Kürbis schrieb:Krieg ist ein beliebtes Spiel bei den Menschen, keine Frage.
Aber die Frage ist, ob die auch nach ihren Vorstellungen besser leben können und ob das funktioniert.
Können die jetzt ganz konkret besser leben mit ihrem System oder hindert sie daran nur das „böse System“?
Wenn ja, wo genau?
Ja es geht ihnen inzwischen deutlich besser, was auch daran liegt das die mexikanische Regierung die Indigenas maßlos ausgebeutet hat.
Vor neunzehn Jahren erhob sich in Mexikos peripherem Gliedstaat Chiapas der Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN) im Namen der indigenen Volksstämme gegen den Staat und die Herrschaft des Partido Revolucionario Institucional (PRI). Nach zwölf Tagen wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Fortan gaben die Guerilleros in einigen als autonom erklärten Gemeinden den Ton an, publizierten von Zeit zu Zeit «Erklärungen aus dem Lakandonen-Urwald» und vernetzten sich im globalen Dorf.
Während des Zusammenlebens mit den indigenen Gemeinden in Chiapas, welche traditionell in regionalen Kleinbauernbewegungen gegen die Großgrundbesitzer*innen organisiert waren und sich unter der Verschlechterung ihrer sozio-ökonomischen Situation radikalisierten, nahm die Guerilla die basisdemokratischen und kollektiven Prinzipien der indigenen Gemeinden an. Hingegen früherer Guerillaorganisationen unterstellt sich die EZLN in politischen Entscheidungen den im Konsens der zivilen Gemeinden getroffenen Beschlüssen. Darüber hinaus betont sie, nicht die staatliche Macht übernehmen zu wollen, sondern ein andersartiges (umgekehrtes) gesellschaftlichen System aufzubauen, in dem die Macht tatsächlich von ´unten`, von der Zivilbevölkerung ausgeht.
Die zivile Organisationsstruktur der Zapatist*innen gliedert sich in Autonome Räte auf Gemeindeebene, Gemeindebezirke, sogenannte Caracoles (Schneckenhäuser), und Räte der Guten Regierung (Junta de Buen Gobierno (JBG)). Die Autonomen Räte, welche direkt innerhalb der Dörfer gewählt werden schicken in einem 8-14tägigen Rotationsprinzip Vertreter*innen in die Caracoles. Die JBGs setzten sich aus diesen Delegierten der autonomen Landkreise zusammen. Alle ´Ämter` werden für einen sehr überschaubaren Zeitraum durch Wahl sowie der Möglichkeit der Absetzung/ Abwahl besetzt. Darüber hinaus wird die direkte Beteiligung aller am politischen und administrativen Prozess angestrebt, was bedeutet, dass möglichst jede, in der Bewegung aktive und auf zapatistischen Territorium lebende Person einmal eine Position in den Räten übernimmt. Dadurch soll jede und jeder ´das Regieren lernen` und Verantwortung übernehmen. Mittels sehr kurzer ´Dienstzeiten` soll ein möglicher Ausbau machtelitärer Strukturen und Korruption verhindert werden.
• vollständige Demokratisierung ganz Mexikos, mit einem radikal basisdemokratischen Konzept
• rechtliche & gesellschaftliche Gleichstellung der Indígenas (zunehmend auch bezüglich anderer Minderheiten & Marginalisierter – Jugendliche, Homosexuelle, Arbeitslose, Sexarbeiter*innen etc.)
• Gleichberechtigung der Frau
• Land (in Besitz bzw. Verfügung derer, die es bearbeiten) und Freiheit (tierra y libertad)
• Selbstbestimmung und Autonomie der indigenen Gemeinden
• Bildungs- & Gesundheitswesen, Infrastruktur und Entwicklung
Das EZLN hat eine Sonderstellung die es von allen anderen lateinamerikanischen Guerillabewegungen unterscheidet: Die Zapatisten bekunden klar und deutlich, dass ihr Kampf nicht der eigenen Machtergreifung gilt und dass sie über kein festes, alternatives Ordnungskonzept für die Neugestaltung Mexikos verfügen. Das wollen sie einer nicht näher beschriebenen „Zivilgesellschaft“ überlassen. Somit verzichten die Zapatist*innen auf die, bei herkömmlichen Guerillas oft zentrale, z.T. einzige Strategie des bewaffneten Kampfes als Mittel sozial-revolutionärer Umwälzungen. Charakteristisch für das Regierungskonzept der Räte der Guten Regierung (JBG) ist erstens die Bemühung Machtstrukturen zu vermeiden und basisdemokratisch zu entscheiden, nach dem Motto des „gehorchenden Befehlens“, und zweitens die ständige Reflektion der eigenen Strukturen und Ziele, nach dem Motto des „fragend gehen wir voran“.
