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Gedichte aus aller Welt

813 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Literatur, Gedichte, Lyrik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte aus aller Welt

13.01.2022 um 06:33
Abendbilder



Wenn der Abend

Kühl und labend

Sich auf Thal und Waldung senkt;

Wenn die Wolken röter werden

Und der Hirt des Dorfes Herden

Am beschilften Teiche tränkt;

Wenn der Hase

Leis' im Grase

Nascht und im betauten Kraut;

Wenn der Hirsch aus dem Gehege

Wandelt, und das Reh am Wege

Steht und traulich um sich schaut;

Wenn mit Blüten

Auf den Hüten,

Sens' und Rechen auf dem Arm,

Unter spätem Festgeleier,

Heimwärts kehrt der Zug der Heuer

Und der Schnitterinnen Schwarm:

Wonneträumend

Staun' ich, säumend,

Dann vom Damm die Gegend an;

Freu' so herrlich mich der hehren

Schönen Erd', und süße Zähren

Sagen, was kein Ausdruck kann.
[267]

Froh und bange

Lausch' ich lange

Auf der Amsel Abendlied:

Wie, umhüllt von Erlenblättern,

Nachtigallen ziehend schmettern,

Und der Kibiz lockt im Ried;

Bis nur Grillen

Noch im Stillen

Zirpen, und der Käfer streift,

Und der Landmann, wenn's noch dämmert,

Seine Sens' im Hofe hämmert

Und ein Mäherliedchen pfeift;

Bis der Liebe

Stern so trübe

In der Abendröte schwimmt;

Dann der perlenfarbne Himmel

Dunkelt, und das Glanzgewimmel

Der Gestirne sacht entglimmt.


Salis-Seewis, Johann Gaudenz von

Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis war ein Schweizer Dichter. Wikipedia
Geboren: 26. Dezember 1762, Malans, Schweiz
Verstorben: 29. Januar 1834,


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Gedichte aus aller Welt

13.01.2022 um 06:35
I am the New Year. I am an unspoiled page in your book of time.

I am your next chance at the art of living. I am your opportunity to practice what you have learned about life during the last twelve months.

All that you sought and didn’t find is hidden in me, waiting for you to search it but with more determination.

All the good that you tried for and didn’t achieve is mine to grant when you have fewer conflicting desires.

All that you dreamed but didn’t dare to do, all that you hoped but did not will, all the faith that you claimed but did not have—these slumber lightly, waiting to be awakened by the touch of a strong purpose.

I am your opportunity to renew your allegiance to Him who said, “Behold, I make all things new.”
Source: Unknown


Ich bin das neue Jahr. Ich bin eine unberührte Seite in Ihrem Buch der Zeit.

Ich bin Ihre nächste Chance für die Kunst des Lebens. Ich bin Ihre Gelegenheit, das zu üben, was Sie in den letzten zwölf Monaten über das Leben gelernt haben.

Alles, was Sie gesucht und nicht gefunden haben, ist in mir verborgen und wartet darauf, dass Sie es suchen, aber mit mehr Entschlossenheit.

All das Gute, das Sie versucht und nicht erreicht haben, kann ich gewähren, wenn Sie weniger widersprüchliche Wünsche haben.

Alles, was Sie geträumt haben, aber nicht zu tun wagten, alles, was Sie hofften, aber nicht wollten, all der Glaube, den Sie behaupteten, aber nicht hatten – dies schlummert leicht und wartet darauf, durch die Berührung eines starken Vorsatzes geweckt zu werden.

Ich bin deine Gelegenheit, deine Treue zu Ihm zu erneuern, der sagte: „Siehe, ich mache alles neu.“
Quelle: Unbekannt


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Gedichte aus aller Welt

13.01.2022 um 06:37
Abends muß ich auf der Brücke stehen,
Nieder in den dunkeln Strom zu sehen,
Wie er strömt und zieht und mit Gebrause
Sehnlich weiterstrebt – wohin? Nach Hause?

So viel Jahre bin auch ich gegangen
Ohne Rast mit sehnlichem Verlangen,
Wandernd mit den Strömen, Wolken, Winden,
Eine Heimat, eine Rast zu finden.

Weiter noch, so wird die Stunde schlagen,
Daß sie mich im weißen Linnen tragen.
Wanderschaft ade und Stromgebrause!
Stille trägt man mich – wohin? Nach Hause?

Hermann Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.


