Eure Erlebnisse in der Psychatrie
112 Beiträge ▪ Schlüsselwörter:
Depression, Psychose, Psychatrie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 11:02SallySpectra schrieb:Also ich war damals in der Tagesklinik. Wer das nicht kennt, man geht morgens um acht hin und abends um fünf wieder heim. 1. wohnte ich ziemlich nah. 2. wollte ich abends für mich sein. 3. passiert nach 17 Uhr eh nichts.Tagesklinik ist eine gute Sache. Die hat mich erst richtig stabilisiert.
Aber ich finde deine genannten Zeiten ziemlich anspruchsvoll.
Bei mir war's so, dass ich morgens gegen 08:00 Uhr dort
aufschlagen musste und gegen 15:00 Uhr Feierabend hatte,
meist sogar früher.
Hast du solch einen langen Tag bis 17:00 Uhr samt Therapien
und Ruhezeiten durchgehalten?
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 11:59@Lepus
Schwer zu sagen. Wenn man in guten Verhältnissen aufwächst, so wie ich, dann reagiert man heute sicher anders, wenn sich ein Kind nach dem Tod der Eltern abkapselt. Bei Familien in schwierigen Verhältnissen sieht das sicher wieder ganz anders aus.
@TryptoPhan
Das waren die offiziellen Zeiten. Meist war schon um 16.30 Uhr Schluss. Die Therapien wurden nur allmählich gesteigert. Nicht von Anfang an volles Programm. Aber an manchen Tagen wurde ganz schön was geboten! Ich hab mir aber von Anfang an vorgenommen, wenn mir etwas zu viel wird, dann sage ich das auch. Das habe ich auch letztes Jahr gemacht, als ich wegen meiner geschädigten Hand- und Beinnerven auf Kur war. Das bringt nämlich nichts, wenn du bis an die Grenzen gehst. Mir jedenfalls nicht, denn ich verliere dann ganz schnell die Lust.
Ich hatte eigentlich recht gute Therapien. Ich habe aber auch gesagt, wenn ich etwas nicht wollte. Als erste Arbeitstherapie suchte ich mir z.B. den Klinikkiosk aus. Da arbeiteten aber solch schräge Vögel, dass ich gesagt habe, dass ich dort sicher nicht arbeiten werde. :troll:
Langzeitpatienten kamen mit Listen auf denen stand, was sie nicht kaufen dürften. Meistens war das Kaffee. Denen wurde aber doch Kaffee verkauft, aber auf dem Kassenbon stand dann aber für 8 Euro Schokolade! :D Das war mir echt zu blöde. Ich nahm dann eine Stelle in der Verwaltung an. Da saß ich dann bei den Chefsekretärinnen der Chefärzte und öffnete die eingegangene Post, kuvertierte und frankierte die ausgehende Post, machte Kopien etc. Dauernd hatte wer Geburtstag, also gabs ständig Kaffee und Kuchen! :king:
Auch bei der Hauswirtschaftstherapie sagte ich, nein! Da waren ähnlich komische Leute. Und ich hatte echt keine Lust irgendwann ein Schälmesser zwischen den Rippen oder einen Topf auf den Kopf zu bekommen...
Aber alles in allem war es recht gut. Ich habe viel an Erfahrung mitgenommen.
Schwer zu sagen. Wenn man in guten Verhältnissen aufwächst, so wie ich, dann reagiert man heute sicher anders, wenn sich ein Kind nach dem Tod der Eltern abkapselt. Bei Familien in schwierigen Verhältnissen sieht das sicher wieder ganz anders aus.
@TryptoPhan
Das waren die offiziellen Zeiten. Meist war schon um 16.30 Uhr Schluss. Die Therapien wurden nur allmählich gesteigert. Nicht von Anfang an volles Programm. Aber an manchen Tagen wurde ganz schön was geboten! Ich hab mir aber von Anfang an vorgenommen, wenn mir etwas zu viel wird, dann sage ich das auch. Das habe ich auch letztes Jahr gemacht, als ich wegen meiner geschädigten Hand- und Beinnerven auf Kur war. Das bringt nämlich nichts, wenn du bis an die Grenzen gehst. Mir jedenfalls nicht, denn ich verliere dann ganz schnell die Lust.
