Anpassungswahn?
10.02.2014 um 18:59Piorama schrieb:aber deine Freunde suchst du dir definitiv selbst aus, wer sich selbst da noch versucht anzupassen dem ist ja nich mehr zu helfen..Wahrscheinlich passt du dich einfach nur unbemerkt an, übernimmst unbemerkt Meinungen und Verhaltensweisen und dergleichen. Das ist ja ein laufender Prozess.
Doch die Geschichte lehrt, dass solche Lichtgestalten Ausnahmeerscheinungen sind. Für die Mehrheit ist es schwer, eigenständige Entscheidungen zu treffen und dafür einzustehen. Wie können wir diesem Ideal wenigstens ein bisschen näher kommen? Dieser Frage widmeten sich auch der Sozialpsychologe Harald Welzer, der Philosoph Michael Pauen und der Neurowissenschaftler Christoph Herrmann in einem gemeinsamen Forschungsprojekt. Sie versuchten herauszufinden, welche Eigenschaften jemand braucht, um selbstständig denken und autonom handeln zu können. Denn wenn man das wüsste, »hätte man eine Spur«, meint Harald Welzer zu Recht.http://www.zeit.de/2013/10/Psychologie-Heldenforschung-Widerstaendler
Allerdings erwies sich ihr Projekt als unerwartet schwierig. Man könnte sogar sagen, es sei gescheitert. Doch gerade dieses Scheitern macht den Blick frei für die tiefere Erkenntnis dessen, was Widerständler von Mitläufern unterscheidet.
Zunächst teilten die Wissenschaftler ihre Testpersonen in zwei Gruppen: Die eine umfasste Studierende, die sich selbst für hochgradig unabhängig hielten (sogenannte hochautonome), in die andere Kategorie kamen diejenigen, die sich nur wenig Eigenständigkeit zutrauten (niedrigautonome). »Bereits beim ersten Telefonkontakt waren die Unterschiede zwischen den beiden Testgruppen deutlich zu spüren«, erinnert sich Welzer, »die Interviewer wussten nach wenigen Sätzen, ob sich eine Testperson für besonders unabhängig hielt oder eher für beeinflussbar.«
Doch dann kam der Praxistest: Wie verhielten sich die Hoch- und Niedrigautonomen in verschiedenen Lebenssituationen tatsächlich? Die Wissenschaftler beobachteten beide Gruppen bei Diskussionen zu moralischen Fragen, prüften, wie sehr sie sich von Zeitungsartikeln in ihrer Meinung beeinflussen ließen, und testeten ihr Verhalten in psychologischen Experimenten.
Überraschendes Ergebnis: »Das tatsächliche Verhalten der Versuchspersonen widersprach kolossal ihrer Selbsteinschätzung!«, fasst Welzer zusammen. Die angeblich Hochautonomen waren keinesfalls eigenständiger als die vermeintlichen Duckmäuser. Und am wenigsten angepasst, so zeigte sich nach Auswertung aller Antworten und Tests, war eine Frau, die sich selbst als niedrigautonom eingeschätzt hatte.
Nochmal aus dem Zeit Artikel den ich gerade schon verlinkt habe.