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Gedichte aus aller Welt

14.01.2022 um 08:16
Halte meine Hand wenn die Sonne untergeht,
wenn das Licht des Tages erlischt
und die Dunkelheit ihr sternernes Tuch ausbreitet …
Halte sie fest, wenn er mir nicht gelingt
in dieser unvollkommenen Welt zu leben …
Halte meine Hand …
bring mich dahin, wo es keine Zeit gibt …
Halte sie fest wenn das Leben schwierig ist.
Halte meine Hand …
an den Tagen, an denen ich mich orientierungslos fühle …
sing mir das Lied der Sterne
leiser Singsang gehauchter Stimmen …
Halte meine Hand
und drücke sie fest bevor das unveschämte
Schicksal mich von dir wegführt …
Halte meine Hand und lass mich nicht gehen …
niemals …


Hermann Hesse


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Gedichte aus aller Welt

14.01.2022 um 18:05
Wie naht das finster türmende
Gewölk so schwarz und schwer!
Wie jagt der Wind, der stürmende,
Das Schneegestöber her!
Verschwunden ist die blühende
Und grüne Weltgestalt;
Es eilt der Fuss, der fliehende,
Im Schneefeld nass und kalt.
Wohl dem, der nun zufrieden ist
Und innerlich sich kennt!
Dem warm ein Herz beschieden ist,
Das heimlich loht und brennt!
Wo, traulich sich dran schmiegend, es
Die wache Seele schürt,
Ein perlend, nie versiegendes
Gedankenbrauwerk rührt!

Gottfried Keller

Gottfried Keller war ein Schweizer Dichter und Politiker.


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Gedichte aus aller Welt

14.01.2022 um 18:13
Der Nordwind pfeift,
wirbelnder Schnee fällt zuhauf.
Sei gut zu mir, liebe mich,
faß meine Hand, nimm mich bei dir auf.

Shi-King

China


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Gedichte aus aller Welt

21.01.2022 um 18:50
Eine rote Sonne liegt
In des Teiches tiefen Fluten,
Ein verirrter Falter fliegt
über Schilf und Weidenruten.
Alles, was mein Herz verlor,
Jugendmut und Kinderfrieden,
Schlummert hier im gelben Rohr,
Einsam, stumm, weltabgeschieden.
Wie ein breites Abendrot
Liegt mein Leben und mein Leiden,
Ruhig wie ein dunkles Boot
Meine Träume drüber gleiten.
Über meinen wilden Sinn
Ist ein Frieden ausgegossen;
Was ich war und was ich bin,
Ist in einen Traum zerflossen.

Hermann Hesse,
ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller


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Gedichte aus aller Welt

21.01.2022 um 18:52
Neuanfang

Ein Neuanfang beginnt mit Sterben,
das Alte muß erst mal vergeh’n,
Ängste türmen sich auf zu Bergen,
rauhe Stürme dir entgegen weh’n.
Ein neuer Traum noch ungeboren,
es herrschen Müßiggang und Pein,
dein langer Weg hat sich verloren,
jeder Neue kann so falsch nicht sein.
Schicksal läßt sich nicht erzwingen,
doch neuer Mut aus Hoffnung keimt,
dem Leben deine Zukunft abzuringen,
damit es sich auf Glück dann reimt.

Ferdinand Raimund

Ferdinand Raimund eigentlich Ferdinand Jakob Raimann war ein österreichischer Schauspieler und Dramatiker.


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Gedichte aus aller Welt

21.01.2022 um 18:54
Erster Schnee

Wie plötzlich doch bedeckt mit Eis
So Strauch und Bäume steh’n,
Auf letztem Grün das erste Weiß,
Wie traurig ist’s zu seh’n!

Was bangst du, Herz? Sei frisch und kühn
Und denk’, wenn Flocken weh’n:
Auf letztem Weiß das erste Grün,
Wie lieblich wird das steh’n!

Johann Nepomuk Vogl

Österreich


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Gedichte aus aller Welt

25.01.2022 um 18:47
EMMY BALL HENNINGS

Tänzerin

Mir ist, als ob ich schon gezeichnet wäre
Und auf der Totenliste stünde.
Es hält mich ab von mancher Sünde,
Wie langsam ich am Leben zehre!
Und ängstlich sind oft meine Schritte,
Mein Herz hat einen kranken Schlag
Und schwächer wird’s mit jedem Tag.
Ein Todesengel steht in meines Zimmers Mitte.
Doch tanz ich bis zur Atemnot.
Bald werde ich im Grabe liegen,
Und niemand wird sich an mich schmiegen.
Ach, küssen will ich bis zum Tod.

