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Notizen zur Entwicklung einer formalen szientistischen Magie - Teil I
22.11.2021 um 09:08(Da leider kein Weg möglich war die Kommentare nochmal zu deaktivieren, (obwohl das vorher mal ging) habe ich jetzt das ganze nochmal gepostet. Keine Sorge. Kein Kommentar ist verloren gegangen. Das Bild mit allen Kommentaren ist unten angefügt)
Vorab: Zum Verständnis wird vorausgesetzt, dass man bereits breite Erfahrung im Bereich der Magie und der Mathematik gesammelt hat. Bei letzterem sollte dabei auch klar sein, was Axiome sind, was ein Kalkül ist, was Beweise sind, wie man Beweise führt und liest, was formale und transzendentale Logik ist und was sie voneinander unterscheidet, was formale Sprachen sind und was sie deutlich von natürlichen Sprachen unterscheidet, warum formale Sprachen bevorzugt werden als natürliche Sprachen, usw. Als Literaturempfehlung zur Einführung sei hier folgendes Werk angegeben:
"Wie man mathematisch denkt: Eine Einführung in die mathematische Arbeitstechnik für Studienanfänger" (von Kevin Houston. Übersetzung: Roland Girgensohn)
=> Sollte es Verständnisprobleme geben, dann gerne mich anschreiben per PN und ich werde darauf eingehen. Hier geht es nicht um eine Grundsatzdiskussion darüber, was formale Sprachen, usw. sind. Das alles lässt sich in einschlägiger Literatur der theoretischen Informatik finden. Hier geht es um die eigentliche Arbeit, nämlich der Formalisierung einer szientistischen Magie.
Hallo! (Einige kennen mich evtl. noch ehemals als User "Tetragrammaton" auf Allmy)
Die Probleme, die ich die letzten Jahre immer wieder hier im Forum beobachten konnte bzgl. der Magie waren häufig die folgenden:
Ich könnte hier noch einige mehr aufzählen, allerdings wird deutlich, dass die Magie oftmals für etwas gehalten wird, was sie eigentlich nicht ist und auch nicht sein kann. Die Magie wird oftmals mit Telekinese und anderen abenteuerlichen Ideen vermengt und es gibt zwar durchaus auch Möglichkeiten, auf die physische Ebene einzuwirken, wird aber (leider) oftmals gravierend überschätzt und bedarf ein besonderes Talent und Training, dessen Mühe es nicht wert ist und auch gar nicht notwendig ist. Ein ernsthaft angehender Magier (oder allgemein vernünftig denkender Mensch) würde sich niemals 10 Jahre seines Leben verwerfen damit er einen Gegenstand ein paar Millimeter weit verschieben kann. Und selbst dann ist dies keine Garantie, dass man nach dem langen Training überhaupt signifikante Fortschritte macht.
Magie sollte auf wissenschaftlichen Füßen stehen, aber sie muss auch auf solchen stehen, in denen eben gerade das wichtigste Axiom, das Sittengesetz, gelten muss, denn sonst kann und wird Magie niemals "funktionieren". Sie würde genausowenig funktionieren wie die euklidische Geometrie ohne das Axiom der Strecke und Gerade nicht funktionieren würde. Ohne das Herzstück funktioniert der Apparat nicht. Eben deshalb ist die Magie auch anders als andere Bereiche. So wie der Mathematiker erst eine Intuition dafür entwickeln muss, damit er mathematische Beweise schneller lesen, verstehen und selbst führen kann, so muss auch der angehende Magier eine Intuition für den besonderen Zustand entwickeln, wenn er magisch agiert. Das Sittengesetz ist dazu unerlässlich.
Nun daher die Frage: Was wären mögliche Lösungen zu diesem Problem? Denn auch wenn genug Kritik fällt, kommen selten Lösungen zur Ansprache. Ich möchte dazu einige hier vorstellen, wie man die Magie wissenschaftlich und vernünftig gründet:
Dies sollte vorerst genügen. Ich halte es für eine absolute Pflicht, dass der Okkultismus einem strengen Kritizismus unterzogen und einheitlich gemacht wird. Andernfalls wird es weiterhin an allen Ecken nur so von Widersprüchen wimmeln und ein Erfolg innerhalb der magischen Praxis keine Garantie bestehen. Für das längerfristige Überleben der Magie muss also die Intuition in Sprache übersetzt werden, die von den Magiern verstanden und angewendet werden kann, so wie die Mathematiker gedankliche Objekte in Prädikatenlogik fassen und ausdrücken.