Ich hatte eigentlich recht gute Therapien. Ich habe aber auch gesagt, wenn ich etwas nicht wollte. Als erste Arbeitstherapie suchte ich mir z.B. den Klinikkiosk aus. Da arbeiteten aber solch schräge Vögel, dass ich gesagt habe, dass ich dort sicher nicht arbeiten werde. :troll:
Langzeitpatienten kamen mit Listen auf denen stand, was sie nicht kaufen dürften. Meistens war das Kaffee. Denen wurde aber doch Kaffee verkauft, aber auf dem Kassenbon stand dann aber für 8 Euro Schokolade! :D Das war mir echt zu blöde. Ich nahm dann eine Stelle in der Verwaltung an. Da saß ich dann bei den Chefsekretärinnen der Chefärzte und öffnete die eingegangene Post, kuvertierte und frankierte die ausgehende Post, machte Kopien etc. Dauernd hatte wer Geburtstag, also gabs ständig Kaffee und Kuchen! :king:
Auch bei der Hauswirtschaftstherapie sagte ich, nein! Da waren ähnlich komische Leute. Und ich hatte echt keine Lust irgendwann ein Schälmesser zwischen den Rippen oder einen Topf auf den Kopf zu bekommen...
Aber alles in allem war es recht gut. Ich habe viel an Erfahrung mitgenommen.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:00Ich fand es ganz Lustig da.. ;)
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:07@SallySpectra
SallySpectra schrieb:Juchu, depressive Kinder! :troll: Ich glaub, der Grund ist einfach, dass es nicht erkannt wird.oder depresissive Eltern, die eigentlich in behandlung mussten?
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:11@waterfalletje
Meine Mutter hätte nach dem Tod meines Vaters sicher auch gut eine Gesprächstherapie gebrauchen können, ja. Das hat sie natürlich ganz schön mitgenommen mit 32 Jahren schon Witwe mit zwei Kindern zu sein...
Meine Mutter hätte nach dem Tod meines Vaters sicher auch gut eine Gesprächstherapie gebrauchen können, ja. Das hat sie natürlich ganz schön mitgenommen mit 32 Jahren schon Witwe mit zwei Kindern zu sein...
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:23@SallySpectra
Ohja... das kann ich mir voorstellen...das leben geht weiter... kaum zeit zum trauern...
Kann mir gut voorstellen das dies erst mal sowass wie erstarrt....betäubt...
Und du als kind spürst vieles... denke auch oft wir müssen manche eltern kurze zeit therapieren statt kinder...
ist auch oft keine schande... denke das depris ein große thema sind.... und zuviele durchaus leiden...
Mal ein gespräch ein ohr... was zuhören kann.. tut gut..
Ohja... das kann ich mir voorstellen...das leben geht weiter... kaum zeit zum trauern...
Kann mir gut voorstellen das dies erst mal sowass wie erstarrt....betäubt...
Und du als kind spürst vieles... denke auch oft wir müssen manche eltern kurze zeit therapieren statt kinder...
ist auch oft keine schande... denke das depris ein große thema sind.... und zuviele durchaus leiden...
Mal ein gespräch ein ohr... was zuhören kann.. tut gut..
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:29@waterfalletje
Wenn sie mir erlaubt hätte zu trauern und selbst offen damit umgegangen wäre, dann wäre es uns beiden sicher besser ergangen.
Wenn sie mir erlaubt hätte zu trauern und selbst offen damit umgegangen wäre, dann wäre es uns beiden sicher besser ergangen.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:35@SallySpectra
ja das denke ich auch.... nur denke auch.. das sie stark sein musste...
mit zwei kinder krabbelt man nicht mal ein woche ins bett und weint sich die seele aus dem leib...
Wie unrecht wird sich dies anfühlen... mit zwei kinder zurück zu bleiben....
Da wird auch wut mit dabei gewesen sein.. alles..
Manchmal nutz es nichts wenn jemand sagt du muss stark sein..
manchmal muss die umgebung auch stark sein... und schulter zum anlehnen bieten..
muss was tun... hoffe aber euch geht es besser..
ja das denke ich auch.... nur denke auch.. das sie stark sein musste...
mit zwei kinder krabbelt man nicht mal ein woche ins bett und weint sich die seele aus dem leib...
Wie unrecht wird sich dies anfühlen... mit zwei kinder zurück zu bleiben....
Da wird auch wut mit dabei gewesen sein.. alles..
Manchmal nutz es nichts wenn jemand sagt du muss stark sein..
manchmal muss die umgebung auch stark sein... und schulter zum anlehnen bieten..
muss was tun... hoffe aber euch geht es besser..
