, wird aber auch viel Schaden angerichtet, so dass die natürliche Sukzession des Waldes verunmöglicht werden kann. Junge Bäume können also gar nicht aufkommen, weil sie in frühem Stadium (durch Schalenwild wie Reh, Hirsch oder in Höhenlagen auch Gämse) sogleich abgefressen werden. Damit eine natürlich Sukzession möglich ist, müssen die Wildtierbestände recht tief sein, tiefer als sie häufig sind, so dass im Wald trotzdem häufig auf ausgewählten Flächen mit Zäunen nachgeholfen werden muss, damit Jungbäume nicht vom Wild verbissen werden.
Und ja, daran sind die Jäger manchmal auch nicht ganz unschuldig, dass die Wildtierbestände an manchen Orten zu hoch sind.
emodul