Primär kenne ich natürlich die Situation in der Schweiz und hier insbesondere im Kanton Graubünden. Allerdings habe ich auch den einen oder anderen Jäger aus Deutschland kennengelernt und gebe hier deshalb mal meinen Senf dazu.
Die Jagd, wie sie derzeit in Deutschland durchgeführt wird, hat nicht zu weniger,
sondern zu mehr Wild geführt.
Und was ist daran schlecht? Die Abschusspläne für die jeweiligen Wildtiere werden so erstellt, dass die Lebensräume nicht überbeansprucht werden. In der Vergangenheit wurde das zum Teil anders gehandhabt und es wurden vor allem starke Tiere den Beständen entnommen (Trophäenjagd). Mittlerweile werden die Bestände eher über den Eingriff in die Jugendklasse und den Abschuss von weiblichen Tieren reguliert und das führt in der Folge halt zu mehr Wildtieren, weil vereinfacht gesagt, die starken Tiere in der Population verbleiben und dann auch eher den Winter überstehen.
Jagd ist gar nicht notwendig. Studien in der Schweiz haben gezeigt, dass sich
der Wildbestand von selbst reguliert und ein Level erreicht, das vom Ökosystem
getragen werden kann.
Natürlich reguliert sich ein Wildbestand auch von selbst. Allerdings ist diese Art von Regulation sicher nicht erwünscht, denn diese Selbstregulation findet dadurch statt, dass zu viele Tiere auf zu kleinem Raum entweder (im Winter) verhungern oder an Krankheiten (Seuchen) eingehen.
Wenn man berücksichtigt, dass es in den letzten Jahrzehnten ausgestorbene Beutegreifer, wie der Luchs und der Wolf an vielen Orten wieder heimisch geworden sind, dann könnte man gegebenenfalls von einer Regulation eines Wildbestandes durch Beutegreifer sprechen, aber eine Selbstregulation möchte man sicher nicht.
Die Hege der Jäger ist sehr selektiv. Sie fördert vor allem das jagdbare Wild.
Die Jäger füttern das Wild und sorgen so für unnatürlich große Wildbestände.
Sorry, aber das stimmt so einfach nicht. Viele Hegeaktivitäten haben eigentlich kaum oder nur bedingt überhaupt mit dem jagdbaren Wild zu tun. Es werden z.B. Hecken gepflegt oder aber auch Nistplätze für Vögel geschaffen oder Gewässer und die anstehenden Gehölze unterhalten. Daneben werden Asthaufen für Kleinlebewesen angelegt, also auch Massnahmen, die auf die jagdbaren Wildtiere höchstens indirekt Auswirkung haben. Das Füttern von Wildtieren ist (z.B. in der Schweiz) übrigens verboten.
Die Jagd in Deutschland ist trophäenorientiert. Abgeschossen werden vor
allem männliche Geweihträger. Den Bestand kann man jedoch nur regulieren,
wenn man gebärfähige weibliche Tiere schießt. Jäger sorgen so für unnatürlich
dichte Wildpopulationen.
Stimmt nicht. Die Bestände werden dadurch reguliert, indem vorwiegend junge und weibliche Tiere erlegt werden. Die Regulation findet also genau so statt, wie von dir gefordert, beziehungsweise in dem von dir eingestellten Zitat. Der kapitale Geweihträger stellt also eher die Ausnahme und nicht die Regel dar.
Tiere wie Wildschwein, Fuchs und Waschbär vermehren sich unter
jagdlichen Druck besonders stark. Eine Jagd auf sie ist also nicht sinnvoll.
Das ist Unsinn! Die genannten Tiere vermehren sich unter jagdlichem Druck sicher nicht besonders stark, sie sind aber schwer zu bejagen, da sie ausgesprochen lernfähig sind. Bei den Wildschweinen ist es so, dass die Menge und die Qualität des Futters entscheidend ist. Viel (gutes) Futter führt dazu, dass die weiblichen Tiere schnell an Gewicht zulegen und damit früher fortpflanzungsfähig werden und auch mehr Jungtiere werfen. Der Jagddruck führt also eher dazu, dass sich die Tiere anpassen und die für sie gefährlichen Orte meiden. Sie werden Nacht- und Dämmerungsaktiv und sind nur noch sehr schwer zu bejagen. Die Jagd auf sie ist deswegen aber nicht sinnlos, muss aber entsprechend geplant werden.
Jäger bejagen auch bedrohte Arten, wie den Feldhasen, den sie durch die
Bejagung des Fuchses eigentlich schützen wollen.
Der Feldhase kämpft am meisten mit der intensiven Landwirtschaft, die seinen Lebensraum immer stärker einschränkt. Und natürlich kann auch der Fuchs (oder Raben) ein Problem sein, da diese Tiere (als Kulturfolger) sich in der veränderten Landschaft deutlich besser zurechtfinden. Aber klar sollte man die Bejagung des Feldhasen (regional) einstellen, wenn die Bestände zu tief sind.
Durch das Anfüttern, das sogenannte Kirren, wachsen
Wildschweinpopulationen besonders schnell.
Bin selbst kein Wildschweinjäger, aber die Aussage kann ich so nicht stehen lassen. Falsch angelegte Kirrungen sind sicher ein Problem. Wie bereits oben geschrieben, Wildschweine sind clever und als Jäger muss man sich auf die lernfähigen Wildschweine halt auch einstellen. Vielen Jägern dürfte das auch gelingen.
Jäger haben zu ihrem eigenen Spaß exotische Tierarten eingeschleppt, wie
das Muffelwild, den Sikahirsch oder den Fasan. Diese Arten sind in unseren
Ökosystemen teilweise problematisch. Anstatt diese Arten wieder zu entfernen,
werden immer noch legal Exemplare ausgesetzt.
Es werden (soweit ich weiss) nur Fasane (zwecks Bejagung) ausgesetzt. Und ja, das finde ich auch nicht gut.
Jäger schießen in Deutschland mit ihrer Munition pro Jahr etwa 3000 bis 4000
Tonnen Blei in die Landschaft. Das reichert sich im Boden und Wasser an. Über
die Nahrungskette gelangt das giftige Metall in den Körper von Tier und Mensch.
Viel Jäger sind mittlerweile auf bleifreie Munition umgestiegen. Es gibt sowohl bleifreie Munition für Flinten (Weicheisenschrot) als auch bleifreie Munition für Büchsen (bleifreie Geschosse). Zum Teil ist es mittlerweile verboten, mit bleihaltiger Munition zu jagen. In meinem Kanton (Graubünden) ist der Einsatz von bleifreier Munition mittlerweile vorgeschrieben.
emodul