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 12:44@waterfalletje
Ah, meine Mutter starb elf Jahre später. Da war ich dann schon 16.
Meine Mutter hatte in dem Sinne ja auch niemanden. Ihre eigene Mutter war ihr in dem Sinne keine große Hilfe. Ja, wir Kinder waren immer willkommen. Nach der Schule hin, Mittagessen, Hausaufgaben etc. Aber ein offenes Ohr oder Schulter zum Anlehnen, nein. Naja, die Großeltern machten beide Weltkriege mit. Die haben selbst viel Kummer einfach runtergeschluckt und angepackt. Die entwickelten sich eher zu praktischen Typen. Scherben aufsammeln, wieder aufbauen, weiter gehts...
Ah, meine Mutter starb elf Jahre später. Da war ich dann schon 16.
Meine Mutter hatte in dem Sinne ja auch niemanden. Ihre eigene Mutter war ihr in dem Sinne keine große Hilfe. Ja, wir Kinder waren immer willkommen. Nach der Schule hin, Mittagessen, Hausaufgaben etc. Aber ein offenes Ohr oder Schulter zum Anlehnen, nein. Naja, die Großeltern machten beide Weltkriege mit. Die haben selbst viel Kummer einfach runtergeschluckt und angepackt. Die entwickelten sich eher zu praktischen Typen. Scherben aufsammeln, wieder aufbauen, weiter gehts...
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 14:06@SallySpectra
Ich denke du beschreibst es einfach so wie es war...und hiermit viel wahres...
Dann hast du es auch nicht einfach gehabt..
Mh.. was hatte ich es gut..
Ich hoffe du hast jetzt eine schulter ;-)
Ich denke du beschreibst es einfach so wie es war...und hiermit viel wahres...
Dann hast du es auch nicht einfach gehabt..
Mh.. was hatte ich es gut..
Ich hoffe du hast jetzt eine schulter ;-)
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 14:18trailerguy schrieb:Seid ihr rückfällig geworden?Also, ich selbst war noch nie einer solchen... :P:
Habt ihr euch selbst eingewiesen oder habt ihr die Krankheit bei Ersterscheinung nicht wahrgenommen und wurdet gar zwangseingewiesen?
"Kenne" aber Leute, die sich selbst einweisen ließen, bzw. eingewiesen wurden, aber die kamen nimmer raus... :troll:
Was Rückfälligkeiten betrifft, in verschiedenen Weisen... net der Wille allein zählt, man muß wirklich "wollen" der sogenannte "eiserne Wille" bedeutet nur Zwang.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 20:08@Boris420
Ich wusste gar nicht, dass auch Demente in die Psychiatrie kommen.
@all
Warum ist das so?
Wären Demente nicht in einem Pflegeheim besser aufgehoben?
@ackey
Bei manchen bin ich dafür, dass der Schlüssel nach dem Einsperren weggeworfen wird.
Ich wusste gar nicht, dass auch Demente in die Psychiatrie kommen.
@all
Warum ist das so?
Wären Demente nicht in einem Pflegeheim besser aufgehoben?
@ackey
Bei manchen bin ich dafür, dass der Schlüssel nach dem Einsperren weggeworfen wird.
@SallySpectra schrieb:Glaube ich auch oder besser: Ich hoffe es.
Wenn man in guten Verhältnissen aufwächst, so wie ich, dann reagiert man heute sicher anders, wenn sich ein Kind nach dem Tod der Eltern abkapselt. Bei Familien in schwierigen Verhältnissen sieht das sicher wieder ganz anders aus.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 21:43@Lepus
Im Normalfall sind demente Menschen auch nicht in einer Psychiatrie,
sondern in einen Pflegeheim.
Es kommt natürlich vor, das demete Menschen auf eine akut Station kommen,
damit die Medikamentation neu Eingestellt werden kann, das gibt es.
Es gibt auch eig. Demenzstationen, welche natürlich für jene Pfleger eine
anspruchvolle Arbeit ist.
Was natürlich auch sein kann, ist bei dem Beispiel, wenn es bereits ältere Personen sind
(bekanntlich sind die ja von Demenz meist betroffen) das sie eben andere Erkrankungen auch haben.
