@CurtisNewton Ansichten über die Scheibenform der Erde in der Moderne
Holzstich von Camille Flammarion aus dem Jahr 1888 im Stil des 15. Jahrhunderts, wie man sich das Weltbild des Mittelalters vorstellte.
Im 20. Jahrhundert wurde vielfach behauptet, dass man im europäischen Mittelalter an eine Scheibengestalt der Erde geglaubt habe und das auch Lehre der Kirche gewesen sei. Mehrere Forscher haben in den letzten Jahren aufgearbeitet, dass diese Auffassung erst nachträglich verbreitet wurde.
Der Historiker Jeffrey Burton Russell von der University of California, Santa Barbara, vertritt die Ansicht, die „scheibenförmige Erde“ des Mittelalters sei ein neuzeitliches Märchen (myth), das im 19. Jahrhundert ab etwa 1830 auftauche und die Absicht verfolge, das kirchlich geprägte Mittelalter als „primitiv“ und die Kirche als wissenschaftsfeindlich darzustellen (vgl. Politischer Mythos). Zu den Autoren, die das aus antikirchlichen Motiven betrieben hätten, zählt er Thomas Paine (1737–1809), Jean Antoine Letronne (1787–1848), Washington Irving (1783–1853) und Andrew Dickson White (1832–1918).
Ähnlich der Bonner Skandinavist Rudolf Simek, der für Skandinavien um das Jahr 1000 die Vorstellung einer Kugelerde nachwies.[9]
Nach dem Stuttgarter Romanistikprofessor Reinhard Krüger soll die Polemik, die dem Mittelalter ein Weltbild mit scheibenförmiger Erde zuschrieb, bereits vor der Aufklärung eingesetzt haben. Die Zahl der „kirchliche[n] und weltliche[n] Gelehrte[n]“, die in Spätantike und Mittelalter die Scheibenform vertraten, setzt er laut einem Spiegel-Online-Artikel von 2005 bei nur dreien an,[10] obgleich ihre Zahl zumindest bei sieben lag (siehe oben)
In den USA vertrat die Flat Earth Society die Lehre einer scheibenförmigen Erde als einzig konform mit der Bibel. Das Bestehen der Organisation ist jedoch seit dem Tod ihres letzten Präsidenten ungewiss. Webseiten, die sich als zur Flat Earth Society gehörig ausgeben, sind satirisch angelegt.