@Gentian Guten Morgen.
Ist es aufgabe des einzelnen dafür zu sorgen mit seinem verhalten, dass er nicht opfer von gewalt wird???
In gewissem Ausmaß - absolut!
Um es mal für Deutlichkeit etwas überspitzt auszudrücken: Wer eine zu große Klappe hat, zu herausfordernd auftritt (oder zu ängstlich), der symbolisiert durch sein Verhalten anderen:,,Kommt doch her und messt euch an mir" beziehungsweise:,,Bitte nicht anpacken, ich hab Angst und tue keinem was...".
Sowas wirkt halt herausfordernd.
Genauso muss Frau sich nicht wundern, wenn sie sehr figurbetont und aufreizend gekleidet ist und dann von Männern angebaggert wird.
Es sollte auch nicht unbedingt jemand breit mit einem Shirt mit der Aufschrift:,,Fuck Islam" durch Viertel laufen, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt sind, nur, weil er das halt für freie Meinungsäußerung hält
:DDas eigene Verhalten macht schon eine Menge aus, ob man Opfer von wie auch immer gearteter Gewalt wird.
Ich bin jetzt kein muskelbepackter Riese, aber wurde hier erst ein einziges Mal blöde angemacht und da hat der Besoffene ziemlich schnell gemerkt, was er für einen Unsinn macht, sich entschuldigt und ist weggegangen.
Natürlich sind aber den eigenen Möglichkeiten Grenzen gesetzt.
Es gibt hunderttausend Gründe, warum jemand gegenüber anderen Menschen gewalttätig wird.
Manchmal reicht buchstäblich, dass man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Man wartet auf die Bahn oder den Bus, da kommt grade jemand vorbei, der Scheiße drauf ist, weil er seinen Job oder die Freundin verloren hat und du bekommst deshalb seinen Wutausbruch zu spüren, ohne jede eigene Schuld.
Das sind aber eben auch Sachen, die kannst du nicht verhindern. Ein bestimmter Level von Gewalt ist nicht verhinderbar. Und wenn du an jede Straßenecke einen Polizisten stellst, ist das nicht verhinderbar, ein paar Sekunden reichen mitunter schon, manchmal nur ein einziger Schlag oder Tritt, um andere zu verletzen.
Ich denke, das müssen wir einfach akzeptieren, wir können uns nicht vor allem schützen.
Am wichtigsten ist meiner Ansicht nach, dass wir uns nicht in eine Spirale aus Angst treiben lassen, in der wir unsere Grund- und Bürger- und Menschenrechte aufgeben.
Es ist eine immer wiederkehrende, beliebte Forderung:,,Härtere Gesetze! Härtere Strafen! Mehr Polizei! Die Polizei soll die Übeltäter mal richtig durchprügeln!"
Diese Forderungen zeugen für mich aber weniger von Gerechtigkeitssinn, als von purer Hilflosigkeit.
Man weiss nicht, was man tun soll, will Schutz und wie in einem Reflex soll die Lösung sein, Täter härter zu bestrafen und mehr Polizei zu haben.
Es ist aber eine bewiesene Tatsache, dass einfach nur härtere Strafen überhaupt nichts bringen.
Das ist sowohl in Deutschland, als auch in anderen Ländern erwiesen.
Viele Länder haben weitaus strengere Gesetze, eine rigorosere Justiz, eine gewalttätigere Polizei - und trotzdem erstens Verbrechen, zweitens oft mehr und sogar schlimmere Kriminalität, als wir in Deutschland.
Wenn man von Wut gepackt ist, je nachdem, dann scheren einen Konsequenzen überhaupt nicht, da denkt man nicht dran, sondern schlägt beispielsweise einfach zu.
Wenn man nichts anderes lernen konnte und gelernt hat, als Gangleben und Drogen verkaufen, dann schert es einen auch nicht, dass man dafür ins Gefängnis kommt.
In so mancher Region, nicht in Deutschland, ist die Alternative, im Dreck zu vegetieren oder zu sterben, das muss einem bewusst sein.
Wer lediglich sagt:,,Die Leute sollen sich an die Gesetze halten, mach ich doch auch", der denkt viel zu kurz.
Eines der besten Mittel überhaupt, um Verbrechen zu verhindern und letztlich auch Opfer und potenzielle Opfer zu schützen und ihnen zu helfen ist, Menschen außerhalb von kriminellen Millieus eine angemessene Perspektive zu geben.
Viele ,,harte Kriminelle" wünschen sich für ihre Kinder, dass diese nicht ein Gangleben auf sich nehmen.
Auch Resozialisierung gehört zu den besten Mitteln der Prävention.
Es ist nicht der schnellste Weg. Aber der beste.
Und wie gesagt: Zu einem gewissen Grad müssen wir einfach akzeptieren, dass das Leben gefährlich ist, wir überfallen und verletzt werden können. Das ist so.
Dafür sollten wir nicht Bürger- und Menschenrechte und Freiheit verkaufen in dem vergeblichen Versuch, uns gegen alles zu schützen.