Demnach bereits ihr Leben lang in einer Klinik verbrachten, und aus bisher unbekannten Gründen
nehmen Krankheiten wie Schizophrenie usw. im Alter ab. Jedoch kann die Demenz dazu kommen.
Lange Rede kurzer Sinn... Demente gehören natürlich nicht unbedingt in eine Psychiatrie.^^
Im Normalfall sind demente Menschen auch nicht in einer Psychiatrie,
sondern in einen Pflegeheim.
Es kommt natürlich vor, das demete Menschen auf eine akut Station kommen,
damit die Medikamentation neu Eingestellt werden kann, das gibt es.
Es gibt auch eig. Demenzstationen, welche natürlich für jene Pfleger eine
anspruchvolle Arbeit ist.
Was natürlich auch sein kann, ist bei dem Beispiel, wenn es bereits ältere Personen sind
(bekanntlich sind die ja von Demenz meist betroffen) das sie eben andere Erkrankungen auch haben.
Demnach bereits ihr Leben lang in einer Klinik verbrachten, und aus bisher unbekannten Gründen
nehmen Krankheiten wie Schizophrenie usw. im Alter ab. Jedoch kann die Demenz dazu kommen.
Lange Rede kurzer Sinn... Demente gehören natürlich nicht unbedingt in eine Psychiatrie.^^
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
31.10.2013 um 21:56@RiopaFernandi
Das mit der Einstellung der Medikamente ist eine gute Erklärung, daran habe ich gar nicht gedacht.
Das mit der Einstellung der Medikamente ist eine gute Erklärung, daran habe ich gar nicht gedacht.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
14.07.2015 um 01:09Ein Erfahrungsbericht aus Sicht der Pflege:
Ich arbeitete im Rahmen meiner Ausbildung für einige Wochen auf einer "geschützten" (geschlossenen) Station. Bevor der Einsatz begann, war ich sehr unsicher ob ich mich in diesem Umfeld persönlich zurecht finden würde. Man hört ja auch von Kollegen in der Ausbildung, die dort eingesetzt waren, die dollsten Storys.
Ich muss gestehen, dass ich doch derart voreingenommen war, dass ich am ersten Tag richtig "Berührungsängste" den Patienten gegenüber hatte. Diese haben sich doch recht schnell gelegt, weil ich recht schnell wieder im Pflegealltag angekommen war. Dennoch wird seitens der Pflege ein klar definiertes Nähe-Distanz-Verhältnis verlangt. Beispielsweise werden stellt sich das Pflegepersonal ausnahmslos mit dem Nachnamen vor und es wird auch von den Patienten verlangt beim "Sie" zu bleiben. Aber je nach Patient gibt es auch hier und da Ausnahmen, je nach dessen Sozialisation, Krankheitssymptomatik und kognitiven Fähigkeiten. Das soll jetzt nicht überheblich klingen. Für mich war es auch immer mal wieder eine Herausforderung, dieses Nähe-Distanz-Verhältnis ausgewogen zu halten. Denn wie auf somatischen Stationen, entwickelte ich auch mitunter Sympathien für gewisse "Lieblingspatienten". Ich denke aber, das ist menschlich und es zeigt mir, dass ich noch richtig aufgehoben in diesem Berufsfeld bin. Letztendlich ist zu viel Nähe und Sympathie auch meiner Meinung nach nicht gut für Pflegende auf einer (akut) psychatrischen Station, weil man gerade verhaltensauffällige oder suizidale Patienten mehr oder weniger ständig im Auge behalten und beobachten muss.
Viele Patienten waren "Stammgäste", die immer wieder akut aufnahmepflichtig wurden und den Kollegen dementsprechend bekannt waren. Die Krankengeschichten dieser Menschen waren dann meistens auch dementsprechend heftig zu lesen. Es sind teilweise sehr traurige Schicksale. Ich bin wirklich froh, dass ich persönlich (bislang) von psychischen Krankheiten wie schwersten Depressionen, Suizidalität, Schizophrenie oder Paranoia verschont bin, obwohl diese wohl gerade im jungen Erwachsenenalter erstmals auftreten.
