Zippy schrieb:In letzter Zeit denke ich viel über Partnerschaften nach, nicht nur über meine, sondern auch und vor allem in meinem Umfeld. Ich habe dabei die Theorie, dass man irgendwann, in der Regel zwischen 20 und 35 Jahren, scheitert. Nicht an der Partnerschaft, sondern am Leben. Man merkt, wie die eigenen Ziele, Träume und Hoffnungen sich nicht erfüllen und wendet sich daraufhin der Partnerschaft respektive der Familienplanung zu.
Familie als Trostpreis, wenn man so will.
Sehr interessante These!
Man muss sich vor Augen halten, dass es gesellschaftlich erwartet wird, mit 30 "angekommen" zu sein. Es wird erwartet, dass man auf eigenen Beinen steht, dass man finanziell und beruflich Sicherheit erfährt. In der Zeit davor, also in der Jugend, hat man Träume und Hoffnungen, probiert sich aus, das Leben ist wie ein Abenteuer. Man ist noch nicht im Hamsterrad drin, steht aber davor und überlegt, wann man eintreten soll.
Hat man es geschafft, desillusioniert einen die nach und nach alltägliche Tristesse. Das Leben erscheint kürzer, die Zeit fängt an zu rasen und die Eindrücke von sich und dem, was man noch erreichen kann, ergrauen. Irgendwann kommt der Tag, an dem man anfängt, sich zu reflektieren, zurückschaut, und sich an die Träume von damals erinnert. Man muss enttäuscht feststellen, sie nicht verwirklicht zu haben, und stattdessen gefangen zu sein in ebenjenem monotonem Hamsterrad, aus dem man nicht mehr herauskommt. Midlife-Crisis.
Zufälligerweise ist das genau die Zeit, in der tatsächlich die Familienplanung anfängt. Und in der Tat investiert man mehr Energie genau da hinein, weil man sie für die Träume nicht mehr braucht.
Zippy schrieb:Insbesondere scheint das bei Frauen so zu sein, dass gescheiterte Karriereziele in einer erhöhten Bereitschaft resultieren, Mutter zu werden, das Heim zu hüten und darin einen Vollzeitjob mit echter Gratifikation zu sehen.
Durchaus möglich. Dafür spricht auch, dass gerade Frauen, bei denen es mit der beruflichen Karriere oder einer anderweitigen Traumverwirklichung läuft, eher keine Kinderwünsche hegen und/oder sie vertagen. Familienplanung scheint die letzte Epoche der Selbstverwirklichung zu sein. Das ist ne Spezialprüfung im Leben, für die man viel Energie über haben muss, denn für etwas anderes gibt's dann keine Zeit und keine Kraft mehr.
Zippy schrieb:Die meisten Partnerschaften sind daher rein funktional zu betrachten. Da steht keine wirkliche Liebe hinter, sondern ein funktionales Interesse nach Familie und der Angst, allein alt zu werden.
Trifft bei manchen zu, bei manchen nicht. Es gibt sicherlich viele, denen Alleinsein als das Schlimmste vorkommt, was ihnen zustoßen könnte, und einigen Partnerschaften damit eine Art phobischer Verhinderungsmechanismus zugrunde liegt. Wie das jetzt statistisch aussieht, kann man aber nicht beantworten.