Was mich betrifft, ich verstehe nur eins nicht: warum du so leichtfertig mit dem Zeug umgehst und sogar ein Kind fragen würdest, ob es das Zeug nehmen will. Ein Kind versteht nichts von dem Zeug.
Hey, ich bin jetzt 29 und fresse seit zwei Jahren ein Antidepressiva, von dem ich nicht mal weiß, ob es die richtige Entscheidung war, es zu nehmen. Und du willst ein Kind "fragen", ob es verschreibungspflichtige Medikamente nehmen möchte.
Wenn es nein sagt, braucht man ihm nur erzählen: "Davon wirst du wie Superman" und es wird das Zeug mit Begeisterung schlucken. Unverantwortlich!
Na das ich das so nicht gemeint haben kann, ist ja klar. Es ist im Grunde nicht schwer, festzustellen, wann eine Gabe von MPH indiziert ist. Wenn Eltern feststellen, dass ihr Kind beispielsweise trotz außerordentlicher Fähigkeiten und trotz offensichtlicher hoher Intelligenz (hier werden zahlreiche Tests durchgeführt) keine guten Leistungen in der Schule abrufen kann, sollte man über eine medikamentöse Einstellung nachdenken. Es ist mir natürlich ebenso wie allen anderen sehr bewusst, dass die Kindheit die schönste und unbetrübteste Zeit im Leben eines Menschen sein sollte. Daher sage ich nicht, dass man die Medikation verwenden sollte um die Kinder ruhig zu stellen. In den Ferien oder an Wochenenden würde ich ohnehin darauf verzichten. Allerdings sollte man situationsbedingt eben doch darüber nachdenken die Medikation in Erwägung zu ziehen, beispielsweise wenn deutlich wird, dass die Konzentrationsschwierigkeiten zu schulischen Probleme führen (häufig bemerken nämlich auch die Lehrkräfte, dass die Schüler leicht ablenkbar sind). Das wäre für meine Begriffe eine durchaus rationale Herangehensweise.
Sofern das Kind eine geeignete Intelligenz besitzt, und weitestgehend ohne Medikation problemlos (wobei das natürlich relativ zu betrachten ist, da auch schulische Probleme nicht sofort Anlass zur Medikation geben) die Schule passiert, und seinen Fähigkeiten entsprechend voranschreitet, so sehe ich keinerlei Bedarf einer Medikation. Aber spätestens wenn es um das Abi geht, und letzten Endes tatsächlich die Karriere von der Leistung abhängt, sollte man wenigstens versuchen, ob MPH nicht noch eine sinnvolle Hilfe darstellt, das Potenzial zumindest im Hinblick auf den Schulabschluss auszuschöpfen. Man wird dann ja feststellen, ob dadurch eine Leistungssteigerung bewirkt werden kann. Allerdings wird dann wohl die Frage aufkommen - wenn die Medikation anschlägt - weshalb man mit der Gabe so lange gewartet hat, da die fachlichen Grundlagen möglicherweise schon fehlen um das Potenzial, welches man hätte ausschöpfen können, wenn die Medikation schon Jahre zuvor hätte beginnen können, letztlich zu nutzen.
Letzten Endes muss man das natürlich von Fall zu Fall entscheiden, und dies sind auch nur zwei mögliche Konzepte, die für einen Großteil der diagnostizierten Patienten sinnvoll sein könnten. Falsch ist es jedoch den Patienten das Gefühl zu geben, es gäbe einen Plan nach dem sie ihre Medikamente einnehmen müssen, wie man das von herkömmlichen Medikamenten kennt. Eine morgens, eine mittags, eine Abends. Man muss als Patient mit der Wirkung des Medikaments vertraut gemacht werden, um genau einschätzen zu können, wann man den Bedarf hat.
Und gerade im letzten Falle, bei dem die Medikation erst im fortgeschrittenen Alter (also nach der Pubertät) beginnt, stellt sich die Frage nach der Mündigkeit des Patienten meines Erachtens nicht mehr. Mit ca. 15 Jahren sehe ich es so, dass die Jugendlichen dazu in der Lage sind, selbst zu beurteilen, ob die Medikation gewollt ist oder nicht. Es reicht in den meisten Fällen noch völlig wenn in diesem Alter die Medikation einsetzt, wenngleich die Krankenkassen das anders sehen.