Ich habe die gleiche Empfindung dabei, wie
@Laura_Maelle Es ist ein Gefühl, dass ich aus einem Grund hier bin, der aus der Sicht eines lebenden Menschen nicht klar definierbar ist. Einerseits weil dem Menschen, der das hier schreibt, die Worte fehlen, andererseits weil wahrscheinlich der Menschheit insgesamt das Verständnis dazu fehlt, außerhalb ihres möglichen Rahmen zu denken/wahrzunehmen.
Ich bin ebenfalls Stoiker. Daher ist für mich die Frage nach der Motivation zum Leben gar nicht so wichtig. Sondern eher, mir im Bewusstsein zu halten, dass wir alle - ausnahmslos - irgendwann sterben werden. Ich kann nicht wissen, was danach kommt. Ich kann aber auch nicht wissen, ob das, was wir hier Leben nennen, wirklich Leben ist. Vielleicht gibt es außerhalb des Systems dieser Realität etwas, wo wir noch lebendiger sind? Vielleicht ist das hier ja auch die Abwesenheit des Todes? Und der Tod dann der normale Zustand? Ferner: Können wir überhaupt definieren, was Leben eigentlich ist? Sind wir als Individuum lebendig? Oder sind wir nicht mehr ein Zellverband, in dem jeden einzelne Zelle lebendig ist? Vielleicht muss man dann sagen - um den Film/das Buch Cloud Atlas zu zitieren: "Unsere Leben gehören nicht uns."
Am Ende dessen werden wir zu Asche oder aufgefressen werden. Wie man es auch nimmt, spätestens dann wird unser Körper zu einem Teil von etwas anderem. Bereits jetzt atmen wir die gleiche Luft wie alle anderen. Wir verlieren Zellen, die ihrerseits Teil von anderen Lebewesen werden. Ist das vielleicht die Motivation zu leben? Um zu sterben, damit andere Lebewesen sich von uns ernähren können? Existiert Nahrung allein, um verzehrt zu werden? Und was war da je lebendig?
Braucht man denn überhaupt eine geistig bewusste Motivation, um zu leben? Oder lebt man eher, weil man es tut? Glück zu finden ist jedenfalls keine Motivation, sondern ein Ergebnis oder ein Beiwerk des bewussten Erlebens angenehmer Situationen oder Verhältnisse. Also sollten eben diese (als Motivation) angestrebt werden? Muss man überhaupt nach etwas streben, wenn unser aller Schicksal von vornherein bestimmt ist - mit dem Tod an dessen Ende?
Meiner(!) Überzeugung nach, gibt es eine Unterscheidung zwischen äußerer und innerer Motivation. Die innere baut sich auf sich selbst auf. Also von sich weg. Äußere hingegen ist das Streben zu etwas hin. Aber was wenn man dieses Ziel erreicht hat? Reicht es denn nicht, das auszuleben, was man bereits hat? Um darauf eventuell aufzubauen? Wenn man loslässt von dem Drang, etwas erreichen zu wollen, empfindet man unglaubliche Befreiung. So zumindest meine Erfahrung. Es kommt wie es kommt. Und wenn ich etwas nicht erreiche, dann ist es eben so. Als Künstler zum Beispiel dachte ich lange Zeit, ich müsse vor meinem 30. Lebensjahr weltberühmt sein. Zwar sind heute meine Werke einigen nicht unbekannt, aber was hätte ich denn davon, wenn ich dieses Ziel der weltweiten Berühmtheit erreicht hätte? Wäre das das Ende meines Weges als Künstler?
Oder anders: Wenn wir die extrinsische Motivation unseres Lebens erkannt und erreicht hätten, wozu leben wir dann noch?