EDIT:
Es sei hier noch anzumerken, dass von Personen, die keine Zugänge zu astralen/mentalen Sinneswahrnehmungen haben sich von der Existenz bspw. bestimmter Wesenheiten auf der Astralebene nicht überzeugen lassen würden. Es ist zwar möglich bis zu einem gewissen Grad intellektuell auf eine Diskrepanz zu schließen, also d.h. zu erkennen, dass der Materialismus nicht erschöpfend sein kann bei der Beschreibung der Welt, aber darüber hinaus wird der Intellekt keinerlei sinnvolle Schlüsse ziehen können da dieser letztlich nur auf das begrenzt ist, was das Subjekt wahrnehmen kann. Alles darüber ist für den ungeübten Menschen nur "Ding an sich" und zwar intellektuell denkbar, aber nicht erfahrbar und daher nicht näher untersuchbar. Der Intellekt fruchtet also erst dann wirklich im spirituellen, wenn zunächst die höheren Sinne geschult werden, sodass das scheinbare "Ding an sich" nun Erscheinung und erfahrbar wird. Nur dann lässt sich wirklich auf gleicher Ebene diskutieren und forschen. Der Mensch, der ewig in Platons Höhle sitzen bleibt, wird niemals über die genaue Ursache der Bilder auf der Wand richtig forschen können wenn er nicht bereit ist seine Wahrnehmungswelt zu erweitern. Dies erfordert bereits einen Mut, einen gewagten Schritt, den man gemeinhin als "über den Tellerrand schauen" bezeichnet.
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Vorab: Zum Verständnis wird vorausgesetzt, dass man bereits breite Erfahrung im Bereich der Magie und der Mathematik gesammelt hat. Bei letzterem sollte dabei auch klar sein, was Axiome sind, was ein Kalkül ist, was Beweise sind, wie man Beweise führt und liest, was formale und transzendentale Logik ist und was sie voneinander unterscheidet, was formale Sprachen sind und was sie deutlich von natürlichen Sprachen unterscheidet, warum formale Sprachen bevorzugt werden als natürliche Sprachen, usw. Als Literaturempfehlung zur Einführung sei hier folgendes Werk angegeben:
"Wie man mathematisch denkt: Eine Einführung in die mathematische Arbeitstechnik für Studienanfänger" (von Kevin Houston. Übersetzung: Roland Girgensohn)
=> Sollte es Verständnisprobleme geben, dann gerne mich anschreiben per PN und ich werde darauf eingehen. Hier geht es nicht um eine Grundsatzdiskussion darüber, was formale Sprachen, usw. sind. Das alles lässt sich in einschlägiger Literatur der theoretischen Informatik finden. Hier geht es um die eigentliche Arbeit, nämlich der Formalisierung einer szientistischen Magie.
Hallo! (Einige kennen mich evtl. noch ehemals als User "Tetragrammaton" auf Allmy)
Die Probleme, die ich die letzten Jahre immer wieder hier im Forum beobachten konnte bzgl. der Magie waren häufig die folgenden:
- Völlig unrealistische Zielsetzungen innerhalb der Magie (bspw. keine Basics, sondern lieber gleich zur Sigillenmagie)
- Hauptsächlich nur zur Anwendung um irgendwelche Neigungen (Lust, Rache, usw.) zu befriedigen - kein wirkliches Interesse an der Arbeit an Magie, sondern nur schnell was finden und anwenden
- Ein oftmals verzerrtes, mit Widersprüchen gefülltes Weltbild (Moralkonstrukte, die als Naturgesetze verkauft werden, usw)
- Falsche Vorstellung über Magie (Feuerbälle schießen und ähnliches sind Märchen, die mit echtem Okkultismus nichts zu tun haben)
- Einzelne Erfahrungen werden sofort als übernatürlich gewertet, ohne kritische Untersuchung - keine Selbstreflexion
- Fehlende moralische (seelische wie geistige) Reife, die ein Ausüben der magischen Fähigkeiten verhindern - man erlernt Magie nur der Fähigkeiten wegen, nicht wegen der geistigen Weiterentwicklung
Ich könnte hier noch einige mehr aufzählen, allerdings wird deutlich, dass die Magie oftmals für etwas gehalten wird, was sie eigentlich nicht ist und auch nicht sein kann. Die Magie wird oftmals mit Telekinese und anderen abenteuerlichen Ideen vermengt und es gibt zwar durchaus auch Möglichkeiten, auf die physische Ebene einzuwirken, wird aber (leider) oftmals gravierend überschätzt und bedarf ein besonderes Talent und Training, dessen Mühe es nicht wert ist und auch gar nicht notwendig ist. Ein ernsthaft angehender Magier (oder allgemein vernünftig denkender Mensch) würde sich niemals 10 Jahre seines Leben verwerfen damit er einen Gegenstand ein paar Millimeter weit verschieben kann. Und selbst dann ist dies keine Garantie, dass man nach dem langen Training überhaupt signifikante Fortschritte macht.
