Ich denke, viele Menschen sind von Kind an einfach darauf konditioniert (Elternhaus, Religionsunterricht etc.) worden, Homosexualität für unnormal anzusehen.
Ich selbst hatte in jungen Jahren nie ein "Ekelgefühl" (eher Unsicherheit/Verstörtheit) beim Anblick von z. B. einander küssenden Männern oder einander küssenden Frauen - gab es aber gegenüber meinen Freunden/Bekannten immer vor zu haben, weil ich sonst selbst als unnormal gegolten hätte, hätte ich es nicht unnormal gefunden.
Ich hatte quasi erst durch Zufall (war mal in den 90ern kurz Geschäftsführer eines Lokals in einem so genannten Schwulengrätzl) Gelegenheit mich zu entkonditionieren, weil ich damals Tag und Nacht in der Szene verbrachte, meine damalige beste Freundin lesbisch war und meine Nichte heute glücklich in einer eingetragenen Partnerschaft lebt.
Heute ist es für mich völlig normal und am meisten freut es mich als Hetero-Mann, mit schwulen Männern ganz normale Gespräche führen zu können ohne ständig den Hintergedanken "Was, wenn er sich von mir was sexuell erwartet oder er sich in mich verliebt?" im Kopf zu haben. Es gibt keine Berührungsängste mehr (Naja, außer eine Lesbe baggert meine Frau an - und die steigt auch noch darauf ein, weil sie denkt, das ist was gaaanz anderes und müsste mir eigentlich gefallen ...).
Allerdings halte ich das Heranziehen des Tierreiches bzw. der Evolution für ziemlich verfehlt, wenn es darum geht, das Normalsein von Homosexualität untermauern zu wollen - denn so gesehen wäre es evolutionstechnisch argumentiert auch "normal", wenn Eltern die schwächsten ihrer Kinder töten würden:
"Infantizid ist von fast allen Raubtieren, aber auch von Affen, Nagetieren, Vögeln, Reptilien und sogar von Delfinen bekannt."Und:
"Warum bringen in der Natur auch Mütter ihre Kinder um, wie im Fall der Eisbärin Vilma? Kann dieses Verhalten von Vorteil sein, obwohl die Weibchen viel Energie in die Schwangerschaft und die ersten Wochen der Aufzucht gesteckt haben? Evolutionsbiologen sagen Ja. Denn wenn die Jungtiere krank oder sehr schwach sind – oder die Weibchen aus anderen Gründen eine erfolgreiche Aufzucht instinktiv für unmöglich halten, ist es besser, Energie zu sparen, das eigene Überleben zu sichern, und im nächsten Jahr einen neuen Versuch zu starten. In einer Computersimulation haben Forscher von der Universität Oxford gezeigt, dass Tiere, die versuchten alle Nachkommen aufzuziehen, nicht die überlebensfähigsten waren. Denn bei Nahrungsknappheit starb der ganze Wurf. Diejenigen, die unter schwierigen Bedingungen einige der Neugeborenen auffraßen, konnten wenigstens einige Junge großziehen, berichten die Wissenschaftler im „American Naturalist“ "http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/verhalten-und-evolution-warum-tiere-ihre-babys-toeten/1137640.htmlDamit wären wir dann genau bei jener Art von "natürlicher" oder "biologischer" Argumentation, die man meiner Meinung nach eigentlich tunlichst vermeiden sollte.