Infos zu Emmy Hennigs


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Gedichte aus aller Welt

26.01.2022 um 07:14
Regentage

Der scheue Blick an allen Enden
Stößt sich an grauen Wänden,
Und “Sonne” ist nur noch ein leeres Wort.
Die Bäume stehn und frieren naß und nackt,
Die Frauen gehn in Mäntel eingepackt,
Und Regen rauscht unendlich fort und fort.
Einst als ich noch ein Knabe war,
Da stand der Himmel immer blau und klar
Und alle Wolken waren goldgerändert;
Nun seit ich älter bin,
Ist aller Glanz dahin,
Der Regen rauscht, die Welt hat sich verändert.

Hermann Hesse

(deutsch-schweizerischer Schriftsteller)


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Gedichte aus aller Welt

26.01.2022 um 07:16
Jedes Ding hat seine Zeit
Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer

Jedes Ding hat seine Zeit,
Jede Zeit hat ihren Segen,
Heute stürzt ein finstrer Regen
Morgen Sonnenherrlichkeit!
Und das goldne Korn gedeiht
Unter Blitz und Wetterschlägen;
Jede Zeit hat ihren Segen,
Jedes Ding hat seine Zeit.

Jedes Ding hat seine Zeit,
Jede Zeit hat ihren Segen,
Lass dich innig nur bewegen
Fremdes Leid und eignes Leid!
Trägst du heut ein Trauerkleid,
Kommt der Tag es abzulegen;
Jede Zeit hat ihren Segen,
Jedes Ding hat seine Zeit.

(Conrad Ferdinand Meyer war ein Schweizer Dichter des Realismus, der Novellen, Romane und Lyrik geschaffen hat)


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Gedichte aus aller Welt

26.01.2022 um 07:32
Auf dem Canal grande





Auf dem Canal grande betten
Tief sich ein die Abendschatten,
Hundert dunkle Gondeln gleiten
Als ein flüsterndes Geheimnis.

Aber zwischen zwei Palästen
Glüht herein die Abendsonne,
Flammend wirft sie einen grellen
Breiten Streifen auf die Gondeln.

In dem purpurroten Lichte
Laute Stimmen, hell Gelächter,
Überredende Gebärden
Und das frevle Spiel der Augen.

Eine kleine, kurze Strecke
Treibt das Leben leidenschaftlich
Und erlischt im Schatten drüben
Als ein unverständlich Murmeln.


Conrad Ferdinand Meyer
Schweizer Dichter


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Gedichte aus aller Welt

26.01.2022 um 07:33
Des Sommers letzte Rose

Blüht hier noch allein

Verwelkt sind der Gespielen

Holdlächelnde Reih’n.

Ach, es blieb keine Schwester,

Keine Knospe zurück,

Mit erwiderndem Seufzer

Mit errötendem Blick!

Ich will nicht, Verlass’ne,

So einsam dich sehn,

Wo die Lieblichen schlummern,

Sollst auch du schlafen gehen.

Drum freundlich zerstreu‘ ich

Deine Blätter über’s Beet,

Wo die Blüten, wo die Blätter

Deiner Schwestern verweht.


So bald möcht‘ ich folgen,

Wenn Freundschaft sich trübt,

Und der Kranz süßer Liebe

Seine Blätter zerstiebt;

Wenn Teure verschwinden,

Manch treues Herze fällt,

O, wer wollt‘ allein bewohnen

Diese nächtliche Welt!

Thomas Moore
irischer Dichter, Schriftsteller,


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Gedichte aus aller Welt

26.01.2022 um 07:47
Begegnung

Mich führte durch den Tannenwald

Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,

Da, ohne dass ein Huf gehallt,

Erblickt ich plötzlich einen Reiter.



Nicht zugewandt, nicht abgewandt,

Kam er, den Mantel umgeschlagen,

Mir deuchte, dass ich ihn gekannt

In alten, längst verschollnen Tagen.



Der jungen Augen wilde Kraft,

Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,

Ein Zug von Traum und Leidenschaft

Berührte mich so tief und eigen.



Sein Rösslein zog auf weisser Bahn

Vorbei mit ungehörten Hufen.

Mich fassts mit Lust und Grauen an,

Ihm Gruss und Namen nachzurufen.



Doch keinen Namen hab ich dann

Als meinen eigenen gefunden,

Da Ross und Reiter schon im Tann

Und hinterm Schneegeflock verschwunden.

