@Natsuki ob ein dämon zu gefühlen fähig ist, hängt davon ab, was du unter "dämon" verstehst.
1.
wirklich bibelfest bin ich nicht, aber ich glaube, das drittel der engel, dass dem gefallenen in die verbannung folgte, gilt als dämonen. bei der suche nach den wurzeln solcher überlieferungen, hab ich zu einer lesart bzw. interpretation gefunden nach der das engelsepos noch auf äffische vorstadien des menschen zurückgeht und aus der sicht eines dieser äffischen urahnen, der vom boden in einen baum blickte, in dem ganz viele affen saßen, die auf irgendwas "gutes" (wurde überliefert zu "gott") aufpassten, ne frucht vielleicht oder auf einen alten oder ein weibchen von ihnen. und alle affen, die da im baum hingen, galten als besonders respektabel und stärker als der rest in den unteren etagen (~ engel). dann gabs streiterei, weil einer der affen stunk machte. dieses gewaltige affentheater in der baumkrone wurde als die schlacht im himmel überliefert. am ende wurde ein gutes drittel der affen aus der sippe verbannt. die galten fortan als schlecht, böse. und wurden über die jahrtausende immer böser stilisiert und die ganze geschichte derart verfremdet, dass dieser ganze quatsch mit himmel und hölle dabei rauskam. die "gefallenen" haben sich sicher irgendwo nen neuen baum gesucht, nachkommen gezeugt (mit "lillith") und sind bestimmt genaus in unseren genpool eingeflossen wie die coolen typen oben im baum.
und selbst wenn die geschichte nicht stimmt und nix mit der bibel zu tun hat und sich da einfach irgendein umnachteter spinner die dämonen aus der nase gezogen hat, kann dies szenario sich irgendwann so zugetragen haben und vielleicht sogar alle jahre mal wieder irgendwo urtypischerweise abspielen. nur, um mal den gedanklichen rahmen damit zu bereichern, was bei mir da im hinterkopf dazu aufleuchtet.
2.
viel gewichtiger ist natürlich, worauf man sich kulturhistorisch geeinigt hat, was denn dämonen sein sollen.
da haben wir uns heute vernünftigerweise auf eher abstrakte bezeichungen für unsere eigenen schattenseiten geeinigt. demnach ist ein dämon eine facette an jemanden, die derjenige sich ungern eingesteht und der er besser herr wird, weil sie sonst über ihn herr wird. sowas wie gier oder angst kann demnach ein dämon sein. "dämon" ist eigentlich auch nur ne phrase, mit der man etwas verteufelt, schlechtredet. man könnte auch perplexerweise liebe schlechtreden und somit als "dämon" bezeichnen.
3.
aber gehen wir mal auf das abergläubische fabelwesen des dämons ein. das sind im prinzip mythengestalten, die intelligent wie wir menschen sind, aber durchweg böse, nicht nur unzivlisiert, sondern geradezu anti-zivilisiert, tierischer, mordlüsternder natur. in der sage der wechselbälger entführen sie neugeborene menschen - vorzugsweise von edlem stande - und tauschen sie gegen welche von sich aus.
eine gefährliches närrisches gerede, dass die menschlichkeit eines individuums in frage stellen kann und man kann eins und eins zusammenzählen, auf welch gramvolle weise solche mittelalterlichen unkenrufe zustande kamen. wer das närrische gesindel mit eiserner hand regierte, seine leibeigenen seelisch zuklump schikanierte, brauchte sich über solch üblen rufmord hinter seinem rücken nicht wundern.
doch maßen solche leute seit jeher mit zweierlei maß und führten unter jenen, die sie als ihresgleichen sahen, ein zivlisiertes leben, in dem es natürlich auch wahre liebe gibt.
und wahrscheinlich werden auch groteske unterweltkreaturen sofern es diese gibt, auf ihre weise liebe empfinden, denn jedes wesen, das seine nachkommen groß zieht, besitzt den instinkt, diesen aufopfernden schutz zu bieten, zumindest bis er auf eigenen beinen zu stehen gelernt hat.
als grandiose literatur über die leidenschaft eines dämons kann man wohl
dies bezeichnen
-https://www.youtube.com/watch?v=SwRIu2hHojQ