Es kam auch regelmäßig zu Fixierungen von Patienten zum Eigen- und Fremdschutz. Als Auszubildender durfte ich daran nicht aktiv teilnehmen. Ich wollte es auch nicht. Es wirkte trotz der akuten Umstände immer entwürdigend auf mich. Gerade dann, wenn die Patienten nach Aufhebung der Fixierung in der Lage waren die Situation und ihr Verhalten zu reflektieren, war bei ihnen oft Scham aber auch Wut/Frustration zu erkennen. Auch ertappte ich mich des öfteren dabei unterbewusst manchen Patienten die Würde abzusprechen, sei es in Gedankenform oder im Gespräch mit Kollegen im Stationsstützpunkt, wenn man mal einfach von ihnen genervt ist. Wobei auch hier das Thema "Psychohygiene" bei den Pflegenden betrachtet werden muss. Es ist schon etwas anderes als auf einer normalen Krankenhausstation, wo keine psychatrischen Erkrankungen im Spiel sind, maximal als Nebenerkrankung.
Auch kam es hier und da mal vor, dass ich objektiv betrachtet verbaler, aber auch körperlicher Agression von Patienten ausgesetzt war, die aufgrund der Krankheit für den Patient subjektiv gerechtfertigt schien. Ich persönlich finde, dass ich diese Situationen recht gut verarbeiten konnte, da es eben hauptsächlich an der Krankheit und nicht am Charakter des Patienten lag. Auch im Kollegium wurden solche Geschehenisse offen besprochen und ich bekam viel Rückhalt.
Es gab auch schöne Momente, wenn z.B. bei Patienten (nach erfolgreicher medikamentöser Einstellung) von Tag zu Tag Besserung zu erkennen war, diese dann auf eine offene Station verlegt oder ganz entlassen wurden und teilweise auch Dankbarbeit der Pflege und den Ärzten gegenüber zeigten.
Fazit: Es war ein sehr aufregender und interessanter Einsatz, der mein Bild von der Psychatrie nachhaltig geprägt hat, mit negativen aber überwiegend positiven Eindrücken. Ein gesundes Mittelmaß bzgl. der Würde psychisch erkrankter Menschen ist meiner Meinung nach schwer zu finden. Jede/r Pflegende/r muss sein Verhalten nach seinem Gewissen ausrichten, was eine gesunde, objektive Verhaltensweise unmöglich macht.
Ich arbeitete im Rahmen meiner Ausbildung für einige Wochen auf einer "geschützten" (geschlossenen) Station. Bevor der Einsatz begann, war ich sehr unsicher ob ich mich in diesem Umfeld persönlich zurecht finden würde. Man hört ja auch von Kollegen in der Ausbildung, die dort eingesetzt waren, die dollsten Storys.
Ich muss gestehen, dass ich doch derart voreingenommen war, dass ich am ersten Tag richtig "Berührungsängste" den Patienten gegenüber hatte. Diese haben sich doch recht schnell gelegt, weil ich recht schnell wieder im Pflegealltag angekommen war. Dennoch wird seitens der Pflege ein klar definiertes Nähe-Distanz-Verhältnis verlangt. Beispielsweise werden stellt sich das Pflegepersonal ausnahmslos mit dem Nachnamen vor und es wird auch von den Patienten verlangt beim "Sie" zu bleiben. Aber je nach Patient gibt es auch hier und da Ausnahmen, je nach dessen Sozialisation, Krankheitssymptomatik und kognitiven Fähigkeiten. Das soll jetzt nicht überheblich klingen. Für mich war es auch immer mal wieder eine Herausforderung, dieses Nähe-Distanz-Verhältnis ausgewogen zu halten. Denn wie auf somatischen Stationen, entwickelte ich auch mitunter Sympathien für gewisse "Lieblingspatienten". Ich denke aber, das ist menschlich und es zeigt mir, dass ich noch richtig aufgehoben in diesem Berufsfeld bin. Letztendlich ist zu viel Nähe und Sympathie auch meiner Meinung nach nicht gut für Pflegende auf einer (akut) psychatrischen Station, weil man gerade verhaltensauffällige oder suizidale Patienten mehr oder weniger ständig im Auge behalten und beobachten muss.
Viele Patienten waren "Stammgäste", die immer wieder akut aufnahmepflichtig wurden und den Kollegen dementsprechend bekannt waren. Die Krankengeschichten dieser Menschen waren dann meistens auch dementsprechend heftig zu lesen. Es sind teilweise sehr traurige Schicksale. Ich bin wirklich froh, dass ich persönlich (bislang) von psychischen Krankheiten wie schwersten Depressionen, Suizidalität, Schizophrenie oder Paranoia verschont bin, obwohl diese wohl gerade im jungen Erwachsenenalter erstmals auftreten.