Conrad Ferdinand Meyer
(* 11.10.1825, † 28.11.1898)
Schweiz


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Gedichte aus aller Welt

26.01.2022 um 08:04
„Der Hügel, den wir erklimmen“

„The Hill We Climb“

von Amanda Gorman


Mr. President, Dr. Biden, Madam Vice President, Mr. Emhoff, Bürger Amerikas und der ganzen Welt,

Wenn es Tag wird, fragen wir uns,

wo wir Licht zu finden vermögen, in diesem niemals endenden Schatten?

Den Verlust, den wir tragen,

ein Meer, das wir durchwaten müssen.

Wir haben dem Bauch der Bestie getrotzt.

Wir haben gelernt, dass Ruhe nicht immer Frieden bedeutet.

Und dass die Normen und Vorstellungen von dem, was gerade ist,

nicht immer Gerechtigkeit sind.

Und doch gehört die Morgendämmerung uns,

noch ehe wir es wussten.

Irgendwie schaffen wir es.

Irgendwie haben wir es überstanden und bezeugten

eine Nation, die nicht kaputt ist,

sondern einfach unvollendet.

Wir, die Nachfahren eines Landes und einer Zeit,

in der ein dünnes, schwarzes Mädchen,

das von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen wurde,

davon träumen kann, Präsidentin zu werden,

nur um sich selbst in einer Situation zu finden, in der sie für einen vorträgt.

Und ja, wir sind alles andere als lupenrein,

alles andere als makellos,

aber das bedeutet nicht, dass wir danach streben,

eine Gemeinschaft zu bilden, die perfekt ist.

Wir streben danach, gezielt eine Gemeinschaft zu schmieden.

Ein Land zu bilden, das sich allen Kulturen, Farben, Charakteren und menschlichen Lebensverhältnissen verpflichtet fühlt.

Und so erheben wir unseren Blick nicht auf das, was zwischen uns steht,

sondern auf das, was vor uns steht.

Wir schließen die Kluft, weil wir wissen, dass wir, um unsere Zukunft an erste Stelle zu setzen,

zuerst unsere Unterschiede beiseitelegen müssen.

Wir legen unsere Waffen nieder,

damit wir unsere Arme

nach einander ausstrecken können.

Wir wollen Schaden für keinen und Harmonie für alle.

Lasst die Welt, wenn sonst auch nichts, sagen, dass dies wahr ist:

Dass wir, selbst als wir trauerten, wuchsen

Dass wir, selbst als wir Schmerzen litten, hofften

Dass wir, selbst als wir ermüdeten, es weiter versucht haben

Dass wir für immer verbunden sein werden, siegreich

Nicht weil wir nie wieder eine Niederlage erleben werden,

sondern weil wir nie wieder Spaltung säen werden.

Die Heilige Schrift sagt uns, dass wir uns vorstellen sollen,

dass jeder unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum sitzen soll

und keiner ihnen Angst machen soll.

Falls wir unserer eigenen Zeit gerecht werden sollen,

dann wird der Sieg nicht in der Klinge liegen,

sondern in all den Brücken, die wir gebaut haben.

Das ist das Versprechen:

Der Hügel, den wir erklimmen,

wenn wir es nur wagen,

denn Amerikaner zu sein, ist mehr als ein Stolz, den wir erben,

es ist die Vergangenheit, in die wir treten,

und die Art, wie wir sie reparieren.

Wir haben eine Macht gesehen, die unsere Nation eher zerschlagen würde,

als sie zu teilen,

die unser Land zerstören würde, wenn es dazu führe, Demokratie zu verzögern.

Und dieser Versuch war fast erfolgreich.

Doch auch wenn Demokratie von Zeit zu Zeit verzögert werden kann,

kann sie niemals dauerhaft besiegt werden.

In diese Wahrheit,

in diesem Glauben, vertrauen wir.

Denn obwohl wir unsere Augen auf die Zukunft richten,

die Geschichte hat ihre Augen auf uns gerichtet.

Dies ist die Ära gerechter Wiedergutmachung.

Wir fürchteten zu Beginn,

wir fühlten uns nicht bereit,

Erben einer solch schrecklichen Stunde zu sein,

doch in ihr fanden wir die Kraft

ein neues Kapitel zu schreiben,

uns selbst Hoffnung und Lachen zu schenken.

Also während wir uns einst fragten,

wie wir jemals diese Katastrophe überstehen könnten,

stellen wir jetzt fest:

Wie könnte eine Katastrophe jemals uns überstehen.