Magie sollte auf wissenschaftlichen Füßen stehen, aber sie muss auch auf solchen stehen, in denen eben gerade das wichtigste Axiom, das Sittengesetz, gelten muss, denn sonst kann und wird Magie niemals "funktionieren". Sie würde genausowenig funktionieren wie die euklidische Geometrie ohne das Axiom der Strecke und Gerade nicht funktionieren würde. Ohne das Herzstück funktioniert der Apparat nicht. Eben deshalb ist die Magie auch anders als andere Bereiche. So wie der Mathematiker erst eine Intuition dafür entwickeln muss, damit er mathematische Beweise schneller lesen, verstehen und selbst führen kann, so muss auch der angehende Magier eine Intuition für den besonderen Zustand entwickeln, wenn er magisch agiert. Das Sittengesetz ist dazu unerlässlich.
Nun daher die Frage: Was wären mögliche Lösungen zu diesem Problem? Denn auch wenn genug Kritik fällt, kommen selten Lösungen zur Ansprache. Ich möchte dazu einige hier vorstellen, wie man die Magie wissenschaftlich und vernünftig gründet:
- Die Formulierung eines Axiomensystems der Magie, das in sich geschlossen und logisch schlüssig ist. Es muss möglich sein darauf ein Kalkül aufzubauen, mithilfe dessen Ableitungen aus diesen Axiomen generiert und weiterverwendet werden können. => Ein Ansatz ist die Verknüpfung der Transzendentallogik Kants mit der formalen Logik, wodurch ein solches System für die Magie möglich wäre => Axiome sind begründbar (dank transzendentaler Logik).
- Die Einigung aller Magier auf die Definitionen bestimmter Begriffe alias "Nomenklatur"; Es muss klar sein, was jeder Begriff bedeutet und von allen abgegrenzt werden können. Ambiguitäten von Begriffen müssen vermieden werden. Der einzig mir bekannte Begriff im Okkultismus, der einen solchen Zweck erfüllt, ist z.B. "Magick". Dies müsste sich aber weiter erstrecken auf Begriffe wie Wille, Elemente, usw.
- Die Ausführung astraler/mentaler Experimente und deren Dokumentation. Dabei muss ein einheitliches Modell entwickelt werden, wie Empirie auf astraler und mentaler Ebene funktionieren soll und muss, sowie wie sie verknüpft werden kann mit dem physischen Empirismusbegriff
- Die Formulierung einer nicht-ambiguen Sprache (ähnlich der mathematischen Sprache), die alle Magier verstehen und anwenden können. Sie sollte eine übersichtliche Syntax haben und induktiv definiert sein. Hier bietet es sich an direkt auf auf ein entwickeltes Kalkül zurückzugreifen und neue Symbole und Operatoren zu definieren, die die gewünschte Semantik haben (bspw. \asymp als eine Art Evokationsoperator)
- Ein einheitliches didaktisches Lehrsystem, welches den Studenten an das Thema Magie sowohl theoretisch als auch praktisch schult. Dabei dienen als Orientierungspunkt solche Lehrsysteme, die die Grundlagen von null an beibringen. Empfehlenswerte praktische Lehrsysteme sind bspw. die von Franz Bardon.
Dies sollte vorerst genügen. Ich halte es für eine absolute Pflicht, dass der Okkultismus einem strengen Kritizismus unterzogen und einheitlich gemacht wird. Andernfalls wird es weiterhin an allen Ecken nur so von Widersprüchen wimmeln und ein Erfolg innerhalb der magischen Praxis keine Garantie bestehen. Für das längerfristige Überleben der Magie muss also die Intuition in Sprache übersetzt werden, die von den Magiern verstanden und angewendet werden kann, so wie die Mathematiker gedankliche Objekte in Prädikatenlogik fassen und ausdrücken.
EDIT:
Es sei hier noch anzumerken, dass von Personen, die keine Zugänge zu astralen/mentalen Sinneswahrnehmungen haben sich von der Existenz bspw. bestimmter Wesenheiten auf der Astralebene nicht überzeugen lassen würden. Es ist zwar möglich bis zu einem gewissen Grad intellektuell auf eine Diskrepanz zu schließen, also d.h. zu erkennen, dass der Materialismus nicht erschöpfend sein kann bei der Beschreibung der Welt, aber darüber hinaus wird der Intellekt keinerlei sinnvolle Schlüsse ziehen können da dieser letztlich nur auf das begrenzt ist, was das Subjekt wahrnehmen kann. Alles darüber ist für den ungeübten Menschen nur "Ding an sich" und zwar intellektuell denkbar, aber nicht erfahrbar und daher nicht näher untersuchbar. Der Intellekt fruchtet also erst dann wirklich im spirituellen, wenn zunächst die höheren Sinne geschult werden, sodass das scheinbare "Ding an sich" nun Erscheinung und erfahrbar wird. Nur dann lässt sich wirklich auf gleicher Ebene diskutieren und forschen. Der Mensch, der ewig in Platons Höhle sitzen bleibt, wird niemals über die genaue Ursache der Bilder auf der Wand richtig forschen können wenn er nicht bereit ist seine Wahrnehmungswelt zu erweitern. Dies erfordert bereits einen Mut, einen gewagten Schritt, den man gemeinhin als "über den Tellerrand schauen" bezeichnet.
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