Würdet ihr ein anderes Leben leben wollen, wenn ihr die Wahl hättet?
01.10.2019 um 06:23
Als Kind wäre man gern "so cool, wie..."... der Nachbarsjunge, der Kinderserienstar, der Sänger...auf der Suche nach Identität sucht man sich Vorbilder.
Mittlerweile liegt ein langer Weg hinter einem. Ein Leben voller Widersprüche... Ich war bisher
jemand ohne Schulabschluss und Perspektive, irgendwann dann doch Student..
Eher Aussenseiter aber doch beliebt...
mehrfach vorbestraft, aber mit vielen Polizisten und SEK-Beamten befreundet..
Habe Drogen konsumiert, dennoch erfolgreicher Sportler, der kumuliert zusammengerechnet vor über einer halben Million Menschen seinen Sport in den Stadien Deutschlands ausübt (jedoch immer clean, nie positiv getestet auf unerlaubte Substanzen) ...
Jemand der über 300 Frauen hatte, aber ein treuer und gesunder(!) Ehemann und Vater ist....
Nie reich war, aber 3 Wohnungen auf einmal hatte (legal, und zu legalen Zwecken)...
Es hasst (für andere) zu arbeiten, aber Spaß daran hat, einen neuen Audi mitzuentwickeln...
Also irgendwie sehr widersprüchlich alles.. Und natürlich erzählt man das keinem, denn sie würden einen für verrückt halten,fur jemanden, der sich nur wichtig machen möchte. Es passt eben nicht zusammen, in der Wahrnehmung der anderen.
Es gab mal einen Zwischenfall, der mich fast in die Klapse gebracht hätte, weil ich einen Bruchteil davon erzählte...
Ich war feiern mit einem Bekannten, wir tranken sehr viel da alles aufs Haus ging. Irgendwann gab es eine Schlägerei, an der ich nicht beteiligt war, aber dennoch einen Schlag abbekam, wodurch ich stark blutete. Ich suchte meinen Bekannten auf der Strasse vor dem Club auf, und schimpfte, was das für ein Drecksschuppen sei, in den er mich schleppt, was da für Leute verkehren würden, die grundlos um sich schlagen, und war sehr wütend über die gesamte Situation. Zufällig hat das eine Polizeistreife mitbekommen, die mich dann aufgrund meiner Verletzung und meines unversöhnlichen Verhaltens mit auf die Wache nahmen. Ich gebe zu, dass ich sehr sauer war, da mir Unrecht geschah. Die Polizisten im Revier rotteten sich nun Zusammen, und es entstand eine Gruppendynamik, die darauf abzielte, sich über mich lustig zu machen (z.B. was ich den Studieren würde, es könne nur Facilty Management sein, oder sich weigern, mir ein Taschentuch für die blutende Zunge zu geben). Es begann also so eine Art Schlagabtausch, im Laufe dessen ich u.a. erwähnte, dass ich an diesem Tag zum besten Sportler des Tages von den Fans gewählt wurde, oder dass ich den SEK-Chef von NRW kenne (der Vorfall fand jedoch nicht in NRW statt).. Was alles der Wahrheit entsprach... Doch irgendwann sagte die Polizeibeamtin, nach weiterer Erniedrigung dererseits, es reiche jetzt endgültig, und man würde mich jetzt abholen lassen und an eine psychiatrische Anstalt verweisen. Meine Alarmglocken klingelten, Panik machte sich selbstredend breit, und ich griff zum letzten Strohhalm, der für mich darin Bestand, dass sie meine Mutter kontaktieren, die mich aus meiner Sicht dieser Lage befreien könne, da sie erstens sofort kommen würde, und darüber hinaus meine "Geschichten" bestätigen würde. So wählte die Beamtin ihre Nummer um 5Uhr früh, während sich ein kleiner See voll Blut vor mir auftrat, da meine Zunge stark blutete und mir weiter Taschentücher verweigert wurden. Meine Mutter ging nicht ran. "Na, wo ist jetzt deine Mami", war der Tenor der Beamten, während sie sich weiter lustig über mich lustig machten. Ich bestand darauf, dass sie nochmals versuchen sie zu erreichen, was sie auch Taten. Und tatsächlich, meine Mutter ging endlich ran. Die Beamtin "Hallo Hier Soundso am Apparat, wir bringen Ihren Sohn jetzt in die Anstalt". Meine Mutter, das konnte ich durch den Hörer hören "Nein, auf keinen Fall, was ist passiert, ich komme SOFORT!!". Die Gesichter der Beamten wurden sehr sehr lang, "sie kommt jetzt wirklich!", sagten sie, ziemlich in Aufruhr, und begannen ab diesem Zeitpunkt, das Blut vom Boden wegzuwischen, mit Taschentücher und Wasser zu reichen, und veränderten ihr komplettes Verhalten, von bad cop zu good cop. Meine Mutter und ihr Mann trafen dann eine Weile später ein, und nahmen mich mit (ich hatte ja nichts verbrochen). Damit war der Abend aber nicht zuende, denn meine Zunge musste genäht werden, und so verbrachte ich den gesamten Vormittag in der Uniklinik mit warten, dass endlich jemand Zeit findet, Sonntag Mittag sich meiner Zunge zu widmen. Die folgenden Wochen waren aufgrund der Schmerzen und nicht zuletzt der erfahrenen Erniedrigung eher die Hölle...
Will ich diesen Abend missen? Heute sage ich "Nein, auf keinen Fall!!", denn sonst wäre alles in der Folge anders verlaufen. Ich hätte heute keine wundervolle Frau und Kind, so in der Form wie es heute ist. Für dieses Glücksgefühl und diese Zeit, die ich erfahren durfte, bin ich bereit, diesen absoluten und unvergesslichen Tiefschlaf hinzunehmen, zu akzeptieren, gar nicht missen zu wollen..
Nach jedem Tief gibt es ein Hoch, und es geht auch wieder bergab, um dann wieder anzuziehen.. Diese Erfahrungen lassen einen reifen, auch in die Richtung, sich nicht mehr in solche Situationen auch nur potentiel zu begeben.. Hat zwar schon seine gedauert... Aber auch deshalb würde ich nicht mein Leben tauschen wollen.. Mit wem denn? Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich habe meine nicht umsonst bis hier her geschleppt :)