Die Zapatist*innen ihrerseits setzen auf die Vernetzung mit der mexikanischen und internationalen Zivilgesellschaft. Mehrmals luden sie weltweit Menschen zu Treffen wie dem »Intergalaktischen Treffen gegen den Neoliberalismus und für die Menschheit« ein. Anders als viele linke Guerillabewegungen vorheriger Jahrzehnte zeichnet sie ein undogmatisches und anti-autoritäres Politikverständnis aus, das am gegenseitigen Austausch mit vielfältigen sozialen Bewegungen orientiert ist. Sie streben keine Posten in der Regierung an, sondern arbeiten vielmehr am Aufbau realer Alternativen durch autonome Strukturen, etwa eines vom Staat unabhängigen Wirtschafts-, Bildungs-, Gesundheits- und Verwaltungswesens. Privatbesitz an Land lehnen die Zapatist*innen radikal ab; gemäß dem Motto »Das Land denen, die es bearbeiten« setzen sie auf gemeinschaftlich und solidarisch organisierte Produktions- und Handelsbeziehungen. Sie vertreten den Anspruch, selbst zu bestimmen, was in ihren Schulen gelehrt und gelernt werden soll, und dies nicht vom mexikanischen Zentralstaat diktieren zu lassen. Sie bauten Gesundheitszentren, in denen Menschen unabhängig ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten Zugang zu gesundheitlicher Versorgung haben. Obwohl die Aufstandsbekämpfungsstrategien der Regierung teilweise durchaus Wirkung zeigen und vielfach zu gespaltenen Gemeinden, Zermürbung und Frust führen, wehren sich die Zapatist*innen weiterhin gegen kapitalistische Landnahme und rassistische Bevormundung und verfolgen bis heute den Weg der Autonomie.
http://sanmarcosberlin.blogsport.de/fotos/die-ezln/Kürbis schrieb:Können die jetzt ganz konkret besser leben mit ihrem System oder hindert sie daran nur das „böse System“?
Sie haben eine gewisse Autonomie erworben die einzigartig auf der Welt ist, sie selbst betreiben Handel mit internationalen Genossenschaften, z.B. in der Kaffeeproduktion:
http://www.cafe-libertad.de/shop/Durch ihre anarchosyndikale Struktur produzieren sie sogar Überschüsse OHNE eine Ausbeutung und mit einfachsten Mitteln, sie haben ein kleines aber beständiges Netzwerk gebildet und können Überschüsse in Bildung und Gesundheit der Kommunen investieren, sie haben eine Kreislaufwirtschaft gebildet, der Wachstum ist nicht das Ziel, mehr eine stabile Autonomie.
Kürbis schrieb:Solche Dinge interessieren mich da erstmal als Erstes.
Bis dahin bleiben das für mich militante Laberköpfe.
Im Gegenteil sie labern NICHTS sie machen einfach!
:DSie theoretisieren ihr Konzept nicht und machen nicht den gleichen Fehler wie einstige Staatssozialisten. Sie sind eigentlich nur daran interessiert den Imperialismus in ihren Regionen zu verbannen, ein Imperialismus indem die spanischstämmige Bevölkerung die Indigenas ausbeutet und für viele Konflikte gesorgt hat die vergleichbar mit den USA sind wo viele Indianer zum Opfer gefallen sind. Doch sie wissen das auch die spanischen Mexikaner Teil der Gesellschaft dort sind und es gibt auch zahlreiche gegenseitige Sympathien, meist im linken Spektrum der mexikanischen Politik zu finden.
Militante Laberköpfe sind die Leute im Weißen Haus, in der mexikanischen Regierung und in den konservativen/kapitalistischen Kreisen rund um den Globus.
