Türkis schrieb am 15.10.2013:Mich nerven Menschen für die immer nur ihre eigene Meinung zählt und richtig ist, Menschen die sich gerne bei anderen rein hängen statt sich um ihren eigenen Kram zu kümmern, die Oberflächlichkeit einiger Menschen, Menschen die verlogen sind, Menschen die sich aufgrund ihres Berufes oder was auch immer für was besseres halten..
Ja, "Meinungen" werden halt oft als integraler Bestandteil des eigenen Ichs wahrgenommen, was aber nicht der Fall ist. Meinungen entstehen und sind an sich erst mal nicht die Wahrheit, sondern eine "eigene" Vermutung darüber, wie die Wahrheit aussehen könnte. Das "Eigene" ist aber konstruiert durch eine Vielzahl an Faktoren. Das "Eigen" verschwindet in dieser Hinsicht selbst und meine Meinung besteht darin, dass es nur die aus der Ichsucht und dem Eigensinn (Darum aus dem falschen Ich) geborenen Kräfte sind, die uns an bestimmten Meinungen hängen lassen. Meinungen sind konstruiert durch eine Vielzahl an Faktoren. Meinungen und wahres Ich scheinen mir auch nicht sonderlich viel zutun zu haben. Aber das sage ich jetzt nur mal so intuitiv.
Was mich in diesem Zusammenhang dann auch noch stört, ist, wenn sich Menschen aufgrund etwa ihrer Voreingenommenheit gegenüber anderen Meinungen gar nicht erst die Mühe geben, auf den Standpunkt Anderer einzugehen und ihn aufrichtig und neutral für sich genommen zu evaluieren und zu erhören, und auch wenn sie darum andere Personen gleicher oder ähnlicher Meinung hinzuziehen, um sie gegen jemanden anderer Meinung in Stellung zu bringen, anstatt dass man die Dinge unvoreingenommen und um der Lösung und Aussprache Willen sachgerecht unter vier Augen beredet und einen Kompromiss, Wahrheit und selbstloses Recht sucht. Stattdessen scheint mir so, dass manche lieber hinter dem Rücken über Andere reden, um sich gegenseitig selbst zu bestätigen und zu bekräftigen, aber ohne auch nur einen Funken sich ernsthaft mit dem Anderen und seiner Position auseinanderzusetzen und ihn persönlich auf gleicher Augenhöhe hinzuzuziehen, vielmehr wird er sodann vollkommen ausgeklammert. So ist es natürlich auch viel einfacher, sich dann gegenseitig zu bestätigen und etwa zu lästern, zu unterstellen und sich in seiner Meinung selbst zu erhöhen.
Darum ist es wichtig, sich darin zu üben, bescheiden zu sein. Zu erkennen, dass dieser Art der Meinungen das falsche Ich zugrunde liegt, und dieses aus Bedingungen entsteht und man unter anderen Umständen vollkommen andere Meinungen besitzen könnte. Es ist Gott, oder das Universum, wie man will, der es ermöglicht, dass jemand zu bestimmten Meinungen gelangt, die tatsächlich nicht "sein" sind, sondern ihm ermöglicht wurden. Denn die Meinungen bilden sich tatsächlich. Und etwas, was sich bildet, das braucht einen Prozess, der durch Interaktion stattfindet. Alles wirkt auf alles ein. So wie sich das gesamte All in mir vereinigt hat, damit es mich hier her führen konnte und ich dies abfassen konnte, so ermöglicht es durch seine Vereinigung die Bildung von Meinungen. Alles, was je geschah, vereinigt sich in einem Punkt, überall im Universum trifft das Universum auf das Universum in seiner Totalität. Nirgend kann man hinsehen und man würde nicht das Universum sehen, wie es sich überall gleichermaßen befindet und sich ständig selbst determiniert und bedingt und überall sich vereinigt.
Und das war jetzt mal nur meine derzeitige Meinung. Auf Zeit. Wobei ich mir aber irgendwie für mich doch relativ sicher bin, dass es die Wahrheit ist. Wenn ich auch noch über bestimmte Details nachdenke. Ich muss mal schauen. Meinungen ändern sich. Jedenfalls muss gerade sicher auch ich mich noch in Bescheidenheit und Vorsicht bei Kundgabe von Meinungen üben. Ist oft auch gar nicht so einfach, muss man sagen.
Weiterhin, so noch zum Abschluss, ist es übrigens meiner Meinung nach so, dass es eventuell so ist, dass Wahrhaftigkeit nur da sein kann, wo man sich von jedem Status-Denken, jeder Ich-Sucht, jedem Stolz (Verstanden als die Einbildung, durch eigene Anstrengung etwas geschaffen zu haben, und deswegen nun mehr Rechte zu besitzen und einen höheren Status), Begierde, Angst und Zorn frei gemacht hat. Man kann zwar die Wahrheit reden und Recht haben, die Motivation dahinter aber trotzdem nicht Wahrhaftigkeit sein. Denn diese ist der Augendienerei abgetan. Es geht nicht darum, sich etwas selbst auf die Kappe zu schreiben, um sich damit zu schmücken und nun ein besonderes Recht und einen höheren Status zu genießen. Eventuell ist es so, dass der, welcher wirklich wahrhaftig ist, anerkennt, dass er nur durch Zufall und die Gegebenheiten zu seiner Wahrheit kam und er gerade darum wahrhaft ist, da die Aussprache der Wahrheit um der Wahrheit Willen geschieht und nicht um irgendetwas anderem Willen. Aber ist fraglich.
Nicht missverstehen: Ich will mich hier keinesfalls als wahrhaftig bezeichnen. Aber vielleicht wäre eine Schulung darin ganz nett. Auch wenn das ein langer und steiniger Weg sein könnte.