Tatra schrieb:Wobei es mir heute noch schleierhaft ist welche Aufgaben diese privaten Produktionsstätten und deren Inhaber hatten.
Privat waren eigentlich nur noch ein paar Handwerksbetriebe. Die hatten die gleichen Aufgaben wie alle anderen Handwerker: jemand muss ja mal das Rohr löten oder Schuhe reparieren.
Es war bloss nicht erwünscht, grössere Initiative zu entwickeln: Den Betrieb vergrössern und Leute nach Belieben einstellen, z.B..
So ist das Hanwerk nach und nach beinahe ausgestorben - ausser da, wo es als Kunsthandwerk überlebte: die Schnitzer im Harz, Töpfereien, ......
Grössere Produktionsstätten, auch mit 20 Leuten, waren verstaatlicht.
Die Privatisierung ging zu schnell und zu unkoordiniert, vor allem aber total unkontrolliert vonstatten. Betriebe wurden für eine Mark verkauft, bei nächster Gelegenheit abgewickelt - und dann die Immobilie verkauft. Selbst Betriebe, die noch nach der Wende neue Auftraggeber gefunden hatten und volle Auftragsbücher hatten, wie eine Schneiderei mit ca. 50 Angestellten in Köpenick, wurde aufgelöst .... der wurde die dazugehörige Immobilie in Berlin Mitte zum Verhängnis. Der Käufer hatte nie vorgehabt, den Betrieb weiter zu führen: nachdem er die Subventionen noch kassiert hatte, wurde das Gebäude in Mitte verhökert und unmittelbar danach Insolvenz angemeldet. Eine rechtzeitige Trennung der Geschäftsbereiche machte es möglich.
Ein Bekannter arbeitete damals für die Treuhand und erzählte reihenweise von dem Wildwest-Gebaren. Er selbst kassierte als Studentische Aushilfskraft 30,-DM die Stunde (eine horrende Summe damals) plus Spesen (die sich summierten, da er keinen Führerschein besass und nur noch Taxi fuhr).
kleinundgrün schrieb:Solche Verharmlosung der Stasiaktivitäten finde ich unangemessen. Damals wurden reihenweise Menschen inhaftiert, die sich systemkritisch äußerten. Trotz aller NSA- und sonstiger Skandale sind wir weit davon entfernt.
Muss ich zustimmen. Bei allem, was hier z.B. an Systemkritik geäussert wird, muss doch niemand bangen, heute Nacht nach Bautzen abgeholt zu werden. Bei einem Freund kam nur gerade noch die Maueröffnung dazwischen.
Auch steht es uns frei, woanders zu leben, wenn es uns hier nicht gefällt. Niemand wird mit Schusswaffen an der Ausreise gehindert.
ExNihilo schrieb:Die DDR war damals das was heute Bangladesch oder Rumänien ist.
Naja, da würden jetzt aber viele Freunde von mir in einigen Punkten wiedersprechen: der Arbeiter in der DDR konnte von seiner Arbeit ziemlich gut leben. Im Unterschied zu den Arbeitern in Bangladesh oder Rumänien. Der Unterschied ist: der Lohn entsprach den örtlichen Lebenshaltungskosten (auch wenn die massiv subventioniert durch ausgerechnet die BRD waren, aber das ....)
ExNihilo schrieb:Dann bilden die ihre Weltregierung und schon haben wir quasi Kommunismus.
Nö. Dann haben wir einen Klüngel von 10% der Weltbevölkerung, die alles besitzen und kontrollieren, und der Rest schaut in die Röhre. Nix mit Eigentum an Produktionsmitteln und Teilhabe am Gewinn u.s.w..
Ansonsten kann ich Dir aber uneingeschränkt zustimmen.
:) (Auf meine alten Tage entwickle ich mich zunehmend zur Sozialistin. Und das als Privatunternehmerin!
:trollbier: )