Cherymoya schrieb:Aber wie soll das klappen? Wir brauchen dich für alles hier irgendwie einen "Menister"
Nein dies ist ein Paradigma das sich jeder Zeit ändern kann, wenn man eben diesen Machtmenschen und Egomanen keine Beachtung mehr schenkt. Im Prinzip wollen sich diese Menschen direkt oder indirekt auf Kosten anderer bereichern, sie tarnen es nur unter "Verwaltung" und Politik oder Management. Menschen können sich in Kommunen und Genossenschaften selbst organisieren und können an die Sache basisdemokratisch ohne Umwege rangehen, bei Streitigkeiten entscheidet ein temporärer, basisdemokratischer Rat. Dieses Amt ist dann kein Privileg sondern eine Bürde, man gibt dies dann immer wie einen Staffelstab an andere Menschen mit Erfahrung
;)Eigentlich sehr simpel und keine Theorie, sondern schon lange eine bewährte Praxis! Der Sinn der Sache ist es das "große" nationale, staatliche und globale Wirtschaftssystem zu ersetzen durch ein Netzwerk aus vielen Kommunen die dann durch direkten Austausch Mängel und Überschüsse austauschen, das wird zum Selbstläufer. Gier ist in diesem System ein Störfaktor den man automatisch erkennt und ihm einfach keinen Boden mehr gibt. Gierige Menschen können auch einen "Entzug" ihrer Gier erleben, denn Gier ist im Prinzip eine charakterliche Störung die es dank unserer Ellenbogengesellschaft gibt. Erfolgserlebnisse in einem Team sind ein sehr gutes Beispiel, man braucht zwar auch dann und wann Einzelkämpfer, doch diese werden so behandelt wie jeder andere auch und die Interessen des Teams stehen über den Interessen einzelner.
blutfeder schrieb:es könnte klappen. aber wenn alles von kleinen räten entschieden wird, dann haben die alle unterschiedliche meinungen.
Was auch sehr wichtig ist! Z.B. in der Landwirtschaft oder in der Produktion kann es schnell mal zu Unstimmigkeiten kommen (was es ja so schon in unserem System fast alltäglich gibt), so werden in den Räten Mehrheitsbeschlüsse gemacht und dann wird gehandelt, man kann nur so agieren um die Interessen von denen zu vertreten die auch selbst Mitglied im Rat sind, so kommt es nicht zu Bevormundungen oder zu Lobbys. Es zählt nur das Interesse der Arbeiter und die Bedürfnisstillung. Der Wert einer Arbeit oder eines Erzeugnisses richtet sich dann nach den realen Werten die sich durch das Netzwerk ergeben. Also eine Murmel kann nicht gegen eine Kuh getauscht werden.
So kann man es einfach erklären:
https://www.youtube.com/watch?v=70KQjCpZmrA"Darf man im Kommunismus wirklich nichts mehr besitzen?" Selbstverständlich darf man das. Und doch wird das Privateigentum abgeschafft. Tatsächlich beschreibt der in der Fachliteratur verwendete Begriff des "Privateigentums" nur einen kleinen Teil aller Besitztümer, die einem Menschen gehören können. Es ist wichtig, zwischen zwei unterschiedlichen Gruppen von Eigentum zu unterscheiden. Diese beiden Arten werden in diesem Video erklärt
blutfeder schrieb:wenn im bezirk des rates abc genforschung und so verboten ist, dann gehen die forscher eben in bezirg gfl wo es erlaubt ist und da forschen sie dann weiter fröhlich an den menschlichen genen.
das wäre schonmal ein problem, das da keine einigkeit besteht.
Man würde erst den Zweck der Forschung ergründen um dann zu sehen ob diese Forschung sinnvoll ist oder schädlich. Ich selbst würde sagen es ist sinnvoll, da man so an bestimmten Maßnahmen gegen bestimmten Krankheiten forschen könnte. Sollte das aber schädliche Forschung sein (z.B. Mutationen an empfindsamen Menschen) dann muss der Rat Beobachter entsenden die genau prüfen was dort passiert (das betrifft gleichermaßen auch die die im grünen Bereich sind), solche Kontrollen wird es selbst im Anarchismus im gegenseitigen Interesse geben.
Ich denke alles andere sollte auch im Interesse der Menschen agieren, das ist ja der große Unterschied zum bestehend System, denn hier gibt es Interessengruppen die sich über andere stellen und über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Es erfolgt eben nur ohne über Umwege zu gehen
;)