Laucott schrieb am 21.12.2014:Wie beurteilt Ihr so ein Verhalten Mütterlicherseits? Gibt es unter Euch jemand der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, und wie ist das ganze ausgegangen? Würdet Ihr mir empfehlen Kontakt herzustellen? Es ist meine Mutter und tief im Herzen ist da noch was für Sie.
pinknovember schrieb:Durch diese Aussage mir gegenüber versuchte ich es meiner Mutter noch viel rechter zu machen..schließlich wollte ich dann wenigstens von ihr absolut geliebt werden, wenn mich doch mein Vater schon nicht wollte.
Mir ging es ähnlich, nur war ich kein "Unfall" sondern noch knallhart in einer bereits kaputten Ehe geplant um mehr Geld bei der Scheidung für meine Mutter rauszuholen. Mit zwei Kindern gabs einfach mehr als mit einem. Gespürt habe ich das mein Leben lang. Sie war eine sehr strenge und harte Frau. Sie zog mich groß, sie ERZOG mich - es war ihr verdammt wichtig, wie andere Leute über sie und ihre Kinder dachten. Aber es gab kaum ein liebes Wort von ihr. Wenn sie einmal - auch als ich schon erwachsen war - nichts an mir auszusetzen hatte, war das das höchste Lob, was ich mir von ihr erwarten konnte ^^
Ich habe irgendwann dann mit ungefähr 28 Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen. Mir zuliebe. Die Einsicht von meiner Seite aus, dass man einen Menschen nicht zwingen kann, einen anderen anzunehmen und zu lieben. Sie konnte es einfach nicht. Ich habe mir bis zum Kontaktabbruch allerdings fast täglich "den Haxen ausgerissen" um etwas Liebe und Anerkennung zu bekommen. Spielte es nicht.
Böse bin ich ihr deswegen nicht. Sie KONNTE es nicht. Sie hat mir trotzdem das Leben geschenkt. Aber ich war nicht mehr bereit, mir täglich diese Kälte und Zurückweisungen anzutun. Ich habe diesen Schritt nie bereut.
Was ich ihr allerdings nie verziehen habe, ist, dass sie nicht den Anstand hatte am Sterbebett ein klärendes Gespräch zu führen.
Meine Mutter zeigte mir, wie ich selbst niemals zu meinen Kindern sein wollte, sie zeigte mir aber auch, was Kinder so dringend benötigen. Das Gefühl gewollt zu sein, geliebt zu werden. Das man stolz auf sie ist. Genau das, was pinknovember geschrieben hat... Kinder WOLLEN es den Eltern im Grunde genommen recht machen um geliebt zu werden. Auch wenn sie zwischendurch mal schlimm sind und Fehler machen. Auch DANN wollen sie noch das Gefühl geliebt zu werden haben. Sich auf die Liebe verlassen können.
Ich war gestern leicht schockiert, als mich meine 26-jährige Tochter am Telefon fragte, ob ich auf sie auch noch stolz wäre. Zur Frage kams, als wir einfach über die Elternsprechtage meiner anderen Kinder im Kindergarten und in der Schule sprachen, die jetzt in der Woche stattgefunden haben und ich den Satz erwähnte, ich sei einfach stolz auf die Kleinen. Dass man das mit 26 auch noch hören möchte.... aber selbstverständlich versicherte ich ihr, dass ich auf sie auch noch immer stolz bin. Wieso auch nicht.
:D Ich kann vom Verhalten eines Kindes enttäuscht sein, ich kann gekränkt sein, an meiner Liebe ändert das allerdings nichts.
Vielleicht habe ich unter anderem auch so viele Kinder um an ihnen genau das auszuleben, was ich als Kind nie bekommen habe. Das Gefühl geliebt und angenommen zu werden. Ich stelle dazu mal eine wahre Begebenheit - ein paar Wochen her - hier rein. Vielleicht möchte es ja jemand lesen. ^^
"Gespräche über das Liebhaben"
Jeden Abend setze ich mich zu meinen Kindern ans Bett. Zu jedem einzeln. Wir sprechen dann über den Tag. Ich erzähle ihnen, was mich besonders stolz gemacht und mich gefreut hat. Für mich ist es wichtig, dass der Tag positiv endet. So schlimm können sie gar nicht gewesen sein, dass mir da nicht doch ein paar Punkte einfallen. Sie erzählen mir, was sie heute so erlebt haben, was sie beschäftigt. Mir und meinen Zwergen bedeuten diese Gespräche sehr viel. Den Zwergen, weil es einfach Mamazeit ist, ganz für jeden alleine. Mir, weil es einfach so wichtig ist, Kindern zu vermitteln, dass sie gewollt, geliebt werden. Man kann ihnen das nicht oft genug sagen.
Als es wieder soweit ist, dass ich mich zu R., 5 Jahre alt, ans Bett setze, erzählt sie mir von ihren Wünschen an das Christkind. Sie ist überhaupt schon seit Wochen in Weihnachtsstimmung. Glitzereinhörner wünscht sie sich. In allen Größen. Überhaupt wird sie sich irgendwann einmal einen Stall kaufen. In Regenbogenfarben. Nach zehn Minuten möchte ich langsam das Gespräch beenden.
"R., gute Nacht, schlaf gut. Ich hab dich lieb. So lieb, wie man einen Menschen nur liebhaben kann und das darfst du nie vergessen."
"Immer?"
"Ja immer."
R. lacht, umarmt mich mit ihren kleinen Händen und strahlt mich an. Dann wird sie plötzlich ernst.
"Ich hab dich aber nicht immer lieb."
"Ich weiß. Wenn ich manchmal "Nein" sage oder mit dir schimpfe."
R. nickt, ich rede weiter.
"Aber auch wenn ich mit dir schimpfe, hab ich dich lieb. So schlimm kannst du gar nicht sein, dass ich dich nicht mehr liebhabe. Weißt du, kein Kind ist immer brav. Niemand schafft das. Muss auch so sein."
R. lächelt. Ihre Hände noch immer um meinen Hals geschlungen, sieht sie mich prüfend an.
"Und wenn du einmal tot bist?"
"Auch da hab ich dich lieb, nur kannst du mich dann halt nicht mehr sehen. Ich bin aber trotzdem noch da, wenn ich einmal tot bin. Nur...ich habe nicht vor so schnell zu sterben. Du bist ja noch ein Kind und brauchst mich noch."
R. drückt mir einen dicken Schmatz auf die Wange und kuschelt sich in ihr Bett.
Das Gespräch dürfte ihr viel bedeutet haben, denn sie erklärt seither ihren Tieren und Puppen immer wieder, wie lieb sie alle hat - auch wenn sie mit ihnen schimpft.
Ja, man kann es Kindern nicht oft genug sagen... es ist so wichtig <3