Es kam auch regelmäßig zu Fixierungen von Patienten zum Eigen- und Fremdschutz. Als Auszubildender durfte ich daran nicht aktiv teilnehmen. Ich wollte es auch nicht. Es wirkte trotz der akuten Umstände immer entwürdigend auf mich. Gerade dann, wenn die Patienten nach Aufhebung der Fixierung in der Lage waren die Situation und ihr Verhalten zu reflektieren, war bei ihnen oft Scham aber auch Wut/Frustration zu erkennen. Auch ertappte ich mich des öfteren dabei unterbewusst manchen Patienten die Würde abzusprechen, sei es in Gedankenform oder im Gespräch mit Kollegen im Stationsstützpunkt, wenn man mal einfach von ihnen genervt ist. Wobei auch hier das Thema "Psychohygiene" bei den Pflegenden betrachtet werden muss. Es ist schon etwas anderes als auf einer normalen Krankenhausstation, wo keine psychatrischen Erkrankungen im Spiel sind, maximal als Nebenerkrankung.
Auch kam es hier und da mal vor, dass ich objektiv betrachtet verbaler, aber auch körperlicher Agression von Patienten ausgesetzt war, die aufgrund der Krankheit für den Patient subjektiv gerechtfertigt schien. Ich persönlich finde, dass ich diese Situationen recht gut verarbeiten konnte, da es eben hauptsächlich an der Krankheit und nicht am Charakter des Patienten lag. Auch im Kollegium wurden solche Geschehenisse offen besprochen und ich bekam viel Rückhalt.
Es gab auch schöne Momente, wenn z.B. bei Patienten (nach erfolgreicher medikamentöser Einstellung) von Tag zu Tag Besserung zu erkennen war, diese dann auf eine offene Station verlegt oder ganz entlassen wurden und teilweise auch Dankbarbeit der Pflege und den Ärzten gegenüber zeigten.
Fazit: Es war ein sehr aufregender und interessanter Einsatz, der mein Bild von der Psychatrie nachhaltig geprägt hat, mit negativen aber überwiegend positiven Eindrücken. Ein gesundes Mittelmaß bzgl. der Würde psychisch erkrankter Menschen ist meiner Meinung nach schwer zu finden. Jede/r Pflegende/r muss sein Verhalten nach seinem Gewissen ausrichten, was eine gesunde, objektive Verhaltensweise unmöglich macht.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
14.07.2015 um 13:39@valfar
Darf ich fragen, was du für eine Ausbildung machst/gemacht hast?
Ich möchte nach meinem FSJ auch noch sehr gerne ein Jahr in einer Psychiatrie arbeiten, aber ob man da als "Praktikant" natürlich so gern genommen wird, weiß ich nicht. ;)
Darf ich fragen, was du für eine Ausbildung machst/gemacht hast?
Ich möchte nach meinem FSJ auch noch sehr gerne ein Jahr in einer Psychiatrie arbeiten, aber ob man da als "Praktikant" natürlich so gern genommen wird, weiß ich nicht. ;)
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
14.07.2015 um 20:18Eure Erlebnisse in der Psychatrie
Schlechte, bin immer nach wenigen Tagen gegangen.
Schlechte, bin immer nach wenigen Tagen gegangen.
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
14.07.2015 um 21:03Ich war über ein halbes jahr in einer psychiatrie,unfreiwillig, weil ich noch minderjährig und ich in einem kritischen zustand war...
Davor war ich 6 monate im krankenhaus(neuropädiatrie)...
Ab einem alter von 11jahren war ich ambulant in psychiatrien und stationär in diversen kliniken...
Die meisten ,,therapien" fanden nicht statt oder haben meinen zustand eher verschlimmert...zudem wurde ich mit tabletten zugestopft...
NIE WIEDER!!!
Davor war ich 6 monate im krankenhaus(neuropädiatrie)...
Ab einem alter von 11jahren war ich ambulant in psychiatrien und stationär in diversen kliniken...
Die meisten ,,therapien" fanden nicht statt oder haben meinen zustand eher verschlimmert...zudem wurde ich mit tabletten zugestopft...
NIE WIEDER!!!
Eure Erlebnisse in der Psychatrie
14.07.2015 um 21:07kann noch nichts über eine solche einrichtung berichten...
aber gehörtes oder gelesenes sprechen bände
aber gehörtes oder gelesenes sprechen bände