Wir werden nicht zurück zu dem marschieren, was war,

sondern uns auf das zu bewegen, was sein wird.

Ein Land, das zwar verletzt, aber dennoch intakt ist,

gütig, aber kühn,

kämpferisch und frei.

Wir werden uns nicht umdrehen

oder durch Einschüchterung unterbrechen lassen,

weil wir wissen, dass unsere Untätigkeit und Trägheit

unser Erbe für die nächste Generation sein wird.

Unsere groben Fehler werden zu ihren Lasten.

Aber eines ist sicher:

Wenn wir Barmherzigkeit mit Macht verschmelzen

und Macht mit Recht,

dann wird Liebe unser Vermächtnis

und Veränderung das Geburtsrecht unserer Kinder.

Also lasst uns ein Land hinterlassen,

das besser ist als das, welches uns hinterlassen wurde.

Mit jedem Atemzug aus meiner bronzegegossenen Brust

werden wir diese verwundete Welt in eine wundersame verwandeln.

Wir werden uns von den goldbeschienenen Hügeln des Westens erheben,

wir werden uns aus dem windgepeitschten Nordosten erheben,

in dem unsere Vorfahren zum ersten Mal die Revolution verwirklichten,

wir werden uns aus den von Seen gesäumten Städten des Mittleren Westens erheben,

wir werden uns aus dem sonnengebrannten Süden erheben,

wir werden wieder aufbauen, uns versöhnen und erholen,

und jeden bekannten Winkel unserer Nation und

jede Ecke, die unser Landes genannt wird.

Unser Volk, vielfältig und schön, wird aufstreben,

zerschunden und schön.

Wenn der Tag kommt, treten wir aus dem Schatten heraus,

entflammt und ohne Angst.

Die neue Morgendämmerung erblüht, wenn wir sie befreien.

Denn es gibt immer Licht,

wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen,

wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.


Die US-Poetin Amanda Gorman hat bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden ein Gedicht vorgetragen.
„The Hill We Climb“ heißt das Werk, in dem es um Herausforderungen, aber auch Hoffnung geht.
Gorman ist erst 22 Jahre alt.


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Gedichte aus aller Welt

31.01.2022 um 11:00
Kein Unterschlupf

Nicht sich verstecken
vor den Dingen
der Zeit
in die Liebe

Aber auch nicht
vor der Liebe
in die Dinge
der Zeit

(Erich Fried)


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Gedichte aus aller Welt

31.01.2022 um 11:32
Die Uhr

Ich trage, wo ich gehe, stets eine Uhr bei mir;
Wieviel es geschlagen habe, genau seh ich an ihr.
Es ist ein großer Meister, der künstlich ihr Werk gefügt,
Wenngleich ihr Gang nicht immer dem törichten Wunsche genügt.

Ich wollte, sie wäre rascher gegangen an manchem Tag;
Ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag.
In meinen Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh,
Was immer geschah im Leben, sie pochte den Takt dazu.

Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an des Freundes Bahr,
Sie schlug am Morgen der Liebe, sie schlug am Traualtar.
Sie schlug an der Wiege des Kindes, sie schlägt, will's Gott, noch oft,
Wenn bessere Tage kommen, wie meine Seele es hofft.

Und ward sie auch einmal träger, und drohte zu stocken ihr Lauf,
So zog der Meister immer großmütig sie wieder auf.
Doch stände sie einmal stille, dann wär's um sie geschehn,
Kein andrer, als der sie fügte, bringt die Zerstörte zum Gehn.

Dann müßt ich zum Meister wandern, der wohnt am Ende wohl weit,
Wohl draußen, jenseits der Erde, wohl dort in der Ewigkeit!
Dann gäb ich sie ihm zurücke mit dankbar kindlichem Flehn:
Sieh, Herr, ich hab nichts verdorben, sie blieb von selber stehn.

Johann Gabriel Seidl

Österreichischer Dichter


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Gedichte aus aller Welt

31.01.2022 um 11:35
Ich liebte Dich ...


Ich liebte Dich: vielleicht ist dieses Feuer
In meinem Herzen noch nicht ganz verglüht;
Doch Deine Ruh ist mir vor allem teuer,
Durch nichts betrüben will ich Dein Gemüth.
Ich liebte Dich, stumm, hoffnungslos und schmerzlich,
In aller Qual, die solche Liebe gibt —
Ich liebte Dich so wahrhaft und so herzlich,
Gott geb', daß Dich ein Andrer je so liebt!



Alexander Puschkin

Russischer Dichter


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